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Verhandlungsverfahren | 06/2020

Umgestaltung öffentlicher Räume im Ortskern Ascheberg

Teilnahme

scape Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Entwurfsidee
Rund um die Keimzelle der alten Lambertus-Kirche hat sich die Ortslage von Ascheberg entwickelt. Der von wei­tem sichtbare, ursprünglich im Mittelpunkt des radialen Straßensystems gelegene Kirchturm, bildet das impo­sante Wahrzeichen Aschebergs. Mit der Ortskernsanie­rung der 70er Jahre gingen starke Überformungen ein­her. Historische Straßenfluchten und große Teile der historischen Bausubstanz gin­gen verloren; die Lambertus­kirche rückte in eine 1B Lage. Heute erscheint der öffentliche Raum zusammenhanglos und weist kaum Aufent­haltsqualitäten auf. Raumgreifende Flächen für den Autoverkehr dominieren. Die Belan­ge und die Sicherheit von Fahrradfahrern und Fuß­gängern hingegen werden kaum berücksichtigt, Oberflächen und Ausstattungsgegenstände sind in die Jahre gekommen. Der Entwurf fügt den Kirchplatz, den Katharinenplatz, den Platz östlich von Rohlmanns Hof und die Sandstra­ße mit dem Brunnenplatz zu einer Einheit zu­sammen und schafft ein ablesbares Zentrum mit einer durchgängig erlebbaren Platzfolge. Sichere, vom Auto­verkehr getrennte und von Obstbäumen gesäumte Fahrrad- und Fußgängerverbindungen leiten auf direktem Wege in die Ortsmitte. Eine einheitliche Materialität und Formensprache inspiriert durch den Charakter des Or­tes schafft einen ruhigen Hintergrund für die historische und die moderne Bebauung im Ascheberger Ortskern. Dörfliche Grünstrukturen wie Baumreihen und prägende Einzelbäume, geschnittene Hecken und Obstbäume sorgen für eine hohe Grünqualität, tragen zum Klimaschutz bei und werten das Ortsbild auf.

„Platz an Rohlmanns Hof“ – Ort für Handel und Erlebnis
Zu den in jüngerer Zeit entstandenen öffentlichen Räumen Aschebergs gehört der Platz zwischen Sandstraße und Lüdinghauser Straße, der bisher jedoch weder einen offiziellen Namen hat, noch als innerörtlicher Platz ab­lesbar ist. Durch seine unklaren Raumkanten, die wenig charakteristischen Einzelhandelsfassaden und die Do­minanz des Autoverkehrs fehlt es dem „Platz an Rohlmanns Hof“ an Identität, Verweil- und Spielmöglichkeiten und einer klaren Mitte. Zudem gilt es, den zukünftigen Vollversorger mit freiraumplanerischen Mitteln ins Orts­bild zu integrieren. Der Entwurf begreift die Neugestaltung als Chance, den Platz zu einem zentralen Ort des Handels und des Erle­bnisses inner­halb Aschebergs zu entwickeln. Das Konzept baut auf eine neue, klare Zonierung des Platzes. Die Erschließung der Stellplätze erfolgt im Sackgassenprinzip von der Sandstraße, der Lüdinghauser Straße und von der Ludwig-Jürgens-Straße aus, so dass für Radfahrer und Fuß­gänger eine durchgehende, von Blütenbäumen begleitete Promenade zum Ortszentrum geschaffen und störender Durchgangsverkehr ver­mieden wird. Der ru­henden Verkehr wird optimiert; die geforderte Stellplatzanzahl eingehalten. Der Platz erhält wie die gesamte Ortsmitte einen einheitlichen Bodenbelag aus rötlich-grau-braunem Klinker. Südöstlich des neuen Vollsorti­menters definiert eine farblich kontrastie­rende Platzintarsie aus graugelb changierenden Betonsteinplatten die neue Mitte des Platzes. Sie betont die Blickbeziehungen in Richtung des in den 80er Jahren errichteten historischen „Spiekers“ und der historischen Hofanlage „Rohlmanns Hof“und setzt diese neu in Szene. Gleichzeitig bindet sie den östlichen Eingang zum neuen Vollsortimenter schlüssig an die Platzmitte an. Dörfliche Elemente wie Obst­baumreihen, das südlich flankierende Blütenband mit Versickerungsrigole, Sitzangeboten und ein Nebel­brunnen stellen einen Ortsbezug her, stärken die Aufenthaltsqualität und die Identität des Ortes. In der Bürger­beteiligung geäußerte Wünsche wie öffentliches W-LAN, eine Kletterwand an der Wand des jetzigen K+K Mark­tes sowie kreative Bewegungsangebote für Kinder ergänzen das Angebot; der „Platz an Rohlmanns Hof“ wird als Standort für Handel, Einkauf, Gastronomie und Erlebnis gestärkt. Eine weitere Maßnahme zur Belebung und Stär­kung der Platzidentität könnte die Verlagerung des Wochenmarktes auf den Platz sein.

Sandstraße – Lebendiges Rückgrat des Ascheberger Ortskerns
Die Sandstraße bildet den zentralen Bereich des Ortskerns. Sie wird von einer kleinteiligen, z.T. histori­schen Bebauung begleitet und be­stimmt wesentlich das Image Aschebergs. Grundprinzip der verkehrlichen Neuordnung bildet das Shared Space Prinzip mit ebenenglei­chem Ausbau, in dem alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind. Ein mittiges, 4 m breites Plattenband, das die historische Dreiteilung des Straßenprofils aufnimmt, sorgt für Orientierung und eine weiche Trennung zwischen Fahrverkehr und Fußgängern. Es besteht aus ei­ner 30 cm breiten Rahmung aus hellen Sandsteinplatten, die in den rötlich-grau-braunen, die Ortsmitte durchziehenden Klinkerbelag ein­gelegt ist. Ausstattungsgegenstände wie Bänke, Fahrradständer und Infostelen werden ebenso wie die geforderten 9 Stellplätze unter Be­rücksichtigung einer 5,75 m breiten Fahrgasse konsequent seitlich das Plattenbandes angeordnet. Regelmäßig angeordnete Bänke mit und ohne Rückenlehne bieten Verweilmöglich­keiten für alle Generationen. Die Beleuchtung der Sandstraße erfolgt durch von den Fassaden ab­gehängte Pen­delleuchten. Kleinkronige, dem ländlichen Charakter entsprechende Baumarten wie z.B. Feldahorn, Zierapfel oder Mehlbeere sorgen für Schatten und attraktive Farbaspekte. Als verbindende Klammer der innerörtlichen Platzsequenz wird des Plattenband zwischen dem „Platz an Rohlmanns Hof“ und dem Brunnenplatz mit gelb­lich-grauen Natursteinplatten flächig ausgepflastert und dadurch beson­ders betont. Die Sandstraße wird zum verbindenden linearen Platz und Rückgrat der Ascheberger Platzsequenz. Der Platz am Floriansbrun­nen wird aufgeräumt und von überflüssigem Mobiliar befreit. Der architektonisch prägende, aber wenig erlebbare Floriansbrunnen bleibt als Denkmal erhalten und wird in einen neuen Kontext gestellt: Zusätzlich zur vorhandenen Pumpe wird das Element Wasser in einem den Brunnen fassenden, leicht eingetieften Wasserbecken gesammelt und neu erleb- und bespielbar. Ein seitlich positionierter, monolithische Sandsteinblock mit Holzauflage lädt neben der gestärkten Außengastronomie zum Verweilen am Wasser ein und wird zum wiederkehren­den Gestaltungsmerkmal.

Katharinenplatz - Neuer Treffpunkt und Freiraum für alle!
Auch der Katharinenplatz gehört zu den jüngeren, neu geschaffenen Plätzen der Ascheberger Ortsmitte. Heute wirkt er relativ leblos, von der innerörtlichen Raumsequenz abgehängt und lässt klare Raumkanten und auf den Platz ausstrahlende Randnutzungen vermissen. Das Konzept greift die Potentiale des Ortes auf und entwickelt den Katharinenplatz zum zentralen touristischen Anlaufpunkt Aschebergs und Treffpunkt für alle Generatio­nen. Leitbild ist ein grüner, entschleunigter Platz mit vielfältigen Angeboten und Verweilqualitäten. Gleichzei­tig bietet er hohe ökologische Qualitäten und sorgt für den klimatischen Ausgleich. Die heutige großflächige Versiegelung der Platzes wird zugunsten einer mit Obstbäumen überstellten Dorfwiese mit ver­schiedenen denkbaren Nutzungen aufgegeben. Die Verbindungen zum Brunnen- und Kirchplatz, zum Kinder­garten sowie zu den südlich und östlich angrenzenden Wegeverbindungen werden her­ausgearbeitet. Baumreihen aus Zierkirschen begleiten die Wege und erleichtern zusammen mit einem neuen Leitsys­tem die Orientierung auch für Ortsfremde. Das Touristenbüro wird durch eine Radstation mit Fahrradverleih und einen attraktiven Rastplatz für Fahrrad­touristen ergänzt. Idee ist es, den Platz als eine Art „Lounge im Freien“ mit vielfältigen Ruhe-, Rast- und Spiel­möglichkeiten für Gäste und Bewohner Aschebergs zu ent­wickeln. Gastronomische Angebote wie ein Café, eine Eisdiele oder die temporäre Aufstellung eines Kaffeewagens ergänzen das Angebot. Die genaue Ausformulie­rung der Nutzungsangebote auf dem Katharinenplatz kann im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern entwi­ckelt werden und das Ergebnis weiterer Beteiligungsschritte sein. Denkbar sind z.B. ein Spiel- und Geschichts­pfad in Form eines „Burgen­bandes“ mit Bezug zur 100 Schlösserroute, eine extensive Blumenwiese mit Sonnen­liegen, eine Boulebahn, Spiel- und Bewegungsangebote sowie Angebote zum gemeinschaftlichen Gärtnern. Durch die Öffnung zum Bibelgarten wird der Platz weiter belebt. Die Treppenanlage im östlichen Platzbereich ist zur Abwicklung der Topographie nicht zwingend erforderlich und kann im Sinne eines barrierefreien Aus­baus ent­fallen. Eine verbesserte Infrastruktur durch sichere Fahrradabstellplätze, E-Bike-Lade- und Verleihstatio­nen, kostenloses W-LAN, Infor­mationen zu Fahrradrouten trägt zur touristischen Attraktivierung und Belebung des Katharinenplatzes bei.

Kirchplatz - Grüner Verweilort mit historischem Ambiente
Der Lambertuskirchplatz bildet den damals wie heute bedeutendsten Platz im Ascheberger Stadtgefüge. Angelehnt an histo­rische Vorbil­der wird die beherrschende Lambertus-Kirche durch eine großzügige Rasenfläche neu gefasst. Die Bestandsbäume werden weitestgehend erhalten und punktuell durch Neupflanzungen ergänzt. Der grüne, kontemplativen Charakter des Kirchplatzes wird gestärkt. Auf der West­seite des Platzes ist ein neuer Brunnen geplant, der sich in die leicht zur Kir­che hin ansteigenden Topografie schiebt und die Kirchenfassade auf seiner Oberfläche spiegelt. Die Kreuzigungsgruppe bleibt erhalten. Ein seitlich positionierter Sandsteinsitzblock bildet den Auftakt für ein Ge­schichtsband mit attraktiven Sitzmöglichkeiten und Informationen zur Ge­schichte. Eine in den durchgängigen Klinkerbelag einge­legte Natursteinfläche vor dem West­portal empfängt die Besucher der Kirche. Die geforderten Stellplätze werden neu sortiert und im östlich Platzbereich konzentriert. Spielmöglichkeiten wie ein Trampolin, Spiel- und Bewegungsangebote im Freien sowie eine kommunikative geschwungene Gemein­schaftsbank erweitern das Angebot des offenen Jugend­treffs auf den Kirchplatz hinaus. Gleichzeitig steht der Ort als Versammlungsort z.B. für Gottesdienste im Freien, für Gemeindeaktivitäten oder für die Öffentlichkeit zur Verfügung. Der grüne Charakter des Kirchplatzes wird durch die grünen Vorzonen vor den Gebäuden ge­stärkt. An Bultmanns Hof werden die Raumkanten des Kirchrings durch einen 2 bis 3 geschossigen Neubau mit Mischnutzung geschlossen. Auch eine gastronomische Nutzung oder das neue Bürgerzentrum sind hier denkbar. Aufstellflächen für die Jacobi-Kirmes auf dem Kirchplatz, dem Katharinenplatz sowie auf den südlichen Parkplatzflächen werden weiterhin freigehalten.

Material- + Grünqualität
Der Ortskern erhält einen neuen einheitlichen Bodenbelag aus rötlich-grau-braunem Klinker, der einen ruhigen Hintergrund für die histori­sche und moderne Bausubstanz Aschebergs bildet. Eine zeitlose Gestalt- und Materialsprache und die Verwendung von robusten Materia­lien mit hoher Lebensdauer tragen zur Nachhaltigkeit bei. Pflasterintarsien aus hochwertigen, gelbgrau changierenden Betonplat­ten bzw. Naturstein betonen die Plätze. Alle Pflasterflächen werden barrierefrei mit einer erschütterungsarmen Oberfläche aus­geführt.Die vorhan­dene geringe Topografie lässt einen durchgängig barrierefreien Ausbau ohne Stufen zu. Dörfliche Grünstrukturen wie Baumreihen und schattenspendende Solitärbäume, extensive Wiesenflächen, geschnittene Hecken und Obstbäume sorgen für eine hohe Grünqualität und tragen zum Klimaschutz bei. Regenwasser wird in großzügigen Grünbereichen zurückgehalten.

Ausstattung + Lichtkonzept
Neben einem klaren Raumkonzept sorgt eine zeitlose Möbelfamilie für ein einheitliches Erscheinungsbild bei gleichzeitig hohen Gebrauchs­qualitäten. Es wird ein übergeordnetes Spielkonzept entwickelt, wobei jeder der Plätze ein eigenes Spiel- und Bewegungsangebot gemäß seines besonderen Charakter bietet. Brunnen bieten attraktive Spielorte für Kinder. Einen Schwerpunkt innerhalb der Platzsequenz bildet der Katharinenplatz mit seinem großzügigen Platzangebot und seiner Nähe zum Kindergarten. Er wird zum Mehrgenerationenplatz, Ver­weilort und Treffpunkt für Touristen. Für eine optimale Ausleuchtung des Platz- und Straßenraums werden dezente Mastleuchten im Wechsel mit Bäumen auf­gestellt. In der Sandstraße sorgen Pendelleuchten für atmosphärisches Licht. Bodenstrahler inszenieren nachts die Bäume als Hauptdarsteller der Plätze. Zusätzliche Ausstattungsgegenstände wie ein Leit- und Informationssystem, E-Ladestationen, Fahrradabstellanlagen sowie W-LAN-Stationen sorgen für eine zeitgemäße Infrastruktur.

Die Neugestaltung der öffentlichen Räume in Ascheberg betont die charakteristische Platzfolge und Identität des Ortes. Das Konzept baut auf den vorhanden Raumqualitäten auf und entwickelt für die einzelnen Platz- und Straßenräume ein eigenes Profil. Eine einheitliche Form- und Materialsprache sorgt für den gestalterischen Zusammenhang und schafft vielfältige nutzbare Begegnungsräume für alle Ge­nerationen, die Bürgerschaft und die Besucherinnen und Besucher Aschebergs.