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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2021

Krankenhausneubau Heidekreis-Klinikum in Bad Fallingbostel

Das Gebäudeensemble des neuen Heidekreis-Klinikums umgibt eine grüne Mitte.

Das Gebäudeensemble des neuen Heidekreis-Klinikums umgibt eine grüne Mitte.

3. Preis

Preisgeld: 40.000 EUR

JSWD Architekten

Architektur

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Gruner Deutschland GmbH

Brandschutzplanung

RMN Ingenieure GmbH

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Ein neuer Gesundheitscampus für den Heidekreis

Der Neubau des Heidekreis-Klinikums zwischen Walsrode und Bad Fallingbostel soll das aktuell auf mehrere Standorte verteilte Klinikum an einem neuen Ort vereinen. Das zu beplanende, gut erschlossene Grundstück bietet hierfür mehr als ausreichend Platz und gleichzeitig direkten Bezug zu den umliegenden Naturräumen. Insofern bietet sich hier großes Potential einen sowohl in seiner Funktion, seiner Architektursprache und seinem Beitrag zur Nachhaltigkeit zukunftsweisenden Gesundheitsbau zu errichten.

Logisch und selbstverständlich bilden die Bausteine des neuen Gesundheitscampus eine neue Mitte als Bezugspunkt und Adresse des Klinikums. Es entsteht ein neuer Ort inmitten der landschaftlich geprägten Umgebung, von dem aus sich in weiteren Entwicklungsschritten neue Gebäude als Erweiterungen entwickeln können.

Im ersten Schritt wird dieser Ort gebildet durch die Neubauten der Psychiatrie und des Pflegehotels, dem Funktionstrakt mit Aufnahme aller Funktionsstellen und einem Parkierungsbauwerk im Übergang zur neuen Haltestelle der Heidekreisbahn. Die Gebäude umrahmen dabei einen gestalteten parkartigen Naturraum mit Wasserflächen und vielfältigen Aufenthaltsqualitäten für Besucher und Patienten und bilden den Übergang zur umliegen-den Landschaft.

Das Herz der Anlage wird dabei umschlossen von einer Magistrale, die je nach Lage als Innen- oder überdachter Außenraum alle Bausteine miteinander verbindet und somit das organisatorische Rückgrat der gesamten Anlage bildet. Von dieser Magistrale aus werden die Baukörper als zum Naturraum geöffnete Bauformen ausgebildet, die mit ihrer organischen Formensprache neben einer hohen Aufenthaltsqualität hohe funktionale Qualitäten aufweisen. Durch die Öffnung der Baukörper in die Umgebung haben alle Pflegebereiche gleiche hohe Qualitäten durch ihren direkten Bezug in die Natur.

Erschließung
Das Gelände wird über die beiden flankierenden Straßen Walsroder Str. und Düshorner Str. erschlossen. Der PKW Verkehr für Patienten und Besucher erfolgt mehrheitlich über die südlich gelegene Düshorner Straße über das südlich angrenzende Erweiterungsgrundstück. Von hier kann der Besucher oder Patient entweder direkt vor den Eingang vorfahren, um zum Beispiel mobilitätseingeschränkte Personen dort herauslassen oder den PKW im eigens geschaffenen Parkhaus unterbringen. Vom Parkhaus aus wird das Krankenhaus über ein verbindendes Vordach bei jeder Witterung sicher erreicht. Die ständig geöffneten Sonderbereiche wie zentrale Notaufnahme oder Dialyse werden auf kurzem Wege erreicht. Das Parkhaus selbst wird als Mobility Hub ausgerüstet. Neben entsprechenden Parkplätze für E-Mobilität mit Ladestationen werden hier insbesondere Fahrradstellplätze und Car Sharing Angebote untergebracht. Der anschlie-ßende Bushalteplatz mit Wendemöglichkeit im direkten Übergang zur neuen Haltestelle der Heidekreisbahn und die direkte fußläufige Anbindung an den anschließenden Nachbarort Walsrode komplettieren die umfangreichen Erschließungsmöglichkeiten für Besucher, Mitarbeiter und Patienten.

Die funktionalen Bereiche werden mehrheitlich über die Walsroder Str. erschlossen. Von hier erfolgt die Ver- und Entsorgung des gesamten Geländes sowie die eigene Zufahrt für die Rettungstransporte.
Die Ver-und Entsorgung erfolgt dabei über das erste Untergeschoss, welches durch einen geschickten Um-gang mit der vorhandenen Topographie ebenerdig und kreuzungsfrei angefahren werden kann. Sämtliche Ver-kehre können auch von der jemals anderen Seite er-schlossen werden, wobei in der zukünftigen Planung zu prüfen ist, inwiefern durch Schrankenstellung und entsprechende Modifikation der Zufahrtstraßen eine Querspange über das Grundstück vermieden werden kann. Ebenfalls auf der nördlichen Seite der Gebäudestrukturen wird der Hubschrauberlandeplatz mit direkter, fußläufiger Anbindung an die Notfallaufnahme untergebracht.

Gesundheitsarchitektur
Das Projekt versteht den Neubau des Heidekreis-Klinikums nicht als Krankenhaus im klassischen Sinne, sondern als Gesundheitsarchitektur. Aus diesem Grund wird bewusst auf die Ausbildung eines Breitfußkonzeptes verzichtet und die Baukörper in ein Pflegehotel und einen hoch funktionalen Gesundheitstrakt aufgeteilt.
Der zentrale Zugang in die alle Bereiche verbindende Magistrale erfolgt zwischen diesen beiden Funktionen. Um auch organisatorisch die Anbindung der Pflege an den Funktionstrakt störungsfrei zu gewährleisten wird parallel zur öffentlichen, in Teilen zweigeschossigen Magistrale auf den einzelnen Geschossen ein parallel ver-laufender Verbindungskorridor als interne Erschließung ausgebildet. Auch im Untergeschoss wird dies Magistra-le als funktionale Hauptschlagader als alles verbindenden Korridor ausgebildet. Die Anforderungen an die Pflegebereiche und analog an die Psychiatrie sind grundsätzlich andere als die an den Funktionstrakt. In den Bereichen der Pflege wird insbesondere auf eine hohe Aufenthaltsqualität mit entsprechender architektonischer Ausformulierung gelegt, hier ist der Patient Gast. Im Funktionstrakt hingegen muss eine hohe funktionale Qualität mit entsprechend hohen Anforderungen an die Flexibilität und technischen Nachrüstungsmöglichkeiten gegeben sein. Insofern ist die bewusste Entscheidung, diese Bereiche untereinander zu trennen und nicht wie oft üblich zu stapeln, auch im Sinne der Flexibilität eine gute Lösung. Weitere Vorteile durch die Trennung ergeben sich insbesondere im Brandschutzkonzept, was dadurch deutlich einfacher ausgebildet werden kann.

Funktionales Konzept - Prozessorientiert und Flexibel
Das betriebsablauforientierte Gesamtkonzept sieht eine starke fachübergreifende Kommunikation und einen optimalen Wissensaustausch der Fachabteilungen vor. Dies wird vor allem durch eine sinnvolle Verteilung und Konzentration der Fachabteilungen auf einer Ebene und eine hohe Funktionalität des inneren Erschließungskon-zepts erreicht. Fachabteilungen mit einer hohen Affinität liegen sehr kompakt auf einer Ebene. Die vertikale Verbindung zu den invasiven, operativen Fachabteilungen und Pflegeebenen erfolgt auf dem kürzesten Weg. Dabei werden die Wege der gehfähigen, liegenden Patienten und Logistik strikt voneinander getrennt. Das Ergebnis ist eine übergeordnete Magistralenstruktur frei von Kreuzungen und Störungen, die eine hohe Orientierbarkeit für Patienten und Besucher mit gleichzeitig hoher Prozessoptimierung bietet.
Der zentrale Zugang zum Klinikum erfolgt über die tagesbelichtete Haupteingangshalle. Sie dient als Ankunfts- und Verteilerzone sowie Aufenthaltsbereich mit Cafeteria und Zugang zum Park. Die zentrale Information liegt gut sichtbar im Erdgeschoss, am Kreuzungspunkt zentralen Untersuchungs- und Behandlungsbereichen und dem Patientenhotel

Die Magistrale dient den Besuchenden und Patienten zur Verteilung im Gebäude. Es folgt die administrative Aufnahme unmittelbar hinter der Anmeldung und die Weiterleitung zu den Fachambulanzen. Alle Fachambulanzen sind mit ihren Anmeldungen und Wartebereichen entlang der Magistrale positioniert und gut erreichbar. Durch das Zweiflursystem der Magistrale ergibt sich eine gute Trennung der Betten von Besuchenden und gehfä-higen Patienten. Durch die direkte Nähe zu der Funktionsdiagnostik ist eine einfache Auffindbarkeit für Patienten zwecks weiterführender diagnostischer Untersuchungen gegeben. Rückseitig im Funktionsgebäude befindet sich die Notfallversorgung des Krankenhauses mit dem integrierten Notfallzentrum, welches über einen eigenen Eingang 24 Stunden erreicht werden kann. Die ZNA bildet zusammen mit der KV-Praxis eine organisatorische Einheit einerseits durch die direkte räumliche Nähe zur KV-Praxis und anderseits durch eine gemein-same Anmeldung.

Der elektive Patient findet sich zu präoperativen Terminen im zentralen Untersuchungs- und Behandlungsbereich ein. Der Erstkontakt findet an der Leitstelle direkt im Bereich der funktionalen Magistrale statt. Die Magistrale dient den Besuchenden und Patienten zur Verteilung im Gebäude. Es folgt die administrative Aufnahme unmittelbar hinter der Anmeldung und die Weiterleitung zu den Fachambulanzen. Alle Fachambulanzen sind mit ihren Anmeldungen und Wartebereichen entlang der Magistrale positioniert und gut erreichbar.

Im 1.OG befinden sich der Zentral-OP (ZOP), die Entbin-dung mit angeschlossener Kinderintensivstation und direktem Zugang zum Wöchnerinnentrakt im Patientenhotel sowie die Intensivmedizin (ICU und IMC Stationen). Der ZOP bildet mit dem „Fast-Track-OP“ eine enge funktionale Einheit und ermöglicht eine wechselseitige flexible Nutzung der OP-Säle bei Mehrbedarf. Alle OP-Säle sind durch einen rundumlaufenden Sterilflur mit Sterilgut versorgt. Lagerräume und Lagerschränke sowie Instrumentenrichtzonen sind dem Sterilgutflur zugeordnet. Über einen gesonderten Aufzug gelangt das Sterilgut aus der AEMP zur OP Einheit.

Im 2. - 4. OG des Pflegehotels befinden sich die Allge-meinpflege-Stationen. Die Ebenen zeichnen sich durch eine geöffnete Anordnung aus. Alle Bettenzimmer befinden sich an der Außenfassade wobei der Grundriss der Pflegestation eine große Flexibilität aufweist. Eine lineare bzw. U-förmige Stationsstruktur ist durch die zentrale Anordnung der kombinierten Dienstplätze der beiden Stationen gut umsetzbar. Die jeweiligen Enden der U-förmigen Struktur lassen sich im Pandemiefall einfach in entsprechend getrennte Cluster mit Kohortenbildung abtrennen.

Erscheinungsbild
Neben der funktionalen kommt auch der architektonischen Gestaltung bei der Entwicklung zukunftsweisen-der Gesundheitsbauten eine wichtige Rolle zur.
Auskragende Geschossplatten geben dem Gebäude eine offene und leichte Anmutung und vermeiden gleichzeitig einen Brandüberschlag der Fassade über die Ge-schosse. Zwischen den Geschossdecken prägt eine Fassade mit hölzerner Optik und großformatigen Öffnungen die architektonische Erscheinung. In den geschlossenen Bereichen werden Öffnungsklappen zur Belüftung eingesetzt. Die innenseitigen Fensterbänke werden als Sitzmöglichkeiten ausgebildet.

Die Gestaltung der Außenfassaden zieht sich in den innenräumlichen Qualitäten insbesondere der Patientenbereich hinein. Ein angenehmer Materialmix aus hellen und freundlichen Materialien mit warmen Holzoberflächen bildet den Rahmen für die Gestaltung des neuen Heidekreisklinikums.

Konstruktion
Auch konstruktiv geht der vorliegende Entwurf neue Wege. Während Patientenhotel und Funktionstrakt klassisch als Stahlbetonkonstruktion vorgesehen sind, ist das Gebäude der Psychiatrie als Holzhybridkonstruktion geplant. Für das Parkdeck eignet sich die Ausbildung als Systemparkhaus mit entsprechend ausgebildeter Fassade.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Bauvolumen gliedert sich in vier Baukörper mit einer eigenen selbstbewussten Kubatur, die zusammen einen halbrunden Campus bilden. Zentrales Element ist der dreigeschossige Funktionsbau, flankiert von dem fünfgeschossigen Bettenhaus. Den Abschluss des Halbkreises bilden im Süden die zweigeschossige Psychiatrie und im Norden das Parkhaus. Die Fuge zwischen Funktionstrakt und Bettenhaus wird hierbei als Eingangshalle mit zweigeschossigem Luftraum definiert. Es entsteht eine klare Adressbildung.

Weitere Nebeneingänge sind logisch und konsequent verortet und lassen eine hohe Funktionalität erwarten. Lediglich die Überlagerung im Bereich der Rampe zum Wirtschaftshof und der Rampe zur Liegendvorfahrt der ZNA ist nicht plausibel.

Erwähnenswert ist der Eingang der Dialyse, der durch extra vorgesehen Parkplätze im Parkhaus gut erreichbar ist.

In der Geschossigkeit ist lediglich das EG mit einer einheitliche Geschoßhöhe versehen. Die Geschoßhöhen im Funktionsbau und in den Betten führenden Gebäudeteilen folgenden Funktionen und lassen die 5-Geschossigkeit maßstäblich gelungen wirken. Das Gebäude staffelt sich wohltuend in die Landschaft.

Die Formgebung der Einzelbausteine folgt dem innovativen Halbkreiskonzept durch die V-förmigen Öffnungen der Gebäude zur Landschaft hin. Es entsteht eine selbstbewusste eigene identitätsstiftende Adresse.

Die Entwurfsverfasser haben es geschafft, qualitativ hochwertige Außenbereiche für die geforderten Bereiche (Geriatrie, Palliativ, Pädiatrie und Psychiatrie) zu schaffen, die eine hohen Aufenthaltsqualität haben. Pergolen schaffen zudem eine Schutzzone.

Die Achse zum potentiellen Bahnhof und die Erschließungsstraße zwischen Düshorner- und Walsroder Strasse führen direkt zum überinterpretierten Vorplatz.

Verbunden werden der Funktionsbau und das Bettenhaus durch eine zweifach abgeknickte Doppelmagistrale, die sich auf der öffentlichen Seite einseitig zum Vorplatz hin öffnet, die Cafeteria integriert und den Vorplatz einbindet. Auf der anderen Seite gewährleistet die funktionale Seite eine reibungslose Verschiebung von Patienten- und Logistikströmen. Die Anbindung des somatischen Bettenhauses an den Funktionsbau ist durch UG, EG und 1. OG gewährleistet.

Den Entwurfsverfassern ist es gelungen, durch die Doppelmagistrale eine hohe Funktionalität mit einer guten Orientierbarkeit zu gewährleisten und den Einzelbausteinen trotzdem ihre Eigenständigkeit zu belassen. Somatik und Psychiatrie sind baulich getrennt (über das UG angebunden) und stehen selbstbewusst nebeneinander. Die Funktionen sind klar ablesbar.

Die einzelnen Funktionsstellen folgen im Wesentlichen dem Betriebs- und Organisationskonzept. Die horizontalen und vertikalen Verbindungen sind konsequent verortet und lassen einen wirtschaftlichen Betrieb erwarten. Fehlende, für den modernen Krankenhausbau notwendige, Elastizität und Flexibilität werden kritisch gesehen.

Die OP-Abteilung liegt kompakt zwischen Entbindung und ITS/ IMC. Sie wird kopfseitig von der Magistrale her erschlossen, dies führt zu langen Verkehrswegen aus der ZNA und in die beiden direkt daneben liegen Funktionsstellen. Auch die Intensivabteilung zeichnet sich durch ihre Kompaktheit aus, was leider zu Intensivzimmern führt, die zum Innenhof orientiert liegen.

Die OP-Lüftung als Hauptbestandteil der TGA liegt konsequent über der OP-Abteilung, ist ausreichend dimensioniert und ist wirtschaftlich zu betreiben.

Bei der Betrachtung zur Nachhaltigkeit empfehlen die Entwurfsverfasser den Funktionsbau und das somatische Bettenhaus konservativ in Stahlbetonbauweise zu errichten und die Psychiatrie in Holzhybridbauweise.

Die Jury wertet die hohe Eigenständigkeit des Entwurfs als sehr positiv.

Freiraum
Das Klinikum ordnet sich mit als Einzelbaukörper wirkenden Bauteilen um den neuen Heideblütenpark. Dieser wird als Eingangssituation bezüglich seines Charakters mit Vorfahrt und der Frage der Auffindbarkeit des Haupteingangs kontrovers diskutiert. Allerdings verzahnt dieser Heideblütenpark das Gelände gut mit der Landschaft und birgt das Potential einer hohen Aufenthaltsqualität.

Auch die Anbindung nach Bad Fallingbostel und zum möglichen Bahnhaltepunkt ergibt sich so sehr selbstverständlich.

Die Rettungszufahrt erfolgt von Süden zwar über weite Wege, aber unabhängig vom gut gesetzten Besucherparkhaus. Der Bereich vor der ZNA wirkt allerdings zu eng. Auch der separate Eingang zur Dialyse ist vom Parkhaus schnell erreichbar.
Patientenzimmer

Patientenzimmer

Lageplan

Lageplan

Modell

Modell