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Offener Wettbewerb | 01/2021

Neubau und Parkgestaltung „KinderKunstLabor St. Pölten“ (AT)

pxt_WB KiKuLa

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Ankauf

Preisgeld: 4.000 EUR

Pichler & Traupmann Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Architektonisches Konzept
KUNSTRAUM = STADTRAUM
KUNSTRAUM = LANDSCHAFTSRAUM
KUNSTRAUM = LEBENSRAUM

So könnte man die drei wesentlichen Bezüge des neu zu schaffenden KiKuLa bezeichnen.
Die Kunst für Kinder und mit und von Kindern spielt sich nicht im elfenbeinernen Turm ab.
Die Ambition des Konzeptes als Teil für das Programm Kulturhauptstadt 2024 wird so gelesen und gedeutet und erschließt damit die wesentlichen Eigenschaften dieses Projektes.

Zunächst ist das Objekt als Teil eines urbanen Wegenetzes angelegt und „versteht sich“ als verfestigter Bewegungsraum in einem übergeordneten Zusammenhang. Dieser Zusammenhang wird auch im gesamtstädtischen Gefüge mit zahlreichen kleineren Interventionen (siehe Landschaftsplanung) artikuliert. Die Figur vermittelt die Querung des Parkgrundstücks in die verschiedenen Richtungen und bindet den Bewegungsfluss unter Berücksichtigung des Vegetationsbestandes in die angrenzenden Straßenräume ein. Das Bekenntnis zu einem offenen Erdgeschoß hat dieses Motiv des Gebäudes als Weg geradezu evoziert und man mag geneigt sein, hier eine Schaltstelle im Zirkulationsnetz der Stadt zu erkennen. Das KiKuLa wird somit zu einem bedeutenden Anknüpfungspunkt und wertet den schlecht angenommen Park zu einem wichtigen Anlauf- und Knotenpunkt auf. Die Dynamik des eröffneten Bewegungsflusses findet sowohl im Außen-, wie auch im Innenraum seine Fortsetzung in den verschiedenen dreidimensional intensivierten Erschließungsmöglichkeiten, die die spielerische Aneignung des Raumes forcieren. Das Gebäude ist damit eine Verknüpfungsstruktur zwischen dem Freiraum und dem Innenraum, sowie grundlegend zwischen den inneren Funktionen. Anklänge an Josef FRANKs „Das Haus als Weg und Platz“ und damit an ein skaliertes, geordnetes urbanes Gefüge sind bewusst gewollt. Das KiKuLa ist somit Teil des STADTRAUMs.

Das Objekt wurde auch in unmittelbarer Korrespondenz zur bestehenden Parklandschaft mit dem ausgeprägten Baumbewuchs abgeleitet. Wie ein Puzzlestück ist es aus dem Boden geschnitten und wird so zu einem kohärenten Figur-Grund-Gebilde. Im Zusammenwirken entsteht damit die Einheit des Objektes mit der Umgebung. Der landschaftsplanerische Ansatz folgt diesem Prinzip und repliziert in den Figuren des Außenraumes den entwerferischen Ansatz.
Wiewohl die abgeschlossenen Volumina innerhalb der thermischen Hülle den Vorgaben der Flächenwidmung bezüglich Bebaubarkeit folgen, greift das Objekt gleich einer benutzbaren Skulptur in den Landschaftsraum ein: Terrassen auf verschiedenen Ebenen werden zum Outdoor-Labor, zum Klettergarten und zu überdeckten Freibereichen. Gleichsam mit Tentakeln greift die Gebäudestruktur in den Landschaftsraum, die sich neben den befestigten Oberflächen auch mit formähnlichen Netzstrukturen zwischen die Baumstämme spannt und damit zu einem vielschichtigen Spiel- und Erlebnisraum wird. Textile Elemente spielen auch sonst grundlegend eine Rolle in der Steuerung der Innen-/Außenbeziehungen bzw. Beschattung/Verdunkelung des Objektes und appellieren an den kreativen Umgang mit flexiblen Einrichtungen. Das KiKuLa wird in seiner Gesamtheit als fließende Struktur in seiner Innen-/Außenkorrespondenz angelegt und damit Teil des zu bespielenden LANDSCHAFTSRAUMs. Gerade auch in der Landschaftsplanung sind die Anlagen so angelegt, dass sie in unmittelbarem Bezug geradewegs als Fortsetzung der Programmierung der inneren Funktionen zu verstehen sind.




Wissend, wie sehr Freiraum eine wesentliche Voraussetzung eines gelingenden Lebensvollzuges ist, leitet der Gedanke dahin über, dass das KiKuLa auch eine anthropologische Komponente in der Gestaltung der Welt einnehmen kann. In quasi spielerischem Umgang kann ein kreatives Gesamtgefüge entwickelt werden, das die unterschiedlichen Wahrnehmungen und Entwicklungen sowohl ermöglicht, als auch verstärkt und im Zusammenwirken der vielschichtigen Funktionen neue und diverse Welterfahrungen erzeugt. Auch hier spielt der transitorische Charakter zwischen Alltagsgeschehen und Kunsterfahrung eine wichtige Rolle in der Anordnung der Programme innerhalb des Objektes. Wie ein aufgespanntes Dreieckstuch bildet das Objekt die jeweiligen Kategorien von Spiel, Kunst und Experiment ab und spricht damit die unterschiedlichen Vollzüge menschlichen Daseins an. Cafeteria, Foyer, Indoor-Spielplatz und Bibliothek sind generische Bereiche offener Interaktion und Kommunikation auf Erdgeschoßniveau, während sich die kuratierten Programme im ersten Obergeschoß finden. Nichtsdestotrotz greift auch der Indoor-Spielraum bis in das Obergeschoß. Ein wendelförmige Treppenanlage um einen Atriumraum herum verstärkt die vertikale Erlebniswelt. Im zweiten Obergeschoß sind die Verwaltungseinheiten gleichsam in einem ruhigeren Flügel platziert. Was die räumliche Disposition der Programmierung anbelangt, wurde eine gute Balance zwischen Kontinuitäten und Schwellenbereichen gewählt, ohne in Absonderungsmechanismen zu verfallen. Graduelle Übergänge entsprechen viel mehr der Lebenserfahrung schlechthin und so ist auch das KiKuLa in seiner Vielschichtigkeit als Teil des LEBENSRAUMs zu sehen.


Landschaftsplanerisches Konzept

Der Freiraum des Kinder Kunst Labors bildet zusammen mit der Architektur eine konzeptionelle und gestalterische Symbiose und Einheit. Für Kinder erschließt sich ein vielfältiger grüner Fantasie- und Erlebnisraum. Mittels einer durchgehenden Formensprache, die Gebäude und Landschaft verwebt, werden unterschiedliche Programmierungen und Funktionen definiert und vereint.
Städtebau
Die besondere Lage in der Stadt St.Pölten, zwischen Altstadt und Regierungsviertel, definiert das Grundstück als Dreh- und Angelpunkt für fußläufige Verbindungen. Diesem Umstand wird mittels einer offenen, triangulären, dem Gebäude folgenden Wegeführung begegnet, die An- und Verbindungen in alle Stadtquartiere ermöglicht.
Spielexposituren
Um den Gedanken des Kinder Kunst Labors im weiteren Stadtraum sichtbar und zeichenhaft erlebbar zu machen, wird vorgeschlagen entlang der relevanten Wegeverbindungen in die Stadtteile, ins Zentrum und zum Bahnhof, perlenkettenartige kleinräumige Spielmöglichkeiten anzubieten, die den gesamten Stadtraum für Kinder aufwerten. Diese wegbegleitenden Eingriffe, wie zum Beispiel Bodengrafiken, oder kleine Spielgeräte, zitieren als Spielexposituren die charakteristische Formensprache des KiKuLa.
Gartenräume
Die Gebäudekonfiguration definiert drei Gartenräume, die eine unterschiedliche Ausrichtung beinhalten und erlaubt durch eine behutsame Baukörperpositionierung den Baumbestand größtmöglich zu erhalten und zu schützen. Eine Vielzahl an neuen Baumpflanzungen ergänzt das Bild. Bodenbeläge sind versickerungsfähig ausgebildet, z.B. aus Gummigranulat, einfärbbar, mit oder ohne Fallschutzfunktion und wassergebundene Wegedecken.
Die Spielmöglichkeiten sind durchwegs als kontextuelles, szenisches Spiel entwickelt, wo nicht einzelne gesonderte Spielgeräte, sondern das landschaftliche Narrativ den Rahmen bildet.
Der nördliche Bereich zur Wiener Straße dient als formales Entree. Richtung Kreuzungsbereich wird als einladende Geste ein kleiner Vorplatz situiert, der Ankommende zum Haupteingang führt. Die Grünflächen werden durch Ziergräser und Rasenflächen gegliedert und bieten als markantes Bild nach Außen Raum für Kunstwerke und Kunstinstallationen. Die sichelförmige Wegeverbindung holt Besucher an beiden Enden der Wiener Straße ab.
Der südwestliche Parkbereich ist als Spiellandschaft konzipiert und grenzt mittels einer großzügigen Terrassenfläche an das Gebäude. Die aus der Gebäudebewegung entwickelten Grünflächen nehmen Bestandsbäume, Sandspiel und Spielhügel auf und erlauben zusätzlich eine flexible punktuelle Bespielung mit im Haus entwickelten Konzepten und Installationen. Treppenanlagen und Rutschen verknüpfen den Freiraum mit dem ersten Obergeschoss. An der westlichen Grundgrenze sind Parkplätze und die Anlieferung untergebracht.
Der pergolaartige überdachte Bereich wird im Süden bis zur Ausstellungsstraße verlängert und ermöglicht ein wettergeschütztes Erreichen des Labors. Die Überdachung wird weiters als geschützter Spielbereich genutzt, z.B. als Kletterseilwald.
Im südöstlichen Garten, der an den Mühlbach grenzt, trifft Abenteuerspiel auf Stadtwildnis. Eine wiederum sichelförmige Wegeverbindung spannt einen befestigten Vorbereich auf, der als Außenbereich für Veranstaltungen genutzt werden kann. Daran angrenzend in den Grünflächen ein Kletterparcours, der sich mittels Kletternetzen in die Baumkronen erweitert und auch an das erste Obergeschoss anbindet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der zwei- bis dreigeschossige, transparente Baukörper wird zentral in den Park als Dominante gestellt. Dadurch ergibt sich eine logische Zonierung der Parkanlage. Insbesondere durch die weitausladende, stegartige Auskragung Richtung Süden wird die bebaubare Fläche deutlich überschritten und die erhaltbare Parkfläche dadurch reduziert. Das Verhältnis zwischen bebauter Fläche und Parkfläche erscheint nicht ausgewogen.
Das Objekt erscheint als eleganter, schwebender, transparenter, fast durchsichtiger Baukörper.
Die hohe Transparenz wird seitens der Nutzer kritisch gesehen. Dadurch wird der Ausstellungsraum hinsichtlich Hängeflächen, Klima und Raumakustik schwer nutzbar. Eine Verbesserung der Situation für den Nutzer hätte jedoch negative Auswirkungen auf das Gesamterscheinungsbild der Leichtigkeit des Projektes.
Die Eingangssituation im Norden erscheint logisch, jedoch hat dies zur Folge, dass die Wegeführung zwischen Altstadt und Kulturbezirk nicht ausreichend den Park einbezieht.
Die hohe gestalterische Qualität wird seitens der Jury gewürdigt.
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