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Einladungswettbewerb | 04/2021

Neues Quartier am Thüringer Bahnhof in Halle (Saale)

2. Preis

dietzsch & weber

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Im Osten grenzt das Gebiet an den neu entstandenen Thüringer Park, ein ehemaliges Bahnareal an, im Westen an die Merseburger Straße. Historische Planungen, sichtbar an den gründerzeitlichen Eingangsgebäuden zur Julius-Ebeling-Straße, deuten auf eine ehemals geplante repräsentativere Ausbildung dieses Straßenraumes hin; diese Achse erfuhr in den 1920er Jahren mit dem Neubau von Wasserturm Süd und der Wohnanlage Lutherplatz sogar eine Weiterführung in westlicher Richtung.
Die in Ost-West-Richtung verlaufende Parzellengrenze innerhalb des Gebietes bildet die Grundlage für einen internen Grünraum, der mittig zwischen Schmied- und Julius-Ebeling-Straße verläuft und das zentrale Strukur-Element des Quartiers bildet. Die vorhandene heterogene Parzellenstruktur - insbesondere auf der nördlichen Hälfte des Areals - bildet die Grundlage für die zukünftige Bebauung nördlich und südlich der Grünachse.
Die höheren Gebäude befinden sich an Thüringer Park und zentralem Grünraum, sie flankieren und markieren zugleich diese Freiräume. Die Hochhäuser im Gebiet nehmen dabei Bezug auf bereits vorhandene Hochpunkte in der Umgebung (Wasserturm Süd und Speicher östlich des Thüringer Parks) und markieren damit auch die entstehende Grünverbindung zwischen Thüringer Park und Lutherplatz.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche Idee
Das Gebiet erfährt im Entwurf eine klare Formensprache in der Anordnung der Typologien, die als L-förmige Baukörper zueinander gefügt Höfe ausbilden. Darin entstehen halböffentliche Räume, die sowohl für die Bewohner als auch für die Nutzer der Gewerbeeinheiten zur Verfügung stehen. Dennoch wäre eine variable Formensprache wünschenswert, da ansonsten die Gefahr besteht, dass die Räume als monoton empfunden werden und somit wenig zur Orientierung und Identitätsbildung für die Bewohnerschaft beitragen. Die Ausbildung von Nachbarschaften ist in den Höfen möglich und wird begrüßt.

Die ausgebildete Mittelachse als Grünzug, der das Quartier in einen südlichen und nördlichen Bereich teilt bzw. trennt, mündet vom Park aus auf einem Hochpunkt, der zwar für die Bewohner selbst interessant erscheinen mag, jedoch widerspricht er ausdrücklich der in der Auslobung gewünschten Höhenentwicklung, die sich an der benachbarten Gründerzeitbebauung zwingend zu orientieren hatte. Der Auslober hatte lediglich die Möglichkeit eröffnet, an der Raumkante zum Park eine 30m hohe Punktbebauung vorzusehen. Dahingehend sind alle Hochpunkte Eigeninterpretation der Entwurfsverfasser. Gleichermaßen bemüht sich der Entwurf, die Bestandsgebäude zu integrieren.

Als Qualität wird die Ausweitung der Julius-Ebeling-Straße durch die Ausformulierung einer Allee als individuelle Vorzone für die angrenzende Wohnbebauung gesehen. Sowohl dort wie auch in der Schmiedstraße wird das Motiv der gründerzeitlichen Blockrandbebauung aufgenommen, was durch Lücken aufgebrochen wird. Dennoch ist eine wohl-proportionierte Ausformulierung einer Straßenraumflucht zu erkennen.

Freiraumqualitäten
Der Entwurf differenziert konsequent zwischen öffentlichen und halböffentlichen Räumen. In der Freiraumgestaltung ist eine deutliche Durchlässigkeit als Motiv erkennbar. Die Angebote zur Versickerung von Regenwasser entlang der grünen Mittelachse werden begrüßt.

Nutzungen
Die Erdgeschoßnutzungen für Gewerbe in den halböffentlichen Bereichen mit höherer Frequenz werden an der Schmiedstraße als positiv bewertet, so dass Lieferverkehr nicht in das Quartier führen. Sie geben dem Quartier eine vitale Anmutung, die auch positiv auf die Nachbarschaften wirken kann. Die zum Park hin gewünschte Nutzungsunterlagerung mit Gastronomie verspricht eine direkte Beziehung mit dem Park einzugehen.

Umwelt, Nachhaltigkeit und Energie
Positiv wird der Vorschlag bewertet, dass sämtliche Gebäude in Holzbau bzw. Holzhybrid Bauweise entstehen sollen und somit nachwachsende Rohstoffe zum Einsatz kommen. Die relativ hohe Dichte folgt dem Paradigma der ressourcenschonenden doppelten Innenverdichtung. Durch die Typologien ist eine modulare Bauweise möglich, was auch die Wirtschaftlichkeit möglich macht.

Durchführbarkeit in Bauabschnitten
Eine Umsetzung ist in Bauabschnitten möglich.


Hinweise
• Die Höhenentwicklung in den Blockinnenbereichen ist vor dem Hintergrund der Einhaltung des Städtebauraurechts zu reduzieren.
• Die Akzente in der Mitte und am Park sind zu überprüfen. Am Park insbesondere im Kontext gesamtstädtischer Stadtsilhouetten-Betrachtungen.
• Die eingeschossigen Zwischenbauten an der Parkkante sind kritisch zu hinterfragen; ggf. wegzulassen.
• Die starke Dichte der Bebauung an der Parkkante ist erheblich zu verringern.
• Die im städtebaulichen Entwurf für die Jury als stark monoton empfundene Formensprache benötigt eine weiterzuentwickelnde Architektur-Qualität, die so gut gestaltet und robust nutzbar sein muss, dass sie zum einen dem Quartier eine Designsprache für eine eigene Identität gibt und zum anderen so flexibel ist, dass auch Nutzungsänderungen im Laufe eines Lebenszyklus möglich sind.
• Es ist zu empfehlen, das Quartier an das Fernwärmenetz der Stadt anzuschließen sowie zielgerichtete klimaschützende und energieeffiziente Maßnahmen umzusetzen.
Lageplan

Lageplan

Realisierungsteil Schmiedstraße

Realisierungsteil Schmiedstraße