modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 11/2020

Neubau einer Grundschule in Königstein im Taunus

Perspektive Wiesbadener Straße

Perspektive Wiesbadener Straße

Anerkennung

Preisgeld: 3.000 EUR

wörner traxler richter

Architektur

MJRM Mijaa Raummanufaktur Architekten

Architektur

Erläuterungstext

.


Petra Wörner
Sebastian Pfau

Qianhua Lu
Maximilian Pfaff
Konstantin Kirstein
Edin Saronjic
Alexander Scholtysek
Jan Kucera




Städtebauliche Konzeption, Haltung zur Stadt - Einbettung in die Umgebung

Das überaus heterogene und topografisch stark überformte Umfeld des Schulstandorts fordert von der Schule ein selbstbewusstes, eigenständiges und vor allem selbstverständliches Auftreten.
Der Baukörper der neuen Schule positioniert sich klar entlang der Wiesbadener Straße und arrondiert den geschlossenen Charakter des Ortskerns an der Frankfurter Straße. Der Straßenraum erhält somit einen wichtigen urbanen Baustein als Anbindung an das Stadtzentrum, welcher als Auftakt für eine weitere räumliche Fassung der nach Süden baulich nicht gehaltenen Wiesbadener Straße verstanden werden kann.
Der Zugang der Schule wird nach Norden als Platz ausgebildet und über den versetzten Schulbaukörper baulich gehalten. Der Platz öffnet sich zum Ort und bildet gemeinsam mit der Stadtbibliothek eine angemessene Aufweitung des Straßenraums, an der die Menschen zum Ankommen, Verweilen und Begegnen eingeladen werden.
Durch die Verdrehung reagiert und vermittelt der Baukörper zwischen den unterschiedlichen Winkeln der anschließenden Baufluchten und Straßenzügen. Darüber bindet sich der neue Baustein in die Umgebung ein. Gleichzeitig werden die geschützten Bäume im Norden des Platzes freigespielt und bilden dessen räumlichen Abschluss.
Die Länge des Schulgebäudes folgt durch die versetzten Baukörper der für Königstein charakteristischen Staffelung der Gebäudehöhen entsprechend dem natürlichen Gefälle der Topografie. Durch das ineinander Schieben der beiden Volumen werden diese jedoch zu einem, monolithisch wirkenden Bauwerk zusammengezogen.
Zur Wiesbadener Straße ist der zurücktretende Baustein 4-geschossig und stuft sich mit der Topographie nach Süden hin, zu einem 3,5-geschossigen Gebäude, ab.
Nach Osten zum höhergelegenen Schulhof bildet der nun 3-geschossig erscheinende, nördliche Gebäudeteil eine klare Figur, die den Schulhof nach Westen hin begrenzt.
Die bereits vorhandene topografische Entwicklung und der vorhandene Baumbestand werden noch klarer gestaltet, um eine natürliche Abgrenzung des Schulhofs zu der Nachbarbebauung zu erreichen. Im Norden schafft ein bereits vorhandener topografischer Versprung die visuelle Abgrenzung. Im Süden wird der vorhandene Grünstreifen verdichtet und topografisch gestaltet, so dass eine natürliche Trennung zur südlichen Wohnbebauung entstehen kann.


Das Haus - Gliederung und innere Organisation

Das Gebäude staffelt sich von Nord nach Süd, dem Geländeverlauf folgend, ab. Das Eingangsniveau nimmt die nördliche Höhe an der Wiesbadener Straße auf.
Die offene Fassade der Mensa und Aula flankiert den Zugangsplatz großflächig und bietet die Möglichkeit der Interaktion. Der Aula angegliedert ist der schaltbare Musikraum. Durch das Zusammenlegen der beiden Nutzungen entsteht ein großer Saal für Schulfeste, der direkt über das Foyer im Gelenk der Schule zugänglich ist.
Die Küche befinden sich im Nordosten, mit direktem Bezug zur Mensa, und kann von außen, nördlich des Schulgebäudes, angeliefert werden, ohne die Verkehrswege der Schüler zu kreuzen.
Weiterhin im Zugangsniveau Richtung Süden befindet sich die Verwaltung mit der dem Eingang zugewandten Bibliothek.
Die Sporthalle befindet sich in den beiden darunter liegenden Geschossen und kann an der südlichen Grundstücksgrenze zur Wiesbadener Straße hin barrierefrei separat erschlossen werden.
Das Schulhofniveau bindet ebenerdig im 1.OG an das Gebäude an. Hier befindet sich neben der Ganztagsbetreuung mit einer zum Schulhof hin vorgelagerten Terrasse, auch das 1. Jahrgang-Cluster. So können die kleinen Kinder neben dem Schulhof auch alle anderen wichtigen Funktionen erdgeschossig erreichen - das Ankommen fällt so leicht.
Im darüber liegenden Geschoss befinden sich die Jahrgang-Cluster 2. und 3. Das oberste Geschoss ist dem 4. Jahrgang vorbehalten.
Die ergänzenden Räume wie Werkraum, Sachunterricht, Vorklasse oder ZbV sind direkt dem Atrium angeordnet und können, ohne ein Cluster zu queren von allen erreicht werden.
Die Freiflächen der Schule verbinden sich auf unterschiedlichen Ebenen mit den Innenräumen und ermöglichen so eine maximale Interaktion zwischen Innen und Außen.


Barrierefreiheit

Die gesamte Schule ist von beiden topografischen Niveaus Barrierefrei erreichbar.
Das Eingangs-, das Schulhof- und das Zugangsniveau der Sporthalle - Umkleideeben - sind direkt und barrierefrei von außen zugängig. Alle anderen Ebenen werden über Aufzüge angefahren.


Gestalterische und räumliche Qualität - Verwebung von Begegnungsorten im Innen- und Außenraum

Durch das ineinander Schieben der beiden Gebäudeteile entsteht ein monolithischer Baukörper, der durch seine steinerne Fassade einen schützenden Charakter erhält. Die großzügigen Öffnungen mit den Holzfenstern und farbigen Markisoletten suchen gleichzeitig den Bezug nach draußen und wirken einladend.
Der Hauptzugang des Gebäudes befindet sich im Versatz der beiden Gebäudeteile zum nördlichen Zugangsplatz. Durch die überhöhte Sockelausbildung, die sich bewusst über einen Bereich des südlichen Gebäudeteils zieht, wird die Zugangssituation in der Fassade feinfühlig, auch aus Richtung Süden kommend, präsent.
Die Schnittmenge der beiden Gebäudeteile bildet das Zentrum der Schule.
Über den Hauptzugang gelangt man in das trapezförmige Atrium, das über eine großzügige Treppe eine direkte Verbindung zum Ausgang des Schulhofniveaus im 1.Obergeschoss ermöglicht. Weiter nach oben dreht sich der Treppenlauf und endet an einer großzügigen Fassadenöffnung zur Wiesbadener Straße. Durch eine erneute Treppenlaufdrehung wird die letzte Schulebene erschlossen. Der Weg dorthin wird durch seitlich einfallendes Licht von Süden erhellt.
Dieser Raumfluss ist das Kernelement der inneren Organisation. Windmühlenartig bewegen sich die Kinder nach Oben und gelangen, auf ihrer Ebene ankommend, direkt in Ihr Cluster.
Die sich weitenden Galerieflächen sind durch die Form keine reine Verkehrsfläche, sondern bieten neben den unterschiedlichen Ausblicken auf jeder Ebene spannende informelle Aufenthaltszonen.
In den Clustern angekommen ist man ausschließlich in seinem Jahrgangsverband. Die zentrale Verteilerfläche ist großzügig und bietet genügend Platz für die Kinder, um zu warten und sich anschließend in die einzelnen Klassen zu verteilen. Die Garderoben befinden sich in einem offenen, sich nach außen öffnendem Raum, der die zentrale Fläche zusammen mit den Differenzierungsräumen belichtet. So können die kurzen Pausen problemlos innerhalb des Clusters abgehalten werden.


.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser gliedern die Baumasse in zwei Gebäudekörper, die sich miteinander verschränken und gegenseitig leicht verdrehen. Der nördliche Baukörper springt etwas zurück und es ergibt sich folgerichtig der Hauptzugang im Erdgeschoss. Mittels einer Abböschung zu den nördlichen Nachbarn ist dieser auch barrierefrei erreichbar.In der Verschränkung der beiden Baukörper liegt eine offene Treppe in einem großen Luftraum und bildet einen räumlichen Schwerpunkt, der aber leider nur Verkehrsfläche ist. Der allgemeine Unterrichtsbereich fängt bereits im Erdgeschoss an und verteilt sich über drei Geschosse. Die Cluster sind ordentlich gelöst, richtig entfluchtet und haben einen räumlichen Schwerpunkt, der auch tagesbelichtet ist. Wünschenswert wäre, dass das zentrale Treppenhaus nicht nur Verkehrsfläche wäre, sondern einen räumlichen Bezug zu den Clustern, zur Aula (Ganztagesbereich) und Musikzimmer hätte. Der Pausenhof liegt ein Geschoss höher auf Ebene des 1. Obergeschosses und lässt wegen seiner Größe sogar Sportflächen zu. Die Anmutung erscheint schwierig und leistet keinen Beitrag zur heutigen Architektur. Als Ausdruck einer Grundschule kann dies nicht aufgefasst werden. Einzelne Fassadenelemente erscheinen ungelöst und beispielhaft sei genannt, dass die Oberlichter der Sporthalle entlang der Wiesbadener Straße arkadenhaft versinken. Insgesamt kann festgehalten werden, dass die städtebaulich gut vorstellbare Gebäudeanordnung, der großzügige Freibereich und einige Elemente der Grundrissgestaltung gewürdigt werden können, während das eigentliche Herz der Schule vermisst wird und die Anmutung nicht überzeugen kann.
Plan 1

Plan 1

Plan 2

Plan 2

Plan 3

Plan 3

Plan 4

Plan 4

Plan 5

Plan 5

Modellfoto

Modellfoto