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Offener Wettbewerb | 01/2021

Erweiterung der Europaschule in Linz (AT)

Lageplan

Lageplan

1. Rang / 1. Preis

PLOV Architekten ZT GmbH

Architektur

ErlÀuterungstext

Die Erweiterung erfolgt durch einen zentralen zweigeschossigen Verbindungsbau. DafĂŒr wird der bestehende Mitteltrakt abgebrochen und neu errichtet. Der Neubau vermittelt und bildet ein Gelenk zwischen den eigenstĂ€ndigen bestehenden Bauteilen des Klassentrakts und dem TurnsaalgebĂ€ude - die neue Mitte der Schule. Die Flucht der neuen Mitte bleibt gemĂ€ĂŸ den Empfehlungen des Denkmalschutzes hinter der Front des bestehenden Klassentraktes zurĂŒck und vermittelt durch die leichte KrĂŒmmung der Fassaden zwischen den beiden bestehenden Bauteilen.


NEUE MITTE – Entreelandschaft und zentrales Gelenk der Schule

Mit dem Abbruch und Neubau des Mitteltraktes wird eine neue, barrierefreie Eingangssituation und Erschließung des SchulgebĂ€udes von der Honauerstraße erzeugt. Ein ĂŒbersichtlich proportionierter Vorplatz bildet das Schulentree in der Achse der Kaisergasse und lĂ€dt zum Treffen und Plaudern vor und nach der Schule ein.

Der offene und einladende Eingangsbereich bildet die Entreelandschaft der Schule: Foyer, Zentralgarderobe und Aufenthaltsbereich fĂŒr alle. Die Entreelandlandschaft verknĂŒpft den Eingangsbereich mit dem nordöstlich gelegenen Schulgarten und dem unmittelbar angelagerten Turnsaaltrakt sowie den Aufenthaltsbereichen der Nachmittagsbetreuung mit der multimedialen Schulbibliothek. Im ersten Stock der neuen Mitte befinden sich die vom Haupteingang gut erreichbaren Verwaltungsbereiche. So wird insgesamt eine offene und flexibel nutzbare Erdgeschosszone geschaffen. Es werden Außen und Innen gleichermaßen wie Neubau und Bestand miteinander verwoben und fließend in Beziehung zueinander gesetzt – als neue Mitte und Gelenk der Europaschule.


ALTE SCHULE NEU – Raum fĂŒr KreativitĂ€t und Forschergeist

WĂ€hrend das TurnsaalgebĂ€ude von Umbaumaßnahmen unberĂŒhrt bleibt, wird der Klassentrakt funktionell und rĂ€umlich neu organisiert. Es wird dabei ein hohes Augenmerk darauf gelegt möglichst schonend mit dem Bestand umzugehen und zugleich einige der im Lauf der Zeit ĂŒberformten ursprĂŒnglichen vorhandenen rĂ€umlichen QualitĂ€ten und Strukturen wieder her zustellen bzw. frei zu legen. Die KlassenrĂ€ume der Volkschule befinden sich im ersten und im zweiten Stock. Die KlassenrĂ€ume der Mittelschule befinden sich im dritten und im vierten Stock. Die WerkrĂ€ume sind clusterförmig im ersten Stock gebĂŒndelt. Weitere SonderunterrichtsrĂ€ume befinden sich jeweils getrennt von den Bereichen mit Klassen im zweiten bzw. im dritten Stock und sind ĂŒber das sĂŒdliche Stiegenhaus ohne Durchgangszonen erreichbar.

Zentraler Augenmerk wurde auf die flexible und kreative Nutzbarkeit der VerkehrsflĂ€chen gelegt. In jedem Geschoss wird der im Urzustand mittig vorhandene offene Bereich wieder hergestellt und als offener Gruppenraum ausgebildet. Die Ausstattung der offenen GruppenrĂ€ume mit leichten und modularen Tisch und Sitzmöbeln erlaubt es diese Bereiche schnell und unkompliziert fĂŒr verschiedenste Lernszenarios umzubauen.

Die VerkehrsflĂ€chen werden durch multifunktional nutzbare Wandeinbauten (Sitzgelegenheiten, Nischen, StaurĂ€ume, PinnwĂ€nde) sowie durch punktuelle Sichtfenster mit Sitznischen in attraktive und vielseitig nutzbare Bereiche fĂŒr freies Lernen und Arbeiten in Kleingruppen verwandelt. Dadurch wird die Idee der kreativen Modell- und Forschungsschule rĂ€umlich verwirklicht.

Der sĂŒdliche Bereich bei der Stiege wird ebenfalls als Bereich fĂŒr offenes Lernen und Aufenthalt ausgestaltet. Dabei wird die Ausstattung jeweils an die spezifischen Anforderungen VolkschĂŒlern und MittelschĂŒlern angepasst. In der Volkschule wird das Hauptaugenmerk dieser Bereiche auf spielerische TĂ€tigkeiten gelegt. FĂŒr die Ă€lteren MittelschĂŒler wurden Lounge-artige Szenarios fĂŒr selbststĂ€ndiges Arbeiten und zum „AbhĂ€ngen“ entwickelt. Damit werden auch die Erkenntnisse der schulinternen Ideenerhebungen zur Raumgestaltung berĂŒcksichtigt und umgesetzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt besticht durch seinen architektonisch zurückhaltenden zweigeschossigen Neubau zwischen der denkmalgeschützten Schule und dem 2-fach-Turnsaal. Der Neu-/Zubau nimmt die Höhe des Turnsaals auf und formuliert den neuen Haupteingang im 1. Unterschoss [1. UG] von der Hornauerstraße im Westen. Über dem Eingang kragt das leicht geschwungene Erdgeschoß über die zurückgesetzte Glasfront des Eingangs aus. Die Fassade des Neubaus zum Hof (im Osten) liegt in der Fassadenfront der Schule. Im Erdgeschoß knickt der Zubau hofseitig (ca. in der Mitte) und schließt im rechten Winkel an das TurnsaalgebĂ€ude an. Der an die Nordfassade der denkmalgeschützten Schule angebaute Lift wird abgebrochen und im Klassentrakt (im Bereich der SanitĂ€rraumgruppe) neu errichtet. Der „alte“ Eingang im Süden wird in seiner formalen Ausbildung belassen und mit einer neuen Aufgabe als Ausgang in einen begrünten Hof für Schüler bedacht; das Vordach wird auf seine ehemalige Schlankheit zurückgebaut. Das Preisgericht würdigt diese Referenzen der Projektverfasser an den Denkmalschutz. Die alte, denkmalgeschützte Schule wird innen mit geringfügigen Adaptierungen (Lifteinbau) und außen zur GĂ€nze belassen. Die baulichen Eingriffe in den Bestand sind mit dem neuen Aufzug und nutzungsbedingten Zwischenwand- und Türeinbauten, die einer zeitgemĂ€ĂŸen Nutzung der Schulcluster Rechnung tragen, minimal. Als positiv betont das Preisgericht die Umnutzung und Aufwertung des SchulwartgebĂ€udes (im Südosten der Schule) zu einem „Theater“ mit einem Ausgang in den neuen Schülergarten im Süden.
Das Preisgericht stellt fest, dass die architektonischen Kriterien sehr gut durch
- eine klar lesbare Entwurfsidee: dem architektonisch zurückhaltenden Zubau, der die Höhe des Turnsaals aufnimmt und die denkmalgeschützte Schule respektvoll belĂ€sst und den Anbau (Lift im Norden) abbricht und das Vordach im Süden zurückbaut),
- ein innen und außen qualitĂ€tsvolles Erscheinungsbild: eine „einfaches“ Stahlbetonbauwerk mit MWDĂ€mmung, Stein- oder Kunststeinverkleidung, Isolierglas),
- die übersichtliche Eingangshalle (Aula),
- gut proportionierte RĂ€ume,
- die geringen Adaptierungen am GebĂ€udebestand und den respektvollen Umgang mit den beiden StiegenhĂ€usern der Schule erfüllt sind.
Als verbesserungswürdig sieht das Preisgericht die vorgeschlagenen Garderobeinseln, die in die Eingangshalle hineinragen und den Durchgang in den Garten teilweise verstellen. Aufgrund der GrĂ¶ĂŸe der Eingangshalle und der Garderobe erscheint diese Funktionsverbesserung und Durchbindung der Eingangshalle in den Innenhof (nach Osten) für einfach umsetzbar. Das in der Ausschreibung geforderte Raum- und Funktionsprogramm und die FunktionalitĂ€t der Gesamtlösung ist gut erfüllt und stimmt mit den Entwicklungszielen der Nutzer überein.
Als besonders positiv hervorgehoben wird vom Preisgericht
- die Anbindung der Lern- und FreizeitrÀume und der Eingangshalle an die GÀrten,
- die neue Nutzung der Schulwart-Wohnungen und Lager im Südosten für ein „Theater“,
- die Situierung der Verwaltung und der Lehrerzimmer im Erdgeschoß über dem Eingang,
- das Belassen der Stiege in den Turnsaal, der damit von Externen Nutzern ohne Kreuzung des Schulbetriebs genutzt werden kann,
- die Neugestaltung der GrünflĂ€chen, die Konzentration der PKW-StellplĂ€tze und die Schaffung zusĂ€tzlicher GrünflĂ€chen.
Zusammenfassend betont das Preisgericht, dass die funktionalen Kriterien sehr gut erfüllt sind Das Raum- und Funktionsprogramm wurde schlüssig umgesetzt. Die pĂ€dagogisch wertvollen funktionalen Verflechtungen der RĂ€ume und die Neuorganisation der FlĂ€chen und Funktionseinheiten sind gut gelöst. Die aufgezeigten Entwicklungspotentiale – in den PlĂ€nen dargestellt sind zeitgemĂ€ĂŸe Schulcluster mit angeschlossenen GruppenrĂ€umen, die „Lernzonen“ im Süden der Schule, die Anbindung der RĂ€ume des 1. UG an die Außen-/FreirĂ€ume und der vorgeschlagene Dachgarten über dem Zubau - wird vom Preisgericht als innovativ bewertet. Das Preisgericht unterstreicht die sehr gute Erfüllung der funktionalen Kriterien. Die im Raumprogramm vorgegebenen FlĂ€chen sind eingehalten und die NeuflĂ€chen sind in einem kompakten Neubau angeordnet. Der Zubau wird in einer „konventionellen“ Bauweise vorgeschlagen - mit Teilunterkellerung, einem Stahlbeton-Skelettbau mit Flachdecken, AußenwĂ€nden mit MW-DĂ€mmung und Vorsatzschale als „Warmkonstruktion“ und als 3-Scheiben-Isolierverglasung mit außenliegendem Sonnenschutz, ein begrüntes Flachdach mit nutzbarem Dachgarten. Die ZwischenwĂ€nde sind als leichte TrennwĂ€nde, GlaswĂ€nde u. dgl. lesbar. Die vorgeschlagene baukonstruktive Lösung (Stahlbeton, MW-DĂ€mmung, Natur- oder Kunststeinverkleidung, Stahlbetonflachdecken mit schwimmenden Estrichen) ist bautechnisch einfach herstellbar; die Tragkonstruktion ermöglicht eine einfache Adaptierung und Anpassung an neue Nutzungsanforderungen. Das Projekt wird vom Preisgericht als ökonomisch und ökologisch in der Errichtung und im Betrieb beurteilt. Ibs. die Ausweitung der FreiflĂ€chen und der neuen GründĂ€cher werden vom Preisgericht als „nachhaltig“ und ökologisch wertvoll hervorgehoben. Ob die eine vorgeschlagene Begrünung des TurnsaalgebĂ€udes bautechnisch (statisch-konstruktiv) möglich ist, ist im Projekt nicht nachgewiesen.

EMPFEHLUNGEN DES PREISGERICHTES FÜR DAS SIEGERPROJEKT sind:
- die Weiterentwicklung des neuen Haupteingangsbereiches und der Zentralgarderobe in Bezug auf die DurchgÀngigkeit der Eingangshalle in den Gartenbereich,
- der Nachweis der Aufstellung der erforderlichen Anzahl an Spinden,
- die statisch-konstruktive Überprüfung der DĂ€cher des bestehenden Turnsaaltraktes für eine Umsetzung von GründĂ€chern.
Mittelgang

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