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Mehrfachbeauftragung | 12/2020

Neue Kita und Stadtteilhaus im Quartier Böckinger Strasse in Stuttgart

Begegnungsstätte für Ältere Plus

Begegnungsstätte für Ältere Plus

3. Rang

arabzadeh.schneider.wirth architekten

Architektur

EMT Architektenpartnerschaft mbB Bauhofer Eckert und Partner

Architektur

Jetter Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee
Das Wohnungsbauentwicklungsgebiet Böckinger Straße in Stuttgart-Zuffenhausen (Rot) mit ca. 350 Wohneinheiten wurde als modellhaftes IBA 21-Projekt ausgewählt. Der städtebauliche Entwurf besticht durch "die Idee des gemeinschaftlich genutzten grünen Innenraums" zwischen altem und neuem Eva-Garten. KiTa und Begegnungsstätte für Ältere Plus werden, vergleichbar zu den kleinteiligen Gebäudestrukturen im bestehenden Eva-Garten, in die verbindende Grünzone "eingestreut". Nördlich der Begegnungsstätte und westlich der Kita entwickelt sich ein gemeinschaftlicher, öffentlicher und teilbegrünter Platz mit Flächen für Begegnungen, Kontemplation und Spielen, d.h. ein Ort für Begegnungen innerhalb des Quartiers (Mieter der SWSG, Bewohner der Eva) sowie der angrenzenden Bestandsquartiere. Und hier verknüpfen sich die Spiel- und Grünflächen der Kita mit den öffentlichen Flächen an der Begegnungsstätte und dem westlich anschließenden Eva-Garten ohne trennende Gebäudestrukturen als durchgängige Grünstruktur.

Freianlagen
Die Grundidee des Freiraumkonzeptes sieht eine einheitliche Gestaltung der Eingangsbereiche, Platzflächen und der Fußgängerzone vor. Durch einen homogenen robusten Wegebelag aus großformatigen Betonplatten entsteht ein adäquater Stadtboden mit einer eigenen Identität. Flexible Nutzungsmöglichkeiten und eine qualitätsvolle Einfachheit in der Gestaltung zeichnet die Möblierung des Freiraums aus.
Der durchgängige, in mehreren Grautönen changierende Betonplattenbelag mit leicht versetzten Baumbeeten und Sitzaufkantungen strukturiert und rhythmisiert den Raum und lässt gleichzeitig ausreichend Freiraum für die vielfältige Bespielung des verkehrsfreien Raum für Jung und Alt. Locker eingestreute hochstämmige, klimaresistente Schnurbäume (Sophora japonica) markieren als Hain die Quartiersmitte. Heimische Stauden- und Gräserpflanzungen in den Randzonen gewährleisten eine fließende Durchgrünung zum angrenzenden Kindergarten und Wohnquartier.

Begegnungsstätte für Ältere Plus
Die Begegnungsstätte ist zukünftiger Mittelpunkt des neuen Stadtteils sowie der umgebenden Bestandsquartiere. Von der Roigheimer Straße, dem "Eintritt" in das neue Quartier kommend, begleitet der Baukörper Fußgänger und Radfahrer zum zentralen Quartiersplatz. Die Topographie nützend, überspannt ein teils weit auskragendes Holzdach nicht nur die Gruppen- und Büroräume, sondern auch eine öffentlich zugängliche (Aussichts-) Terrasse mit Blick über den Quartiersplatz ins Feuerbacher Tal. Zwischen Begegnungsstätte und südlicher Pergola, die die Bewohner entlang der Böckinger Straße beschützend zum Zugang der Tiefgarage leitet, spannt sich ein kleiner Vorplatz auf. Unter schattigen Bäumen bieten sich Sitzgelegenheiten an, um als Gruppe die Begegnungsstätte, als Fahrgemeinschaft die Tiefgarage zu betreten oder als SeniorIn (Ältere PLUS) die Menschen in ihrem Alltag zu beobachten. Die Büro- und Gruppenräume sind transparent und werden somit Teil des öffentlichen Raums. Durch Vorhänge lassen sich die Räumlichkeiten vor neugierigen Einblicken schützen. Ihre Offenheit begrüßt und lädt ein, an den vielfältigen Angeboten und Aktivitäten der Begegnungsstätte aktiv teilzunehmen.
Eine innenliegend Treppe (sowie der behindertengerechte Aufzug) führt zum Café-Treff mit seinen in den Hang eingebetteten notwendigen Nebenräumen (Küche, Sanitärräume). Auch das Café öffnet sich transparent zum Quartiersplatz. Großzügige Glastüren verschmelzen den Innen- und Außenraum zu vielfältig nutzbaren Aktions- und Kommunikationsflächen für alle Altersstufen und Interessen.

Kindertagesstätte
Die Kindertagesstätte (und Begegnungsstätte) orientiert sich in ihrer Ausrichtung an den Bestandsgebäuden im Eva-Garten. Sie ist später Teil einer Perlenkette aneinandergereihter Gebäude, die im inneren Grünraum lose verteilt sind. Der lineare Baukörper der Kita erstreckt sich in Ostwestrichtung entlang des Quartierswegs. Dort- in der Nähe der Parkierung- befindet sich folgerichtig auch der einladende, verglaste Zugang. Drei funktionale Zonen gliedern die Kita: Im Norden liegen eingeschossig die Personalräume und die Küche, im Süden zweigeschossig und zu den Spielflächen hin geöffnet, die Gruppenräume. Dazwischen die dienenden Nebenräume sowie die zweigeschossige Halle. Sie ist das "Herz": Marktplatz, Bistro, Elterntreff, Bühne, erweiterbar in den Mehrzweckraum zu einer zusammenhängenden, flexibel bespielbaren Fläche. Der verglaste Mehrzweckraum wiederum öffnet sich in die Landschaft und zu den Spielflächen und schaut quasi vis-a-vis hinüber zum Café.
Zwischen Mehrzweckraum und Café erstreckt sich der Quartiersplatz, der somit zweiseitig an multifunktionale Räume angrenzt und durch zusätzliche öffentliche Räume im nördlich gelegenen IBA-Gebäude dreiseitig mit einer Vielzahl an Aktionen und Festivitäten, wie z.B. einem zentrale Quartiersfest o.ä. bespielt werden könnte.
Die Gruppenräume (0-3 im EG) werden über die zentrale Spieltreppe und die Spielstraßen erschlossen. Sie orientieren sich nach Süden zur belebten besonnten Spielelandschaft.
Die Gruppenräume der Älteren sind mit ihren abtrennbaren Spielbereichen und bekletterbaren Galerien unter den Dachaufbauten komplexer. Kinderküche und Werkstatt erweitern sich zur begrünten Dachfläche mit Kräutergarten bzw. Werkhof. Ein Netz über der zentralen Halle, eine Rutsche auf der Ostseite in den Garten, helle, farbenfrohe Flure, spannende Ein- und Ausblicke in einer für die Kinder nachvollziehbaren und verständlichen Gebäudestrukturen schaffen spannenden und abwechslungsreiche Räumlichkeiten, die die Abenteuerlust und den Eroberungsdrang der Kleinen täglich auf das Neue herausfordern.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit bildet einen zentralen großen Quartiersplatz auf der Nordwestseite des Planungsgebietes aus. Dessen Gestaltung und seine Nutzungsmöglichkeit werden allerdings nicht vermittelt und bleiben vage. Auch fehlt die Artikulation eines gewünschten Gemeinschaftsgrüns in diesem Entwurf.

Die Position der Begegnungsstätte lässt den Gesamtgrünraum („Anger“) erlebbar werden, was sehr positiv bewertet wird. Das Gebäude ist gut wahrnehmbar und das geforderte Raumprogramm ist sehr gut umgesetzt. Die Räume bieten eine hohe Funktionalität für die geplante Nutzung.

Die Kita ist effizient organisiert und bildet eine klare städtische Kante zur nördlich anschließenden Wohnbebauung.
Der Dreibund des Kitainnenraums ist gut organisiert und verspricht mit ihrer sehr schlüssigen funktionalen Raumaufteilung eine ansprechende Innenarchitektur.
Die Orientierung des Mehrzweckraumes zum Quartiersplatz überzeugt ebenfalls und er schafft eine gute Kombination mit dem Foyer. Eine separate Andienung der Küche und Müllentsorgung wird vorteilhaft gesehen. Der Außenbereich ist großzügig und ansprechend gestaltet. Auch die Fassaden können die Jury überzeugen. Die Holzoptik schlägt eine natürliche Brücke zur umgebenden Natur.

Kritisch gesehen wird der Bruch der völlig verschiedenen Architektursprache zwischen Kita und Begegnungsstätte. Die Begegnungsstätte erscheint der Jury architektonisch wie ein Fremdkörper im Quartier. Die ausladende Gestik des Daches und das vollverglaste Foyer werden funktional und gestalterisch kritisch gesehen.
Kindertagesstätte

Kindertagesstätte

Lageplan

Lageplan

Ansicht Nord

Ansicht Nord