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Einladungswettbewerb | 11/2020

Entwicklung des Schwanenquartiers in Hamburg

2. Preis / Nach Überarbeitung

Preisgeld: 3.000 EUR

limbrock · tubbesing architekten und stadtplaner

Architektur

LILASp - Lichtenstein Landschaftsarchitektur & Stadtplanung

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Unser Entwurfsvorschlag sieht eine ortsgebundene, funktionale Lösung der Aufgabenstellung vor, die ihre Gestaltungsprinzipien aus dem Kontext entwickelt.
Die Konzeption des eingeschossigen Holzgebäudes basiert auf einfachen, wiederholbaren Konstruktionen und dem Einsatz klimaneutraler, nachwachsender Rohstoffe. Gebäudeform und Materialität werden durch die landschaftliche Umgebung des Standorts und aus dem ländlichen Bauen entliehenen Referenztypologien bestimmt. Der Entwurf bildet die Ästhetik ruraler Architektur ab, deren zufällige Schönheit auf der historischen Entwicklung pragmatischer Lösungen beruht. Im Sinne dieser Methodik entwickelt, stellt der Entwurf eine sogleich einfache wie einzigartige Lösung der programmatischen Anforderungen dar und fügt sich behutsam in die sensible Umgebung ein.

Umweltaspekte sind ein wesentlicher Bestandteil des Entwurfs und haben den Gestaltungsprozess ganzheitlich, sowohl in Bezug auf die unmittelbaren Auswirkungen des Gebäudes auf den umliegenden Park, als auch hinsichtlich der durch Bauprozess und Gebäudenutzung entstehenden Emissionen bestimmt. Holzbau in Konstruktion und Fassade schafft eine positive CO2-Bilanz und verringert über einen hohen Vorfertigungsgrad zugleich die unmittelbare Belastung der Umgebung durch eine verkürzte Bauzeit. Wo der Einsatz erneuerbarer Rohstoffe nicht möglich ist, haben wir deren Masse über den konstruktiven Entwurf reduziert. So wird das Gebäude über den Boden gehoben und ruht auf Punktfundamenten, wodurch der für die Gründung erforderliche Einsatz von Beton auf ein Minimum reduziert werden kann. Durch die genau überlegte Verortung des Gebäudes auf dem Grundstück wird zudem der Erhalt des Großteils der Bestandsbäume ermöglicht, was dem ökologisch nachhaltigen Verständnis der Architektur folgt.

Wir schlagen vor, den in Relation zum Lebenszyklus des Gebäudes stehenden C02-Abdruck und die laufenden Betriebskosten durch passives Design zu reduzieren. Die Abhängigkeit von künstlicher Beleuchtung, Heizung und Kühlung soll hierdurch minimiert werden. Alle regelmäßig genutzten Innenräume werden im Norden zu einem kompakten Gebäudevolumen zusammengefasst, so dass der Großteil des Gebäudes nicht beheizt werden muss. Große Fenster und Oberlichter maximieren den Einfall natürlichen Tageslichts und ermöglichen eine natürliche Be- und Entlüftung. Der Bedarf an zusätzlicher Heizung wird durch eine hoch wärmegedämmte Außenhülle reduziert.

Die Verteilung der Gebäudemassen auf dem Grundstück folgt den Anforderungen des Programms. Im Süden ist das Gebäude vom Weg zurückversetzt und bietet Platz zum Parken über eine neu geschaffene Grundstückszufahrt. Vom Vorplatz aus können die Fahrzeuge direkt in die Halle einfahren, während der Haupteingang in den administrativen Gebäudeteil (nach Norden) zu Fuß erreichbar ist. Im Bereich des westlich verlaufenden öffentlichen Weges wird die Vegetationsstruktur in Anlehnung an die Ufervegetation verdichtet. Im Osten des Gebäudes befinden sich Tiergehege und Bootslager. Der vorhandene Steg bleibt in seiner derzeitigen Lage erhalten und bietet einen einfachen Zugang zum Wasser. Ein leichtes Holzdach begleitet die Ostfassade der Halle auf ihrer gesamten Länge und schafft hier – vor Regen geschützt - externen Stau- und Arbeitsraum. Das Gebäude selbst dient hier als physische Barriere und trennt den tierbezogenen Arbeitsbereich im Westen von Zufahrt und Erschließung im Osten. Alle Lagerräume sind von beiden Seiten des Gebäudes von außen aus zugänglich.

Das Gebäude unterteilt sich in zwei Bereiche, die in der äußeren Form deutlich ablesbar sind. Das kleinere nördliche Volumen beherbergt die Räume der administrativen „warmen“ Nutzung. Der Zugang zum administrativen Gebäudeteil erfolgt über den Haupteingang im Westen, die Schleuse im Süden und einen Nebeneingang im Osten. Die Erschließung innerhalb dieses Bereiches wird über zwei Korridore organisiert, die eine zentrale Achse bilden. Im Süden des Ost-West-Korridors befinden sich die Räume für die Schwäne im Übergang zur Halle. Der nördliche Teil nimmt die Räume der schwanenfreien Zone mit Umkleiden, Sanitäreinrichtungen und dem Büro auf. Das Büro befindet sich im Osten und bietet einen Blick über das Wasser und die Tiergehege. Die drei Büros wurden zu einem Raum zusammengefasst, um die Effizienz zu maximieren und die zusätzliche Deckenhöhe des Schrägdachs mit Tagesoberlichtern zu nutzen.

Das südliche Gebäudevolumen, das nur über die Schleuse mit dem nördlichen, administrativen Gebäudeteil verbunden ist, enthält die 400 qm große Halle mit Pool und Lagerräumen. Über Sheddächer wird natürliches Tageslicht bereitgestellt. Das Schwanenbecken befindet sich in der Mitte der Halle. Bei Nichtgebrauch ist das Becken unter einer Stahlabdeckung verborgen, sodass Fahrzeuge hierauf parken können.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Überarbeitung ist aus funktionaler Sicht erst einmal gelungen. Durch den Versuch, die Gründung minimalinvasiv vorzunehmen, ist eine Schwellenlosigkeit nicht gegeben, deren Fehlen aus Sicht des Betriebs kritisch gesehen wird. Die Rampenlösung erscheint im täglichen Einsatz unpraktikabel.
Die Fassade mit ihrem Bezug zu den Schwänen wird positiv gesehen, die Anmutung des Gebäudes am Wasser im Park ist aus Sicht des Preisgerichtes bemerkenswert.
Die Angemessenheit der architektonischen Gestaltung wird im Hinblick auf den Ausdruck der eigentlichen Funktionalität kontrovers diskutiert. Bei allem Charme der Architektursprache bleibt die Relation zur eigentlichen Funktion fraglich.
Nicht überzeugen kann der Beitrag in Bezug auf den zu großen Fußabdruck, der der Eingeschossigkeit geschuldet ist. Der Baumerhalt erscheint trotz der punktuellen Gründung fraglich. Ebenfalls werden die zu erwartenden Herstellungs- und Unterhaltskosten kritisch gesehen.
Lageplan

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Perspektive

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Lageplan

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