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Einladungswettbewerb | 10/2020

Neues Areal "Auenquartier an der Ilm" in Pfaffenhofen

3. Preis

Preisgeld: 13.000 EUR

garnisch + werndle architekten GmbH

Architektur

Logo verde Ralph Kulak Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Grad Ingenieurplanungen GmbH Büro für Baustatik und Konstruktion

Tragwerksplanung

Ingenieurkontor BLWS GmbH & Co. KG

Brandschutzplanung

IBN Bauphysik Consult

Bauphysik

bakpak Architects

sonstige Fachplanung

Martín Luque López

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau

• verkehrsgünstige Lage am Bahnhof
• Dominante am Stadteingang
• ausgerundete Fassade korrespondiert mit Bahnhofsareal
• gestaffelte Höhenentwicklung

Der südliche Ortseingang von Pfaffenhofen steht in direkter Nachbarschaft zum Bahnhof und zum grünen Park an der Ilm. Die städtebauliche Idee des Masterplans wird in der Realisierung durch einen zusammenhängenden Baukörper mit Hochpunkt in Ausrichtung zum Bahnhof ausformuliert. Besondere Merkmale sind die zur Kreuzung ausgerundete Fassade und die Arkaden zur Münchener Straße. Die Gebäudefuge an der Schrobenhausener Straße weist in Richtung Bahnhof, setzt sich im Inneren der Anlage fort und gliedert prägnant die Fassadenabwicklung.

Entwurfsidee / Nutzungskonzept

Die innerhalb des Wettbewerbsareals differenzierte Anordnung der unterschiedlichen Nutzungsbereiche bietet eine ausgeprägte Adressbildung und unterstützt die Gliederung öffentlicher, halböffentlicher und privater Bereiche. Insbesondere trägt sie dabei der besonderen Anforderungen durch die Lärmimmissionen der Umgebung Rechnung.
Signifikant ist die Einteilung der straßenseitigen Randbebauung in einen Wohnriegel an der Schrobenhausener Straße und einen Gewerbe- und Dienstleistungsriegel an der Münchener Straße. Die öffentliche Sockelzone mit Läden zur Nahversorgung und Gastronomienutzung spricht durchgängig eine leichte und ruhige Sprache: mit großen Öffnungen, teilweise vorgelagerten Arkaden sowie der zentralen Passage als Übergang zum halböffentlichen Innenhofbereich.

Gegenüber dem Sockelgeschoss ist die dreigeschossige Wohnbebauung entlang der Schrobenhausener Straße hofseitig um einige Meter zurückversetzt. Dies ermöglicht die Entwicklung attraktiver durchgesteckter Grundrisse mit Südorientierung ins Grüne und
Erschließung über verglaste Laubengänge. Diese sind wiederum dem Lärmschutz zuträglich. Die Wohnungen im ersten Obergeschoss verfügen über großzügige Südterrassen während die Ein- bis Vierzimmerwohnungen der darüber liegenden Geschosse mit Wirtschaftlichkeit für die Ansiedelung von gefördertem Wohnungsbau glänzen.
Die Überbauung der Zufahrt zu Tiefgarage und Stellplätzen im Westen ist dem Lärmschutz dienlich und erhöht die Privatsphäre im Innenhofbereich.

Die vorgeschlagenen Gastronomieangebote im Bereich der Münchener Straße öffnen sich
mit großzügig verglasten Fassaden sowohl zu den vorgelagerten Arkaden als auch zum Innenhof, der in diesem Bereich gemütliche Sitzplätze im Grünen zum Verweilen und Genießen anbietet. Die Anordnung der beiden repräsentativen Treppenhäuser ermöglicht zusammen mit dem großen Stützenraster eine flexible Einteilung der Büro- und Dienstleistungsflächen in den Obergeschossen und reagiert somit auf unterschiedliche Mieterbedürfnisse. Die Überbauung der Tiefgaragenabfahrt erweitert das Raumangebot und bildet zusammen mit der „Grünen Galerie“ den räumlichen Übergang zur anschließenden südlichen Riegelbebauung.
Die teilweise verglaste und begrünte leichte Stahlkonstruktion des Verbindungsbauwerks dient dem Schallschutz und bietet zusätzlich Freiflächen zur Erholung und Entspannung der Mitarbeiter der angrenzenden Büros. Partiell aufgestellte Hochbeete liefern frisches Gemüse zur Selbstversorgung der Nutzer.

Im südlichen Wohnriegel sprechen ruhige, zum Innenhof orientierte Zwei- bis Vierzimmerwohnungen insbesondere junge Familien und Paare an. An der Ostseite ist
die Viergeschossigkeit des Gebäudes durchgängig während sie an der lärmabgewandten Innenhofseite durch eine großzügige und teilweise begrünte Dachterrasse gegliedert wird.
Die großzügigen Drei- bis Vierzimmerwohnungen des Punkthauses sind durchgängig nach Süden orientiert und präsentieren sich mit Ihrer Beziehung zum grünen Innenhof und der Ilmaue in Bestlage.

Allen Wohnungen sind mit Balkonen und Terrassen in Verbindung mit Loggien attraktive Freibereiche zugeordnet. Die Geschossebenen werden mit Aufzügen und Treppenhäusern entsprechend der DIN 18040 durchgehend barrierefrei erschlossen.


Konstruktion / Fassade

Die Randbebauung an der Schrobenhausener und Münchener Straße ist aufgrund der hohen schallschutztechnischen Anforderungen in massiver Betonbauweise mit einer mineralischen Außendämmung und mineralischem Oberputz geplant. Struktur erhält die Fassade zusätzlich durch eine Profilierung mit aufgesetzten mineralischen Fertigteil-Elementen. In den lärmexponierten Bereichen erhalten die Fenster eine vorgesetzte Prallscheibe zur Reduzierung der Schallimmission. Intergriert im Fassadenzwischenraum dient ein hinterlüfteter textiler Screen dem Sonnenschutz. Die dem Innenhof zugewandten Wohnbereiche verfügen über raumhohe Fenster mit außenliegendem Sonnenschutzscreen.

Für die südliche Randbebauung wurde eine Hybridbauweise mit Geschossdecken und Schotten aus Stahlbeton gewählt, welche als Speichermasse dienen und für einen optimalen Schallschutz zwischen den Wohnungen sorgen. Die Außenwände der schallabgewandten Seiten werden aus vorgefertigten, hochdämmenden Holzwänden in Tafelbauweise errichtet.
Durch den hohen Vorfertigungsgrad kann die Bauzeit deutlich verringert werden, was die Kosten minimiert. In der Fassade mit den umlaufenden horizontalen Bändern und der dazwischenliegenden Holzschalung lässt sich die Konstruktion ablesen. Lediglich die Außenwand im Bereich zur Münchener Straße hin wird aufgrund der hohen schallschutztechnischen Anforderungen in Stahlbeton errichtet und anschließend mit einer Holzfassade verkleidet. Die Sonnenschutzverglasung und eine Verschattung mit außenliegendem Screenbehang verhindern einen zu hohen Wärmeeintrag im Sommer.

Die Konstruktion und die Fassade des Punkthauses sind die gleichen wie die der südlichen Randbebauung. Durch die geringeren Anforderungen an den Schallschutz sind hier alle Fassaden in einer reinen Holzkonstruktion möglich.



Raumklima / Energiekonzept

Die Büro- und Dienstleistungbereiche erhalten eine mechanische Lüftung mit Wärmerückgewinnung, deren separate Deckengeräte je Mieteinheit im abgehängten Deckenbereich der internen Nebenraumzonen untergebracht werden. Die Kosten
können damit infolge verringerter Leitungsführung und entfallender Brandschutzmaßnahmen minimiert werden.
Als Grundlastsystem zum Heizen und Kühlen dient hier die Bauteilaktivierung in den Stahlbetondecken. Kühldeckensegel und Unterflurheizkörper im Fassadenbereich fangen die Spitzenlasten ab.

Die Einzelhandels- und Gastronomieflächen im Erdgeschoss werden über Deckengeräte im Multisplitsystem mit Wärme und Kälte versorgt.

Für die Wohnungen mit erhöhten Schallschutzanforderungen sind zentrale Wohnungslüftungen mit Wärmerückgewinnung vorgesehen. Die Wohnungen im Punkthaus erhalten dezentrale Wohnungslüfter mit Ansaugung über die Fensterlaibung.

Das nachhaltige und wirtschaftliche Energiekonzept umfasst den Anschluss an das vor Ort vorhandene Fernwärmenetz sowie die Grundwassernutzung zur passiven Kühlung. Der KfW 55 kann damit erreicht werden.

Freianlagen
• Ruheinsel am Auenpark
• Wohnen und Arbeiten in der Nähe der historischen Innenstadt
• Anbindung an ÖPNV und den Fernradweg
• ruhiger Innenhof mit differenzierten Aufenthaltsbereichen
• Außengastronomie mit besonderen Angeboten für die Bewohner
• Fahrradverleih und Nahversorgung
• Kinderspiel unter Bäumen
• Sondernutzungen im Erdgeschoss – Handel, Gastronomie
• Dachbegrünung und Versickerungskonzept

Das Konzept der Freianlagen sieht entlang den Straßen einen lichten Baumschirm (schmalkronige Robinien) vor, der die Gebäudekubaturen in den Stadtraum integriert. Die vorgelagerten breiten Gehwege sind barrierefrei nach DIN 18040 ausgebaut (Natursteinplatten). Zur Stärkung der Geschäftsnutzungen wird der Raum für die Fußgänger durch Arkaden erweitert. Kurzzeitstellplätze entlang der Schrobenhausener und Münchener Straße gewährleisten einen hohen Fahrzeugumschlag und attraktivieren die Geschäftsnutzungen im Erdgeschoss.
Der Innenhof überrascht mit seiner ruhigen, kontemplativen Stimmung. Ein weites, leicht überhöht modelliertes Rasenfeld ist mit (Klima-) Bäumen überstellt, die mit den semiariden Verhältnissen und der Rückstrahlung der Fassaden gut auskommen. Lockere und lichte Baumkronen (Sophoren) erzeugen ein Licht- und Schattenspiel auf der Wiesenfläche und laden die Kinder zum Spielen ein. Die Spielgeräte aus naturbelassenem, geschälten Robinienholz verbinden sich mit den Baumstämmen zu einem kleinen, naturnahen Labyrinth aus Spielangeboten.
Die Restaurantterrasse ist im Sommer mit Schirmen überstellt. Der kleine Freibereich wird mit seiner Ausrichtung nach Westen zum beliebten Apéro-Treffpunkt der Nachbarschaft.
Die begrünte Pergola beschattet die Südseite des Gebäudes und unterstützt beim sommerlichen Wärmeschutz. Hier finden sich -ohne Konsumzwang- Sitzmöglichkeiten sowie mediterrane Kübel- und Kletterpflanzen. Angrenzend an der Wand der Tiefgaragenabfahrt finden Räder der Verleihstation ihren Platz. Weitere Fahrradstellplätze sind unterhalb der „Grünen Galerie“, im Kellergeschoß – erreichbar durch die Tiefgarage sowie vor den Ladennutzungen an der Straße angeordnet.
Im Übergang zwischen Passage und Restaurantterrasse sind drei sogenannte „Ochsenherz“-Brunnen situiert. Ihr leises Plätschern dämpft die angeregten Gespräche der Restaurantbesucher.
Neben den Freiflächen im Hof werden den Wohnungen im Erdgeschoss Sondernutzungsflächen und in den Obergeschossen begrünte Terrassen und Balkone angeboten.
Die Dachflächen sind extensiv begrünt und ermöglichen Verdunstung und sind als ökologisch wertvolle Pflanzflächen für den Artenreichtum von Insekten angelegt. Das dort vorgesehene Retentionsvolumen vermindert die Abflussspitzen und stellt zusammen mit den begrünten Rasenmulden die Versickerung des Oberflächenwassers auf dem Grundstück sicher. Im Bereich des obersten Bürogeschosses sind Dachterrassen als Erholungs- und Begegnungsfläche für die Mitarbeiter angeordnet.
Die funktionellen Ansprüche überlagern die Nutzungsansprüche: Für die Feuerwehrumfahrt und die Aufstellflächen sind neben den befestigten Flächen teilbegrünte Verkehrsflächen vorgesehen. Integriert in die Tiefgarage finden sich Zisternen, die als Teil des Entwässerungskonzepts die Retention unterstützen und als Reservoir für die Pflanzenbewässerung dienen.
Das Materialkonzept arbeitet auch im Innenhof mit großformatigen Natursteinplatten die mit Mosaikpflaster gegliedert sind. Die Beleuchtung im Innenhof wird mit Mastaufsatzleuchten sichergestellt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die nördliche Randbebauung wirkt an der Straßenkreuzung mächtig, auch weil über das vorgegebene städtebauliche Konzept hinaus verlängert wurde. Die runde Form wirkt ganz besonders zeichenhaft (unangemessen) und dominant (aufdringlich).Da der Nordbaukörper nach Westen verlängert ist und trotzdem weiterhin vier Punkthäuser vorgesehen sind, verbleiben geringe Freiräume zwischen den Baukörpern. Die Auenlandschaft ist dadurch beinahe abgeriegelt. Durch diese Verdichtung leidet die städtebauliche Qualität als Ortsrand, vor allem in dem künftigen Erscheinungsbild 4-geschossiger Gebäude.

Der Entwurf zeichnet sich aus durch langgestreckte Baukörper und regelmäßige Gliederung entlang der Schrobenhausener und Münchener Straße. Durch die starke Einheitlichkeit wirkt er jedoch zu monoton. Die gerundet geformte Gebäudeecke führt zu einer harmonischen Fassadenabwicklung an der Kreuzung. Allerdings endet der Baukörper ohne eine vermittelnde Ausformung zum Übergang an die Nachbarbebauung. Der Arkadengang verschafft den Fußgängern entlang der Münchener Straße einen komfortablen Zugang zu den Läden und Gastronomie im Erdgeschoss. Die gerundeten Formen der Erdgeschossfassade sind sinnvoll eingesetzt. Durch die durchgesteckten Treppenräume im Norden und dem großen öffentlichen Durchgang gibt es eine wohltuende Verbindung zum grünen Innenhof.

Die beschriebene Bauweise der Fassadengestaltung mit Applikationen aus Wärmedämmverbundsystemen lässt erahnen, dass die gewünschte hohe Qualität nicht erreicht werden kann.
Die Grundrissorganisation ist gut ablesbar und übersichtlich organisiert. Die Durchlässigkeit in der Erdgeschosszone wird positiv bewertet. Die Erschließung der südlichen Randbebauung erfolgt logisch über eine Wegeachse, die am Durchgang an der Schrobenhausener Straße beginnt und den großzügen Innenhof durchkreuzt. Die Erschließung der Wohnungen entlang der Schrobenhausener Straße mit Laubengängen wird begrüßt.

Der Baukörper der nördlichen Randbebauung an der Münchener Straße umfasst ausschließlich Gewerbenutzung. Das Fassadenkonzept lässt keine Umnutzung zu Wohnnutzung zu.

Der Entwurf findet sinnvolle Wegebeziehungen in der zentralen Grünfläche. Nachteilig für Bepflanzungsmöglichkeiten dürften die großen Tiefgaragenbereiche sein, die sich unter dem gesamten Platz erstrecken. Sinnvoll erscheint die ruhige Gestaltung am Vorlandgraben, der durch einen Weg entlang der Aue eine qualitätvolle äußere Siedlungsgrenze bildet. Im übrigen trifft die Freiflächengestaltung nur vage Gestaltungsaussagen.

Die regelmäßige Tragstruktur verspricht eine technisch unaufwendige Bauweise. Die gewünschte Flexibilität ist jedoch nicht gegeben. Die beschriebene Bauweise in Stahlbeton mit Wärmedämmverbundsystem und formgebenden Applikationen lässt einen hohen Aufwand für den Bauunterhalt erwarten.

Der Schallschutz ist weitgehend gelöst. Die Wandhöhen sind eingehalten bzw. mit zusätzlichen Schallschutzelemente hergestellt. Der Entwurf sieht durchgesteckte Grundrisse und teilweise verglaste Laubengänge vor Wohnungen an lärmbeaufschlagten Fassaden vor. Es sind ruhige Aussenbereiche für die Wohnungen und ein ruhiger Innenhof vorhanden. Es sind Schlafräume ohne ausreichend Schallschutz vorhanden. Diese liegen zum Teil im gesundheitsgefährdenden Bereich, der Schallschutz muss gelöst werden. Auch im südlichen Riegel sind Aufenthaltsräume ohne Darstellung von Lärmschutz zur lärmbeaufschlagten Fassade orientiert.

Die geforderten Fahrradstellplätze sind nicht ausreichend vorhanden. Die geforderte Umfahrung für die Feuerwehr ist durch den großen Innenhof ermöglicht.

Die Gestaltung der Fassade mit einer Primär- und einer Sekundärstruktur bietet eine hohe Flexibilität in der Nutzung und Grundrissgestaltung. Die Konstruktion der Wohnbereiche mit Holztafelbauweise in einer Betonstruktur ist wirtschaftlich schlicht und dennoch wohnlich. Die Verwendung weniger Materialien ermöglicht, sie harmonisch der jeweiligen Nutzung angemessen aufzuteilen und eine harmonische Gesamtwirkung der Anlage zu erzielen.
Plakat 1

Plakat 1

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Plakat 2

Plakat 2

Dachgeschoss

Dachgeschoss

Lageplan

Lageplan

Plakat 3

Plakat 3

Modell

Modell

Plakat 4

Plakat 4

Visualisierung

Visualisierung

Visualisierung Innenhof

Visualisierung Innenhof