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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2019

Neubau einer zentralen Verwaltung für den Kanton Luzern am Seetalplatz in Emmen (CH)

METROPOL

Gewinner

Max Dudler GmbH

Architektur

Losinger Marazzi AG

Projektentwicklung

PIRMIN JUNG

Bauphysik, Brandschutzplanung, Tragwerksplanung

Erläuterungstext

STÄDTEBAU UND ARCHITEKTUR

Städtebau
Das neue Verwaltungsgebäude fügt sich selbstbewusst in die städtebauliche Situation ein und greift dabei die im Masterplan vorgegebene Thematik der städtebaulichen Höhendominanten auf. Die Gebäudevolumetrie reagiert auf den komplexen städtebaulichen Grundriss, der sich aus den Pflichtbaulinien des Bebauungsplanes ergibt.

Volumetrische Akzentuierung der Ecksituationen
Der Hochpunkt auf dem nördlichen Teil der Parzelle fungiert als weithin sichtbares Zeichen und stellt zugleich Bezüge zur unmittelbaren Nachbarschaft her. Als Teil eines Ensembles entwickeln sich drei Hochhausvolumen aus einem raumbildenden Blockrand, der dem Platz des Busbahnhofs gleichzeitig eine Fassung verleiht. Es entsteht damit ein Stadtbaustein, der als neue urbane Mitte die kantonale Verwaltung beherbergt und zum Anlaufpunkt für die Bevölkerung in der Region wird.

Vermeidung von städtebaulichen Rückseiten
Die Blockrand-Typologie erlaubt einfachste, flexible Unterteilbarkeiten und ist offen für den künftigen Bestimmungswandel. Sie gewährleistet gute Belichtungen aller Arbeitsplätze durch optimale Gebäudetiefen und schafft Platz für drei gut geschnittene Innenhöfe. Zugleich entsteht mit der Blockrandstruktur ein Bau „ohne Rückseite“ und somit ein urbaner Straßenraum, der die Öffentlichkeit von allen Seiten direkt an den neuen Verwaltungskomplex heranführt.

Prägnanter Haupteingang zum Bahnhofplatz
Durch die Schrägstellung des eingestellten zentralen Volumens entsteht ein im Grundriss trichterförmiges Foyer, mit dem sich das Gebäude zum Busbahnhof hin öffnet. Großzügige Glasflächen und ein über die gesamte Fassadenlänge auskragendes Vordach verleihen dem Haupteingang Präsenz am Busbahnhof. Die Kantonale Verwaltung erhält so ihren repräsentativen, adressbildenden Auftritt.

Sockelgeschoss mit öffentlichen Nutzungen
Dem Gedanken der urbanen Mitte folgend, sind die Erdgeschosse als öffentliche Flächen mit unterschiedlichen städtischen Nutzungen geplant. Neben einem vielfältigen Gastronomieangebot finden Ladennutzungen genauso ihren Platz wie ein Polizeiposten entlang der inneren Rue Intérieure.

Ein Ort der Begegnung
Verwaltungsgebäude werden heute immer mehr zu Orten der Kommunikation. Ähnlich wie in Bibliotheken gibt es ein gleichberechtigtes Nebeneinander von konzentrierter Arbeit und zwischenmenschlichem Austausch. So schlägt der Beitrag Metropol einen Neubau vor, der sowohl ein öffentlicher Ort der Begegnung als auch ein höchst attraktiver Arbeitsort für viele Mitarbeiter ist.

Architektonische Qualitäten
Der Entwurf schlägt eine blockrandähnliche, von Höfen und Plätzen durchzogene Baufigur vor. Ein aus dem Blockrand hervorragender Hochpunkt und das zentral in die Struktur eingestellte Volumen lassen eine vielschichtige Kubatur entstehen, die mit ihren Terrassen und Höfen den öffentlichen Raum ins Innere der Bebauung fließen lässt. Die Fassaden – zur Straße hin aus Kunststein und Glas, zu den Höfen aus Glas und Holz – sorgen für Transparenz und für Licht, Luft und Grün im Inneren des Gebäudes. Die Brüstungen als durchgängiges Motiv sorgen dabei für die notwendige Privatheit der Arbeitsplätze, obgleich jeder Arbeitsplatz von der Tageslichteinstrahlung direkt an der Fassade profitiert.

RUE INTÉRIEURE
Eine effiziente Organisation
Die neue Verwaltung orientiert sich mit ihrem Haupteingang in Richtung Bahnhofplatz. Das sich dort eröffnende, repräsentative Foyer leitet in ein lichtdurchflutetes, multifunktionales Atrium über. Ein angrenzender, flexibel teilbarer Saal kann in Verbindung mit dem Atrium für verschiedenste Veranstaltungsarten genutzt werden. Durch die unmittelbare Nähe zur Anlieferung und zum Gastrobereich ist eine optimale betriebliche Versorgung für unterschiedliche Anlässe sichergestellt.

Zentrale, leistungsfähige Erschließung
Die Verwaltungsflächen legen sich ringförmig um einen mittig im Gebäude verorteten Erschließungskörper und stellen damit kurze Wege zwischen Besuchern und Mitarbeitern sicher. Über die zentral gelegene Foyertreppe erreichen die Besucher der kantonalen Verwaltung das erste Obergeschoss, von wo sie entweder direkt oder über die weiterführende Treppe mit den verschiedenen öffentlichen Diensten in Kontakt treten können.
Das Restaurant, die Mietflächen der Drittnutzer wie auch die Postdienststelle besitzen eigene straßenseitige Zugänge wie auch eine Anbindung an die internen Erschließungsflächen. Der Zugang zur Polizei erfolgt aus sicherheitstechnischen Gründen nur straßenseitig über einen vorgelagerten Windfang im Süden. Die Eingänge zu den Retailflächen und Wohnungen liegen in Richtung Bahnhofplatz, sodass eine örtliche Aufteilung der unterschiedlichen Personenströme gewährleistet ist.

Mehrfach nutzbare, öffentliche Bereiche
Der großzügige Gastrobereich erstreckt sich über die gesamte Südostseite des Blockrands und erweitert sich in den angrenzenden grünen Innenhof. Das Konferenzzentrum im 1. Obergeschoss nutzt die Freiraumqualität des höher gelegenen nördlichen Innenhofes als erweiterbares Foyer unter freiem Himmel. Beide Höfe sind über eine Freitreppe miteinander verbunden. Der dritte, nicht begehbare Hof über dem Atrium dient als „grüne Lunge“ der Überbauung und grenzt die Drittnutzung von der Kantonalen Verwaltung ab.

Rue intérieure
Die innere Durchwegung des Erdgeschosses im Sinne einer „Rue Intérieure“ sorgt für eine effiziente horizontale Verbindung der wichtigsten Nutzungseinheiten. Sie dient der Orientierung, dem Aufenthalt und der Kommunikation von Mitarbeitenden und Besuchern. Die direkt angrenzenden Höfe erleichtern ebenfalls die Orientierung und laden zum Verweilen im Freien ein.

Anbindung ans Quartier
In der Peripherie zu bauen bedeutet für uns auch, die Gelegenheit zu nutzen mit dem neuen Stadtbaustein Identitäten zu schaffen, die als Fragment Vielfalt und Eindeutigkeit gleichermaßen zulassen. Eingebunden in das „städtebauliche Konzept Luzern Nord“ entsteht mit dem Neubau ein Geschäftsviertel mit City-Eigenschaften, mit attraktiver, vielfältiger Nutzung der Erdgeschoss- bzw. Obergeschossflächen. Als neugeschaffener öffentlicher Ort vernetzt sich das gesamte Gebäude mit dem umliegenden Stadtraum. Als Anlaufpunkt der Kantonalen Verwaltung mit überregionaler Bedeutung und mit seiner direkten Anbindung an das Quartier über die öffentlichen Funktionen in den Sockelgeschossen wird der Neubau zum lebendigen Zentrum.

STADT IN DER STADT
Urbanität
Unser Entwurf folgt der urbanen Idee, einen Ort mit hoher Dichte zu schaffen, Nutzungen zu mischen und Komplexität zuzulassen. Mit klar gegliederten Bauvolumen, der Schaffung qualitativer Außenräume und einem an vielfältige Bedürfnisse angepassten Gebäude knüpfen wir an die Merkmale der gewachsenen Europäischen Stadt an.

Straßen, Gassen und Plätze
Eindeutige flexible Typologien und ein funktionierendes und kommunikativ angelegtes Erschließungsnetz aus Straßen, Gassen und Plätzen zeichnen den vorliegenden Entwurf aus. Als eigenständiger Mikrokosmos entsteht so das Bild von einer Stadt in der Stadt. Eine Architektur der identitätsstiftenden Imagination, die von der Qualität ihrer öffentlichen Bauten und Plätzen lebt.

Drei Hofraumqualitäten
Eine Gliederung in Räume mit unterschiedlichen Charakteristika – auch das ist „Stadt“. Unseren Entwurf prägen drei Höfe mit unterschiedlichen geometrischen Qualitäten, einerseits achssymmetrisch im Süden auf Erdgeschossniveau fluchtend mit dem zentralen öffentlichen Volumen, anderseits asymmetrisch bzw. polygonal auf Niveau des Obergeschosses, der eine durch Treppen betretbar, der andere lediglich visuell erlebbar. Die Kombination einer einfachen Blockrandbebauung mit einem mittig eingestellten öffentlichen Volumen zoniert und differenziert die Außenräume.

Dichte, Überlagerung und Durchgrünung
Räumliche Dichte, Lebendigkeit und fließende Überlagerung der äußeren Räume, auch im wörtlichen Sinn durch Höhenstaffelung der Höfe, zeichnen den vorliegenden Entwurf aus. Mit der auf allen Ebenen realisierten Durchgrünung und Durchwegung, der Nutzung der Dachflächen des zentralen Volumens als Treffpunkt, Arbeitsplatz und Aufenthaltsort mit hohem Erholungs- und auch Freizeitwert bietet der Neubau attraktive Räume für die Nutzung der Kantonalen Verwaltung aber auch für die Bevölkerung.

Ein atmosphärischer Ort
Die Innenräume werden durch natürliche Materialien wie Holz, Stoff und Recycling- Beton geprägt. Ein materialgerechter Umgang mit den prägenden Oberflächen stellt den zentralen Gestaltungsgedanken des Materialisierungskonzeptes für das gesamte Gebäude dar. Alle Materialien werden in ihrer natürlichen Farbigkeit belassen und werden vom Nutzer so als das erlebt, was sie tatsächlich sind.

Modular, flexibel und nachhaltig
Durch die modulare Bauweise entsteht eine Gebäudestruktur, die flexibel an veränderte Anforderungen an Büro- und Verwaltungsflächen angepasst werden kann und somit dauerhaft nutzbar ist. Zugleich wird damit der nachhaltige Grundgedanke der Systemtrennung erfüllt: Die konzeptionelle Aufteilung in Primär-, Sekundär- und Tertiärsyteme wurde bereits im Entwurfsprozess berücksichtigt und gewährleistet die einfache Austauschbarkeit sämtlicher Bauteile.

Veredelter Rohbau als besonderer Ort
Bei aller Flexibilität, die die Räume bieten, entstehen dennoch besondere Orte mit unverwechselbarem Charakter. Das Konzept des „veredelten Rohbaus“ mit Sichtbetonkernen und sichtbarer Tragstruktur in Holz schafft eine zeitgenössische Architektur, die mit ihren haptischen Oberflächen und atmosphärischer Wärme zum Wohlbefinden im Arbeitsalltag beiträgt. Dem Loftgedanken folgend wird vor allem im mittleren, öffentlichen Volumen, neben dem Tragwerk in Holz, die Haustechnik zum Teil offen geführt und verweist damit auf die bemerkenswerte Industriekultur des Standorts.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt Metropol besetzt das Baufeld mit einem Hofrandgebäude mit den Open Space Büroräumen. Der Hof wird mit einem zentralen Bau, welcher das Kundenzentrum aufnimmt, in drei kleinere Höfe unterteilt, welche als Aussenbereiche den jeweiligen Nutzungen zur Verfügung stehen. Der Zugang im Erdgeschoss wird als öffentliche Durchwegung verstanden, welche das Gebäude mit dem umliegenden Quartier vernetzen soll. Der Auftakt dieser «Rue interieure» bildet eine doppelgeschossige Halle mit einer prominenten Adresse am Seetalplatz.

Die unterschiedlichen, teils begehbaren Höfe und Terrassen bilden ein reiches Innenleben, welches die Anforderung der Verwaltung von nutzbaren Aussenflächen intelligent löst. Gleichzeitig ermöglichen diese Höfe eine gute Belichtung der Büroräumlichkeiten. Die kompakten Erschliessungskerne in den Mittelzonen der Büros ermöglichen eine vielfältige und flexible Möblierung der Büronutzung. Der Short-Cut durch den Hof ermöglicht relativ kurze Wege auf dem Geschoss.

Die Investitionskosten sind mit rund CHF 123 Mio. inkl. MwSt. (Pauschalangebot und Optionen) im Vergleich zu den anderen Anbietern tief. Die vorgegebenen Zielkosten des Kantons Luzern von CHF 130 Mio. inkl. MwSt. können mit diesem Projekt eingehalten werden. Die Kosten für Betrieb und Unterhalt werden aufgrund der Gebäudetechnik sowie der Fassade und inneren Flächen im Vergleich mit den anderen Projekten als durchschnittlich beurteilt.

Das Projekt erfüllt die Anforderungen an die Nachhaltigkeit und erreicht bei entsprechender Weiterentwicklung die Standards Minergie-P-Eco und SNBS Gold