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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2021

Neubau des Städtischen Gymnasiums am Heinzelmännchenweg in Düsseldorf

Anerkennung

Preisgeld: 7.067 EUR

ingenhoven associates gmbh

Architektur

ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

Bollinger+Grohmann

Tragwerksplanung

WINTER Beratende Ingenieure für Gebäudetechnik

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Adresse
Der Wettbewerb zum Neubau Städtisches Gymnasium Heinzelmännchenweg befindet sich an einem prägenden Standort eines der größten Entwicklungsquartiere Düsseldorfs. Die Schule markiert einen bedeutenden Endpunkt der Hohenzollernallee. Das umgebende Quartier ist durch eine mehrgeschossige neue Wohnbebauung geprägt, belebt durch einige öffentliche Bereiche. Die zu entwerfende 4-zügige weiterführende Schule ergänzt die anliegende Wohnnutzung mit dem Ziel, ein urbanes, attraktives Wohngebiet mit qualitätsvoller Architektur und Freiräumen zu schaffen.

Der Standort der Schule ist geprägt durch ein relativ schmales Grundstück mit der Ostseite zur Bahntrasse, durch die eine starke Lärmbelastung entsteht. Im Norden befindet sich das CVJM Düsseldorf Sportgelände – hier besteht das Potential einer räumlichen Synergie der Schul- und Sport-nutzung. Die südlich und westlich gelegene Wohnbebauung erhält durch die Freiflächen der Schule einen großzügigen städtischen Platz zur Nutzung außerhalb der Schulstunden.

Community im Dialog mit der Umgebung
Der Baukörper der Schule ist linear auf dem Grundstück und mit dem Rücken zur Bahntrasse positioniert, um den Freiraum zu aktivieren und gleichzeitig dem Wohngebiet einen optimalen Schallschutz zu bieten. Am nördlichen Ende der Schule befindet sich die Sporthalle mit direkter Anbindungsmöglichkeit zum existierenden Sportgelände. Südlich sind alle Klassenräume angeordnet.

Eine Lernstraße – ein urbanes Atrium durchzieht das gesamte Schulgebäude von Norden nach Süden. Dieses Atrium gliedert das Schulgebäude in die westliche Seite mit den Jahrgangsclustern, die sich zum Pausenhof orientieren, und den Fachräumen im Osten zur Bahntrasse. Klassenräume und Sporthalle sind mit einem großzügigen Durchgang getrennt und mit einer Brücke verknüpft. Zu diesem Eingang öffnet sich auch die Mensa mit Sitzgelegenheiten im Freien.

Dieser offene Raum definiert auch den Haupteingang der Schule. Er liegt genau an der Verbindungs-achse der quartiersübergreifenden Grünvernetzung und im Einzugsbereich von 60 % der Schüler. Alle Baukörper sind unterhalb des schwebenden verbindenden Dachs integriert. Das Dach dient dabei nicht als rein gestalterisches Element, sondern als Fläche für die Erzeugung von solarer Energie, mit dem Ziel die Schule zu einem klimapositiven Gebäude zu machen.

Mehr Freifläche
Die Ausrichtung unseres Baukörpers parallel zur Bahn maximiert die Freifläche und den Pausenhof. Wir erzielen einen Bereich von über 5.100 m2 für die Freifläche. Das Gestaltungskonzept des Pausenhofes ergibt sich aus einer Überlagerung des Rasters des Schulgebäudes mit dem Raster des angrenzenden Wohngebäudes. Die Richtung des Schulrasters wird im Haupteingang und den Schülereingängen aufgenommen. Das Raster des Pausenhofes folgt der Richtung der angrenzenden Wohnbebauung. Auf dem Pausenhof wird die strenge Geometrie durch runde Rasen- und Aktionsflächen aufgebrochen.

Funktional gliedert sich die Außenfläche in den Pausenhof mit einem Spiel- und Sportbereich im Süden sowie in Wiesen / Grünflächen weiter nördlich. Ein Brunnen definiert den Haupteingang zu dem sich auch die Mensa öffnet. Nördlich der Mensa befindet sich der Schulteich im Übergang zum bestehenden Sportgelände.

Die Dachfläche ist durchgehend begrünt und für die Schüler über die Treppenhäuser zugängig. Das über den Gärten schwebende Dach bietet ähnlich einer Pergola Sonnenschutz. Die Gesamtfreifläche des ebenerdigen Freiraums und der Dachbegrünung beträgt 6.350 m2.

Green Building
Das Energiekonzept setzt auf einen möglichst CO2-neutralen Anlagenbetrieb und auf moderne Gebäudetechnik.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf antwortet mit der kraftvollen Setzung eines linearen parallel zum Bahnkörper orientierten Baukörpers auf die heterogene städtebauliche Situation. Dieser schafft entlang der Bahntrasse einen guten Schallschutz für das westlich gelegene Wohngebiet und orientiert sich zu diesem mit einer eindeutigen Ausrichtung. Der Freiraum der Schule wird so der Schule als große zusammenhängende Fläche vorgelagert, jedoch erscheint der räumliche Abschluss zum Wohngebiet unklar. Schulhof und Straßenraum gehen ineinander über, ohne größere räumliche Qualität. Das prägnante auskragende Dach generiert, dass identitätsstiftende Bild einer zugewandten zeitgemäßen weiterführenden Schule.

Der Eingangsplatz ist in Verlängerung der Hohenzollernallee richtig positioniert und gut proportioniert. Von hier aus werden Turnhalle und Schulhaus jeweils kopfseitig erschlossen. Eine langgestreckte zentrale Halle, über 3 Geschosse als offene Lernstraße konzipiert, gliedert das Schulhaus in die östlichen gelegenen Bereiche mit Verwaltung und Fachräumen und die westlich angeordneten Schulhäuser. Die Ausrichtung der Fachräume zur Bahntrasse führt zu hoher Lärmbelästigung dieser Räume, welches nur mit hohem technischem Aufwand zu kompensieren ist.

Die Verwaltung im Obergeschoss ist schwer auffindbar. Die Öffnung der Cluster zur Lernstraße wird kontrovers diskutiert. Hier wäre eine Ausbildung von introvertierteren kleineren Klassenverbänden den gewünschten pädagogischen Konzepten angemessener. Die Brandschutzkonzeption überzeugt im Bereich der Halle nicht vollständig.

Die innere Organisation der Turnhalle zeigt hinsichtlich Organisation der Umkleiden, Zuordnung der Geräteräum und insbesondere der zu gering dimensionierten vertikalen Erschließung handwerkliche Mängel.

Die Belegung des großen Daches mit Photovoltaik ebenso wie die darunter liegenden vorgeschlagenen großzügigen Dachgärten als 3. OG wird positiv und zukunftsweisend beurteilt.

Jedoch ist schade, dass keine räumlichen Bezüge zwischen den Lernräumen und den Gärten entstehen. Auch bleibt unklar, wie eine nachhaltige Bewässerung der überdachten Gärten funktionieren kann. Das Motiv des Kreises auf dem Schulhof als alleiniges Motiv ist sicherlich nicht geeignet. Das kreisförmige Wasserbecken an der Hausmeisterwohnung wirft Fragen auf. Der Schulhof ist nahezu komplett versiegelt und weist leider keinen nennenswerten Grünanteil auf.

Die Konstruktion und Fassadensystem in Holzbauweise überzeugen, wenn auch die aufgrund des Lärmschutzes gewählten wenigen Öffnungen in der Ostfassade eine ausreichende Belichtung der Fachräume in Zweifel stellen.

Insgesamt stellt die Arbeit durch ihre starke Geste einen wesentlichen städtebaulichen Beitrag dar, dies wird leider aufgrund der nicht gelösten Problematik der Lärmschutzanforderungen und teilweise inadäquater Lernsituationen beeinträchtigt.