Campus Martinshaus in Kirchentellinsfurt

Die Entwurfsidee, nur den mehrgeschossigen Gebäudebestand des Martinshauses weiter zu nutzen und dort direkt mit einem Pflegegebäude anzudocken, wird grundsätzlich anerkannt. Die Schwerpunktbildung mit einem viergeschossigen Gebäudeteil in der Mitte des Campus ist richtig. Das Gebäude für die Kernzeitbetreuung und die Bibliothek sowie das Platzhaltergrundstück für die Kita an der Billiger Allee verklammern geschickt die schulischen Nutzungen und die Pflege, ohne sich gegenseitig zu stören. Die Zufahrt zur Tiefgarage und die Anlieferung sind gut gelöst.
Ein stark geometrisches Raster von Wegen und Grünstrukturen umgibt die neuen Gebäude. Es entstehen lange gerade Wegefluchten. Den rechteckigen Karrees sind dabei schematische Nutzungen wie Vorplatzsituationen, Spielflächen für Schule und Kindergarten und Gartenräume für die Pflegeeinrichtungen zugeordnet. Zwei Platzflächen liegen dabei introvertiert im Gelände ohne Bezug zu den außenliegenden Straßenräumen und dem Quartier. Die Anordnung der Freiräume wirkt dabei etwas starr und schematisch und im Maßstab der Flächengrößen etwas zufällig.
Jedes der neuen Gebäude erhält einen kleinen Innenhof. Wie diese genutzt werden und im Dialog mit den Grundrissen stehen lässt sich nicht ablesen. Aussagen zur Topografie und den Höherentwicklungen im Gelände bleiben unbeantwortet.
Das klare Erschließungsband im Erdgeschoss der Pflegeeinrichtung ermöglicht eine gute Orientierung und bietet großzügige Verkehrsflächen, die freilich bei den Kennzahlen zu Buche schlagen. Die Nutzungen sind zweckmäßig sortiert, beginnend mit dem Andachtsraum und dem Gemeinschaftsraum im Kopfbau. Daran schließen sich die Tagespflege, das Ärztehaus und am Ende des Erschließungsbandes in einem separaten Gebäude die Kurzzeitpflege an. Darüber liegen die betreuten Wohnungen, die angenehm nach Osten, Süden und Westen orientiert sind.
Die stationäre Pflege ist richtigerweise in den Obergeschossen angeordnet. In den Pflegestationen wird der gewünschte Rundlauf angeboten. Nur wenige Zimmer sind nach Norden orientiert. Die Verkehrsflächen bieten gut nutzbare Aufenthaltsbereiche mit schönen Blickkontakten auf den Campus.
Als tragende Konstruktion schlagen die Verfasser*Innen soweit wie möglich Holz vor. Die Fassaden sind als vorgefertigte Holzelemente vorgehängt. Die Gestaltung der Fassaden zeigt eine saubere, elegante Handschrift. Der Anschluss an den Altbau überzeugt in seiner Fügung nicht.
Leider liegen die einschlägigen Kennzahlen wegen der großzügigen Bewegungsflächen im Vergleich zu weit oben. Die Arbeit liegt daher wirtschaftlich in einem problematischen Bereich.
Insgesamt gelingt ein schlüssiger und architektonisch qualitätsvoller Entwurf, der in seinen Flächendimensionen leider über die Stränge schlägt.