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Werkstattverfahren zur baulichen Neukonzeption | 07/2020

Städtebauliches Entwicklungskonzept für die Südwestseite des Ettlinger Tors in Karlsruhe

Masterplan

Masterplan

Teilnahme

Max Dudler GmbH

Architektur

Erläuterungstext

„Wir wollen die Neustadt und die Altstadt wieder zusammenführen.“

Die Neuordnung des städtebaulich so relevanten Areals um das Ettlinger Tor muss in einem größeren Kontext gedacht werden. Der bisherige Stadtraum ist geprägt durch eine fragmentarische Aneinanderreihung unterschiedlicher Konzepte ohne Zusammenhang. Unsere Grundidee ist es, ein „neues“ Ettlinger Tor zu schaffen, das am Kreuzungspunkt von Via Triumphalis und Kriegsstraße einen Kulminationspunkt bildet und dabei zum städtebaulichen Gelenk zwischen der südlichen Neustadt und der nördlichen Altstadt wird. Mit ihren unterschiedlich ausgerichteten öffentlichen Nutzungen stehen die zwei neuen Torhäuser programmatisch für die Entwicklung des Ettlinger Tors als zentraler, lebendiger Ort für die Bürger der Stadt. Die Torhäuser vermitteln in Ost-West-Richtung zu Staatstheater und Landratsamt. Als „Haus der Bildung“ mit Akademie, Bibliothek und Volkshochschule und „Haus der Kultur“ mit multifunktionalen Veranstaltungsflächen prägen sie die zwei neu entstehenden Stadtplätze und verleihen ihnen den Charakter eines öffentlichen, bürgernahen Forums. Beide Plätze werden gesäumt von 70 Meter hohen Türmen. Diese „Campanile“ stehen symmetrisch, jedoch diagonal versetzt zur historischen Sichtachse und halten zu ihr gebührenden Abstand. Als Teil differenzierter Blockrandfiguren aus unterschiedlichen Hochpunkten und einem gemeinsamen Sockel fügen sich die zwei Türme in die gewachsene Stadtstruktur ein.

„Grünes Tor zur Stadt“
Den Torhäusern kommt in unserem Entwurf eine übergeordnete kulturelle Bedeutung zu, der wir in der architektonischen Gestaltung Ausdruck verleihen wollen. In Ihrer Typologie folgen die Torhäuser mit ihren öffentlichen Funktionen wie Bibliothek, Volkshochschule und Stadthalle den Gebäuden am Marktplatz, dem Rathaus und der Stadtkirche. Mit ihrer offenen, Pergola-ähnlichen Fassadenstruktur aus runden Säulen spiegeln die Torhäuser ihre Funktion als Kulturbau und öffentlicher Ort nach außen in die Stadt. Der rundum offene Kolonnadengang lässt Außen- und Innenraum miteinander verschmelzen. Ein umlaufender Dachgarten „krönt“ das Gebäude und bietet spannende Ausblicke in die umliegenden Stadträume. An den der Sonne zugewandten Seiten werden die Fassaden zusätzlich mit Rankpflanzen begrünt. Das neue Ettlinger Tor wird so zum „grünen Tor der Stadt“.

„Die hängenden Gärten von Karlsruhe“
Zur Verbesserung des Stadtklimas und der Aufenthaltsqualität im Außenbereich werden die Hüllflächen der Fassaden und Dächer intensiv begrünt. Die Staffelung und die in die Gebäude-Kubatur integrierten begrünten Rücksprünge und Loggien vermitteln den Eindruck und die Atmosphäre von „hängenden Gärten“.

„Grüne Vernetzung der Quartiere“
Die neuen Freiflächen ergänzen den städtebaulichen Entwurf eines „Grünen Tors“ und schaffen Außenräume mit hoher Aufenthaltsqualität und verbesserten kleinklimatischen Bedingungen. Das gesamte Areal wird dabei versiegelungsarm konzipiert, erhält identitätsstiftende Inhalte und ermöglicht eine multifunktionale Nutzung mit intelligentem Wassermanagement. Angrenzende Grünverbindungen beziehen wir dabei konsequent ein. So tragen wir unseren Teil zur Entwicklung eines grünen Netzes aus Wegen und Plätzen in der Karlsruher Innenstadt bei. Verbindende Bodenbeläge mit klimatisch wirksamen Intarsien und hoch aufgeasteten Baumdächern geben klare Orientierung im neuen verkehrsberuhigten Außenraum. Aus der Kombination von robuster, organischer Stadtvegetation, orthogonalen Bezügen zum Städtebau, dauerhaften und temporären Wasserattraktionen und multifunktionalen Nutzflächen entwickelt sich ein Freiraum mit erkennbarer Identität, der ebenso zeitlos und qualitätvoll ist wie die Architektur, die ihn rahmt.

Areal Ettlinger Tor, Szenario Abriss Bestand
Für den Fall, dass das Badenwerk-Ensemble nicht unter Denkmalschutz gestellt wird, schlagen wir einen vollständigen Abriss und Neubau vor. Dies eröffnet die Möglichkeit einer grundlegenden städtebaulichen Neuordnung und die Rückführung an den historischen Stadtgrundriss. Eine Neuorientierung der Bebauung würde dabei die derzeit unbefriedigende Situation der Adressbildung von der „Rückseite“, der Badenwerkstraße, deutlich verbessern. Die Ausnutzung des Grundstücks, die derzeit viele reine „Restflächen“ lässt, kann durch eine kompaktere und nachhaltigere Gebäudestruktur ebenfalls erheblich verbessert werden.
Die neue Gebäudefigur aus drei Türmen und einem verbindenden Sockel, nimmt Bezug zu den umliegenden Straßen- und Platzräumen. Die Gebäudestruktur wird bestimmt durch das orthogonale Bezugssystem zur Via Triumphalis und den realisierten Bauten von Hermann Billing (s. teilrealisierter Masterplan). Der tangentiale Verlauf von Kriegsstraße, Badenwerkstraße und Beiertheimer Allee bricht gleichsam mit dieser Orthogonalität und lässt einen polygonalen „kristallinen“ Körper mit spannungsvollen Raumabfolgen entstehen. Im Bereich der Beiertheimer Allee entsteht eine gassenartige Verbindung zwischen südlichem Kongressgelände und Ettlinger Tor. Der neue Hochpunkt orientiert sich in seiner scheibenartigen Ausformulierung und Höhenentwicklung am Bestand (70m). Dabei betont er durch seine direkte Positionierung an der Kriegsstraße diese als Ost-West-Tangente. Die Ausrichtung des Turms an einem neu eröffneten städtischen Vorplatz verschafft dem Haupteingang zum Landratsamt die angemessene Präsenz und Klarheit. Gegenüber der historischen Achse der Via Triumphalis wahrt der neue Hochpunkt – analog zum Bestand – gebührend Abstand. Der nord-westliche Turm nimmt die Höhe des benachbarten Hotels auf (ca. 38m) und markiert die Adresse der Akademie. Der südliche Turm mit gleicher Höhe (38m) orientiert sich zum Park beim Kongresshaus und schafft eine Adresse für die neue Wohnnutzung.
Der neue Gebäudekomplex belebt durch seine Nutzungsmischung aus Wohnen, Bildungscampus und Gastronomie den Stadtraum auch außerhalb der Öffnungszeiten des Landratsamtes. Zudem können dessen multifunktionale Flächen, wie Vortragsräume und Kantine für abendliche Veranstaltungen mitgenutzt werden. Zwei Höfe belichten und belüften die Räume in der Gebäudetiefe. Der große Hof wird vollständig verglast und dient, angelagert an die Kantine, als zentraler Treffpunkt und Ort der Kommunikation. Im Sommer können die Oberlichter geöffnet werden, so dass ein lärmgeschützter Außenbereich entsteht. Der kleine Hof dient als „grüne Oase“ für die rundum flexibel nutzbaren Coworking-Flächen. Der nördliche Gebäudeteil an der Kriegsstraße bietet sich als autark funktionierende Einheit für das Landratsamt an, mit der Option, den südlichen Gebäudeteil bei Bedarf später als Erweiterungsfläche hinzuzuziehen. Eine Realteilung der Gebäude ist gegeben. Ziel ist es jedoch, eine übergreifende Nutzungsvielfalt zu erzeugen und keine „Monofunktionalität“. Die Bauabschnitte lassen sich so organisieren, dass auf einen zwischenzeitlichen Umzug in einen Interimsbau verzichtet werden kann. Die Tiefgaragenrampe wird vor dem Gebäude in die Außenanlagen integriert, um Geruchs- und Lärmbelästigung zu minimieren.
Für das äußere Erscheinungsbild entwerfen wir eine gläserne Architektur, die auch als Transformation des Badenwerk-Ensembles gelesen werden kann. Um dabei eine Überhitzung durch direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden, schlagen wir eine teils transluzente Steinglas-Fassade in Kombination mit messingfarbenen Fensterrahmen vor.

Areal Ettlinger Tor, Szenario Erhalt Bestand
Sollte das Badenwerk-Ensemble unter Denkmalschutz gestellt und somit erhalten werden, schlagen wir vor, das Ensemble im Sinne des „Weiterbauens“ durch drei niedrigere Türme (ca. 38m) zu ergänzen. Ein gemeinsamer Sockel mit eingeschnittenen Höfen bindet alle Bauteile zu einer „urbanen Insel“ zusammen – zu einer kleinen „Stadt in der Stadt“. Die Ergänzungsbauten orientieren sich dabei an der Orthogonalität der denkmalgeschützten Gebäudestruktur. Der Gebäudesockel wird im Süden und Westen durch eine pergolaähnliche Struktur „aufgebrochen“, und lässt so den öffentlichen Raum in das Gebäude fließen. Im Westen wird der Haupteingang zum Landratsamt durch einen offenen und einladenden Vorhof akzentuiert. Im Süden zur Beiertheimer Allee entsteht ein gefasster Außenraum, der durch ein Café-Bistro sowie Coworking-Flächen belebt wird. Weitere Höfe sorgen für eine gute Belichtung und Belüftung der Gebäudetiefen. Ein zweiter Eingang zum Landratsamt bzw. zur Bildungsakademie wird durch einen Hochpunkt im Osten zum Vorplatz artikuliert. Für den Turm im Süden schlagen wir – analog Variante Neubau – eine Wohnnutzung vor. Die Tiefgarageneinfahrt wird im südlichen Teil der Gebäudekubatur integriert.
Für die Ergänzungsbauten schlagen wir eine Konstruktion in massiver Holzbauweise vor. So wird auch baulich der innovative Charakter des Bildungscampus unterstrichen und ein markantes Zeichen für ressourcenschonendes Bauen gesetzt. Der stark durchgrünte Charakter des Gebäudes (hängende Gärten) soll konsequent im Innenraum fortgesetzt werden.

Areal Torhäuser
Die zwei Torhäuser östlich und westlich der Ettlinger Straße vermitteln als städtebauliches Gelenk zwischen Altstadt und Neustadt. Der bisher unbestimmte, gewissermaßen „ausufernde“ Raum wird durch die zwei Gebäudevolumen angenehm proportioniert. In Richtung Ettlinger Straße wird die Gebäudeflucht der gegenüberliegenden Torhäuser aufgenommen. An der Kriegsstraße werden die Gebäude an der leicht schräg verlaufenden Tangentiale ausgerichtet. Beide Gebäude sind asymmetrisch und zueinander versetzt angeordnet, um so einerseits die klassizistische Ordnung aufzubrechen und andererseits die pavillonartige Stellung der Gebäude im parkähnlich angelegten Band zwischen Landratsamt und Staatstheater zu betonen. Die Gebäudehöhe orientiert sich mit ca. 21 Metern an der typischen Traufkante der umliegenden Gebäude, z.B. der Oberpostdirektion von Hermann Billing. Nach Westen zum Landratsamt entsteht ein gefasster Stadtplatz, das neue „Bürgerforum“, nach Osten der Theaterplatz als neues „Kulturforum“.
Die zwei neuen Torhäuser stehen programmatisch für die Entwicklung des Ettlinger Tors als zentraler lebendiger Ort für die Bürger der Stadt und bekommen damit eine übergeordnete kulturelle Bedeutung. In Verbindung mit der vorhandenen Infrastruktur und der direkten Anbindung an die U-Bahn entstehen attraktive Flächen mit viel Laufkundschaft. Die Erdgeschosszonen öffnen sich umlaufend mit großzügigen Kolonnaden, sodass der öffentliche Raum – einem Forum ähnlich – fließend von außen nach innen übergreift.
Für das westliche Torhaus schlagen wir eine öffentliche Nutzung als „Haus der Bildung“ vor, mit Bibliothek-Mediathek, Schulungsangebot und Gastronomie. Im Erdgeschoss schlagen wir eine 24h „open library“ mit „Wohnzimmer“ und Café vor. Das Dachgeschoss erhält einen umlaufenden Dachgarten mit hoher Aufenthaltsqualität und gastronomischem Angebot, zum Lesen und Verweilen bis in die späten Abendstunden.
Für das östliche Torhaus schlagen wir eine gemischte, öffentlich-kommerzielle Nutzung als „Haus der Kultur“ vor. Das Erdgeschoss bietet sich für gastronomische Nutzungen und einen Veranstaltungsbereich an, beispielsweise für Leseabende und Musikveranstaltungen. Ergänzend hierzu könnte eine kommerzielle Nutzung z.B. als „Kulturkaufhaus“ stehen (als Beispiel sei das Berliner Kulturkaufhaus Dussmann genannt). Auch hier erhält das Dachgeschoss einen umlaufenden Dachgarten mit gastronomischem Angebot. Denkbar wären auch Nutzungen wie VHS, Stadtmuseum mit Infopoint, Showroom ZKM oder ergänzende Funktionen zum Staatstheater.
Die Torhäuser sehen wir in der Tradition und Typologie der Arkadenhäuser von Hermann Billing und Friedrich Weinbrenner. Analog einer Pergola sind die Fassaden aus Rundstützen offen strukturiert und erhalten so ihre besondere räumliche Tiefe. Zwischen den Stützen dient eine Vorrichtung aus Spanndrähten zur Berankung durch Pflanzen. Durch die vertikale Fassadenbegrünung und die intensive Begrünung des Dachgartens entsteht der Eindruck von „hängenden Gärten“ bzw. „grünen Wasserfällen“. In der Fernwirkung, von der Ettlinger Straße in Richtung Altstadt entwickelt sich das Bild eines „grünen Tores“.

Areal ehemaliges Postcheckamt
Die riegelartige Bebauung des bestehenden Postcheckamtes stellt aus unserer Sicht eine Barriere zwischen nördlicher Altstadt und südlichem Theaterplatz dar. Durch seine enorme Bautiefe und monofunktionale Gebäudestruktur ist der Bau unserer Meinung nach nicht zukunftsfähig und nachhaltig nutzbar. Wir empfehlen deshalb einen Abriss, der eine völlige Neuorientierung des Areals erlaubt. Die Idee der Öffnung der Blockrandbebauung aus dem 18. Jahrhundert greifen wir auf und übersetzen sie zeitgemäß. Der ursprünglich angelegte „Lustgarten“ mit Brunnenanlage wird der Öffentlichkeit über einen sich nach Süden öffnenden Vorplatz wieder zugänglich gemacht. Hierbei wird das neue Quartier in der Tiefe erschlossen und eine Vielzahl neuer Adressbildungen unterschiedlicher Nutzungen ermöglicht, die den Ort künftig beleben. Das Markgräfliche Palais von Friedrich Weinbrenner, das nicht mit einer „Hofrückseite“ geplant war, wird wieder für die Öffentlichkeit erlebbar. Der Blockrand wird zu den angrenzenden Gebäuden im Westen (Palais) und Osten (Wohngebäude) geschlossen. Die Gebäudehöhen orientieren sich am Bestand. Der historische Stadtgrundriss am Ettlinger Tor wird in seiner Symmetrie wiederhergestellt, die Ecksituation wird dabei entsprechend überhöht. Ein 70 Meter hoher Turm markiert den Eingang ins Quartier und rückt mit seiner Schmalseite an die Kriegsstraße. Mit diesem neuen „Campanile“ entsteht gleichzeitig ein räumlicher Bezug zum gegenüberliegenden Theaterplatz. In der übergeordneten Betrachtung bezieht sich der Turm auf den zur Via Triumphalis diagonal versetzten Turm des Landratsamtes. Grundmaße und räumliche Distanz zur Via Triumphalis sind identisch, sodass sich vom Schlossturm aus eine harmonische Stadtansicht und der Eindruck eines Gesamtensembles ergibt. Zum Quartiersinneren schlagen wir zwei Wohntürme mit ca. 40 Metern Höhe vor, die am Ende des Vorplatzes eine torartige Situation zum Palais bilden.
Das bisher monofunktional genutzte Areal verwandelt sich in ein gemischt genutztes Quartier, in dem Arbeiten, Wohnen und Einkaufen für Lebendigkeit sorgen. Der Vorplatz wird belebt durch seine gastronomische Nutzungen. Die Erdgeschosszonen sowie 1.OG und 1.UG erhalten flexibel nutzbare Gewerbeflächen. Analog zum Landratsamt werden die Dachflächen mit „hängenden Gärten“ als attraktive Außenräume nutzbar gemacht.
Mit ihrer ruhigen, zurückhaltenden Architektur bildet die zur Kriegsstraße hin aufgelockerte Bebauung eine spannungsvolle Silhouette. Angesichts der Lage im historischen Altstadtbereich, welcher überwiegend durch mineralische Baustoffe geprägt ist, schlagen wir hier eine skulpturale Lochfassade in hellem Naturstein vor.

Entwurfskonzept Außenanlagen
Die Freiflächen um das neue Ettlinger Tor vervollständigen den städtebaulich-architektonischen Ansatz zu einem „Grünen Tor zur Stadt“ mit hohem Anspruch an stadtklimatische Verbesserungen und an die Aufenthaltsqualität der entstehenden Räume. Das gesamte Areal wird dabei verkehrsarm definiert und zusammenhängend betrachtet. Aus einem einheitlichen Gestaltungsrahmen von der Kriegsstraße bis zur Hermann-Billing-Straße und von der Badenwerkstraße bis zum Staatstheater entwickelt sich so ein Kulturforum mit campusähnlicher Atmosphäre.
Ein homogener Bodenbelag, der sich vom Landratsamt bis zum Theater zieht, macht wie eine Art Teppich die Verbindung von Ost nach West erlebbar und stellt Spannungsbilder zwischen Weite und Dichte heraus. Diese gestalterische Verbindung zeigt sich, als gefärbter Asphalt, auch im Übergang zur Ettlinger Straße.
Ergänzt wird dieser markante Gestaltungsaspekt durch ein übergeordnetes grünes Band, das neben der besonderen Aufenthaltsqualität, die es ausstrahlt, auch zum Symbol für Karlsruhe als klimabewusste, ökologisch ausgerichtete Stadt wird. Das Band nimmt den historischen Lustgarten am nördlichen Palais auf und führt in seiner organisch amorphen Form über die Freiräume des neuen Forums in die süd-westlich angrenzenden Grünanlagen. Dabei werden in den neuen Freiflächen des Kulturforums Platzstrukturen, Erholungsräume, Blick- und Wegebeziehungen organisiert. Der bestehende historische Brunnen beim Palais, eine neue großzügige Wasserfläche am Haus der Kultur sowie Kunst-Verdunstungsbäume beim Landratsamt werden integrativer Bestandteil des Grünbandes und zeigen gemeinsam mit dem Wasserdüsenspiel unmittelbar vor dem Theater das Element Wasser in seinen unterschiedlichen Facetten. Dabei tragen die Wasserelemente in Kombination mit der deutlichen Entsiegelung und Neupflanzung von Bäumen zur dringenden Minimierung der Stadtraum-Erhitzung bei.
Einzelne Vegetationsinseln innerhalb des Bandes werden zusätzlich geometrisch betont. Im östlichen Bereich am Staatstheater erfolgt dies über sitzhohe horizontale Aufkantungen, auf dem westlichen Platz am Haus der Bildung durch organisch überformte Geländevariationen. Diese variabel geformten und bepflanzten Inselschollen nehmen Niederschlagswasser auf, schaffen gezielt Verdunstungsflächen und bieten geschützte, identitätsstiftende Aufenthalts- und Erholungsflächen.
Sämtliche Bestandsbäume und Neupflanzungen innerhalb des grünräumlichen Bandes verteilen sich naturnah und locker gestreut im Kontrast zu den orthogonalen Baumreihen und Alleen der angrenzenden Straßenräume. Alle Bäume erhalten eine hohe Aufastung und ermöglichen, beispielsweise gemeinsam mit dem transparenten Erdgeschoss im Haus der Kultur, wichtige Blickbeziehungen vom Ettlinger Tor zum Staatstheater.
Ein gastronomisch genutzter öffentlicher Platz markiert den Zutritt zur neuen Bebauung am ehemaligen Postscheckamt. Einzelne vegetative Bandschollen mit frei verteilten Bäumen bieten Schatten für mobile Bestuhlung und fungieren als Bindeglied zum landschaftlich gestalteten Innenhof am ehemaligen Palais. Hier sind Angebote zum Spielen, nachbarliche Nutzungen wie Urban Gardening und minimale Versiegelung vorgesehen.
Das vorgesehene hohe Maß an versickerungsfähigen Belägen, Dach- und Fassadenbegrünung, Baumpflanzungen, ökologisch wirksamen Pflanzflächen und intelligenten Verdunstungsvorrichtungen sowie das Brunnenwassermanagement werden das örtliche Stadtklima positiv beeinflussen.

Klimakonzept
Eine Vielzahl von Maßnahmen in der Konzeption am und auf dem Gebäude sowie auf den Freiflächen um das Gebäude werden das örtliche Stadtklima verbessern. Die meisten Neubaudächer erhalten intensive und extensive Begrünungen. Intensiv begrünte Dachflächen verstehen sich dabei als gartenähnlich nutzbare Freiräume mit artenvielfältiger Vegetation. Anstaudrainagen halten Niederschlagswasser zur optimalen Verdunstung zurück und mindern den restlichen Wasserablauf über die somit kleiner dimensionierten Fallrohre. Speziell an den Torhäusern sind großflächige Fassadenbegrünungen angedacht, die gemeinsam mit den hellen, strukturierten Fassaden die Erwärmung reduzieren.
Ein großer Anteil der Freiflächen ist geprägt durch versickerungsfähige Beläge und unversiegelte, vielfältig bepflanzte Vegetationsflächen. Niederschlagswasser wird mit dem verbliebenen Dachwasser in unterirdischen Reservoirs gesammelt und der Freiraumbewässerung und Verdunstung zugeführt. Vegetationsnahe Flächenbeläge werden direkt über die belebte Bodenzone versickert. Sämtliche Brunnenanlagen sind als Ringsystem mit Nachfüllzulauf konzipiert. An besonders heißen Sommertagen werden zur Kühlung des Stadtraums die künstlichen Verdunstungsbäume und das Wasserspiel regelbar aktiviert. Natürlichen Schatten spenden die erhaltenen Bestandsbäume und die standortgerechten Neubaumpflanzungen.

Beurteilung durch das Preisgericht

- bauen die charakteristische Fächerstadt Karlsruhe auch südlich des künftigen Stadtboulevards Kriegsstraße als „intime Stadt“ mit erlebbarer Dichte, Blockrandstrukturen und differenzierten öffentlichen Räumen und Wegebeziehungen weiter

- fassen und fokussieren den Ettlinger Tor-Platz mit Hochbauten als Tor bzw. Gelenk und verlängern die „via triumphalis“ nach Süden

- belassen das Landratsamt in beiden Varianten auf seinem bisherigen Areal und verzichten auf einen Grundstückstausch mit der Stadt

- setzen ihre Hochpunkte vom Ettlinger Tor-Platz zurück und damit (vom Schloss aus gesehen) außerhalb der Blickachsen der Türme von Weinbrenner

- treffen konkrete bauliche Aussagen auch zum Theaterplatz und zum Areal des ehemaligen Postscheckamts.