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Einladungswettbewerb | 11/2020

Neubau einer Pflegefachschule mit Wohneinheiten für betreutes Wohnen in Würzburg

Blick vom Stadtplatz

Blick vom Stadtplatz

2. Preis

Preisgeld: 17.500 EUR

H2M Architekten

Architektur

DE BUHR LA

Landschaftsarchitektur

TRAGRAUM Ingenieure PartmbB

Tragwerksplanung

Brandschutzplanung Renninger GmbH

Brandschutzplanung

IFB Sorge

Bauphysik

Peter Corbishley Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

IDEE + LEITBILD

Ein Stadtbaustein besetzt die Ecke und ergänzt den Blockrand.
Die Winkel der gewachsenen Stadt formen das Haus.

ORT + STÄDTEBAU

Als anschmiegsamer Solitär entsteht am Knick der Klinikstraße ein neues Haus, das sich einfühlsam und dennoch selbstbewusst in die offene Lücke einfügt. An der Ecke erhöht, staffelt sich das Gebäude zum Innenbereich des Blockes auf zwei Geschosse ab. Die beiden Winkel der Klinikstraße sind über die Geschosse versetzt, formulieren den neuen Stadtplatz und akzentuieren über den Einschnitt in den unteren beiden Ebenen den Eingang.
Am historischen Knick und vis-a-vis zur Zehntscheune des Juliusspitals entsteht ein neuer öffentlicher Raum mit Adressen und Aufenthaltsqualität zum Verweilen.

ARCHITEKTUR + GEBÄUDE

Die Zonierung der beiden unterschiedlichen Nutzungen, Pflegefachschule und Betreutes Wohnen, erfolgt über die Vertikale. Die Schule bildet als öffentliche Nutzung den Sockel für den aufgehenden polygonalen Solitär des ruhigeren Wohngebäudes. Der Eingang zur Schule erfolgt von Westen vom neuen Platz, die Adresse zum Wohnhaus liegt im Norden am Übergang zum Seniorenstift.

Pflegefachschule / Erdgeschoss – 1. Obergeschoss
Beide Schulebenen sind jeweils um eine multifunktionale Lernlandschaft organisiert. Im Erdgeschoss gruppieren sich die Verwaltung, die Konferenzräume und die Skill-Labs um die zentrale Mitte mit kreativer Lerntribüne und informellen Pausenflächen. Im 1.Obergeschoss sind alle Klassen- und Gruppenräume um die zentrale Lernlandschaft, der „Agora“, gegliedert. Letztere bildet das „Herz der Schule“ und wird über die offene Freitreppe und die Galerien mit Blickbezug zum Innenhof über beide Ebenen verbunden. Hier treffen sich alle horizontalen und vertikalen Wege der Schule. Rund um Teeküche, Bibliothek und Lounge-Bereiche entsteht Raum für informelle Kommunikation und kreatives Lernen.

Betreutes Wohnen / 3.-6. Obergeschoss
Die polygonale sechseckige Typologie fügt sich spielerisch ohne eindeutige Orientierung in den heterogenen Zwischenraum ein. Die Abstandsflächen in alle Richtungen werden eingehalten. Geschützt vom öffentlichen Charakter der Schule erschließt man das Wohngebäude über den gut sichtbaren Eingang von Norden. Alle Wohnungen halten ihr Gesicht in die Sonne und sind auch mit ihren privaten Freiräumen nach Süden, Osten bzw. Westen orientiert. Die Grundrisse sind klar zoniert: Bäder und Nebenräume liegen am Kern, die qualitätsvoll nutzbaren Individualräume an der Außenfassade.

Auf Veränderung der Wohnungsnachfrage während der Planung oder auch zukunftsweisende Wohnkonzepte kann die gewählte Erschließungstypologie mit viel Flexibilität und Schaltbarkeit der Wohnungen reagieren. Aus konventionellen 1- und 2-Zimmerwohnungen lassen sich mit wenig Aufwand Wohngemeinschaften auch für vier bzw. acht Personen konzipieren.

Über das durch ein großzügiges Oberlicht natürlich belichtete Treppenhaus erreicht man je Ebene bis zu sieben Wohneinheiten. Die zentrale Mitte im Inneren bildet das Herz des Hauses und fördert das soziale Miteinander. Der Gemeinschaftsraum mit eigener Dachterrasse und Weinbergblick befindet sich im obersten Geschoss und bietet Raum für Treffen mit Gästen und kleine Feiern. Neben den privaten Freibereichen in den Wohnungen und dem kommunikativen Treppenhaus steht den Senioren ein eigener geschützter und gestalteter Garten auf dem Dach im 2.Obergeschoss zur Verfügung. Hier kann man kleine Rundgänge an der frischen Lust machen oder sich zum Erzählen oder zur Gymnastik treffen. Eine barrierefreie und rollstuhlgerechte Erschließung des gesamten Gebäudes wird umgesetzt.

Untergeschoss
In den Untergeschossen befindet sich die Tiefgarage mit 60 Stellplätzen. Notwendige Keller-, Technik- und Entsorgungsflächen sind funktional angeordnet. Der Neubau wird über die westseitige Zufahrtsmöglichkeit zur Tiefgarage optimal erschlossen.

GRÜN + FREIRAUM

Der öffentliche Raum zwischen Fußgängerzone, Julius-Spital-Park, historischem Gebäudebestand und Neubau wird als städtischer Platz, gleichsam als Bindeglied, mit hoher Aufenthaltsqualität interpretiert. Es wird vorgeschlagen den bereits in der engen Gasse der Klinikstraße vorhandenen Natursteinbelag bis zur Stadtmauer zu erweitern und die vorhandene Grünfläche mit Baumbestand in zwei begrünte Intarsien zu teilen. Zusammen mit neuen Sitzbänken, Bäumen und Fahrradstellplätzen entsteht so ein attraktiver durchlässiger Stadtplatz, der den Neubau im historischen Stadtraum integriert und adressiert. Die angrenzenden Einrichtungen der Stiftung gliedern sich an den Platz oder werden durch neue Wegeverbindungen und den Mauerdurchgang zum Seniorenstift verknüpft. Die Zufahrt zur Tiefgarage und den Parkplätzen des Welzhaus erfolgt über den verkehrsberuhigten Platz mit Vorrang für Fußgänger und Radfahrer.

Die Freiräume orientieren sich nach den jeweiligen Bedürfnissen von Schule und Seniorenwohnen. Im Erdgeschoss zoniert eine umlaufende Gartenzone mit Wiese, Sträuchern und Bäumen den privaten Raum und bildet einen grünen Rahmen zur umliegenden Nachbarschaft. Unterschiedlich breite Terrassen, den Gemeinschaftsräumen der Schule zugeordnet, ermöglichen Aufenthalt für Lehrer und Schüler, z.B. als Konferenz- oder Pausenterrassen.
Die Dachfläche des 1. Obergeschosses wird als intensiv begrünte Freifläche mit Themengärten (Sinne, Licht, Schatten) und altersgerechte Aktivitätsbereiche für die Bewohner ausgebildet, z.B. begrünte Pergola, Bewegungsflächen (Gymnastik, Yoga) oder Hochbeete zum gemeinschaftlichen Gärtnern.
Der Entfall der beiden Bestandsbäume im überbauten Bereich wird über großstämmige Ersatzpflanzungen im rückwärtigen neuen Gartenbereich kompensiert.

MATERIALITÄT + ATMOSPHÄRE

Der zweigeschossige Sockel und der viergeschossige Solitär gliedern das Haus über die Vertikale.
Eine ruhige Fassade mit hellbeigen Sichtbetonfertigteilen strukturiert die Kubatur. Die unterschiedlichen Tiefen der Betonlisenen differenzieren die Fläche und schaffen eine moderne Analogie zu den Faschen des denkmalgeschützten Bestands im Umfeld. Farbigkeit, Dachgestalt und Gebäudematerialität nehmen sich gegenüber der bunten Farbigkeit der Baudenkmäler bewusst zurück und ermöglichen eine unaufgeregte Integration des Gebäudes in den Ensemblebereich. Der Schulbereich schirmt sich durch die vertikalen Holzlamellen als Filterschicht nach außen behutsam gegenüber dem öffentlichen Raum ab und ermöglicht dennoch viel Ausblick von Innen in die Umgebung sowie eine hohe Belichtungsqualität der Räume durch die großzügige Verglasung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf zeigt in einer kraftvollen und urban anmutenden Sprache einen eher monolithischen Gebäudekomplex in dem beide Nutzungen (Pflegeschule und Wohnen) übereinander geschichtet angeordnet sind. Nach Außen zeigt sich das Gebäude mit einer differenzierten Fassadengestaltung für den Bereich der Schule (Stahl/Holz/Glas) und den des Wohnens (fein gegliederte Sichtbeton-Sandwichplatten). In den beiden ersten Geschossen, die sich weitestgehend bis an die durch die Grundstücksgrenzen vorgegebene Restriktion erstrecken, ist die Pflegeschule funktional untergebracht.
Die klar angeordneten Klassen- und Verwaltungsräume orientieren sich um ein großes Foyer, welches als Erschließungskern und als Multifunktionsraum mit Potential zum Begegnungsraum fungiert, so dass die Räume umlaufend einen gelungenen Bezug zur Umgebung herstellen. Um die enorme Gebäudetiefe der beiden ersten Geschosse ausreichend zu belichten bietet ein Lichthof Orientierung und Belüftung und die Möglichkeit einer Begrünung.
In dem über den Sockel liegenden „Wohnturm“ befinden sich auf 4 Geschossen 27 Wohnungen. Diese sind ebenfalls zentriert um den nun verkleinerten Kernbereich des Foyers ringförmig angeordnet, der ebenfalls die Möglichkeit zur Begegnung und Kommunikation der BewohnerInnen bietet.
Der Entwurf zeichnet sich einerseits durch kurze Wege durch Schichtung und Kompaktheit des Baukörpers in die verschiedenen Funktionen des Gebäudes aus. Andererseits erscheint die Fläche des zentralen Foyers im Verhältnis zum Gesamtbaukörper unwirtschaftlich groß. Darüber hinaus ist eine nachvollziehbare und klare Wegeführung vom Eingang zu den Wohnungen wünschenswert, d. h. eine Vertikalführung ohne eine Verspringen der unterschiedlichen Treppenhäuser und –formen.
Mit den beiden auf der Nordwestecke nebeneinanderliegenden Eingängen ohne ausreichende Einbindung in die Platzsituation gelingt dem Entwurf noch keine klare Adressbildung. Die Lage der Tiefgaragenzufahrt im Westen mit Querung des gesamten Vorplatzes sollte überdacht werden, da sie zum Einen auf dem Grundstück der Universität liegt und zum anderen dem Platz seine Aufenthaltsqualität zu entziehen droht.
Grundsätzlich liegt die Massivität / Geschossigkeit des Baukörpers über dem dem Ort angemessenen und verträglichen Maß und muss hinsichtlich des planungsrechtlichen Einfügebotes überprüft werden, um ihm seine Dominanz gegenüber dem historischen Bestand des Welzhauses zu nehmen.
Blick aus der Klinikstraße

Blick aus der Klinikstraße

Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss 1.OG

Grundriss 1.OG

Ansicht Südwest

Ansicht Südwest

Ansicht Nordwest

Ansicht Nordwest

Ansicht Südost / Schnitt B-B

Ansicht Südost / Schnitt B-B

Ansicht Nordost

Ansicht Nordost

Schnitt A-A

Schnitt A-A