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Einladungswettbewerb | 09/2020

Neue Konzernzentrale auf dem BODNER Campus in Kufstein (AT)

4. Rang

HENN

Architektur

Erläuterungstext

HENN plant die neue Konzernzentrale der Bodner Gruppe auf dem existierenden Campus des Unternehmens in Kufstein. Dieses Projekt bedient vier ineinandergreifende Ziele des Unternehmens: Eine Verstärkung der Kunden- und Nutzungsorientierung, eine Erhöhung der Arbeitgeberattraktivität und Mitarbeiter-Bindung, eine wirtschaftliche Performance-Steigerung und eine Verbesserung des Innovationspotenzial durch eine kollaborative Arbeitsumgebung.
Der Entwurf entwickelt ein Gebäudeensemble aus vier Solitären. Die skulptural und dynamisch geformten Baukörper spannen einen zentralen Campusplatz auf und definieren durch ihre unterschiedlichen Fassadenbeugungen spannende Außenräume. Der Entwurf setzt auf Quartiersbildung und Urbanität in einem eher homogenen Umfeld gewerblicher Nutzung. Zudem soll der Hauptsitz als Showcase für die Leistungskompetenzen der Gruppe dienen. Somit sieht die Planung vor, dass die gesamte technische Systemkompetenz von Fertigteilen über Stahlbeton bis hin zum Holz- und Fassadenbau sichtbar werden.
An der West-Seite des Baufelds entsteht ein Hauptgebäude, dessen Form an einen 3-Flügler-Boomerang erinnert. Schräg gegenüber werden ein Büro- und ein Werkshaus gebaut, die in einer V-Form ineinander verschränkt werden. Ein längst gezogenes trapezförmiges Parkhaus schließt das Grundstück am nördlichen Ende.
Das Hauptgebäude bietet ein breites Spektrum unterschiedlicher Nutzungsformen einer modernen Arbeitswelt. Zum Beispiel bietet eine großzügige Eventtreppe vom Erdgeschoss ins erste Obergeschoss ansprechende Verweil- und Begegnungsmöglichkeiten sowie einen Ort für größere Präsentationen und Townhall-Meetings. Die Struktur der Innenräume ist flexibel, sie ermöglicht jegliche Art von Bürotypologie, vom Einzelbüro hin zum Open Space, auch im Hinblick auf potenzielle zukünftige Anpassungen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die dem Entwurf zugrundeliegende Konzeption eines zentralen Campusplatzes, aufgespannt innerhalb des Gebäudeensembles aus skulptural geformten, dynamischen Baukörpern, wird grundsätzlich als tragfähiger Ansatz gesehen, wenngleich die vom Verfasser beschriebenen vier Solitäre nicht identifiziert werden konnten.
Vielmehr gruppieren sich zwei Hauptbaukörper - das HQ der Konzernzentrale und das Gebäude der Bauetappe 3 - in einer gewissen analogen Formensprache um den mittigen Patz, das nordseitig situierte Parkhaus partizipiert nicht an der Platzbildung, verhindert jedoch das Ausfließen Raumes.
Die Ausrundungen der stumpfen Winkel der Baukörpergrundrisse, an die sich die Außenraumkonturen weich anschmiegen, werden als qualitätsvolles, das Fließen des Raumes unterstützendes Gestaltpotenzial gesehen, das sich jedoch durch die Platzierung der Werkhalle mit ihren harten Kanten nicht entfalten kann.
Das Konzept der Erweiterung des HQ in Form einer Anfügung bzw. Komplettierung des in der ersten Bauetappe als L-geformten Baukörpers zu einem Y ist nicht nur schlüssig, sondern - wie auch die Errichtung der Bauetappe 3 - für die Platzraumbildung notwendig.
Aufgrund der geringeren Höhenentwicklung der Erweiterung (Bauetappe 2) bleibt der Y Baukörper jedoch fragmentarisch und erscheint nicht als überzeugender, komplettierter Solitär.
Die innere Funktionalität der Raumorganisation ist mit der Anordnung der Arbeitsplätze entlang der Außenfassade und der Gestaltung der inneren Kommunikations- und Begegnungszone grundsätzlich gut gegeben, der massive zentrale Stiegenhauskern wirkt jedoch aufgrund seiner Dimension und Situierung im Hinblick auf die Anbindung der Bauetappe 2 sperrig und steht einem offenen, transparenten Raumfluss entgegen.
Die vom Erdgeschoß ins erste Obergeschoß führende, als Sitztribüne ausgebildete Eventtreppe stellt ein räumlich attraktives Angebot dar und fungiert als vielfältig bespielbare und großzügige Projektionsfläche. Um eine aus sicherheitstechnischen Gründen unerwünschte Vermengung der Besucher mit den Mitarbeitern zu vermeiden, müssten - wahrscheinlich zu Lasten der Offenheit und Transparenz - entsprechende Vorkehrungen getroffen werden.
Der Ansatz, dem Gebäude durch den Einsatz roher Stahlbetonelemente eine mineralische Prägung in der äußeren und inneren Erscheinung zu verleihen, kann prinzipiell nachvollzogen und gewürdigt werden.
Die Ausbildung der Fassade die mit ihren auskragenden Stahlbetondeckenplatten, unterstützt durch filigrane Betonstützen eine „dynamische und gleichzeitig robuste Erscheinung“ anstrebt, könnte jedoch z.B. durch den Verzicht auf die Stützen die gewollte Dynamik noch überzeugender darstellen.