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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2020

Neubau des Lehr- und Forschungsforums (LuF) der Rheinischen Friedrichs-Wilhelms-Universität Bonn

Anerkennung

heinlewischer

Architektur

Erläuterungstext

TEAM
Hägi Gutbrod, Ken Knust, Gulfiia Kutlakhmetova, Philipp Jenckel (Modellbau)

Leitbild/Image
Dem neuen Lehr- und Forschungsforum unterliegt der Grundgedanke einer temporären Aufnahme von Nutzungseinheiten. Diese können beliebig in das ringförmige um eine Gartenhalle aufgebaute robuste Gerüst „eingestellt“ werden – das Gebäude als Setzkasten. Diesem Leitmotiv folgen alle wesentlichen Aspekte des Gebäudes:
– gleichmäßiges Tragwerk mit großen Spannweiten
– nutzungsneutrale Flächen in jedem Geschoss
– offene vertikale Erschließung / kurze Wege
– gleichmäßige, ringförmige horizontale Erschließung
– öffentliche, halböffentliche und private Bereiche in jedem Geschoss
– starke robuste Architektursprache im Außen- und Innenraum
– resiliente Gebäudetechnik und Leitungsführung

Orientierung/Kommunikation
Die Mitte des Gebäudes bildet die Gartenhalle, als Erschließungs-, Orientierungs- und Kommunikationszone in deren Mittelpunkt eine offene Treppe alle Ebenen miteinander verbindet. An dieser Treppe liegen zentrale Aufenthaltsbereiche mit Teeküchen, informelle Kommunikationsflächen und Seminar- und Besprechungsräume. Ringförmig um diesen kommunikativen Mittelpunkt sind die Büroflächen, Besprechungs- und Seminarräume angeordnet, so dass alle Nutzungseinheiten direkt von der kommunikativen Mitte erschlossen werden und über diese visuellen Kontakt miteinander haben. Die „festen“ Einbauten, baurechtlich notwendige Treppen, Aufzüge, Schächte und WC-Kerne sind in vier Gruppen kompakt zusammengefasst, so dass sie gut auffindbar sind, an keiner Stelle die Sicht versperren und hinsichtlich technischer Versorgung und Brandschutz optimal platziert sind.

Materialkonzept
Die Fassade wird maßgeblich durch die Ausbildung der Konstruktion der 80cm hohen Keramikschalen bestimmt. Alternativ sind gedämmte Ausführungen in Sichtbeton- oder Dämmbeton denkbar. Die geschlossenen Flächen werden als gedämmte Tafeln, ebenfalls mit Keramik- oder Sichtbetonoberfläche hergestellt (Sandwichkonstruktionen). Die Glasflächen an der äußeren Fassade werden als Metall-Glas- Konstruktionen mit Dreifachverglasung geplant, mit Rahmen aus bronzefarben eloxierten Profilen und regelmäßig eingesetzten Öffnungsflügeln. Die Fassade zur Gartenhalle ist optisch sehr ähnlich zur Äußeren. Die Schalen der Stützen und Geschossdecken sind nur 50cm breit, sodass die innere Fassade das Konzept des Setzkastens zeigt und sich den Proportionen der Gartenhalle anpasst. Die Glasflächen zur Gartenhalle werden, da sie durch das Glasdach geschützt sind, als reine Holzkonstruktion geplant.

Beurteilung durch das Preisgericht

Leitidee und Konzept
Städtebaulich wird ein klarer, rationaler, viergeschossiger Baukörper auf dem Grundstück vorgeschlagen. Die Flexibilität der Forschung soll durch das Prinzip der klaren Form gespiegelt werden. Ein gut proportionierter Baukörper 45 m breit, 75 m lang und 17.50 m hoch. Die Verfasser wünschen sich ein Gebäude als Setzkasten, welches viele Funktionen aufnehmen kann. Ein Bauregal, aus einem Konstruktionsraster von 15 x 15 m, nimmt die unterschiedlichen Räume auf. Das System ist innerhalb seiner Logik auf dem Grundstück erweiterbar. (Möglichkeit 2.BA). Die Gartenhalle, als überdachtes Atrium, ist wesentliche Leitidee. Ein grüner, geschützter Kommunikationsraum soll in der Mitte entstehen. Der Beitrag zeigt ein pragmatisches und logisches Konzept, das viele architektonische Beispiele kennt.

Architektur und Funktionalität
Die Grundrisse reagieren souverän und stimmig auf das Raumprogramm. Das Erdgeschoss hat einen klaren Bezug zum Vorplatz. Das Foyer und die öffentlichen Nutzungen sind eindeutig auffindbar. Die Obergeschosse sind zur Gartenhalle hin mit Seminarräumen und Kommunikationszonen orientiert. Die übliche Monotonie einer Zweispännererschließung der Bürozonen mit Mittelflur wird gebrochen. Die Fassaden zur Gartenhalle sind transparent ausgestaltet. Zur Außenfassade hin entstehen großzügige Büroräume aufbauend auf dem Achsmaß 1,50 m. Eine einheitliche Fassade aus Keramikschalen im Wechsel mit großen Fensterflächen 7,50 m x 3,50 m zeigt sich gleichmäßig zu allen Seiten. Die Geschosshöhe von 4 m lassen Licht und Blicke in die Büroräume. So entsteht Komfort und Gesundheit für die Nutzer. Der Beitrag bietet ein hochwertiges Gebäude mit Botschaft und Rationalität, dass aus seinen Materialien lebt, an.

Nachhaltigkeit und Ökologie
Die Potentiale der Gartenhalle als grüne Mitte finden sich leider nicht im TGA Konzept. Sie werden nicht ausreichend erläutert und gewürdigt. Der „auf der Hand“ liegende Mehrwert wird nicht dargestellt.
Darüber hinaus wird die Bearbeitung der TGA Planung der Aufgabe nicht gerecht. Hier wären innovative Chancen zu benennen gewesen.

Die Jury vermisst die verständlichere Darstellung des Prinzips des Regals als lebendiges Modell der Forschung. Die Ausstrahlung der Fassade wird kontrovers diskutiert. Über die Dachausbildung der Gartenhalle könnte nachgedacht werden. Zumal das Dach an ihrem Hochpunkt die Vorgaben des Bebauungsplans überschreitet. Die Jury sieht die Anlage der Gartenhalle als Gewächshaus kritisch. Der Außenraumbezug zur Umgebung fehlt. Der Nachweis der Bepflanzungsmöglichkeiten und die klimatischen Probleme eines Gewächshauses werden nicht überzeugend aufgezeigt. Das Büroausbauraster von 1,50 m wird diskutiert und erscheint für die Vorgaben der Flächennutzung der Doppelbüros zu großzügig.