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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2020

Neubau eines Kinder- und Jugendtheaters für das Theater Ulm

2. Preis

Preisgeld: 36.000 EUR

wulf architekten

Architektur

Pfefferkorn Ingenieure

Tragwerksplanung

Béla Berec Architektur-Modellbau-Gestaltung

Modellbau

Erläuterungstext

Das Theater Ulm soll um ein Kinder- und Jugendtheater ergänzt sowie um weitere Proberäume und Werkstätten erweitert werden. In unserem mit dem 2. Preis ausgezeichneten Entwurf präsentiert sich der Neubau als Solitärbaukörper, der als klar umrissenes Bauvolumen die Straßenecke markiert und das Theater im Stadtraum adressbildend stärkt und verankert.

Die Außenhülle des Baukörpers besteht aus konkav geformten Gussglas-Elementen. Sie fungiert als Filter zwischen innen und außen und verleiht der kantigen Bauform eine gewisse Weichheit. Gezielt gesetzte große Fensteröffnungen offenbaren Teile des Innenlebens. Die Besonderheit besteht in der Eingangssituation, die als einzige Einstülpung in den kristallinen Kubus deutlich herausgearbeitet ist.

Denn im Inneren wird dem Foyer eine besondere Rolle zuteil: Da der Theatersaal im ersten Obergeschoss liegt, ist besondere Sensibilität für die Überwindung des Höhenunterschiedes zum Eingang erforderlich. Der Aufgang soll bereits Teil des Theaters sein und auch bespielt werden. Aus der Anordnung der verschiedenen Probebühnen und –räumen ergibt sich eine spannende Raum- und Erschließungssequenz in der Vertikalen. Die Anbindung an das Bestandsgebäude erfolgt an mehreren Stellen, die Nutzungen des Kinder und Jugendtheaters bilden mit denen des Theaters eine Symbiose. Somit versteht sich unser „Zauberwürfel“ als eigenständige Ergänzung des Theaters, die sichtbar und doch zurückhaltend eine Wechselbeziehung mit dem Bestand eingeht, ohne mit ihm zu konkurrieren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser der Arbeit antworten mit einem klar umrissenen Baukörper und markieren die Straßenecke mit einem Solitär.
Auf diese Weise gelingt eine eigenständige Ergänzung des Theaters mit eigener Adresse.
Die äußere Erscheinung spielt durch die konkav gebogenen Gussgläser subtil mit Licht, Schatten und dem Umfeld.
Die Anlieferung, Erschließung und Raumorganisation ist über alle Ebenen souverän gelöst. Nur die Verbindung von Montagesaal mit Malersaal über die Schreinerei müsste optimiert werden.
Die Nutzungen des Kinder- und Jugendtheaters verbinden sich nahezu symbiotisch mit dem Theaterbestand.
Die Stapelung der unterschiedlichen Nutzungen führt zu einem skulpturalen vertikalen Raumkontinuum mit Oberlicht im Herzen des Neubaus.
Der eingezogene Eingang führt in eine Eingangshalle mit großer Infowand. Von hier beginnt eine sensibel entwickelte Erschließungs- und Raumfolge welche über alle Ebenen sauber inszeniert wird und vertikale Bespielungen ermöglicht.
Der Saal des Kinder- und Jugendtheaters, die Probebühnen und der Orchestersaal mit all ihren dienenden Räumen werden konsequent organisiert.
Die Materialität aus Betonoberflächen, geschliffenem Gussestrich und präzise gesetzten Glasflächen verspricht ein robustes offenes Haus.
Die Fassade spielt mit horizontalen Geschossplatten und einem geheimnisvollen Kleid aus leicht gewölbten Glaselementen.
Die großen Fensteröffnungen in Verbindung mit teilweise durchschimmernden Elementen machen das Gebäude mit seinem Inhalt zu einem lebendigen Baustein im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten.
Der selbstbewusste Auftritt des Bauvolumens wird kontrovers diskutiert, schöpft aber seine Kraft aus Inhalt und Dialog mit dem Bestand.
Das Haustechnikkonzept verfolgt die Low- Tech- Schiene und nutzt sinnvoll seine Potentiale.
Das kompakte Bauvolumen, wenig Flächenverbrauch und geringe Eingriffe in den Bestand versprechen durchschnittliche Bau- und Betriebskosten.
Aus denkmalpflegerischer Sicht wird die Eigenständigkeit des Entwurfs begrüsst. Der direkte Anbau an der Nordseite ist möglich.
Insgesamt ein Entwurf, welcher die Potentiale des Ortes nutzt, eine eigenständige, selbstbewusste Haltung vertritt und eine gute Antwort auf die gestellte Frage gibt.