modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 01/2021

Städtebauliche Entwicklung der „Innenstadt“ in Osterholz-Scharmbeck

3. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

Kunst + Herbert Architekten

Stadtplanung / Städtebau

RABE LANDSCHAFTEN | ARGE STUDIO URBANE LANDSCHAFTEN

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

VIELFALT IN OSTERHOLZ-SCHARMBECK
die Poesie des Ortes weiterentwickeln

Mit dem Konzept Vielfalt in Osterholz-Scharmbek wollen wir den bestehenden Charme der Stadt aufnehmen - diesen sorgfältig bewahren und beherzt fortschreiben.
Vorhandenes auf Tauglichkeit prüfen, in der Nutzung halten oder wieder hinführen, dabei das Vergangene, Alte, auch Veränderte sichtbar lassen.
„Beherzt fortschreiben“ bedeutet: Neues für die Vielfalt der Innenstadt hinzufügen. Dabei sollen neue Möglichkeiten zur Gemeinschaftsbildung, für Wohnen, attraktive Freiräume für Viele und damit ein grünes, nachhaltiges, lebendiges Zentrum entstehen.

Der vielseitige, belebte Stadtkern
Die Kirche wird als übergeordneter Orientierungspunkt und Kernzelle eines Siedlungsnetzes gesehen, in das Milieuinseln unterschiedlicher Gebäude- und Freiraumprägung eingewebt sind. Ziel des Konzeptes ist es, diese Vielfalt erlebbar zu machen und so die historisch verankerten und identitätsprägenden Strukturen des Ortskerns Osterholz-Scharmbeck zu benennen, zu stärken und durch neue Qualitäten behutsam zu ergänzen. Es werden mit den Gebäuden und Freiräumen Orte der Begegnung geschaffen, die in ihrer Vielfalt ein Miteinander an unterschiedlichen Orten der Innenstadt schaffen.
Die Kirche St. Willehadi und der historische Marktplatz stehen hier im Mittelpunkt der Innenstadt. Hier treffen die wichtigsten Achsen (Kirchenstraße, Hinter der Kirche, Hinter der Wurth und Am Kirchenplatz) aufeinander. Kleine idyllische Wege verweben die Räume miteinander. Dieses Thema der Orientierung und Durchlässigkeit nehmen wir in unser Konzept auf.
Durch den Vorschlag der Neubebauung werden in der Innenstadt die Wegebeziehungen geklärt. Es entstehen klare Achsen zum einen in Richtung Eingang des Stadtparks als auch in Richtung Marktplatz. Ein feines Wegenetz ergänzt die Achsen und verwebt die Orte der Innenstadt charmant miteinander.

Begegnungszentrum am Mühlenteich und Kirchenpark
Das nördlich der Kirche liegende Begegnungszentrum ist der soziale Treffpunkt des Gebietes. In und um das Begegnungszentrum finden gemeinschaftliche Aktionen statt, von denen die jüngsten bis hin zu den ältesten Bewohnern angezogen werden. Ein großes Miteinander wird sowohl durch eine großzügige Grünfläche mit Spielplatz und einer Tribüne im Freien, als auch gemeinschaftlichen Flächen (Gemeindesaal, Café, Offener Treff, Werkstatt, usw.) innerhalb des Begegnungszentrums gefördert. Über Fußgängerwege werden Verbindungen von Kirche zum Park am Mühlenteich geschaffen. Durch die großzügige durchlässige Fassade im Erdgeschoss des Begegnungszentrums wird dieser Bezug noch mal gestärkt.

Kirchvorplatz
Gegenüber der Kirche entsteht eine Platzfläche als Anger. Er beherbergt die Außenbereiche der ansässigen Gastronomie und wird durch eine „Retentionslandschaft“ und Gehölze ergänzt.

Wohn- und Werkhof an der Kirche
Gegenüber der Kirche entsteht ein kleines Ensemble aus drei Gebäuden um einen Hof herum. Die zweigeschossigen Neubauten beleben den Platz zusätzlich durch ihre Erdgeschossnutzung. Hier können sich Einzelhandel, Kleingewerbe, Werkstätten, Büroeinheiten oder soziale Einrichtungen ansiedeln. Wohnen und Arbeiten werden hier in neuen Gebäudetypologien miteinander verbunden.

Wohnen am Schlauchturm
Historische Bilder zeigen, dass östlich der Kirche bzw. nördlich des Schlauchturms die städtebauliche Struktur immer schon aufgelockert war. Diese Struktur wird aufgenommen und durch Wohngebäude ergänzt und wieder räumlich abgeschlossen. Innerhalb des Ensembles werden Durchwegungen geschaffen, um eine direkte Verbindung vom Marktplatz zum Stadtpark zu ermöglichen und in das feine Wegenetz des Zentrums einzubetten. In der Mitte entsteht ein Wohnhof, der eine hohe Qualität für das generationsübergreifende Wohnen in der Innenstadt bietet.

Wohnen am Stadtpark
Ein weiteres kleinteiliges Ensemble entsteht zwischen Stadtpark und Park am Mühlenteich. Hier steht das Wohnen In ruhiger grüner Lage und doch mittendrin! Östlich der Neubauten wird eine attraktive Grünfläche geschaffen, welche den Stadtpark mit der Stadt über eine Fussgängerbrücke verknüpft.

Grüne Freiräume für das Stadtklima
Die vorhandenen Freiräume werden als grüne Stadt-Ökosysteme, Klimaräume und attraktive Aufenthaltsräume für die Gemeinschaft der Kleinstadt weiter entwickelt. Das Thema Regenwasserrückhalt und Reinigung wie auch klimaresiliente Gehölze und Pflanzen ermöglichen Artenvielfalt und ein gutes Klima.
Die Qualifizierung der Räume durch vielseitige Nutzungen wie Spielbereiche, Aufenthaltsmöglichkeiten wie die kleine Treppenanlage an der Kräuter- und Streuobstwiese bringen attraktive Nutzungen und neue Stadtbilder in die Innenstadt. Ein echtes grünes Gemeinschaftszentrum kann entstehen!

Die Bachlandschaft
Durch die Revitalisierung des Scharmbecker Bachs, welcher zuvor eine Trennung von Stadtpark und Stadt bildete, wird heute eine Erweiterung des Stadtparks und gleichzeitig die Zugänglichkeit und Erlebbarkeit geschaffen. Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung und zur Schaffung von Bach-Kontakt-Orten ermöglichen eine WinWin-Lösung. So rückt der Bach zurück ins Blickfeld der Stadt und wird als Lebensraum für Flora und Fauna aufgewertet.

Stellplatzkonzept
Der Kern von Osterholz-Scharmbeck soll zu einem attraktiven Ort der vielfältigen Begegnungen und des Verweilens sein. Die städtischen Freiräume sollen maximal vernetzt sein und die Natur in die Stadt bringen. Somit sollte im Plangebiet langfristig eine autoarme Zone angestrebt werden. Durch ein Parkkonzept aus Quartiersgaragen, Tiefgaragen und Stellplatzflächen an ausgewiesenen Stellen, ist der Stadtkern von diesen Punkten aus innerhalb von max. 150 m fußläufig erreichbar. Damit wird eine bequeme Erreichbarkeit der Innenstadt zugesichert. Zur Sicherung der Barrierefreiheit, den Stellplatzforderungen aus dem Wohnen, für Anlieferung /Entsorgung/Rettung etc. werden Wege vorgehalten und ausgewiesen.

Mit dem Konzept Vielfalt in Osterholz-Scharmbeck knüpfen wir an das bestehende Leitbild der Innenstadtentwicklung an, ergänzen es durch die „doppelte Innenentwicklung“. Das Konzept bietet viele Anknüpfungspunkte der Förderfähigkeit in diversen Programmen des BMI und BfN wie zum Beispiel Chance.natur, die Kleinstadtakademie (BMI), Masterplan Stadtgrün (BfN) sowie Grün in der Stadt (BMI) an.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser/innen dieser Arbeit zeigen auf beeindruckende Art und Weise, welche Potentiale im Ortskern von Osterholz-Scharmbeck insbesondere im Hinblick auf einen ökologischen, dörflichen und nachhaltigen Umgang mit dem Bestand gehoben werden können, ohne notwendige bauliche Interventionen des Ortes zu vernachlässigen.
Das geplante Begegnungszentrum wird in Form kleinmaßstäblicher Gebäudekörper gegliedert. Wenngleich somit die Maßstäblichkeit des Ortes aufgenommen wird, läuft eine Teilung der vorgesehenen Nutzung in einzelne Gebäude der Aufgabenstellung zuwider, denn aufgrund funktionaler und nachhaltiger Kriterien ist ein zusammenhängender Baukörper vorteilhafter.
Die in ostwestlicher Richtung verlaufende Blickachse zwischen dem Antritt in den Stadtpark und der Kirchenstraße wird von einer Bebauung freigehalten und somit die räumliche Verknüpfung zwischen diesen Orten gestärkt.
Die Anordnung weiterer kleinteiliger Gebäude im Umfeld der Kirche, insbesondere für Wohnnutzungen sind gut proportioniert und angeordnet und fügen sich auf harmonische Art und Weise in den Stadtgrundriss ein, allerdings wird die vorgeschlagene Nutzung eines Werkhofes und die daraus resultierende Baukörperstellung infrage gestellt.
Für die Freiflächen werden im Stadtraum vielfältige naturnahe Angebote, von der Streuobstwiese bis zum Kräutergarten, von unbefestigten Retentionsflächen bis zur Liegewiese gemacht. Über die Sinn-fälligkeit und Robustheit im Alltag dieser Angebote in einem eher städtisch geprägten Raum, diskutiert die Jury kontrovers. Ein abschließendes, geschlossenes Meinungsbild hierzu gibt es nicht. Als besonders gelungen wird der Umgang mit dem Scharmbecker Bach angesehen. Insbesondere die Anbindung des Stadtparkes an das städtische Gefüge erscheint hier logisch und wird gewürdigt.
Die Verkehrsräume werden angemessen reduziert, ohne die Erschließungserfordernisse der Anlieger zu vernachlässigen, dieses führt bei dem Wettbewerbsbeitrag zu einem angemessenen Umgang mit städtischen Verkehrsflächen.
Der Beitrag liefert für das Wettbewerbsverfahren einen wichtigen, diskussionswürdigen Impuls und zeigt notwendige Aspekte einer zeitgemäßen Stadtplanung und dem Umgang städtischer Räume vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit.
Die Denkmalbehörde hebt auf das Baudenkmal Jenna ab, das ehemalige Schulhaus; das bedeutet, dass die Freiflächenplanung entsprechend gewählt werden sollte. Zum Beispiel könnte die Kräuter und Streuobstwiese besser zum Garten verortet werden. Der versumpfte Graben auf dem Kirchen-platz entspricht nicht einem städtischen Kirchenplatz.
Blick vom Stadtpark zur Stadtmitte

Blick vom Stadtpark zur Stadtmitte

Lageplan Bearbeitungsgebiet

Lageplan Bearbeitungsgebiet

Kirche St. Willehadi, das neue Begegnungszentrum im Hintergrund

Kirche St. Willehadi, das neue Begegnungszentrum im Hintergrund

Lageplan Umfeld der Kirche St. Willehadi

Lageplan Umfeld der Kirche St. Willehadi

das neue Begegnungszentrum

das neue Begegnungszentrum