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Offener Wettbewerb | 01/2021

Neugestaltung Bozner Platz in Innsbruck (AT)

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

EGKK Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt verwendet als traditionelles Gestaltungsmittel Baumsetzungen, um innerhalb des vorhandenen Platzraumes ein spannungsreiches Wechselspiel von kontrastreich inszenierten Raumqualitäten zu schaffen. Ein Baumkarree erzeugt als Raum im Raum eine wohltuend kühle Zone, die im Kontrast zu einer gänzlich von Bepflanzungen frei gehaltenen, überraschend offenen Raumzone im Übergangsbereich zur Wilhelm-Greil-Straße steht. Sphären der Ruhe und Intimität unter dem Baumdach und Zonen von bühnenartiger Offenheit werden ergänzt durch Baumreihen westlich der Greilstraße und nördlich der Brixner Straße. Dies ergibt eine zwanglose Integration des Fahrverkehrs in das Platzgefüge und zugleich eine entspannte Nutzungsausstrahlung der Erdgeschosszonen in den öffentlichen Raum.
Raumwirkung:
Durch das Wechselspiel von stark verdichteten Baumsetzungen, die als ‚Baumdächer‘ wirksam werden, mit gänzlich von Baumsetzungen und Möblierungen freigehaltenen Bereichen entsteht eine spannungsreiche Kontrastwirkung von Verdichtung und Öffnung, die der durch die Fassaden gebildeten geometrischen Grundordnung des Platzes eine zweite Ebene der Raumbildung hinzufügt, überraschende Raumbezüge herstellt und eine Vielzahl an Aktivitäten am Platz ermöglicht.Durch diese sekundären Raumbildungen gelingt es, die Bewegungsführungen für den motorisierten Verkehr durch räumliche Elemente zu gewährleisten. Die Funktionsweise als Begegnungszone wird gut unterstützt. Alle Bewegungen führen durch den Platz, nicht daran vorbei. Differenzierte Raumqualitäten innerhalb des zusammenhängenden Platzgefüges ermöglichen eine harmonische Fügung von unterschiedlichen Aktivitäten. Die Positionierung des Bozner Platzes innerhalb des Stadtgefüges von Innsbruck wird durch die intensive Ausbildung eines, in großen Teilen baumbestandenen, Platzes klar akzentuiert. Der neue Bozner Platz fügt dem öffentlichen Raum Qualitäten hinzu, die in dieser Form bisher nicht vorhanden sind. Vor allem für jene, die zu Fuß zwischen Bahnhof und Innenstadt unterwegs sind, bildet der neue Platz ein wichtiges Portal zur Innenstadt.

Kritisch diskutiert werden folgende Punkte:
- Nach eingehender Erörterung kommt die Jury zum Schluss, dass es dem Entwurf gelingt, durch das Wechselspiel von baumbedachten und offenen Bereichen kontrastreiche, abwechslungsreiche und in der Abfolge überraschende Aspekte und differenzierte Zonen innerhalb eines zusammenhängenden Platzraumes zu erzeugen, ohne dass die Gesamtwirkung des Bozner Platzes in Einzelbereiche zerfällt. Es entsteht kein Park, sondern ein baumbestandener Platz.
- Durch die durchgehende Verwendung von Granitbelägen (römischer Verband) in unterschiedlichen Formaten und Farben wird der Platz in der Bodenebene augenfällig als zusammenhängendes Raumkontinuum ausgebildet. Der erlebte Platzraum erstreckt sich von Fassade zu Fassade, auch durch die baumbedachten hainartigen Raumzonen hindurch. Hier muss die wassergebundene Decke an die Fußwegrelationen adaptiert werden.
- Der Brunnen in der ‚Lichtung‘ des Baumkarrees (vier Bäume entfallen) kommt lt. Rücksprache mit dem Denkmalamt angemessen zur Geltung.
- Die Baumreihe an der Wilhelm-Greil-Straße kommt nahe an unterirdische Leitungen heran. Es handelt sich dabei um verlegbare Leitungen (es wären jedoch die hierzu erforderlichen Kosten zu berücksichtigen).
- Natürliche Gehlinien werden durch die Baumsetzungen und Möblierungen nicht blockiert, führen jedoch durch unterschiedlich ausgeprägte Raumzonen. Es entsteht ein interessantes Stadttor für jene, die vom Bahnhof in die Innenstadt gehen.

Für die weitere Bearbeitung werden folgende Auflagen formuliert:
- Zu überprüfen ist die Verwendung von ‚befestigten‘ Bodendecken als
Bodenbelag an Stelle der wassergebundenen Decke; sollte dies funktionell nicht entsprechen, wäre gegebenenfalls ein anderes Bodenmaterial auszuwählen.
- Die Anzahl der Bäume (vor allem im Karree) ist zu überprüfen und gegebenenfalls zu reduzieren.
- Die interne Differenzierung des Platzraumes kann Fahrbewegungen räumlich zwanglos organisieren; daher wäre zu überprüfen, ob die optische Differenzierung zwischen Fahrbereichen und Geh-Bereichen in den Bodentexturen bzw. die planoptisch starke Ausprägung von ‚Fahrbahnkanten‘ erforderlich ist.