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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2021

Neubau eines Wohnheims für das Studierendenwerk Mannheim

ein 3. Preis

Humpert & Kösel-Humpert Architekten und Stadtplaner GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Leitidee
Attraktives Wohnen in einem verdichteten städtischen Umfeld. Die Nähe zum Universitätscampus mit direkten Zugang zum Rheinuferpark bietet die Bildung eines Kleinkosmos menschlichen Maßstabs ohne motorisierte Verkehrsmittel.
Architektonisches Konzept

Selbstbewusstes respektvolles Einfügen in einen funktionierenden Stadtgrundriss mit gestalterisch hochwertigem historischem Gebäudebestand. Die horizontal gegliederten Fassaden nehmen Bezug auf die Nachbarbebauung und bieten mit ihren Pflanzflächen der Natur eine Rückkehr in die Stadt.
In jedem Gebäude gibt es ein vielfältiges Angebot von Wohnungen ergänzt um eine Vielzahl von innen- und außenräumlichen Begegnungsflächen unterschiedlichsten Charakters. Die Bewohner können wählen zwischen Sitznischen, Gemeinschaftsterrasse und Hofgarten. Alle Häuser werden autark erschlossen, intern kann man von Haus zu Haus gelangen. Im EG des Gebäudes L4-11 werden die Gemeinschaftsfunktionen gebündelt. Hier wird der Austausch besonders motiviert und gefördert.
Die Zimmer sind kompakt, gut belichtet, mit den Sichtholzflächen erhalten sie eine warme Atmosphäre.

Erschließung

Die Häuser werden individuell und barrierefrei erschlossen. In allen Häusern sind die Treppenhäuser der erste bauliche Rettungsweg.
Haus L4-13
Die Obergeschosse 1-6 des werden über ein Treppenhaus mit Aufzug auf der Rückseite des Gebäudes erreicht. Wirtschaftlich kompakt bietet es darüber hinaus gut belichtete Begegnungsflächen an. Seinen Abschluss findet es mit der kleinen Gemeinschaftsterrasse.
Über den Aufzug als Durchsteiger können die einzelnen Wohngeschosse der beiden Häuser L4-13 und L4- 12 sowie, das Untergeschoss mit dem Fahrradkeller erreicht werden.
Haus L4-12
Entsprechend der Aufgabestellung wird der Altbau in seiner ursprünglichen Weise horizontal und vertikal erschlossen. Der Aufzug ermöglicht geschossweise die Interaktion mit Haus L4-13
Haus L4-11
Dieses Haus stellt mit seinen vielfältigen Nutzungen im EG das Zentrum der 3-teiligen Einrichtung dar. Die ebenerdige Erschließung der Service- und Aufenthaltsflächen erfolgt über einen großzügigen Eingangsbereich. Durch das zentral liegende, natürlich belichtete Treppenhaus mit Aufzugsanlage werden die Wohngeschossen und die Kellerräume erreicht.
Von der Straße gibt es eine unabhängige Erschließung des Fahrradkellers und der Technikräumen im UG (Treppe mit Fahrradrampe) Als interne Verbindung zwischen dem zentralen Erschließungsflur und der Kellertreppe dient der Postraum mit der gemeinschaftlichen Briefkastenanlage.
Während die EG Zone mit seinem direkten Zugang zum Außenraum ein großzügiges Angebot an die Allgemeinheit ist, bieten die dem Treppenhaus angelagerten Flächen die Möglichkeit der geschossweisen Begegnung und Aufenthaltes.

Erschließung der Technik- und Funktionsflächen.
Die Technikräume befinden sich im UG. Alle Keller sind mit einander verbunden.
Die Lüftungszentrale des Haus L4-13 ist in einem von der Straße zugänglichen Technikgeschoss untergebracht. Der gemeinschaftliche Müllraum in L4/13 ist direkt von der Straßen aus zu erreichen.


Konstruktion

Haus L4-13 und L4-11
Die 7 bzw. 6- geschossigen Gebäude werden in Hybridbauweise hergestellt. Die lastabtragenden und raumabschließenden Wände des EG und des Treppenhauses werden in Stahlbeton hergestellt. Sie stellen den brandsicheren Raumabschluss und die horizontale Gebäudeaussteifung sicher. Die Konstruktion wird soweit wie möglich zu Gunsten einer Ausfachung mit hochdämmenden Porotonsteinen skelettiert. Wo erforderlich erhalten die Betonelemente eine Dämmschale (z.B. Deckenunterseite Durchfahrt) mit einer hinterlüfteten Verkleidung.

Oberhalb der Deckenplatte 1.OG werden die tragenden Außen- und Innenwände der Wohnbereiche als abgekapselte Holzkonstruktion ausgebildet. Die Außenwände haben einen mehrschichtigen Aufbau von 42cm. Die tragende Brettschichtschale 100 mm erhält außenseitig eine Mineralwollauflage mit Stegträger zur Aufnahme der witterungsfesten Brandschutzbeplankung. Den vertikalen Fassadenabschluss bilden schräg verlaufende, zu einander horizontal versetzte Fassadenplatten. In die Versatzfugen werden in Brüstungshöhe die Pflanzelemente und im Sturzbereich die Rollläden integriert.

Die tragenden Innenwände (Flurwände) der Wohngeschosse sind ebenfalls aus gekapselten Brettschichtelementen einseitig mit einer zusätzlichen Schallschutzschale versehen.

Nichttragende Wände werden als Trockenbausystemkonstruktion hergestellt.

Die Decken der Wohnbereiche sind aus Brettschichtelementen. Aufgelagert werden diese auf den Außen- und Flurwänden. Der Fußboden wird aus einer Dämmschicht und einem Heizestrich aufgebaut.

Den oberen Gebäudeabschluss bildet ein Satteldach, das sich der Dachneigung der Nachbardächer anpasst. Bei Haus L4/13-14 wird der Sattel zur Aufnahme von PV- Elementen und Revisionssteg abgeflacht.
Das Dach des Seitenflügels Haus L4/11 wird als Pult, ebenfalls zur Aufnahme von PV-Elementen hergestellt.
Die Dachstühle sind ausgedämmte Holzkonstruktionen, innenseitig beplankt, außenseitig mit einer Zinkblechhaut auf einer Tragschalung versehen.

Haus L4-12, Altbau
Das Gebäude wird in allen wesentlichen Teilen erhalten. Konstruktiv und energetisch werden der Dachstuhl und der Dachaufbau ertüchtigt bzw. erneuert. Zur Verbesserung der energetischen Eigenschaften werden die Kellerdecke und die Außenwände mit einer Innendämmung ertüchtigt. Die neuen Trennwände werden als leichte Trennwände entsprechend der Anforderung des Schall- und Brandschutzes hergestellt.

Alle Häuser
Die Fenster der Häuser werden als Holzfenster mit 3-fach Verglasung hergestellt. Für die größeren Glasflächen EG Eingangsbereiche und Treppenhäuser sind Stahlglaselemente vorgesehen.

Materialien
Grundsätzlich wurde bei der Materialwahl auf eine positive ökologische Bilanz in Hinblick auf Herstellung, Beschaffung, Verarbeitung, sowie Wieder- und Weiterverwendbarkeit geachtet.
Bauteil Material
Tragende Wände/ Bodenplatten UG/ EG Stahlbeton, tlw. mit Porotonziegel ausgefacht.
Treppenhauskern EG-OG Stahlbeton, tlw. mit Porotonziegel ausgefacht
Außenwände ab 1.OG einschl. Dach Holz, Dämmung Mineralisch
Innenwände tragend ab 1.OG Holz massiv
Bodenplatte, Decke ü. UG und EG Stahlbeton
Decken über 1.OG Holz massiv Decken
Treppen Stahlbeton Fertigteile

Leichte Ausbauwände Beplankung REA-Gipsplatten
Abgehängte Decken Beplankung REA-Gipsplatten

Fußboden Heizestrich, CA auf Holzfaserdämmplatten

Oberflächen
Fußboden EG Eingangsbereiche und Treppenhäuser Estrich geglättet
Fußböden, Wohnbereiche und Flure Naturkautschuk, Lino, keramische Fliesen (Bäder)
Decken, Treppenhaus Sichtbeton
Decken Wohnbereich, Sichtholz
Wände, Wohnbereich GK, Kalkputz an Massivwänden

Fassaden
EG Transparent Stahlglas, Thermoverglasung
Ab EG- geschlossene Flächen Plattenverkleidung, gepresste Basaltplatten A2
Fenster Holz, mit Thermoverglasung
Dach Titanzink

Energiekonzept
Das Energiekonzept wurde für das Erreichen des KfW 40 plus Standards, für die Häuser L4-11 und -13 sowie des Standards KfW Effizienzhaus Denkmal für Haus L4-12 ausgelegt.
Heizung und Warmwasser
Die Erwärmung des Wassers für Heizung und Trinkwasser- erfolgt mittels der vom örtlichen Versorger zur Verfügung gestellten Fernwärme (Primärenergiefaktor 0,42). Die Zentrale FW-Übergabestation steht in einem gedämmten Technikraum im UG des Gebäudes L4-12. Die horizontale Leitungsführung zu den Steigeschächten der einzelnen Häuser erfolgt in der in der UG-Ebene. Bei Bedarf, können hausweise und geschossweise UV-Stationen mit separaten Wärmemengenzählern eingerichtet werden. Die Wärmeabgabe erfolgt über eine Fußbodenheizung. Für die Warmwasserbereitung des Trinkwassers ist ein Pufferspeicher mit Frischwasserstation vorgesehen.
Im denkmalgeschützten Altbau erfolgt die Wärmeübergabe mittels Platten- bzw. Röhrenheizkörper.
Lüftung mit Wärmerückgewinnung
Jedes der beiden Neubauten (L4-11,-13) hat eine eigene zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung (Wärmebereitstellungsgrad max. 80%). Die entsprechenden Anlagen stehen in den Technikräumen UG (L4-11) und EG Technik Zwischengeschoss (L4-13).
Für die Erzeugung des erforderlichen Eigenstromanteils mit Photovoltaik sind als Aufstellflächen die Dächer der Neubauten, L4-11, Seitenflügel 60m² und L4-13, Hauptgebäude, 100m² vorgesehen. Die Räume für die PV-Speichertechnik befinden sich im UG des jeweiligen Gebäudes.
Wirtschaftlichkeit
Wesentliche Teile der Planung zum Erreichen des KFW-40 Standards sind ursächlich für einen wirtschaftlich optimierten Betrieb.
Des Weiteren trägt die Planung einer wirtschaftlichen Gebäudeerstellung und Betreibung in nachstehenden Aspekten Rechnung.

Planerisch
- Hohe Anzahl von Appartements
- Kompakte Bauart mit optimierten Raumhöhen
- Ausgewogener Anteil von Öffnungen in der Fassade
- Keine Vollunterkellerung in Haus L4-13
- Vertikalschächte in Anzahl und Anordnung optimiert
- In weiten Bereichen Rohdecke = Fertigdecke aufgrund geringer Deckeninstallation
Konstruktiv
- Geringe Deckenspannweiten
- Geringe Ausbaulast
- Stahlbeton nur im UG und EG, durch Skelettierung optimiert
- Einsatz vorgefertigter Holzbauteile Wände und Decken, optimierte Rohbauzeiten
technischer Ausbau
- Zentrale Fernwärmeversorgung mit Pufferspeicher
- Zentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung
- Zentrale Lüftungsanlage L4-13 im EG Technikgeschoss
- Leitungsführung, Wärme und Lüftung optimiert. Horizontale Führung überwiegend im UG
- Leitungsführung Lüftung optimiert, Keine Installation durch notwendige Treppenhäuser/ Brandabschnittswände d.h. minimierte Anzahl Brandschutzklappen (Wartung)
Fassadenbegrünung
Die geplante Vorrichtung der Fassade zur Aufnahme von Pflanzgefäßen bietet die Möglichkeit unterschiedliche Begrünungskonzepte zu verfolgen. Entsprechend fällt die wirtschaftliche Bilanzierung aus. Die Betriebskosten sind denen einer intensiven Dachbegrünung gleichzusetzen. Für die Bewässerung wird das aufgefangene Regenwasser der Dachflächen verwendet.

Ökologie

Wirtschaftlichkeit und Ökologie wurden von den Planenden nicht getrennt, sondern gemeinsam betrachtet. Daher stehen die wesentlichen vorgenannten Faktoren der Wirtschaftlichkeit auch für einen ressourcenschonenden ökologischen Planungsansatz.
Bei der Wahl der Bauteilbeschaffenheit standen deren ökologische Eigenschaften mit an vorderster Stelle. Wesentliche Konstruktions- und Ausbauteile sind aus Holz. Auf Bauteile aus Stahlbeton wird hingegen weitestgehend verzichtet (u.a. durch Skelettieren).

Die vorgehängte Fassadenbegrünung dient der Absorption der sommerlichen Wärme und bietet Insekten und Vögeln eine Habitatfläche. Sie nutzt natürliches Regenwasser wie auch das aufbereitete Dachflächenwasser.
Die vorhandenen Außenfläche (L4-11) wird in vollem Umfang begrünt und somit eine freie Versickerung ermöglicht. Die Brandwandflächen sollen ebenfalls mit Rankhilfen zur Begrünung vorgerichtet werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf schließt die beiden Baulücken mit jeweils separaten Gebäudeeinheiten. Die Folge dieser Entscheidung ist, dass im studentischen Leben kaum eine Gemeinschaft zwischen den drei Häusern entstehen wird. So kann ein Besuch zwischen Haus 12 und 13 nur durch den Durchlader- Aufzug erfolgen. Zu Haus 11 gelangt man nur über den öffentlichen Gehweg. Die Flächeninanspruchnahme durch drei Treppenhäuser ist eine zweite negative Konsequenz dieser Entscheidung.
Die Anordnung von Stapelparkern im Durchfahrtsbereich wird kritisch bewertet. Ohne Rangiermanöver sind die Parkstände wahrscheinlich nicht anfahrbar. Die Anordnung des Müllsammelplatzes direkt am Gehweg erscheint unangemessen. Der Fahrradkeller wir lediglich durch eine Treppe und einen - für Fahrräder zu kleinen - Aufzug erschlossen. Insbesondere für die Bewohner von Haus 12 und 13 ist dies keine zumutbare Lösung.
Die Gestaltung des Hofbereiches mit Sitzstufen und einer Übergrünung kann überzeugen. Leider muss damit gerechnet werden, dass hier für die Appartements in Haus 11 noch eine Aufstellfläche zur Anleiterbarkeit für die Feuerwehr geschaffen werden muss. Die Appartements in diesem Gebäudeteil sind von einem winkligen, dunklen Flur erschlossen.
Positiv wird der Vorschlag gewichtet, das Gebäude in Holzhybridbauweise zu erstellen. Wenngleich das Bemühen, die Fassade in jeder Etage zu begrünen, gewürdigt wird, so kann in einem studentischen Wohnheim keine adäquate Pflege unterstellt werden. Mit dem Herausklappen der Fassadenelemente entsteht zwar ein selbstbewusster Gestus, das Preisgericht bezweifelt jedoch, dass damit ein respektvolles Einfügen zwischen den drei historischen Fassaden gelingt, wie die Verfasser in ihrem Erläuterungstext formulieren. Die Sockelzone bei Haus 11 ist so niedrig ausgefallen, dass sie einen gedrungenen Eindruck vermittelt.
Insgesamt ein Entwurf, der zwar in einzelnen Aspekten gute Anregungen bringt, in seiner Gesamtheit aber nicht überzeugen kann.