modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 01/2021

Landmarke „Zincoli-Kamin" in Stolberg

3. Preis

Preisgeld: 7.000 EUR

New Architekten BDA

Architektur

Förder Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Studio Pfeifle

Kunst

Erläuterungstext

Städtebau – Zincoli Valley
Mit dem Museum Zinkhütter Hof sowie den Hallen der ehemaligen Heinrichhütte prägen weiterhin frühindustrielle Gebäudekomplexe den Stadtteil Münsterbusch.
Großmaßstäbliche Formationen und eine von Fertigungsprozessen bestimmte Anordnung bilden deren Grundgerüst und schaffen bis heute einen imposanten Raumeindruck. Die strenge Linearität und der Fokus des Zinkhütter Hofs setzen sich im Kamin fort und transportieren die horizontale Ausrichtung ebenso in die Vertikale.
Diese Elemente unterstützend, greift die städtebauliche Planung die Ordnungsprinzipien des Bestands auf, und überführt sie in ein stimmiges Gesamtbild. Längliche Gebäuderiegel auf der Südseite spiegeln das im Norden liegende DLZ und bilden gemeinsam den dreigeschossigen Rahmen des Areals. In Anlehnung und in angrenzender Flucht des Platzes am Zinkhütter Hof entsteht der Platz am Kamin. Die inneren zwei- bis dreigeschossigen Baukörper nehmen die Orientierung der ehemaligen Verwaltungsvilla auf, und gewährleisten ein durchlässiges Quartier mit gleichwertigem Bezug aller Akteure auf Platz und Kamin. Als Schlussstein beziehungsweise Auftakt zum Areal sitzt ein markanter Solitärbau zur Markierung der Zufahrt im Westen. Die bereits bestehende Stichstraße zum DLZ wird hinsichtlich Orientierung und Zugänglichkeit optimiert und zur zweispurigen Ringstraße ausgebaut.

Freiraum – Ein Platz am Kamin
Die ringförmige Erschließung des neuen Gewerbegebietes gewährleistet eine gleichwertige Erschließung aller Gewerbegrundstücke und rahmt die neue Platzfläche. Mit einer Breite von 6 m ist sie sowohl für den Schwerlast- als auch für den Notverkehr so ausgelegt, dass sowohl die Anlieferung als auch der Rettungsverkehr problemlos funktionieren. So bleibt die Platzfläche dem fußläufigen Verkehr vorbehalten und ermöglicht eine ungestörte Aufenthaltsqualität. Die Platzfläche bildet zusammen mit dem Kamin das Herzstück, den Mittelpunkt und Orientierung zugleich auf der neuen Gewerbeterrasse. Auf dem Platz sind die Dimensionen des Kamins (Höhe 80m) in verzinkten Stahllettern und -linien nachgezeichnet. Für den Betrachter wird so die Höhe des Kamins auf der Platzfläche erlebbar. Das Areal des Zinkhütter Hofes und der neuen Gewerbeterrasse stehen jeweils räumlich und inhaltlich für sich. Räumlich sind die beiden Bereiche durch die unterschiedlichen Höhenlagen sowie die säumende Ruderalvegetation aus Birken, Sträuchern und einer Krautschicht voneinander getrennt. Als Bindeglied sieht die
Planung einen Steg aus verzinktem Stahl vor. In seiner Materialität erinnert er an die alte Produktionsstädte, in seiner Formgebung beschreitet er dagegen neue Wege und verbindet sich gestalterisch mit Zini, der künstlerischen Intervention des Kamins. Barrierefrei schwebt der Steg aus verzinktem Gitterrost über der Wiesenfläche mit den umgesiedelten Galmeibeständen. Alte Gleisschienen werden aus dem Bestand geborgen und zwischen Steg und Kunstwerk verbindend neu platziert. Die Dimensionierung der Platzfläche orientiert sich in ihrer Formgebung an der des Zinkhütter Hofes. Der Belagsteppich aus Klinker gibt dem Platz eine unverwechselbare Atmosphäre. Das Motiv der rahmenden Klinkermauer des ehemaligen Unternehmensgebäudes/Villa wird ebenfalls aufgegriffen und rahmt den Kamin
als Sitzmauer bzw. im Straßenbereich als Belagsintarsie. Vereinzelte Baumpflanzungen aus Birken dienen als Schattenspender und befinden sich leicht aufgehügelt über der Schutzabdeckung des Altlastenstandortes.

Kamin-ZINI
Die zweiteilige Skulptur trägt den Titel Zini und verweist mit diesem Titel auf den ortsgebundenen Namen Zincoli sowie auf den digital animierten gelben Wurm der 80er
Jahre aus der Kindersendung Spaß am Dienstag. Diese Verbindung ist ein spielerischer und freundlicher Verweis auf die ehemals toxische Rauchfahne. Abstrakt, aber dennoch ablesbar: eine flüchtige Rauchfahne als Skulptur gefasst. Als zweiteilige Skulptur hat Zini einen identitätsstiftenden Charakter. Sie wird Wahrzeichen und Erlebnisort zugleich: während der eine Teil der Skulptur auf der Spitze des Turms aus der Ferne sichtbar und unerreichbar bleibt, kann der zweite Teil von Zini von beiden Seiten begangen und erkundet werden. Durch die Verschiebung der Ringe ergeben sich interessante Ein- und Ausblicke auf die neu entstandene Platzfläche. Das Beleuchtungskonzept sieht eine einfache Beleuchtung des Innenraums der Ringformen vor, die effektvoll durch die konstruktionsbedingte Verschiebung der Ringformen nach außen eine einzigartige Ansicht bei Nacht ermöglicht. Dies transformiert den ehemaligen Schornstein in ein Leuchtturmprojekt, das als Wahrzeichen dem neuen Standort Zincoli von großem Nutzen wird und mit Zini einen weitreichenden Anziehungsort schafft. Zini ist eine Würdigung des Standortes, betont die historische
Bedeutung und verweist auf die vielfältigen Zukunftsaussichten der neuen Nutzung des Geländes.

Beurteilung durch das Preisgericht

Qualität und Strahlkraft der architektonisch - künstlerischen Gesamtidee
Die Arbeit formuliert einen in mehrfacher Hinsicht sehr überzeugenden städtebaulichen Vorschlag für die Gestaltung eines Gewerbeparks in der unmittelbaren Nachbarschaft zu dem Museum Zinkhütter Hof: stadträumlich, indem sie auf die axiale, längsrechteckige Platzraumsituation des Museums-Bereichs mit einer nach Süden versetzten ähnlichen Situation antwortet, die auch die Räumliche Disposition der benachbarten Bebauung in eine ablesbare neue Einheit zusammenführt. Die Gliederung in verschiedene Zonen, das Erlebbarmachen der Höhe des Kamins, die behindertengerechte Anbindung über eine Rampe an den Museumsbereich erscheinen grundsätzlich sehr überzeugend. Als kritisch wird angesehen, dass das Projekt einen sehr geringen Anteil an Grünflächen vorschlägt. Die Disposition der Gewerbeflächen mit ihrer quer zur Längsachse gerichteten Erschließung wird als flexibel und wenig störend angesehen. Die Qualität der Freiräume und die Qualität der Einbindung in die Umgebung ist im Gesamten gesehen als sehr positiv zu bewerten. Dem gegenüber wird der Ansatz für den Umgang mit dem Turm als problematisch angesehen, das Motiv des 'Zini' wird als unangemessen und etwas zu spielerisch angesehen und lässt einen ernsthaften Umgang mit der lokalhistorischen Geschichte vermissen. Zudem wird es an verschiedenen Stellen und Positionen eingesetzt und 'verbraucht': Am oberen Ende des Kamins wird es (statisch sehr anspruchsvoll) als weithin sichtbares Rauch-Zeichen montiert, im Bereich des Turmfußes wird es als (unnötiger) schlangenlinienförmiger Parcours-Gang platziert. Einzig die Rampe, die durch ihre Abknickung auf das Direktoren-Haus des Museums reagiert, erscheint sinnvoll begründet. Hinsichtlich der Funktionalität, Realisierungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit ist das Projekt in Bezug auf die städtebaulichen Vorschläge als sehr angemessen, beinahe optimal anzusehen. Hinsichtlich der Landmarke gibt es hier aus den oben genannten Gründen ernsthafte Bedenken und Einwände
ÜBERARBEITUNGSEMPFEHLUNGEN:
Die Arbeit überzeugt vor allem durch seinen städtebaulichen und freiraumplanerischen Ansatz, der künstlerische Ansatz wird vom Preisgericht nicht mitgetragen
Perspektive

Perspektive

Lageplan

Lageplan

Perspektive

Perspektive

Detailplan

Detailplan