modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 03/2021

Neue Mitte Thon in Nürnberg

Perspektive

Perspektive

2. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

KSP ENGEL

Architektur

A24 Landschaft

Landschaftsarchitektur

Bollinger+Grohmann

Bauingenieurwesen

Modell & Co. GmbH

Modellbau

Erläuterungstext

STÄDTEBAU
Als Auftakt zu der neuen Quartiersentwicklung übernimmt die Neue Mitte Thon mit einem zentralen Stadtplatz sowohl verbindende als auch repräsentative Aufgaben. Einladend und offen begrüßt die Erdgeschosszone mit Foyers, Gastronomie und Einzelhandel sowie den zum Platz hin orientieren Bürgersaal. Dieser Ring aus Öffentlichen Nutzungen und Arcaden umfasst den Platz und schafft eine belebte und atmosphärische Stimmung und erinnert an einer klassischen PIAZZA. Die Baukörper werden in verschieden hohen Volumina gegliedert und treppen sich von West nach Ost um den Platz nach oben auf. Die Gebäudegliederung in insgesamt 6 verschieden große Volumina verschafft der Piazza einen menschlichen Maßstab und kontrastiert spannungsreich die Platzkante. Der Besucher und Passant bekommt Lust einen Spaziergang durch das Quartier zu unternehmen und den neuen Außenraum zu erleben. Gestalterische Elemente wie Arkaden, rote Fassadentöne und Fassadenornamente leiten sich aus dem städtebaulichen Kontext der Nürnberger Altstadt ab und werden neu interpretiert. Die Hauptzugänge der Bürogebäude liegen außen zur Straße hin orientiert. Das verschafft dem Entwurf den Vorteil, die Erdgeschosszone an das Herzstück des Quartiers, der PIAZZA, hin frei zu orientieren und in unterschiedlich große Einheiten einzuteilen.

Thon Plaza GmbH: Die neuen Gebäude der Thon Plaza GmbH umschließen die Nord- Westseite der THON PIAZZA. Das Hauptgebäude an der Nordseite besteht aus drei ineinander gesteckten Kuben. Sie treppen sich entlang der Straßenführung auf und bilden durch die Staffelung um je ein Stützenraster eine spannende Fassadengliederung an der Forchheimer Straße. Am Versatz der Volumen entsteht eine klar erkennbare Adresse für jeden Eingang.
Die Grundrisse in den Obergeschossen folgen einer klaren, linearen Anordnung mit zwei Erschließungskerne. Die gut platzierten Kerne bieten die Möglichkeit flexibel kleine oder große Einheiten zu organisieren. Eine vielfältige und flexible Bürolandschaft entsteht. Die beiden großzügigen und begrünten Dachterrassen Laden zum verweilen ein und bieten eine Zone der Ruhe und Entspannung. Das Terrassengebäude beherbergt im Erdgeschoss den Bürgersaal mit Gastronomie. Dieser öffnet sich zur THON PIAZZA und schafft einen intensiven Bezug zum Außenraum. In den oberen Geschossen können Büroflächen und die Radiostation untergebracht werden. Durch die Terrassierung der Geschosse Richtung PIAZZA wird das Grün der PIAZZA auf die Dächer gebracht.
Die Fassaden sind in Mauerwerk in erdigen Farben von rot-bräunlich Tönen bis Moosgrün ausgebildet. Die reliefartige Ausbildung der zurückgesetzten Mauerwerksbereiche erzeugt eine plastische und differenzierte Ansicht, die vom Siebdruckverfahren inspiriert ist.

S&P CD Objekt 8 GmbH: Die zweigeschossige Arkade leitet den Besucher in das Gebäude und zur THON PIAZZA. Das großzügige und zwei geschossige Foyer bildet eine repräsentative Empfangszone für das Bürohochhaus. Im südlichen Bereich befindet sich der Biomarkt sowie der Backwarenshop mit Espressobar. Die Hochhausgrundrisse bieten großzügige Bürolandschaften mit flexibler Einteilung. Die Aluminium-Blechfassade faltet sich entlang der Stützen nach oben und betont hier die Vertikale Linienführung des Hochhauses. Durch die Faltungen entsteht ein spannendes Licht-Schattenspiel an der Fassade, das den Turm auch weithin als neuen Orientierungspunkt in der Stadt erkennbar macht.

FREIANLAGEN
Das Herzstück des Quartiers Neue Mitte Thon ist der neu gestaltete PIAZZA. Zusammen mit den städtebaulichen Setzungen formuliert er ein markantes Entree in das neue Quartier. Die PIAZZA schafft einen urbanen Ankerpunkt mit hoher Strahlkraft, als beliebter Begegnungsort sowohl in den Mittagsstunden für die angrenzenden Büros als auch in den Abendstunden für die Anwohner der benachbarten Stadtquartiere.
Die PIAZZA teilt sich in eine grüne und eine steinerne Hälfte und erhält dadurch klar definierte Anknüpfungspunkte an die unterschiedlich programmierten Nord-Süd-Verbindungen. Angrenzend an die urbane Achse, als großzügiger Fußgängerpromenade, wird die östliche Platzkante als offene multifunktionale Platzfläche für temporäre Veranstaltungen und Wochenmärkte definiert. Die „Grüne Welle“ prägt die westliche, deutlich stärker durchgrünte, Platzkante am Bürgerhaus. Ausgehend vom linearen Grünzug entsteht ein gradueller Übergang zwischen dichtem Grün und steinerner Platzfläche mit einer lockeren Verteilung der Pflanzinseln über den Platz bis an die Erlanger Straße. Intarsien aus wassergebundener Wegedecke mit schattigen Baumdächern ergänzen die Aufenthaltsbereiche auf dem Platz durch eine Biergartenfläche am Bürgerhaus sowie einen Vorplatz zum Firmensitz der Müller-Medien. Grünflächen und Baumreihen aus Winterlinden (Tilia cordata) schaffen einen ruhigen Rahmen entlang der umgebenden Straßenräume. Der westliche Vorplatz an der Erlanger Straße bildet einen mobilen Knotenpunkt mit Anbindung an Bus und Straßenbahn, sowie Taxivorfahrt und Kurzzeitstellplätzen.
Die eigentliche Platzfläche hebt sich deutlich als Intarsie aus großformatigen, dunkel gehaltenen Betonplatten von den umlaufenden Stadträumen aus hellem Kleinsteinpflaster ab. Während die umliegenden Erdgeschosszonen mit Gastronomienutzungen den Platz auf einem hochwasserfreien Niveau von mehr als 308.00 ü NN rahmen, fällt die Platzfläche auf bis zu 306.80 ü NN nach Nordwesten ab. Den Höhenversprung vermitteln lange Sitzstufen aus Beton, die den Platz auf zwei Seiten rahmen und nach Südwesten orientierte Aufenthaltsbereiche mit urbanem Flair schaffen. Der platzseitige Zugang in den Bürgersaal wird durch einen Verschwenk in der Platzkante betont. Im Südosten geht die Platzfläche niveaugleich in die angrenzenden Wegeflächen über und kann so bei Veranstaltungen einfach erweitert werden. In die Bodenplatten integrierte Wasserdüsen schaffen ein spielerisches Element auf dem Platz.
Kompakte Baumdächer aus japanischem Schnurbaum (Sophora japonica) stärken den Platzrahmen und schaffen einen Kontrast zur lockeren Baumstellung und zum landschaftlichen Habitus der Platzvegetation mit mehrstämmigen Ziterpappeln (Populus tremula) und Gleditschien (Gleditsia triacanthos). Diese klimaangepassten und standortgerechten Baumarten der Uferrandbereiche vertragen gut wechselnde Wasserstände. Ergänzt um Uferstauden und Gräser sorgen die schattigen Baumgruppen mit ihrer Verdunstungskühle für ein angenehmes Mikroklima. Neben der funktionalen Platzbeleuchtung durch Lichtstelen vom Typ City Elements sorgen in den Pflanzflächen eingebaute LED-Leuchten für atmosphärische Lichtakzente in den Abendstunden. Verteilt im Quartier werden im Außenraum 100 Fahrrad- und 40 Bike Sharing-Stellplätze mit E-Ladestation verortet.

WASSERSENSIBLE PLANUNG
Bereits auf den Dachflächen wird durch Schaffung von Retentionsräumen eine vorausschauende Starkregenvorsorge betrieben. Während die obersten Dachflächen als extensive Retentionsdächer in Kombination mit Photovoltaik ausgebaut werden, sorgen die anderen Dächer für begehbare, intensiv bepflanzte Dachgärten.
Die Grüninseln innerhalb der Platzfläche dienen als offene Retentionsmulden und sorgen bei normalen Regenereignissen für eine Regenwasserspeicherung vor Ort. Zusätzliche Retentionsmulden werden in den Grünstreifen entlang der Baukörper verortet. Das vorgehaltene Oberflächenwasser verbessert durch Verdunstungskühlung das Mikroklima. Das zwischengespeicherte Oberflächenwasser sammelt sich sukzessive in der unterhalb der westlichen Platzhälfte verorteten Regenwasserrigole mit einem Stauvolumen von 750 m³. Von dort wird das Wasser gedrosselt an den Wetzendorfer Landgraben abgegeben, der in seinem Verlauf unverändert bleibt.
Bei Starkregenereignissen füllt sich die nach Nordwesten gekippte Platzfläche sukzessive bis zu einem Regenwasservolumen von 420 m³. Die vorgeschlagene Vegetation entspricht der entlang von Uferbereichen und ist dementsprechend gut an wechselnde Wasserstände angepasst. Während sich die Platzfläche auf 306.80 ü NN absenkt werden die Gebäudezugänge hochwassersicher auf über 308.00 ü NN verortet.

TRAGWERKSKONZEPT
Die Bürogebäude werden in Stahlbetonskelettbauweise ausgeführt. Als Deckentragwerk dienen punktgestützte Flachdecken mit einem Raster von ca. 5,4 m x 5,4/ 6,75m und einer Regelstärke von 30-32 cm. Es sind zentrale Stahlbeton-Erschließungskerne angeordnet.
Der vertikale Lastabtrag erfolgt über die Kerne und regelmäßig angeordnete Stützen in den Obergeschossen. Aufgrund der Anforderungen an lichte Breiten von Fahrgassen und Parkplätzen sind vereinzelt Stützenabfangkonstruktionen in Form von Stahlträgern in der Decke über UG nötig.
Sonderbereiche stellen der Gemeindesaal im 1.OG und sowie das 2.-4. Obergeschoss oberhalb des Konferenzraums im Hochhaus dar. Im Bereich des Gemeindesaals dienen Stahlunterzüge als Abfangung für die darüber liegenden Geschosse, so dass eine stützenfreie Zone im Versammlungsbereich erzeugt wird. Im Konferenzraum des Hochhauses wird ein stützenfreier Bereich von ca. 11m überspannt. Hier können durch eine Variation des Tragwerks mittels weitspannender Spannbeton-Hohldielen, die auf Stahlverbundträgern z.B. Peikko Deltabeams auflagern, schlanke Decken von ca. 32 cm bei erhöhter Spannweite geschaffen werden. Dieses System wird in dem darüberliegenden Geschoss ebenfalls umgesetzt, um Abfangkonstruktionen zu vermeiden. Der horizontale Lastabtrag erfolgt über die Deckenscheiben, welche die Horizontallasten aufnehmen und an durchgehende Kernwände weiterleiten. Die Gründung erfolgt über eine fugenlose durchgehende Bodenplatte, die unter den Bereichen mit hoher Lasteinleitung (Kerne und Stützen) in Form von gevouteten Einzel- und Streifenfundamenten bzw. unter den Kernen flächig aufgedickt wird. Der Kellerkasten wird fugenlos als WU-Konstruktion ausgeführt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der städtebauliche Rahmenplan wird in den Grundzügen berücksichtigt, die Öffnungen sind zum Quartiersplatz grundsätzlich richtig gesetzt. Die Situierung des Hochpunktes wird diskutiert, weicht dieser doch etwas von der Straßenkreuzung zurück, die Fassung des Straßenraums wird dadurch etwas geschwächt. Anderseits schaffen die Verfasser dadurch großzügige und baumbestandene Vorzonen. Das Zusammenspiel der gestaffelten und gut proportionierten Baukörper untereinander und im Kontext der angebotenen Frei- und Grünflächen vermag zu überzeugen. Die Ab- oder- je nach Sichtweise - Anstaffelung des südwestlichen Baukörpers zum Hofbereich ist etwas überraschend, im Gesamtkontext aber durchaus stimmig. Der Innenhof wird nicht unterbaut, was die Gestaltungsmöglichkeitnen deutlich erhöht. Das Angebot locker eingestreuter Baumgruppen, einer Marktplatzsituation, eines Wasserspiels und ein Vorschlag zur Kunst im Öffentlichen Raum könnten einen Beitrag zur Aktivierung des Hofes bieten. Die Wegeführung ist in sich schlüssig und verbindet in großer Selbstverständlichkeit die richtig gesetzten Nutzungen und Zugänge. Lediglich die Anordnung der Tiefgaragenrampe führt zu einer sehr langen Erdgeschosszone ohne Außenbezug. Sehr intensiv haben sich die Verfasser mit ökologischen Themen, insbesondere dem Regenwassermanagement befasst, auf das Hochwasserthema reagieren sie mit einem Hochplateau. Sehr sensibel durchgearbeitet sind die Vorschläge zur Fassadengestaltung. Hier wird zwischen den Baugruppen differenziert, dennoch entsteht der Eindruck eines zusammenhängenden Ensembles. In den Grundrissen bietet das klare Stützenraster die gewünschte hohe Flexibilität. Der überaus klare Entwurf, das einfache Konstruktionsprinzip und eine gut beherrschbare Statik deuten darauf hin, dass das Bauvorhaben, trotz etwas Mehraufwand in der Fassadengestaltung, auch wirtschaftlich umgesetzt werden kann, wenngleich sich die angebotene BGF leicht unterhalb des Mittelwerts bewegt. Die Qualitäten der Fassaden erschließen sich beim genaueren Hinsehen. Auf modische Versatzstücke wird weitgehend, erfreulicherweise zu Gunsten subtiler Qualitäten, einer erfreulichen Haptik und dauerhaften Materialien verzichtet. Insgesamt stellt der Entwurf einen qualitätvollen Beitrag zur Bewältigung der gestellten Entwurfsaufgabe dar und könnte in der Lage sein, dem Quartier Urbanität und Identität zu verleihen.
Lageplan M 1:200

Lageplan M 1:200

Perspektive THON PIAZZA

Perspektive THON PIAZZA

Freianlagen

Freianlagen

Lageplan

Lageplan

Längsschnitt M 1:200

Längsschnitt M 1:200

Nutzungsdiagram

Nutzungsdiagram

Wassersensible Planung

Wassersensible Planung