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Einladungswettbewerb | 11/2020

Neubau einer Wohnanlage in der Hebelstraße in Heidelberg

©bloomimages

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1. Preis / Zur Realisierung empfohlen

Preisgeld: 25.000 EUR

happarchitecture. JJH Architektengesellschaft mbH

Architektur

Mettler Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

gbm modellbau gmbh

Modellbau

Erläuterungstext

Die Vorteile einer innerstädtischen Blockbebauung können auf dem Grundstück an der Hebelstraße voll ausgespielt werden: in einer städtischen Umgebung, die lärm - und emissionsbelastet ist, wird eine geschützte Oase geschaffen. Der geräumige Gartenhof ist sonnig und wird durch die Baukörper abgeschirmt. Er bietet echte Aufenthaltsqualität, die durch eine sorgfältige Gartenanlage gesteigert wird. Im Zentrum liegen Gemeinschaftseinrichtungen, hohe Bäume spenden im Sommer Schatten und Kühle. Diese Qualität wird von den Baukörpern zurückgespielt, die sich mit grün berankten Loggien, Balkonen und Terrassen zum Hof öffnen. So entsteht eine Insel der Ruhe, Geborgenheit und Naturverbundenheit. Fugen und Einschnitte entlang der Hauseinheiten gliedern die Großform des städtischen Blocks ablesbar in jeweils eigenständige Teilvolumen mit je eigener Fassadencharakteristik. Trotz einer Gesamttiefe der den Hof umschließenden Gebäude von über 17 m und nur fünf Erschließungskernen gelingt eine hohe Grundrissqualität auch in den Eckwohnungen und eine gute Abschirmung der Nachbarwohnungen untereinander. Die Hausgemeinschaft bleibt weitestgehend unter sich, nur so kann sie sich als solche begreifen, entfalten und entwickeln. Mit den 92 preisfreien und preisgebundenen Wohnungen kann eine der innerstädtischen Lage angemessene Dichte bei angenehmer Privatheit, großzügiger Begrünung und qualitätvollen Räumen erzielt werden und dabei einen Ort der Vielfalt erzeugen, der der Unterschiedlichkeit der Lebensauffassungen, Kulturen und Weltbilder ihrer Bewohner entspricht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit ist in städtebaulicher Hinsicht durch eine achsialsymmetrische kompakte Bauanlage als dreiseitig geschlossene Blockrandbebauung charakterisiert. Die Nordseite entlang der Hebelstraße wird moderat auf fünf Geschosse zzgl. Staffelgeschoß erhöht. Die beiden Außenecken setzen durch die Rundungen und die eingeschobenen sichelförmigen Loggien einen städtebaulichen Akzent.
Die horizontale Tektonik bettet die große Gesamtkubatur gut in den heterogenen Kontext ein. Die Symmetrieachse und deren Vertikalbetonung entlang der Hebelstraße erscheint städtebaulich und typologisch deutlich überzogen und findet im Stadtraum keinen Anknüpfungspunkt.
Die Äußere sowie innere Erschließung ist prinzipiell gut gelöst. Die TG-Zufahrt könnte zu Gunsten von mehr Nutzfläche im EG ggf. im Einbahnverkehr mit Ampel optimiert werden.
Die kombinierten Müll-/Kinderwagenräume sind nutzungsbedingt suboptimal, ggf. wäre hier eine Trennung sinnvoll. Die durch- gesteckten Treppenräume mit natürlicher Belichtung versprechen eine gute Erschließungsqualität, das Steigungsmaß der einläufigen Treppen ist sehr steil. Die schmalen Stichflure in den Obergeschossen erscheinen etwas zu lang und haben geringe Aufenthaltsqualität. Das Rettungswegekonzept erscheint schlüssig und kommt ganz ohne Feuerwehrzufahrt im Innenhof aus, was sich auf dessen Gestaltungsqualität und -flexibilität positiv auswirken wird. Die Außenräume entlang der Hebel und Römerstraße werden gut ausgenutzt, insbesondere die Ecksituation in Verbindung mit einer kleinen Außengastronomiefläche erscheint gelungen.
Die erforderlichen Außenparkplätze sind entlang der Römerstraße schlüssig angeordnet. Der Innenhof ist gut proportioniert, angemessen belichtet und von hoher Aufenthaltsqualität. Der Erdschluss im Kernbereich erlaubt es trotz Tiefgarage 1-2 tiefwurzelnde Bäume anzuordnen. Der Mix aus Privatgärten für EG-Wohnungen und allgemein nutzbaren Hofflächen ist sinnvoll und gut ausbalanciert.
Die Wohnungen sind grundsätzlich gut proportioniert und der Wohnungsmix hat eine angemessene Körnung. Eine Maisonettewohnung im Tiefparterre funktioniert wegen des darüber liegenden Müll-/ Kinderwagenraumes nicht. Einige Kinderzimmer sind zu klein und somit nicht nutzungsgerecht. Insgesamt wirken die Fassaden qualitätsvoll und formal sicher gestaltet. Die horizontale Schichtung aus einer tektonisch artikulierten Sockelzone und der Bänderung aus Putz und Klinker lassen das Gebäude klassisch und wertvoll erscheinen. Die in der Außendarstellung an- gedeuteten Reliefausbildung in den Putzbändern und die gerundeten Erkerausbildungen sind wichtige Details, die das Gesamtensemble im Detail angemessen gliedern. Die Notwendigkeit der stringenten Gebäudesymmetrie und der achsialsymetrischen Risalitausbildung an der Hebelstraße wurde kontrovers diskutiert.
Insgesamt stellt der Wettbewerbsbeitrag durch seine gut austarierte Baumassenverteilung bei guter Grundrissqualität einen wertvollen Beitrag zur Aufgabenstellung dar.