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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2021

Neukonzeption des Oberhessischen Museums (OHM) in Gießen

Anerkennung

Preisgeld: 8.550 EUR

FRIEDRICH POERSCHKE ZWINK Architekten Stadtplaner BDA

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Um die beiden Denkmäler funktional zu einem Museumsbau zu vereinen, fügen die Entwurfsverfas-ser*innen ein Bindeglied mit Treppen und Aufzug in den Gebäudespalt zwischen Wallenfels´schem und Leib´schem Haus ein.
Die Fuge wird mit einer Glasfassade geschlossen, vor der direkt ein Cortenstahl-Vorhang aus Streck-metallblechen verbaut werden soll. Dieser Gestaltungsansatz und die damit verbundene Ausformulie-rung der Fuge werden vom Preisgericht kritisch hinterfragt, denn der in die Fuge geplante Verbindungs-bau durchschneidet die Dachlandschaft beider Häuser und wirkt wegen seiner eigentümlichen Dachform und der industriell anmutenden Materialien wie ein Fremdkörper im Ensemble. Durch die Anhebung des Vorplatzes und dem damit verbundenen Verlust der prägenden Außentreppe und So-ckelzone wird der Denkmalwert des Wallenfels´schen Hauses zudem deutlich geschmälert.
Im Außenraum wird eine Geländemodellierung vor den Eingängen des Wallenfels´schen und Leib´schen Hauses mit langer Stufenanlage zum Kirchenplatz vorgeschlagen. Der barrierefreie Zugang wird über eine entsprechende Topographie als Rampenanlage in die Geländemodellierung eingefügt, welche sich durch erforderliche Geländer und Handläufe in der gezeigten Form nicht darstellen lässt. Bedingt durch den Rückbau der historischen Stufenanlagen werden die Proportionen wie auch die ge-staltprägenden Eingänge des Wallenfels´schen und Leib´schen Hauses ungünstig verändert. Die ein-deutige Eingangssituation in der Blickachse zum Alten Schloss wird hingegen als gewinnbringend für das Zusammenwachsen der Standorte beurteilt. Der Ansatz, die Zugänglichkeit über eine Änderung der Topographie am Vorplatz zu lösen, wird als denkbarer Lösungsansatz gewürdigt, auch wenn die vorge-schlagene Geländemodellierung kritisch hinterfragt werden muss.
Das Wallenfels´sche Haus wird innen komplett entkernt, der neue Haupteingang über den ebenenglei-chen Zugang führt in einen offenen Eingangsbereich mit Kasse/Info, eingestellten Sanitärräumen und einer neuen Fluchttreppe, die eine entsprechende Brandschutzabtrennung benötigt.
Die Verbindung zum Leib´schen Haus wird über eingehängte Verbindungstreppen bzw. Aufzugskern zum Niveauausgleich der beiden Gebäude gelöst. Der Brandschutz am neuen Haupttreppenhaus ist nur in Teilen nachgewiesen. So fehlt der zweite bauliche Rettungsweg gänzlich, die geplante Treppe in oder Fuge stellt lediglich eine interne Verbindung aller Geschosse dar. Eine wirtschaftliche Abtrennung dieser Treppe ist nicht zu erkennen und wird die angrenzenden Räume erheblich verkleinern.
Die funktionale Freiheit der Ausstellungsflächen wird durch die komplette Entkernung des Wallen-fels´schen Hauses erkauft. Der Ausstellungsrundgang funktioniert jedoch durch die Verbindung aller Ebenen über die Fuge hinweg. So kann eine Spannung innerhalb der Dauerausstellung aufgebaut wer-den. Aus Nutzerperspektive wird der Entwurf positiv bewertet und als potenziell entwicklungsfähig beurteilt.
Die Arbeit zeigt positive Lösungsansätze für den Außenraum, sowie die inneren Funktionsabläufe, welche allerdings durch einen radikalen Umgang mit dem Bestand und einem problematischen Brandschutz erkauft werden.