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Offener Wettbewerb | 12/2020

Neubau Fernbus-Terminal und Anknüpfung an das Stadion-Center in Wien (AT)

1. Rang / Gewinner / Fernbus-Terminal und Stadion-Center

Burtscher - Durig ZT GmbH

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Erläuterungstext

Das Terminal als Katalysator
Der neue Wiener Busbahnhof schafft zwischen Dusika-Stadion und bestehendem Stadion Center ein neues urbanes Zentrum. Am Ende der Engerthstraße entsteht ein attraktiver städtischer Raum mit transparenten Gehverbindungen und einladenden Gastgärten. Durch die Öffnung des Stadion Centers im Erdgeschoß erhält dieses einen weiteren Zugang. Hat man den Bus mal versäumt, kann man bis zur nächsten Abfahrt ja windowshoppen.

Eine Geschichte zweier Türme
Das Dach über dem neuen Busterminal ist eine Art Missing Link zwischen den beiden darüber hinauswachsenden Hochbauten. Während neben der Wartehalle ein 26-geschoßiges Hochhaus mit Büro- und Hotelnutzung 90 Meter weit in den Himmel ragt, liegt am östlichen Teil des Geländes sein horizontaler Kollege und bietet von seinen vier Etagen einen ungetrübten Blick zum Donauwasser.

Anatomie eines Daches
Die Park- und Verkehrsfläche im neuen Vienna Fernbusterminal wird von einer ikonografischen Dachlandschaft gekrönt. Die Felder der geometrischen Stahlstruktur sind mal luftig und offen, mal transparent verglast, mal opak geschlossen, mal substratgefüllt für Büsche und Bäume. Zwischen den polygonalen Stabwerkfeldern führt ein fußläufiger Weg durch den künstlichen Park.

Alle Wege führen zum Strom
Ein Terminal nicht nur für 33 Busse, sondern auch viele verschiedene Wegmöglichkeiten, um von A nach B zu kommen. Man kann das Gebäude entlang der Straße durchwandern. Man kann den neuen Engerthplatz überqueren und auf stillen, entrückten Pfaden zum Gasthaus Mehler gelangen. Und man kann das Dach erklimmen, um auf einem enthobenen, künstlichen Park stufenlos zum Donaustrom hinüberzumarschieren.

Der Steg ist das Ziel
Mit den splitlevel-versetzten Rampen im Busterminal entstehen zwischen Grünem Prater, Stadion Center und dem Yachthafen Donaumarina neue Verbindungen für alle Formen der motorisierten und nichtmotorisierten Mobilität. Der neue Handelskais-Steg für Radfahrer und Passanten schafft einen wichtigen Lückenschluss zwischen den Naherholungsgebieten. Am Ende wird man mit einer Aussichtsplattform samt hölzerner Liegeinsel belohnt.

Eine Vitrine fürs Fernweh
Die Wartehalle auf Ebene des Engerthplatzes und des benachbarten Stadion Centers ist rundum verglast und bietet auf diese Weise Ein- und Ausblicke in die unmittelbare Nachbarschaft. Während des Wartens kann man direkt auf die Park- und Verkehrsebene des Fernbusterminals hinunterschauen und sich gedanklich schonmal im Reisen wähnen – unterwegs nach Berlin, Florenz und Sarajevo.

Bitte einsteigen!
Von der Wartehalle gelangt man über eine Rolltreppe auf die Abfahrtsebene. Am Weg zum Bus vergisst man die traumatischen Erinnerungen an den schattig düsteren Busbahnhof unter der Südost-Tangente in Wien-Erdberg. Stattdessen entfaltet sich über einem eine luftig leichte Dachskulptur mit Durchblicken in den blauen Himmel. Ja, so macht Busfahren Spaß. Theo! Genug gesehen! Jetzt komm, steig endlich ein! Wir fahr’n nach Lodz!

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche Lösung:

Die Entwurfsintension, ein vitales Zentrum zwischen Stadion-Center, Dusika-Stadion und
Handelskai aufzuspannen, welches zukünftig auch als wichtige städtebauliche Intervention bezüglich weiterer urbaner Strategien fungiert, wird als gelungen erachtet.
Der Entwurf löst die geforderten Qualitäten der Auslobung ein und bietet sogleich Flexibilität für weitere städtebauliche Entwicklungen.
Das Projekt überzeugt wie schon in der Wettbewerbsstufe 1 durch die Setzung sowie
Ausformung des Hochpunktes an der Engerthstraße/Marathonweg, der verbindenden
Geste des Terminal-Daches sowie der Positionierung eines aufgeständerten 4-geschossigen Volumens am Handelskai.
Die Maßnahmen, die in der weiteren Bearbeitung der Wettbewerbsstufe 2 getroffen wurden, werden vom Preisgericht als positive Entwicklung gesehen.
Die verbindende Dachlandschaft stellt die Kernidee des Entwurfes dar. Diese wurde in
ihrer Dimension zwischen Wettbewerbsstufe 1 und Wettbewerbsstufe 2 reduziert und
detailliert bearbeitet. Die Intervention entspricht jedoch in einigen Punkten noch nicht zur
Gänze und muss, bezogen auf die Anbindung Stadion-Center, redimensioniert werden.
Die Intervention parallel zum Handelskai, ein aufgeständerter Baukörper, der vielfältige
Blickbeziehungen zum Donauufer sowie ins Innere des Planungsgebietes freigibt, muss
jedoch in der Realisierung den intendierten Ansprüchen eines transparenten „schwebenden“, nutzungsoffenen Volumens mit hoher architektonischer Qualität gerecht werden.
Der Beitrag für das Stadion Center ist durch die verbindende Geste der Dachlandschaft
sowie der besseren Durchwegung der konzipierten Erweiterung für einen Wohnbau und
der weitgehenden Öffnung der Erdgeschosszone gelungen und stellt einen Beitrag zur
qualitativen Aufwertung des Bestandsobjektes dar.
Zusammenfassend: Ein Entwurf, welcher in seiner Gesamtkonzeption projektbezogen,
aber auch als Impuls im gegebenen städtischen Kontext überzeugen kann.

Baukünstlerische Lösung:

Das Erscheinungsbild des Hochhauses gewinnt durch die besser proportionierten 2-Die Konstruktion ist grundsätzlich nachvollziehbar dargestellt, lässt jedoch noch einige
Fragen offen.
Es wird angeregt, sich mit weiteren Konstruktionsvarianten sowie Materialitäten auseinanderzusetzen, um auch einen adäquaten Beitrag in Richtung Nachhaltigkeit zu leisten.
Das Erscheinungsbild der verbindenden Dachlandschaft, von den Projektverfassern als
ikonografische Intervention benannt, wird vom Preisgericht kontroversiell diskutiert. Es
wird empfohlen, unter Beibehaltung der angebotenen Qualitäten (Belichtung/Transparenz) eine formal zurückhaltendere Position zu wählen und die Dachlandschaft diesbezüglich zu überarbeiten.
Freiraum: Der Entwurf schafft einen zusammenhängenden Freiraum als Shared Space
mit guter Anbindung an das Donauufer. Vor allem die Aufwertung des Marathonwegs mit
einem erweiterten Grünpuffer zur Wohnbebauung schafft hier neue Qualitäten. Die Gestaltung der Engerthstraße ist in Modulen gedacht, in der planlichen Verortung und Darstellung jedoch kaum ablesbar. Dadurch sind Aufenthaltsqualität und klimawirksame
Maßnahmen im Straßenraum nicht nachvollziehbar. Die Module im Verbindungsweg zum
Donauufer erscheinen in ihrer Darstellung übertrieben, und werden in ihrer Anordnung
funktional hinterfragt.

Funktionelle Lösung:

Die Sichtverbindung von der thermisch getrennten Eingangshalle in den Terminal, die
Einsicht entlang des Marathonweges sowie von der neuen Wegeverbindung, einer Rampe zum Handelskai-Steg ist attraktiv und schafft diverse Sicht- und Raumbeziehungen.

Nachhaltigkeit:

Die gewählte Konstruktionsart, sowie die Maßnahmen zur Energieplanung lassen auf
eine entsprechende nachhaltige Konzeption schließen.

Wirtschaftlichkeit in Errichtung, Betrieb und Erhaltung:

Mit der Erreichung des geforderten Flächenausmaßes, der Vorsehung einer plausiblen
Tragkonstruktion und technischen Gebäudeausrüstung sowie einer guten Funktionalität
kann eine entsprechend hohe Wirtschaftlichkeit des Projektes erwartet werden.
geschossigen, als grüne Wintergärten fungierenden Gebäudeeinschnitte. Diese bieten
allen NutzerInnen als Aufenthaltszonen mit Fernblick eine besondere Qualität.
Die großzügige Eingangszone mit Vorbereich, die intendierte Flexibilität in der Nutzung
sowie eine Roof Top-Bar für die öffentliche Nutzung komplettieren das vielfältige Angebot.
Die Konzeption des Busterminals als übersichtliches, gut belichtetes Infrastrukturbauwerk
wird auch im Sinne der Auslober als gelungener Zugang erachtet.