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Einladungswettbewerb | 03/2021

Neubau HTK Holztechnikum Internate 2022 in Kuchl (AT)

1. Rang

sps-architekten zt gmbh

Architektur

merz kley partner

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

STÄDTEBAU
Der vorgeschlagene Beitrag setzt das Internatsgebäude als 7-geschossigen Turm an den Quertrakt und spannt in Kombination mit dem hohen Bestandsbaum einen Platz auf. Durch den hohen Baukörper wird der Schulzugang hervorgehoben bzw. sichtbar gemacht und der Bestandsbau freigespielt. Dadurch entsteht vor dem Eingang ein großzügiger sonnenbeschienener Vorplatz, als qualitätsvoller Außenbereich.
Die Öffnung zum Ort bietet außerdem die Möglichkeit den bestehenden Haupteingang der Schule hervorzuheben und den Eingang zum Internat um einen gemeinsamen Schulvorplatz über dem fließenden und ruhenden motorisierten Individualverkehr anzuordnen. Das angehobene Eingangsniveau ermöglicht eine barrierefreie Erschließung beider Bauteile sowie eine des Speisesaals vorgelagerte Sonnenterrasse.
Der abgesenkte Grünraum bietet genügend Platz für sämtliche Freizeitbeschäftigungen und fasst den Baum am Westende. Die zurückgesetzte Sockelzone schafft neben den überdachten Fahrradabstellplätzen auch einen maximalen Erhalt der PKW-Stellplätze, sowie eine klare Zufahrtssituation.

FREIRAUM I BEGEGNUNGSZONE
Der Baum als (Existenz)grundlage für das Holz, als Basis für das Holztechnikum – Der lebendige Baum am Platz als Markenzeichen für das HTK macht die Jahreszeiten erlebbar und zeigt in den verschiedenen Ebenen eindringlich den Lebensraum um einen Baum sowie dessen Qualitäten als Lebewesen – er wird somit zum Lehrmittel für das HTK.
Der neu geschaffene Vorplatz fasst den Haupteingang zur Schule und den Eingang zum Internat. Vor dem Speisesaal ermöglicht die unmittelbar auf gleicher Ebene anschließende Terrasse den direkten Außenraumbezug und kann wegen der Belichtungssitution auch optimal genutzt werden. Der Fitnessraum im EG wird im Westen auch in den Grünraum erweitert und schafft so die Möglichkeit für die Schüler im Freien zu trainieren.
Diverse Zonierungen (Rampen, Stiegen, Wege, Möbel, Spielgeräte) ergeben sich durch die notwendigen Wegführungen auf dem Platz und gliedern diesen bewusst. Der Hauptzugang führt vom Parkplatz über eine Rampe, die den Grünraum durchquert, auf das Eingangsniveau. Treppen erschließen dieses Plateau sowohl von der Jadorferstraße im Westen, als auch vom Durchgang beim Quertrakt im Osten.
Generell entsteht eine verkehrsberuhigte Zone mit gesteigerter Aufenthaltsqualität durch die Einbeziehung des Bestandsbaums, des Bestandsbaus mit betontem Zugang samt Terrasse und des neuen Internats mit Bezug zum Ortszentrum Kuchl.
Die Fahrräder werden im überdachten Bereich der Sockelzone angeordnet. Weitere Fahrräder werden als Doppelstockparker unter den neu errichteten Balkonen beim Straßentrakt angedacht. Diese Balkone ermöglichen den Bewohnerinnen einen nach Süden zum Baum hin gerichteten Außenraumbezug.

ENTWURF I ERSCHLIESSUNG I WEGE I EINRICHTUNG
Der Entwurf sieht einen kompakten 7-geschossigen Baukörper mit einer klaren Aufteilung der Funktionen und Räume vor.
In der zurückspringenden Sockelzone befinden sich das Fitnessstudio und die Infrastrukturräumlichkeiten, darüber werden alle Zimmer in Holzmodulbauweise gestapelt ausgeführt. Die Anordnung der Module ermöglicht Belichtungsmöglichkeiten nach allen Himmelsrichtungen und die aufgeweitete Mittelgangzone beinhaltet die Lifte und je nach Bedarf Raumzonierungen für individuelle Förderung von Interessen, Talenten und Fähigkeiten. Die Raumzelle gibt es als Doppelzimmer, oder Dreibettzimmer, die Sanitärzelle ist in beiden Modulen gleich. In jedem Geschoß ist auch ein barrierefreies Modul nach Bedarf möglich. Das Dreibettzimmermodul kann auch als Dienstzimmer ausgeführt werden, somit ist hier eine maximale Vereinfachung, Flexibilität und gleichzeitig Beschleunigung der Errichtung gegeben.
Der neue Internatsturm schließt zentral am Quertrakt an und die bestehende Aufteilung (Burschen/Mädchen) kann auf diesen Geschoßen fortgesetzt werden. In diesen Anschlussbereichen werden die „Frei Bespielbaren Internatsbereiche“ in Kombination mit dem Dienstzimmer bzw. Lernzimmer angedacht um die Übergangsbereiche als Treffpunkte besser zu überblicken.
Darüber hinaus ermöglichen die kompakten Geschosse in der Ebene, als auch vertikal über die Geschoße eine noch größere Flexibilität, da hier kleinteiliger unterteilt werden kann. Durch die Aufteilung der Begegnungsbereiche auf 6 Geschosse ist eine individuellere Betreuung und größere Vielfalt an Treffpunkten für die einzelnen Schüler gegeben.
8 Zimmer werden im bestehenden Quertrakt abgebrochen und durch 10 Doppelzimmer bzw. Dreibettzimmer im neuen Internatsturm ersetzt, bzw. erweitert.
Eine Dachterrasse mit Pergola/Wintergarten am Dach bietet eine geschützte Aufenthalts- und Freizeitzone für alle BewohnerInnen.
Den Bewohnerinnen wird über das geforderte Profil hinaus eine möglichst individuelle Gestaltung und Möblierung des Zimmers erlaubt um verschiedene Raumqualitäten spielend studieren zu können.
Die Sanitärzelle als Fixpunkt starr, der Wohnraum ist flexibel möblierbar.

KONSTRUKTION I MATERIALIEN
Das Sockelgeschoss, sowie die darüberliegende Platte, als auch das Stiegenhaus werden in STB Massivbauweise errichtet.
Darüber werden die vorgefertigten Zimmermodule übereinandergestapelt und die Zwischendecken für die Gangbereiche als Massivholzplatten entkoppelt eingehängt. Somit wird ein maximaler Vorfertigungsgrad erreicht um die kurze Bauzeit einzuhalten.
Neben dem massiven Stiegenhaus dienen Wandscheiben ohne Fensteröffnung als Queraussteifung, diese werden als Holzriegelwände ausgeführt.
Die Materialbestimmung erschließt sich aus dem Grundgedanken, den Funktionsbereichen im Sockel von den darüber liegenden Wohnebenen zu differenzieren und zu gliedern. Der Fitnessraum bzw. das Foyer werden mit fein geschliffenen Betonoberflächen, die Einschlüsse von heimischem Gestein beinhalten, ausgestattet. Im Zusammenspiel mit teilweise transparent gläsernen und reflektierenden Oberflächen bilden sie einen spannungsvollen Kontrast zur Holzstruktur bzw. einen Sockel für die Obergeschosse.
Der Turm erstrahlt innen wie außen aus dem Material das die Bewohner dort über 5 Jahre erfahren. Rohe Holzoberflächen im Innenraum strahlen Behaglichkeit aus, schaffen sowohl im Allgemeinbereich, als auch im Individualbereich eine warme Atmosphäre und einen angenehmen Rückzugsort.
Die Fensteröffnung ist in jedem Modul gleich groß, die unterschiedlichen Leibungsbreiten ermöglichen ein lebendiges und 3-dimensionales Fassadenbild.

BAUPHYSIKALISCHES KONZEPT
Der Wärmeschutz wird auf Niedrigenergiehausstandard bezogen bemessen. Die Fensteröffnungen werden auf optimale solare Einstrahlungsgewinne während der kalten Jahreszeit ausgerichtet. Dreischeibenisolierverglasung Lüftungsflügelanteil optimiert, außenliegender Sonnenschutz um sommerliche Überwärmung zu verhindern. Die Ausrichtung sorgt für eine gute Tageslichtführung.
Schalltechnisch sind alle Raumzellen, sowie die Gangbereiche entkoppelt.

BRANDSCHUTZKONZEPT
Abgeschlossenes Fluchtstiegenhaus A2 welches im Brandfall komplett geschlossen wird.
Es werden kleine geschossweise Brandabschnitte teilweise über zwei Geschosse angedacht, die Zimmer und die Schächte werden jeweils als eigener Brandabschnitt ausgebildet. Eine Ausführung mit wenigen mechanischen Komponenten, ermöglicht die Wartungs- und Instandhaltungskosten gering zu halten.
Sämtliche Zwischendecken sind in REI 90 und die Modultrennwände in REI 60 auszubilden. Eine Zufahrt zum Gebäude ist von allen Seiten gegeben.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die flächige, heterogene Ausdehnung des Campus erhält durch einen vertikalen Baukörper ein neues Selbstverständnis. Die Linde bleibt erhalten, eine neue Baumreihe schließt den Vorplatz Richtung Parkplatz ab. Durch Anrampungen gelingt es dem Verfasser, einen barrierefreien Zugang zum Haupteingang zu schaffen. Der nach Südwesten offene Vorplatz wird durch eine der Kantine vorgelagerte Terrasse zusätzlich aufgewertet. Durch diesen zum Ort hin offenen, begrünten Vorbereich wird ein schonender Umgang mit vorhandenen Ressourcen manifestiert. Ein markanter 7-geschoßiger Baukörper wird, in Verlängerung des Bauteils 7, gesetzt. Ein 6-geschoßiger Holzkörper sitzt auf einem – leicht zurückgesetzten – Sockel aus Sichtbeton auf. Erschlossen wird der kompakte Baukörper mit einem zentralen Stiegenhaus, sodass kurze Wege entstehen. Der Zwischenraum zwischen den Zimmern weist hohe Qualität auf und bietet für die Jugendlichen ganz selbstverständliche, niederschwellige Kommunikationsmöglichkeiten. Kleine Lufträume als visuelle Verbindung zwischen den Geschoßen steigern zusätzlich die Attraktivität. Die Belichtung dieser Gemeinschaftsbereiche ist gut gelöst, nur im Anschlussbereich des 1. und 2. Obergeschoßes sollte eine Verbesserung möglich sein. Die architektonische Haltung zeigt von besonders hoher Gestaltungsqualität und entspricht der zwischenzeitlichen Bedeutung des HTK. Es ist besonders zu erwähnen, dass das Projekt in vielen Aspekten einen alternativen, innovativen und architektonisch anspruchsvollen Lösungsansatz bietet:
- Vorplatz mit Öffnung zum Ort
- Barrierefreie Erschließung auch des Bestandes
- Schonender Umgang mit Baumbestand und ökologischer Gestaltung des Vorplatzes
- Ökonomische Baukonstruktion mit sehr hoher gestalterischer Qualität
- Attraktive Gemeinschaftsbereiche, die von den Jugendlichen bestens genutzt werden können
- Zeichenhaftigkeit, die den gesamten Campus aufwertet

Folgende Empfehlungen der Jury werden dem Wettbewerbssieger ausgesprochen:
- Da das Projekt in seiner Höhenentwicklung nicht den Empfehlungen der Gemeinde entspricht, wird eine ehest mögliche Abklärung empfohlen.
- Interne, funktionale Anpassungen sind mit dem Nutzer zu klären (z.B. Größe des Lifts).