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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2020

Smart ReCycling Factory – Kompetenz- und Informationszentrum für Recycling und Kreislaufwirtschaft in Hille

ein 1. Preis

Preisgeld: 38.500 EUR

MOSAIK architekt:innen bda

Architektur

GrünPlan Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

DREWES + SPETH Beratende Ingenieure im Bauwesen Partnerschaftsgesellschaft mbB

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

1. Leitidee: „ReCycling Skywalk“

Frei nach dem Motto von Willy Brandt „Es kommt zusammen, was zusammen gehört“, werden die verschiedenen Bausteine Innovationszentrum, Kompetenzzentrum und Forschungshalle mit der „ReCycling Road“ zu einem strukturell zusammenhängendem Band verknüpft: Dem „ReCycling Skywalk“.

Hierdurch werden die angestrebten Projektziele optimal erreicht:
• Sehr gute Orientierung und umfassende Informationsmöglichkeiten für Besucher. - Die „ReCycling Road“ ist räumlich nicht separiert!
• Selbstverständliche Trennung (ohne Zäune) von Besuchern und betrieblichen Abläufen. - Die Besucher werden auf die +1 Ebene (Skywalk) geleitet und haben einen besseren Aus- und Überblick!
• Besserer fachlicher und kommunikativer Austausch zwischen Öffentlichkeitsarbeit und Forschung. - Räumliche Nähe und struktureller Zusammenhang führen auch zu informellen Kontakten!
• Integration des Deponiekörpers in Verbindung mit Klassenzimmer („Berghütte“) und Aussichtsplattform. - Die lineare Reihung der Programmbausteine (Gebäude) bildet ein spannendes Kontinuum der Informations- und Forschungseinrichtungen vom Eingang bis zum Müllberg ohne „Durststrecke“!
• Die öffentlichkeitswirksame Adressbildung ist durch die bauliche Präsenz des Skywalks gesichert. - Durch die mögliche Ergänzung mit einer Seilbahn würde diese Wirksamkeit zusätzlich gesteigert werden (s. 4.)!


2. Bauliche Anlagen (Bausteine G1-G6)

Wie oben beschrieben, präsentieren sich die Bausteine entlang des Skywalks wie eine Perlenkette. Wesentliches Merkmal aller Bausteine ist der Einblick bzw. Zutritt für Besucher aus der +1 Ebene, während Forschung, Experimente und / oder Produktion in erster Linie ebenerdig mit direkter Zuliefermöglichkeit stattfinden.
Die konstruktive Struktur aller Gebäude ist gleich (s. 2.7), wobei sich die Fassaden unterschiedlich darstellen und aus Recyclingprodukten gebildet werden sollen. Diese können so gleichzeitig der Öffentlichkeit vorgestellt und getestet werden. Ein häufiger Austausch der Materialien ist möglich.

2.1 Innovationszentrum (G1)
Das Innovationszentrum ist zweigeschossig organisiert mit den betrieblichen Zugängen im Erdgeschoss und der öffentlichen Präsentation auf der + 1 Ebene.
Ein zweigeschossiges Forum mit Sitztreppenanlage bildet das Zentrum und ermöglicht interne oder öffentliche Präsentationen und Austausch.

2.2 Kompetenzzentrum (G2)
Alle Funktionen befinden sich auf der + 1 Ebene und sind damit auf kurzen Wegen direkt mit einander verbunden. Ebenerdig unterhalb des Innovationszentrum wird geparkt.
Der direkte Zugang aus der Parkebene erfolgt über Aufzüge, Treppe oder die skulpturale barrierefreie Rampe.
Die Ausstellungsflächen sind direkt vom Skywalk einsehbar. Sind Ausstellungen eher introvertiert konzipiert, können die Räume durch Vorhänge gegen Tageslicht und Einblicke geschützt werden.

2.3 Forschungshalle (G3) und Schülerlabor (G5b)
Die große zweigeschossige Forschungshalle ist direkt vom Betriebsgelände ebenerdig zugänglich. Der Skywalk bietet den gewünschten überdachten Vorbereich.

Zum Skywalk hin ist die Halle transparent, so dass Einblicke möglich sind. Außerdem besteht eine Zugänglichkeit über eine Galerie, wo auch vertiefende Informationen vermittelt werden können.
Auf dieser Galerie ist außerdem das Schülerlabor untergebracht, um die experimentelle Arbeit der Schüler*innen thematisch besser mit der forschenden Praxis der „Profis“ verbinden zu können.

2.4 Innovationswerkstatt (G4)
Die in der Auslobung angedachte modulare Struktur wird als zweigeschossiger Coworking-Space und Innovationswerkstatt konzipiert. Um auch hier die interne Kommunikation und den informellen Austausch der jeweiligen Nutzer*innen zu fördern, ist eine offene Struktur mit Galerien und Plätzen geplant, in die passenden Labor- und Bürogrößen flexibel in Holzrahmenbauweise eingefügt werden können. Um diese Flexibilität im Inneren zu ermöglichen, ist es wichtig, dass die Gebäudehülle den klimatischen Schutz liefert und innerhalb der Hülle die Geschossebene und infrastrukturelle Ausstattung als Grundstruktur für den individuellen Ausbau vorhanden ist.
Die Halle wird mit 1.500m2 Gesamtfläche auf 2 Ebenen geplant, aufgrund des vorgegebenen Raumprogramms aber nur etwa zur Hälfte belegt. Erkennbar ist, dass auch die Hallengröße variabel ist und jederzeit erweitert bzw. verkleinert werden kann.
Wie einleitend beschrieben, sind bei diesem Baustein die öffentlichen Einblicke und Zugänge vom Skywalk besonders wichtig und spannend.

2.5 Mobiles Klassenzimmer (G5)
Das mobile Klassenzimmer ist als „Berghütte“ in Holzmodulbauweise geplant und kann deshalb unproblematisch auf dem Deponiekörper aufgestellt bzw. versetzt werden.
Die attraktive Position auf dem Berg würde natürlich durch die optional angedachte Seilbahnstation (s.4) weiter gesteigert werden.

2.6 Konstruktion / Materialien
Das Tragwerkskonzept setzt konsequent auf kreislauffähige Baustoffe und Konstruktionen. Die Konstruktion wurde so entwickelt, dass das Stützensystem des Erschließungsstegs zugleich zum Lastabtrag der andockenden Gebäude genutzt wird.
Während der Steg durch Blechbrüstungen aus Recyclingstahl getragen wird, werden die Räume der Gebäude durch eine Hybridkonstruktion aus Stahl und Massivholz überspannt. In dieser Hybridkonstruktion ergänzen sich die beteiligten Baustoffe Holz und Stahl jeweils in ihren wertvollen Eigenschaften und bilden einfache statische Systeme höchster Effizienz. Die Brettsperrholzplatten bilden den Untergurt des Dachtragwerks und erübrigen weitere Deckenbekleidungen. Das strukturelle Potential erlaubt es, die Deckenlasten aufzuhängen und damit die EG-Nutzung stützenfrei zu organisieren.
Selbstverständlich sind auch sämtliche Fassaden- und Ausbaumaterialien „Cradle to Cradle“ (C2C) inspiriert. Recyclingbeton, nicht verklebte sondern gesteckte bzw. geschraubte Konstruktionen seien als Stichworte genannt. Es kann nicht Thema dieses Wettbewerbes sein, hier weiter ins Detail zu gehen. Es soll jedoch deutlich werden, dass die oben dargestellte konstruktive Grundidee den Rahmen und die Hülle bietet, unterschiedliche Materialien im Innen- und Außenbereich einzusetzen, zu testen und Besuchern / Fachpublikum zu präsentieren.
Besonders die am Skywalk leicht zugänglichen Flächen können dafür von den umliegenden Firmen für ihre Produkte genutzt werden.


3. Grün und Freiraum (Bausteine F1-F4)

3.1 Eingangsbereich (F1)
Ziel des Auslobers ist eine qualitätvolle Adressbildung des Eingangsbereiches. sowie eine frühe und klare Trennung des Betriebsgeländes gegenüber dem öffentlichen Besucherverkehr.
Für die ankommenden Besucher*innen öffnet sich der Blick über eine weite Wasserfläche auf das sich im Wasser spiegelnde Kompetenzzentrum mit Skywalk und der Berghütte auf dem Deponiekörper. Bushalteplätze auf dem Vorplatz und PKW- Stellplätze unter dem Kompetenzzentrum fügen sich in das Gesamtbild ein. Für Radwanderer sind ausreichend Abstellmöglichkeiten vorgesehen.

Größere Uferabschnitte des Sees sind durch Gabionen gefasst. Dadurch ergibt sich eine eindrucksvolle Begrüßungsatmosphäre und Aufenthaltsqualität schon beim Ankommen.
Aufgrund der Wasserfläche kann auf eine Einzäunung in diesem Bereich verzichtet werden. Der See wird auch durch das Niederschlagswasser der umfangreichen befestigten Flächen gespeist.
Für einen zügigen Verkehrsfluss aufs Betriebsgelände wird auf einen Kreisverkehr verzichtet. Ein Haltebereich für 8 LKW wird seitwärts der Zufahrt angeordnet und die bestehende Waagen-anlage um eine weitere Waage erweitert. Dadurch kann gegenüber der Masterplanung eine hohe Investitionssumme eingespart und in diesem Bereich auf Rodung von Waldflächen verzichtet werden. Der bestehende Parkplatz wird unter Nutzung von Bestandsstellplätzen arrondiert. Für die Mitarbeiter*innen ist ein Pausendeck am See vorgesehen.

3.2 ReCycling Skywalk (F2)
Das Konzept der Führung der Besucherströme auf dem Skywalk ermöglicht die Information der Besucher*innen sowohl in den in den Waldsaum eingebetteten Gebäuden als auch durch den freien Blick auf das Betriebsgelände. Wie selbstverständlich erreicht man den Fuß des Deponiekörpers.

3.3 Aktivierung Deponiekörper (F3/F4)
Der Aufstieg zur Plattform auf der Deponie führt über einen Serpentinenweg, der an den Wendepunkten mit kleinen Aussichtsbastionen die Höhenentwicklung erleben lässt. Die Flanken des Deponiekörpers sollen wie in der Masterplanung durch landwirtschaftliche Versuchsflächen und Beweidung genutzt werden.
Das durch den Um- und Neubau entstehende Abbruch- und Erdmaterial wird zur Anlage der Erdskulptur für die Bergstation genutzt. Gabionen fassen die Aussichtsplattform mit spektakulärem Rundumblick in die Landschaft.


4. Option Seilbahn

Um die in der Auslobung formulierte „qualitätvolle ‚Adresse‘ des Zukunftsstandortes Pohlsche Heide mit hoher Aufenthaltsqualität zu etablieren“ wäre die hier angedachte Seilbahnoption eine optimale Ergänzung des vorgeschlagenen Konzeptes „ReCycling Skywalk“.

Mit einer Seilbahn würde eine in Norddeutschland einmalige Attraktion mit hoher Strahlkraft auch für Personen entstehen, die sonst nicht auf den Gedanken kämen, eine Mülldeponie zu besuchen. Man kann sich gut vorstellen, dass Familien ihren Wochenendausflug danach ausrichten, bzw. Wander- und Fahrradgruppen diese Station extra einplanen. Für den geplanten außerschulischen Lernort entsteht ein echter Magnet!

Damit wird ein hoher Multiplikatoreneffekt erzeugt, womit die so wichtige gesellschaftliche Akzeptanz für das Megathema Recycling weiter gestärkt würde.
Mit der hier vorgeschlagenen Seilbahnroute könnte ein spannender Rundweg im Sinne des Recycling-Kreislauf-Symbols umgesetzt werden. Der Berg wäre außerdem absolut barrierefrei erreichbar.
Für die technische Umsetzung wurden wir von einem etablierten österreichischen Seilbahnhersteller beraten. Demnach stellt die Umsetzung keine besondere technische Herausforderung dar. Folgendes ist angedacht:
Die Seilbahn wird als Pendelbahn geplant mit zwei Kabinen (eine hin, eine zurück) mit jeweils 15 Personen. Es wird eine langsame Fahrzeit vorgeschlagen (4-5 min.), damit in der Kabine Informationen eingespielt werden können. Es wird einen Zwischenmast mit ca. 60m Höhe geplant, so dass dieser Ausblick noch imposanter als der vom Müllberg ist.

Diese Seilbahnen können als bedienerlose Systeme wie Aufzüge fahren. Man braucht also kein zusätzliches Personal. Der Antrieb kann über Solarpaneele erfolgen, man braucht also keinen zusätzlichen Strom. Es gibt jeweils eine „Berg- und eine Talstation“ für den Einstieg. Die Talstation wird am Skywalk angedockt, die Bergstation auf den Deponiekörper nur durch Bodenpressung ohne zusätzliche Gründung aufgelegt. Nach hinten wird die Station mit einem Seil abgespannt, welches außerhalb des Deponierkörpers verankert wird.

5. Bauabschnitte

Die Umsetzung der Gesamtkonzeption kann in mehreren Bauabschnitten („BA“) erfolgen. Ausgehend vom ersten Gebäude am Skywalk, dem Kompetenzzentrum, lassen sich sowohl der Skywalk als auch die anderen Gebäude abschnittsweise erstellen.
Ansonsten gibt es als wesentlichen Hauptbauabschnitt den Übergang vom Skywalk auf die Mülldeponie, wobei der „Mountaintrail“ auf den Müllberg mit dem Klassenzimmer mit in diesem Abschnitt mit gebaut werden sollte.
Die weitere Fortführung des Skywalks in Richtung Kompostierwerk ist eine langfristige Perspektivplanung. Denkbar und wahrscheinlich ist, dass der „Skywalk“ dann nicht mehr auf der + 1 Ebene sondern ebenerdig fortgesetzt wird.
Als weitgehend unabhängiger Bauabschnitt sollte die Installation der Seilbahn gesehen werden. Es ist eine Option, die keineswegs an letzter Stelle stehen muss bzw. sollte. Im Gegenteil, zusammen mit der Erstellung des Kompetenzzentrum würde aufgrund der hohen Attraktivität und des Symbolcharakters ein Bau der Seilbahn zusammen mit dem Klassenzimmer im 1. BA sehr viel Sinn machen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf nimmt den Begriff der Auslobung der »Recycling Road« als Ordnungsprinzip für die gesamte Bauaufgabe auf. Entlang der Südgrenze des Wettbewerbsgebiets werden alle Baukörper an einem »Recycling Skywalk« platziert. Dieser ist ein aufgeständerter Laufsteg, auf dem die Besucher im 1. Obergeschoss die einzelnen Programmbausteine erschließen und bis zur Deponie geleitet werden. Es bieten sich Einblicke in die Arbeits- und Forschungseinrichtungen auf der einen Seite und auf der anderen Seite Ausblicke über das bestehende Gelände. Interessante Sichtbeziehungen ergeben sich zum Materiallager. Die sich kreuzenden Wege der vom Wertstoffhof kommende Fahrzeuge sind konfliktfreier zu organisieren. Die Gebäudefigur erscheint sehr schematisch in ihrer Länge und wiederkehrenden, ähnlichen Baukörpern. Die in der Perspektive dargestellte Eingangssituation wird dominiert von dem Blick in die Parkgarage. Fragwürdig ist auch die Größe der Wasserfläche und die überdimensionierte Rampe. Vom Eingang her ist nicht die Gesamtheit der neuen Smart Recycling Factory zu überblicken, es entsteht keine Dichte. Die Innovationswerkstatt wird in einem Gebäude organisiert und ist damit nur schwer zu erweitern. Die Fassaden verbleiben schematisch und es werden keine weitergehenden Aussagen zu Materialien getroffen. Die Seilbahn ist kostenintensiv und für die Erschließung nicht notwendig. Pragmatisch und wirtschaftlich ist die Beibehaltung der bestehende Erschließung mit der Waage. Allerdings ergeben sich hier an der Abzweigung kreuzende Verkehre und somit eventuelle Rückstauprobleme. Der Entwurf weist unter wirtschaftlichen Aspekten den großen Vorteil auf, dass eine effektive Nutzung der bestehenden Gebäude erfolgt. Auch die Wegeführung kann zu großen Teilen beibehalten werden. Das Konzept ermöglicht die optimale Anlieferungssituation an der Recycling Road. Insgesamt wird in dieser Konzeption die ökologische Belastung geringgehalten. Allein diese Merkmale unterstützen die Akzeptanz für die Umsetzung des ambitionierten Projektes auf Seiten der Bürgerinnen und Bürger und sind in der Außenkommunikation von Bedeutung. Auch planungsrechtlich spricht nichts gegen die bauliche Umsetzung. Das Gebäude macht das erwähnte Konzept, konsequent kreislauffähige Baustoffe und Konstruktionen zu verarbeiten, nicht sichtbar. Verwendet werden soll Recyclingstahl, wobei Stahl in der Bauwirtschaft, meist ein solcher ist. Massivholz in der Hybridkonstruktion ist kein Recyclingmaterial. Im Text erwähntes »Cradle to Cradle« bleibt eher eine leere Hülle und wird nicht deutlich sichtbar. Ein Umgang mit erneuerbaren Energien wird nicht beschrieben. Der Beitrag bietet einige interessante Aspekte für das Thema des Wettbewerbs, hat jedoch Schwächen im Eingangsbereich.
Wettbewerb Smart Recycling Minden - Lageplan

Wettbewerb Smart Recycling Minden - Lageplan

Perspektive

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