modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 07/2020

Wohnbebauung an der Semmelweissstraße in Leipzig

Perspektive Platz

Perspektive Platz

Anerkennung

Fuchshuber Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Entwurfsidee

Der städtebauliche Entwurf reagiert auf die komplexen Rahmenbedingungen mit zwei Gebäude-typen: Scheibe und Turm. Während die, zu einem Mäander verbundenen, Scheiben durch ihre Staffelungen und Ausrichtung zwischen den 5-geschossigen Gebäuden der Tierkliniken und den 11-geschossigen Wohnscheiben der Straße des 18.Oktober vermitteln, markiert der Turm das Pendant zu den bestehenden 16-geschossigen Punkthochhäusern im umliegenden Areal. Der Turm ist an der Ostgrenze des Grundstücks positioniert um gut sichtbar mit dem zukünftigen Hochpunkt am Bayrischen Bahnhof zu korrespondieren. Beide Wohnbebauungen fügen sich so selbstverständlich in den städtebaulichen Kontext der Straße des 18.Oktober ein und schreiben diesen, durch Ihre moder-ne, vom rechten Winkel abweichende, städtebauliche Figur, zukunftsfähig fort. Das Leitbild der gegliederten und aufgelockerten Stadt spiegelt sich in dieser attraktiven städtebaulichen Assemblage wieder.

Räumliche Aufweitungen der nördlich und süd-östlich angrenzenden Bereiche werden aufgenommen, verbunden und bilden so, durch ihre spezielle Form, einen identitätsstiftenden Zwischenraum. Dieser Zwischenbereich ist verkehrsberuhigt und fungiert als Quartierszentrum. Die Sockelzone wird erhöht ausgebildet und erhält öffentliche und halböffentlich Nutzungen. Zum Quartiersplatz ausgerichtet sind vor allem Einzelhandels- und Dienstleistungsnutzungen zu finden, wie ein Café mit Freisitz, eine Bäckerei, ein MicroHub und ein City Supermarkt. Unter dem MicroHub wird ein Verteilzentrum für Paketsendungen mit Annahme verstanden. Dies soll hier mit verschiedenen Dienstleistungen, wie zum Beispiel Wäscherei- und Reinigungsannahme kombinierbar sein, um auf diese Weise das „Serviced Living“ – Konzept strukturell in das neue Quartier einzubinden.

Abgesehen davon sind Flächen für gesundheitliche Einrichtungen wie Ärzte und Physiotherapeuten und ein Fitnessstudio vorgesehen, auch ein Geldautomat, den man in der Umgebung vergeblich suchen würde, findet im Fuße des Turms Platz.
Zusätzlich sind die geplanten Gemeinschaftsbereiche im Erdgeschoss so angeordnet, dass sie sowohl vom Quartiersplatz, als auch von den umliegenden Freiflächen gut erreichbar sind und eine vielfältige Adaption durch die zukünftigen Bewohner begünstigen.
Die so entstehende hohe urbane heterogene Dichte spiegelt den derzeitigen Anspruch an eine soziale, ökonomische und kulturell vielfältig differenzierte Gesellschaft wieder.

Auch an hofähnliche, halb-private Rückzugsorte für die Bewohnerschaft ist gedacht, so sind großflächige Terrassen zur gemeinschaftlichen Nutzung auf den Dächern des fünf- und sieben-geschossigen Riegels zu finden, die für alle, in den neu entstehenden Gebäuden Ansässigen, über Laubengänge erreichbar sind. Hier finden sich neben Pflanzenlandschaften auch unterschiedlichste Räume zur Freizeitgestaltung.

Die Grundrisse entsprechen den Anforderungen der Ausschreibung. Die Wohnungen der Riegel sind über laubengang-ähnliche Flure erreichbar. Alle 245 Wohnungen beider Gebäudeteile verfügen über ausreichend bauliche Rettungswege und sind über vier Erschließungskerne mit Sicherheitstreppenhäusern erreichbar, die den aktuellen Hochhausrichtlinien entsprechen. Aus Gründen der Effizienz stapeln sich gleiche Wohnungsgrundrisse übereinander. Die Schächte wurden ausreichend groß dimensioniert und sind für die gemeinsame Nutzung angrenzender Räume vorgesehen. Die Flexibilität der Wohnungsgrundrisse, insbesondere die Zusammenschaltbarkeit von kleineren Wohnungen zu einer Großen wird gewährleistet. Jeder Wohneinheit wird eine Loggia zugeordnet, welche in dieser hohen städtischen Dichte, als ein in die Fassade gezogener Freiraum fungiert.

Fassaden-Konzept

Da beide Solitäre inmitten verschiedener öffentlicher Bereiche stehen, welche einen erhöhten Anspruch an eine repräsentative Fassade haben, wird bei diesem Entwurf auf die Unterscheidung zwischen Straßen-Fassade und Hof-Fassade verzichtet. Während der Turm weit sichtbar aus allen Himmelsrichtungen wahrgenommen wird, spielen die mäandernden Scheiben vornehmlich aus der Perspektive des Straßenraums eine Rolle, sind aber nicht weniger von fordernden städtebaulichen Situationen umgeben, welche einen hohen gestalterischen Anspruch verlangen.

Beide Gebäude bekleidet dieselbe Fassade, welche sich nur in der Sockelzone unterscheidet. Während die Riegel nur auf einem eingeschossigen Sockel ruhen, erstreckt der des Turms über drei Geschosse, um so auch aus der Perspektive des Fußgängers den Höhenunterschied beider Gebäude erlebbar zu gestalten und zu verdeutlichen. Haupt-Gestaltungselement sind die geschosshohen, bodentiefen Öffnungen, welche einen Einblick in die dahinterliegende Nutzung erlauben.
Die gewerblich genutzte Sockelzone ist von den darüber liegenden Wohngeschossen durch ein zurückhaltendes Gesims getrennt und macht die unterschiedlichen Nutzungen deutlicher ablesbar.
Die Fassadengliederung oberhalb der Sockelzone ist inspiriert von den markanten und dekorativen Betonelementen der umliegenden Wohnscheiben. Das konische Element aus eingefärbten Beton verteilt sich scheinbar zufällig über alle Seiten der Gebäude und verjüngt sich über die Geschosse in zwei Schritten, um so die Fassade subtil horizontal zu gliedern. Die dahinterliegende Lochfassade, bekommt durch die material-gleiche Ausführung der Rahmen der großen liegenden Fensterformate und der dazwischenliegenden Paneele einen gebänderten Charakter. Der Versprung der massiv ausgeführten Öffnungsflügel unterstützt diesen Effekt und trägt zum beschriebenen Effekt bei. Farbige Sonnenschutzelemente lockern die Fassade auf, machen beide Komplexe zusätzlich unter-scheidbar und stärken deren eigenständige Identität.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das gegenüber den Zeilen an der Straße des 18. Oktober senkrecht gestellte Hochhaus und die zweifach geknickte Zeile an der Semmelweisstraße ergänzen die Bebauung der 70er-Jahre in einer zeitgemäßen und selbstverständlichen Form. Dem entspricht auch die großzügige, formal eigenständige Gliederung der Gebäudefassaden. Demgegenüber fallen die Grundrisslösungen leider erheblich ab. Sowohl für das Hochhaus mit seinen unangemessenen Verkehrsflächenanteilen als auch für die einseitig zur verkehrsreichen Straße hin orientierte Zeile mit einer Laubengangerschließung werden keine annehmbaren Lösungen angeboten. Der westliche Teil der Zeile stellt eine Beeinträchtigung des gegenüberliegenden Bestandes dar, umso mehr, als hier Abstandsflächen auch die Grundstückgrenze überschreiten.
Perspektive Semmelweis Straße

Perspektive Semmelweis Straße

Erläuterung - Piktogramme

Erläuterung - Piktogramme

Lageplan

Lageplan

Ansicht West

Ansicht West

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt

Schnitt

Schnitt