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Offener Wettbewerb | 07/2020

Neubau des Campus der Religionen in Wien (AT)

2. Anerkennung

Peter Mitterer Architekt

Architektur

Architekt Christian Kronaus

Architektur

KLAMMER * ZELENY Architekten

Architektur

Hoyer Brandschutz GmbH

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Der Campus der Religionen nimmt eine herausragende Stellung in der Seestadt Aspern ein - einerseits als spirituelles Zentrum und andererseits als Universitätsstandort. Der ambitionierte Ansatz, acht verschiedene Religionen sowie eine Hochschule an einem Standort in Form eines Campus zu vereinen, strahlt weit über das Quartier und die Stadt hinaus und wird als internationales Vorzeigeprojekt wahrgenommen werden. Gleichzeitig wird der Campus der Religionen auf vielfältige Weise mit seiner unmittelbaren Nachbarschaft interagieren und als „spiritueller Nahversorger“ eng mit dem Stadtteil verbunden sein.
Der Entwurf möchte dieser Identität des Campus, zwischen überregionaler Strahlkraft und lokaler Verwurzelung, durch ein Gebäude gerecht werden, das ebenfalls durch verschiedene Maßstäbe wirkt.
Gleich einem Stein, der in einen See geworfen wird und eine gleichmäßige Wellenbewegung auslöst, ist der Campus auch aus konzentrischen Kreisen aufgebaut. Der Platz der Religionen bildet das Zentrum des Campus, von hier aus breiten sich die kreisförmigen Dächer und Gebäudeteile nach außen und oben hin aus, werden an den Grundstückskanten geschnitten und setzen sich doch als Idee der Gemeinschaft weithin fort, durch die Seestadt, die Stadt und darüber hinaus. Der Kreis als Symbol des Göttlichen und Ewigen bildet dabei das formale Grundelement, in dem sich alle Religionen wiederfinden können.
Auf der lokalen Ebene nehmen die Bauteile im Erdgeschoss die Kanten und Brüche der umgebenden Baufelder auf und verweben so den Campus der Religionen ganz selbstverständlich mit der Seestadt. Wirkt der Campus von oben seinem Anspruch entsprechend wie ein Solitär im neuen Quartier, so passt sich der Entwurf auf der Fußgängerebene den städtebaulichen Prinzipien der Seestadt mit ihren Durchwegungen und Arkaden an und wird so ein Teil der Nachbarschaft.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche Qualität
Mit einer Struktur aus konzentrischen Kreisen bildet das Projekt eine schalenförmige Struktur, die auf die städtebaulichen Gegebenheiten des Baufeldes adäquat reagiert. Die Bauteile der KPH bilden zu den Rändern nach Norden und Süden Hochpunkte aus, die der Höhenentwicklung der benachbarten Bebauung entsprechen. Im Zentrum des Campus stehen die niedrigen Sakralbauten um einen kreisrunden Platz, von dem aus die internen Wege sowie die Verbindungen zwischen Elinor-Ostrom- Park und Platz der Kulturen klar definiert und übersichtlich angeordnet sind.


Baukünstlerische Qualität
Der Entwurf besticht mit seinem symbolisch aufgeladenen, für die Bauaufgabe stimmig formulierten architektonischen Konzept. Es gelingt eine gute Balance zwischen den unterschiedlichen Funktionen und eine gleichwertige Interpretation der Sakralgebäude unter einem gemeinsamen Dach. Als Nachteil des Konzepts wird gesehen, dass es aufgrund seiner Stringenz nur in seiner Gesamtheit stimmig bleibt. Die Unabhängigkeit in der Umsetzung der einzelnen Sakralbauten, die durch die Scheibe des gemeinsamen Daches in Grundriss und Höhe vordefiniert sind, ist nicht ausreichend gegeben. Das Preisgericht stellt auch infrage, ob in der Ausgestaltung der Fassaden eine eintsprechend individuelle Handschrift möglich ist, die es für die einzelnen religiösen Traditionen braucht, um identitätsstiftend zu wirken.

Umsetzung des räumlichen Konzepts im Innen- und Außenraum
Das Raumprogramm wird vollinhaltlich umgesetzt. Bei der KPH werden die Verwaltungsräume im Südtrakt zusammengefasst. Die Mensa im Erdgeschoß des Nordtrakts ist mit dem zentralen Platz verbunden, jedoch wird die Atmosphäre dieser weitgehend komplett überdeckten Freifläche infrage gestellt. Auch die Qualität der Freiräume zwischen den Sakralbauten sowie der Wege zwischen dem Ring der Sakralbauten und den KPH-Bauten wäre im Detail zu prüfen. Positiv beurteilt werden die Terrassen, die der Hochschule einen eigenen, hochwertigen Freibereich zur verfügung stellen.

Aspekte der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung bei Konstruktion, Materialwahl und Energiebedarf
Die Materialwahl wird grundsätzlich als stimmig angesehen. Hervorgehoben wird der Grünanteil an Fassaden und Dächern. Das Projekt liefert auch einen engagierten Beitrag hinsichtlich des nachhaltigen Betriebs des Campus, dessen haustechnische Versorgung ausschließlich über erneuerbare Energiequellen erfolgt.

Wirtschaftlichkeit in Bau und Betrieb
Das Projekt ist gemäß den ermittelten Kennwerten sehr kompakt. Wirtschaftlichkeit in Bau und Betrieb ist zu erwarten.