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Konzeptstudie im Einladungsverfahren | 03/2020

Neubau einer Liftanlage Dählhölzli im Tierpark Bern (CH)

Gewinner

Corinna Menn GmbH

Architektur

Balliana Schubert Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

ingegneri pedrazzini guidotti sagl

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Eine vertiefte Analyse des Ortes, mit dem Ziel, landschaftliche und historische Qualitäten zu erkennen, führt zu einer ebenso eindeutigen wie klugen Setzung und Materialisierung des Konzeptes. Das Beurteilungsgremium würdigt die zurückhaltende Erscheinung und die Einbettung in die Natur. Der Standort ist gut und präzise gewählt, steht er doch am Fusse des Hangs, zwischen hohen Bäumen und leicht westlich aus der optischen Mitte herausgerückt. Diese Position integriert und umrahmt auch den bestehenden, entlang dem Aarehang hinaufführenden Fussweg. Zudem minimiert dies die Länge der filigran ausgebildeten Verbindungsbrücke, welche auf der oberen Ebene an den Lift andockt. Einzig der Wechsel zwischen einer oben vorgelagerten Plattform und dem eigentlichen Steg ist nicht nachvollziehbar. Das rostbraune Konstrukt orientiert sich auf der unteren Ebene gegen einen überschaubaren, leer belassenen Platz, welcher westlich mit Bäumen umsäumt ist und wenige Elemente wie einen runden Brunnen und einige Bänken
unter den Bäumen beinhaltend.

Der Wald ist zusammen mit der abfallenden Topografie weiterhin der Hauptakteur auf dem Platz. Die beruhigte und gut proportionierte Platzfläche soll an die ursprüngliche Gestalt des Flussbettes erinnern. Intarsien aus Kieselsteinen zeichnen den Platz aus und ermöglichen darauf mannigfaltige Bespielungen dieses neu geschaffenen Zentrumsbereiches.

Der Lift tritt weder als Monument noch als Säule in Erscheinung, sondern als ein infrastruktureller, transparenter und leichtfüssiger Wegebau. Die daraus formulierte Dreiteiligkeit – Zugang oben, Zugang unten und die dazwischenliegende Fahrtstrecke – wird elegant in drei übereinander gestapelte und einzeln transportierbare Bauteile übersetzt. Bei beiden Eingängen betonen kleine Vordächer den Zugang. Die gesamte Konstruktion ist aus Cortenstahl mit gläserner Liftkabine vorgesehen: Eine überzeugende Materialwahl für eine der Witterung ausgesetzte Lage. Überraschend verspielt stellen sich die vollwandigen Bleche in Bogensegmenten dar. Sie umhüllen vertikale und horizontale Rahmen und ersetzten die technisch notwendigen Streben in einer charmanten
und eigenwilligen Art. Die geschlossenen Bereiche sind vorwiegend dort, wo sie auch funktional notwendig sind, sei es als Schutz der Waschbären oder als Umhüllung
des Maschinenraums. Sie sind je nach Etage zueinander versetzt und erlauben dadurch allseitige Durchsichten.

Die Liftdimensionen entsprechen den Vorgaben, sind jedoch wegen der Exponiertheit gegenüber der Witterung aufwändiger in Erstellung und Pflege als ein rundum geschlossener Schacht. Ergänzende Glaselemente sind einzig im Erdgeschoss vorgesehen. Allenfalls müssten weitere Teile mit diesen bestückt werden, um technische
Bauteile zu schützen.

Auf Grund seiner geringen Dimension – insbesondere des Fussabdrucks – der Reduktion der Baumaterialien und Konstruktionsprinzipien beim Lift, dem Steg und auch der kleinen Betonbrücke werden im Quervergleich aller eingereichten Konzepte unterdurchschnittliche Erstellungs- und Betriebskosten erwartet.

Der Beitrag zeichnet sich besonders dadurch aus, dass die Eingriffe insgesamt sehr präzise, auf ein Minimum begrenzt und zeitgemäss in Erscheinung treten. Die Lage ist gut gewählt in Bezug auf das ganze Wegenetz und auch zum vorgeschlagenen Platz hin. Respektvoll und dennoch innovativ ist auch die architektonische und statische Ausgestaltung aller Teile. Die reduzierte und klärende Freiraumgestaltung besticht ebenfalls mit ihren einfachen Mitteln. Das Konzept hat das Potential, ein neues Wahrzeichen des Tierparks Bern zu werden.