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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2020

Erweiterungsbau für das Rathaus in Ofterdingen

Anerkennung / 5. Rang

Preisgeld: 2.500 EUR

arabzadeh.schneider.wirth architekten

Architektur

Jetter Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ERLÄUTERUNGSBERICHT


PROLOG

Das 1523 erbaute denkmalgeschützte Rathaus wurde in seiner fast 500-jährigen Geschichte mehrfach baulich verändert. Die im Jahre 1966 entdeckten Renaissancetorbogen weisen auf die im Erdge-schoss ursprüngliche Nutzung einer offenen Halle hin, die u.a. als Verkaufsfläche für Waren des tägli-chen Gebrauchs diente. Ursprünglich verputzt, wurde 1977 das Fachwerk der oberen Geschosse freigelegt. Die unsymmetrisch angeordneten Fenster zeigen, dass das Fachwerk ursprünglich nicht als Sichtfachwerk vorgesehen war. Der Treppenhausanbau im Jahre 1998 erschließt mit Aufzug barriere-frei alle Geschosse. Mit seiner an die postmoderne erinnernde Ästhetik im Sinne eines "anything go-es" ist es ein typisches "Kind seiner Zeit", dessen damalige Ablehnung eines doktrinären Verbindlich-keitsanspruches gegenüber dem historischen Vorbild nicht mehr der aktuellen Architekturauffassung entspricht.

STÄDTEBAU

Das historische Rathaus liegt an prominenter Stelle des ursprünglich landwirtschaftlich geprägten Dorfkerns in fußläufiger Entfernung zur spätgotischen Evang. Maurituskirche aus dem 16. Jahrhun-dert. Von der Steinlachbrücke aus zeigt sich der Nordwestgiebel am Ende der Rathausgasse sehr repräsentativ. Von der Bachsatzstraße aus kommend zeigte sich die Südwestecke des mächtigen Sockels und der Obergeschosse in Fachwerkbauweise auch schon zu Zeiten des südlich gelegenen und jetzt abgerissenen Gebäudes dominant.
Die unmittelbare Umgebung des Rathauses wird von Gebäuden mit verputztem oder sichtbarem Fachwerk, oft mit Massivsockel und mächtigen Satteldächern geprägt. Zusammen mit dem 3-geschossigen Rathaus bildet die Rathausgasse an der Steinlach ein städtebauliches Ensemble aus ansonsten 1- bis 2-geschossigen giebelständigen, früher landwirtschaftlich genutzten Gebäuden, die das historische Stadtbild noch relativ unverfälscht widerspiegeln. Der südlich des Rathauses errichtete 4-geschossige Neubau sprengt dagegen die vorhandene Maßstäblichkeit mit seinem Raumvolumen und seiner Architekturelemente der weit auskragenden Balkone und der mächtigen Gauben. Dieses Gebäude ist ein negatives "Kind unserer heutigen Zeit", ein Investorengebäude mit maximaler wirtschaftlicher Ausnutzung des Grundstücks, das durch sein Volumen den gewachsenen Städtebau der direkten Umgebung nicht nur ignoriert, sondern zerstört. Statt belebter Erdgeschosszonen prägen die Zufahrt zu Tiefgaragen in ansonsten geschlossenen Wänden das Fußgängerniveau und tragen so zur Verödung dieser dörflichen Strukturen bei. Perspektivisch sensibel sanierte Gebäude an der Rathausgasse könnten im Zusammenspiel mit historischem Rathaus und Rathausneubau ähnlich des "Fleckens" um die Mauritiuskirche /Bücherei ein attraktives Kleinod Ofterdingens unter Einbeziehung der Steinlach bilden. Die Rathauserweiterung ist daher ein wichtiger städtebaulicher Baustein, um die vorhandenen Potentiale der historischen Umgebungsbebauung zu ergänzen und zu stärken.

ARCHITEKTUR

Wie wird ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude des 16. Jahrhunderts durch einen Erweite-rungsbau, dessen Raumvolumen dem des Bestandsbaus ebenbürtig ist, ergänzt – die Quintessenz der Wettbewerbsaufgabe. Die Antwort: Interpretation des historischen Gebäudes in ein modernes, zeitgemäßes und aus heutiger Sicht zeitloses Gebäude. Es entwickelt sich ein sehr spannender Dialog zwischen dem Rathaus aus der Zeit der Renaissance und seinem auf die Urform des historischen Vorbilds reduzierten Zeitgenosse von heute. Auch der Urbau war ein Zweckgebäude, mit einem mas-siven Sockel, der sich u.a. in den nach Südosten ansteigenden Hang eingäbt, sowie der zwei Oberge-schossen als Fachwerk mit verputztem Gefache, deren regelmäßig angeordnete Lochfenster sich aus der Fachwerkkonstruktion herleiten. Beim Neubau wird die Topographie über massive Stahlbeton-wände abgefangen und die Holzkonstruktion in Holzrahmenbauweise errichtet. Im Gegensatz zum traditionellen Fachwerkbau kann dadurch die Fassade flexibel, mit hohem Öffnungsanteil vorgefertigt werden. Nicht die Konstruktion bedingt die Lage der Fenster, sondern die individuellen Nutzungen der Räume. Statt der symmetrischen Anordnung im Altbau bestimmen eine Komposition harmonisch an-geordneter Öffnungen mit unterschiedlicher Wertigkeit die Neubaufassade. Der Neubau ist leicht nach Westen verschwenkt und versteht sich auch als städtebauliches Bindeglied zum südlich anschließen-den Wohnneubau. Seine Ausrichtung orientiert sich am gegenüberliegenden ebenfalls giebelständigen verputztem Fachwerkgebäude Bachsatzstraße 4.
Der Treppenhausanbau von 1998 dient zukünftig nicht nur der vertikalen Erschließung des Altbaus, sondern auch des Neubaus. Deshalb wird an seine Geometrie sensibel angedockt und der Neubau horizontal und mit dem bestehenden Aufzug barrierefrei angebunden. Ein zweites Treppenhaus im Neubau ist nicht nur zweiter Fluchtweg, sondern sorgt für kurze Wege zwischen den Geschossen. Durch Belebung der Erdgeschosse wird der Verödung des Dorfzentrums entgegengewirkt: Das höher frequentierte Bürgerbüro verbleibt im Erdgeschoss Altbau. Die massiven Wände- soweit nicht statisch notwendig- werden zurückgebaut, um die Struktur der historischen Halle erlebbarer zu machen. Das Bürgerbüro mit Backoffice organisiert sich flexibel mit transparenten Raumteilern. Die wichtige und zentrale Anlaufstelle für die Bürgerschaft Ofterdingens bleibt somit das historische Gebäude der Ge-meindeverwaltung mit seiner barrierefreien Erschließung in unmittelbarer Nähe.
Der Sitzungssaal wird dagegen zukünftig im Erdgeschoss des Neubaus verortet sein. Seine großzügi-gen Öffnungen orientieren sich zu dem den Neubau umfließenden Platz. Innen- und Außenräume verschmelzen über die öffenbare Fassade zu einer flexibel nutzbaren Einheit. Die Intimität einer nicht öffentlichen Sitzung kann durch die vorgeschlagenen Lamellen gewahrt bleiben. Neben den Sitzungen des Gemeinderats können unter Einbeziehung von Außen- und Innenräume zukünftig (Dorf-)Feste rund um das Rathaus gefeiert werden. Die separate Zugangsmöglichkeit einschließlich aller notwendigen Nebenräume ist gewährleistet. Beide Erdgeschosse sind der Nutzung durch die Bürgerschaft zugewandt, sie öffnen sich zum öffentlichen Raum und tragen somit zu der gewünschten zusätzlichen Belebung von Rathausgasse und Bachsatzstraße bei. In den zwei Obergeschossen liegen die Büro- und Nebenräume der Verwaltung. Das Finanzwesen wird im Altbau vorortet, Bürgermeister und Amts-leiter mit den Besprechungsräumen sowie dem Sozialraum im Neubau. Das Dachtragwerk des Altbaus ist romantische Kulisse für das zukünftige Trauzimmer, das durch eine Terrasse für den sommerlichen Sektempfang durch die Anpassung des Schrägdaches des Anbaus zusätzlich aufgewertet wird. Eine Pergola schließt den Neubau mit dem Archiv an, das so über den Aufzug wettergeschützt erreicht werden kann. Alt- und Neubau, ein „Zwillingspaar“ hinsichtlich Volumina, Materialität und Kon-struktionsansätze, werden zukünftig in einen neugierig machenden Dialog, nicht Wettstreit miteinander eintreten, und der Bürgerschaft von Ofterdingen ein spannendes, Geschichte und städtebaulichen Kontext berücksichtigendes beispielhaftes Rathausensemble präsentieren.

MATERIAL UND KONSTRUKTION

Der Entwurf für die Erweiterung Rathaus Ofterdingen wird dem Anspruch an eine hohe architektoni-sche Qualität, einer wirtschaftliche Konstruktionen, dem Einsatz weniger, wartungsarmer Materialien mit geringem Primäraufwand sowie sparsamen Grundrissen für einen minimierten und zukunftswei-senden Gesamtenergiebedarf gerecht. Die Umfassungswände und Decken des Erdgeschosses mit dem stützungsfreien Sitzungssaal werden als Stahl-Beton-Konstruktion erstellt. Die Tragkonstruktion der Obergeschosse wird in Anlehnung an die Fachwerkskonstruktion des denkmalgeschützten Altbaus in Holztafelbauweise vorgeschlagen. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff mit ausgeglichener CO2-Bilanz, das regional bezogen werden kann. Größtenteils witterungsunabhängig, mit hoher Qualität der Arbeitsumgebung und der handwerklichen Ausführung bei minimierter Schadstoffemission werden die Holztafeln im Werk vorgefertigt und in trockener Bauweise und schneller Montage vor Ort montiert. Die Maßhaltigkeit und Genauigkeit ist bei der Holztafelbauweise durch den hohen Vorfertigungsgrad hoch. Da die Gebäudehülle nach dem Aufbau sofort dicht ist, ist das Gebäude umgehend wind- und wetterfest. Das im Bauwesen üblicherweise enorme Abfallvolumen sowie der Baulärmemission werden erheblich reduziert und ein geringerer Ressourcenverbrauch erzielt.
Die geschlossenen Außenfassaden und Dach werden mit einer vertikalen Lattung (10/61) aus heimi-schem Lärchenholz, bei dem die natürliche Vergrauung durch Oxidation im Floatbrushverfahren vor-weg genommen wird, verkleidet. Die Farbigkeit orientiert sich am historischen Fachwerk. Holzoberflä-chen dominieren auch die Innenräume und erzeugen zusammen mit den angemessenen Raumhöhen und großzügigen raumhohen Verglasungen eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Im Gegensatz zum Altbau sind die Fassaden nicht konstruktionsbedingt durchgerastert, sondern in den Räumen mit un-terschiedlichen Funktionen werden gezielt Öffnungen gesetzt.


KLIMA UND ENERGIE

Die Planung, Realisierung und Nutzung von Gebäuden generieren Kosten, Energie- und Material-ströme mit spürbaren Auswirkungen auf unsere Umwelt. In Deutschland verbrauchen Gebäude ca. 35% der gesamten Endenergie und verursachen gut 30% aller CO2-Emissionen. Der größte Teil aller für Gebäude aufzuwendenden Kosten sind die Baunutzungskosten, die bereits nach wenigen Jahren die Baukosten übersteigen und über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes hinweg betrachtet bis zu 85 % der Gesamtkosten ausmachen. Im Hinblick auf eine ökonomisch nachhaltige Architektur ist die integrale Planung der Nutzungs- und Lebenszykluskosten unabdingbar. Aufgrund steigender Ansprüche an die Ver- und Entsorgung, den Schutz, die Sicherheit, den Komfort und die Behaglichkeit nimmt die Technisierung von Gebäuden kontinuierlich zu und liegt aktuell bei ca. 20-30 % der Gesamtbaukosten. Neben weitestgehend wartungsfreien, transfusionsarmen Außenwandkonstruktionen tragen daher energieminierte haustechnische Systeme zu niedrigen Lebenszykluskosten bei.
Für das Rathaus wird ein zukunftsweisendes und effizientes Energiekonzept als Low-Tech Lösung mit einfachen, preiswerten und wartungsarmen technischen Anlagen für Heizung, Kühlung und Lüftung entwickelt, welches sich nahtlos in die Architektur integriert und den Fokus auf Nachhaltigkeit hinsichtlich Investitions- und Nutzungskosten legt. Der Neubau präsentiert sich als klares, kompaktes Volumen mit optimiertem Verhältnis von Fläche zu Raumhülle. Die luftdichte Fassade wird auf einen optimalen Wärmedurchgangskoeffizienten ausgelegt. Basis der Technikkonzeption ist eine effiziente, schnell reagierende Anlagentechnik in Form einer Erd-/Wasser-/Wärmepumpe in Verbindung mit Fußboden- und Wandheizungen, die die Erfüllung des Erneuerbaren–Energien–Wärmegesetzes (EEWärmeG) sicherstellt. So soll der Neubau mit CO2- Sensoren und kosteneffizienter mechanischer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung durch einen Rotationswärmetauscher ausgestattet werden (Hybridlüftungssystem). Als sommerlichen Wärmeschutz erhalten alle Glasflächen, welche relevant für das Aufheizen des Gebäudes sind, einen elektrischen Sonnenschutz, der intelligent und manuell über die Raumautomation gesteuert wird. Alle Glaselemente in Holz-/Alubauweise werden mit Dreifachver-glasung ausgeführt, um ein hohes Behaglichkeitsniveau mit niedrigem Energieverbrauch zu kombinie-ren. An heißen Sommertagen werden die niedrigen Temperaturen des Erdreichs genutzt, um mit der Wärmepumpe und den Flächenheizungen bei geringem Energiebedarf zu kühlen. Durch ein effizientes Beleuchtungskonzept mit intelligenter Raumautomation, welche die Hauptbeleuchtung nicht nur Tageslichts abhängig regelt, sondern auch automatisch abschaltet, wenn die Räume nicht in Benut-zung sind sowie durch moderne LED-Technologie wird der Stromverbrauch deutlich reduziert. Unter-stützt werden diese lebenszyklusfreundlichen Techniksysteme durch die konstruktiv einfache, robuste und somit preiswerte und dauerhafte Konstruktionen der Gebäudehüllen in Holztafelbauweise. Mit den geplanten Bauteilaufbauten, den Detailausbildungen sowie einer intelligenten Technik sind stark redu-zierte Betriebs- und Wartungskosten zu erzielen. Hinsichtlich Ökologie, Nachhaltigkeit und heimischer Wertschöpfung soll der Neubau des Rathauses ein Vorbild für eine moderne, energetisch optimierte Architektur darstellen und sich gleichzeitig in Bezug auf die Typologie am historischen Vorbild orientieren.


FREIFLÄCHENGESTALTUNG

Mit der Erweiterung des Rathauses und der damit verbundenen Bündelung von Verwaltung und Bürgerservice ergibt sich die Möglichkeit, das historische Rathaus wieder zu einem zentralen Ort des Gemeindelebens zu entwickeln. Neben der Rekonstruktion, dem Umbau und der Erweiterung des Rathauses kann eine markantere städtebauliche Ablesbarkeit und räumliche Fassung ausgebildet werden.
Historisches Rathaus und Neubau bilden ein neues `vis vis` und eine spürbare Aufweitung im ansonsten gefassten Straßenraum. Als repräsentatives Vorfeld für die Verwaltung sowie als multifunktionale Platzfläche vor dem Sitzungssaal erhält Ofterdingen neue geschützte Freibereiche. Die Grundidee sieht eine einheitliche Gestaltung der Gehwegflächen und Platzflächen auf dem Niveau der nördlichen Bachsatzgasse als auch dem höhergelegenen südlichen Platzniveau am Neubau vor. Das Materialkonzept mit einem einheitlichen Granitpflasterbelag und großformatigen Betonfertigteilen für Sitzbänke und Treppen verbindet traditionelle Materialien mit moderner Neugestaltung. Feinkörniges Granitpflaster im Passeeverband mit unterschiedlichen Steingrößen von quadratischem Kleinstein bis zu rechteckigen Bindersteinen, zusammen mit der farblichen Durchmischung von Grau- und Beigetönen, belebt und verbindet die Teilräume. Die höhergelegen Fläche vor dem Neubau ermöglicht eine Parkierung für 3 Kurzparker sowie eine freigestellte Fläche für Marktstände, kleinere Veranstaltungen oder auch den geschmückten Maibaum. Locker eingestreute Linden mit Sitzgelegenheiten schaffen Aufenthaltsqualität und eine Abfolge von kleinen schattigen Aufenthaltsbereichen. Die Treppenanlage ermöglicht eine gute Anbindung zur Bachsatzstraße sowie dem neuen Haupteingang und unterstützt so die räumliche Vernetzung innerhalb der Gemeinde.
Platzflächen und Straßenraum werden durch filigrane Lichtstelen einheitlich beleuchtet. Das modulare System der Stelen wird mit Strahlern ergänzt so dass mit einer gezielten Ausleuchtung Altbau und Neubau in der Fernwirkung akzentuiert werden. Durch integrierte Lichtleisten in den Bänken und punktuelle Bodenstrahler unter den großen Bäumen können die Platzflächen mittels LED -Licht punktuell und mit gedimmter Beleuchtungsstärke beleuchtet werden. Für Veranstaltungen oder Feste wird zusätzliche eine Stromversorgung sowie Wasseranschlussmöglichkeiten über versenkbare Unterflurverteiler sichergestellt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser der Wettbewerbsarbeit 1005 setzen einen kompakten in Form und Kubatur an den Bestand angelehnten dreigeschossigen Baukörper als Kontrapunkt zum historischen Rathausgebäude. Der Neubau wird in allen Geschossen über einen wohlproportionierten Verbindungsbau an den Bestand angebunden, der dem Altbau ausreichend Raum und Respekt zollt. Das neue Gesamtensemble steht künftig auf einem durch einen Höhensprung gegliederten Platz.

Durch die leichte Verdrehung der Baukörper entstehen spannungsvolle Raumse- quenzen, wie sie im dörflichen Umfeld häufig anzutreffen sind. Der Neubau wird feinfühlig leicht über dem Niveau der Bachsatzstraße eingefügt, sodass eine barrierefreie Zugänglichkeit sowohl von hier als auch von der Rathausgasse gegeben ist.

Der Entwurf ordnet konsequent alle im Alltag öffentlichen Bereiche (Bürgerbüro, Sitzungssaal) im Erdgeschoss an. Die Einsehbarkeit des Sitzungssaals von der Platzfläche wird im Preisgericht kontrovers diskutiert. Kritisch gesehen wird die fehlende barrierefreie Verbindung zwischen Neubau und dem Bürgerbüro im Altbau. Ebenso sollte bei einer Realisierung des Entwurfs das Materiallager im UG zumindest mit einem Lastenaufzug erschlossen werden.

Der Neubau tritt als Holzbau in Erscheinung, wobei die Dauerhaftigkeit einer Lärchenschalung sowohl senkrecht als auf der Dachfläche in Frage zu stellen ist.

Die Ausgestaltung der locker mit Linden überstellten Platzfläche mit Natursteinpflaster im Kontrast zu Stützmauern und Treppen aus Sichtbeton ist dem Ort angemessen und spiegelt den Kontrast zwischen Alt und Neu wieder. Ob auf der oberen Platzfläche Stellplätze angeordnet werden müssen, sollte ggf. nochmals überdacht werden. Hier wäre es dem dörflichen Umfeld entsprechend auch möglich den Grünanteil etwas zu erhöhen. Im Umkehrschluss könnte auf dem Vorplatz zur Bachsatzstraße ein Stellplatz für Menschen mit Behinderung angeordnet werden.

Die Rathauserweiterung erfüllt trotz des sehr geringen Fußabdrucks das komplette Raumprogramm. Der im Vergleich zu den anderen Arbeiten unterdurchschnittliche Bruttorauminhalt lässt auf eine wirtschaftliche Lösung schließen.

Die Arbeit stellt einen gelungen insbesondere in seiner Massstäblichkeit und dem respektvollen Umgang mit dem historischen Altbau überzeugenden Beitrag zur Aufgabenstellung dar.