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Offener Realisierungswettbewerb mit stÀdtebaulichem Ideenteil | 05/2021

Neugestaltung Ortspark in Durbach

3. Preis

Preisgeld: 8.000 EUR

Elke Ukas Landschaftsarchitekten bdla

Landschaftsarchitektur

ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS GmbH

Stadtplanung / StÀdtebau

ErlÀuterungstext

Ortspark Durbach - Leitidee
Von den Höhenlagen schaut man kĂŒnftig auf einen kleinen Park mit dem authentisch leicht mĂ€andrierenden Durbach. Drei kleine individuelle IdentitĂ€t stiftenden Wohnquartiere sind Teil des Ostparks.
Der Ostpark wird zentraler Dreh- und Angelpunkt fĂŒr Wanderer auf den Weinrouten zwischen Burgweg im Norden und Kocherberg im SĂŒden. Die naturnahen Spielbereiche oberhalb der Bachaue sowie die Wiesen und ZugĂ€nge zum Wasser sind ideale NaherholungsflĂ€chen des Alltags inmitten des Ortes. Die Wohnwege der 3 Quartiere leiten in den Park ĂŒber.
Ein Wegenetz entlang des Bachs, die geschwungene neue AuenbrĂŒcke (Unterkonstruktion und GelĂ€nder aus Stahl, LaufflĂ€chen aus vorgespanntem Granit) und die vielen kleinen Trittsteine als einfache Zugangsstellen mit Sitzblöcken am Wasser und in den Böschungen verbinden die beidseitigen Auewiesen. Die neue rauhe Rampe und Störsteine im und am GewĂ€sserbett sind wasserbautechnisch lenkende Elemente und gleichzeitig Gestaltungselemente. Zusammen mit den oberhalb liegenden SpielflĂ€chen wird das GelĂ€nde zu einer ausgedehnten Spiele- und Bachwiesenlandschaft fĂŒr alle Generationen.
An der Almstraße werden die Besucher im Infozentrum mit einem kleinen Rebenpark mit „Schau“-Rebstöcken empfangen. Infos / FĂŒhrungen / Treffpunkt fĂŒr touristische FĂŒhrungen zum Weinanbau beginnen dort am Pavillon - inclusive einer Weintheke zur Verkostung von Weinen der Winzer der Region. Pavillon und Theke können von allen BĂŒrgerInnen ebenso fĂŒr das gemeinschaftliche Leben genutzt werden. Daran schließt sich der Biergarten und ein Boulefeld an der Freitreppe der Gastronomie/Info an. Ein Fußweg bindet das östliche Wohnquartier an. Die Osterschließung kann ebenso fĂŒr die Andienung der Gastronomie im UG genutzt werden.
Die Spielbereiche fĂŒr die Kleinsten schließen am Biergarten an. FĂŒr die GrĂ¶ĂŸeren entwickeln sich die offenen Spiel- und Bewegungsbereiche mit unterschiedlicher Herausforderung fĂŒr Motorik und Bewegungskoordination in Richtung Aue. Nieder- bis höherschwellige Kletterstrukturen, Kletter- und Chillnetze, BalancestĂ€mme, Granitfindlinge, Tampenschaukeln und ein Trampolinbereich bieten Spiel- und Bewegungsraum fĂŒr alle. Ausgediente WeinfĂ€sser der Wengerte zum durchkrabbeln, drĂŒber springen oder rutschen werden in die Spielbereiche mit Natursteinen aus den Weinbergen eingebunden.
Am östlichen Holzdeck beginnt der Niederseilparcour am Übergang zur Flutmulde. Durch Trittsteine im Bach kommt man ĂŒber das Wasser und setzt seinen Balanceakt auf der Parkseite im SĂŒden fort – oder mit Schwung mit einem Tarzanseil ĂŒber den Bach. Dabei ist der Bachbereich mit seinen Steinen und ZugĂ€ngen kein offizieller Spielbereich – aber sicherlich ein Abenteuerplatz. RuhebĂ€nke entlang der Wege und Sitzblöcke in Böschungsbereichen unterstĂŒtzen die kleinteilige VerknĂŒpfungsstruktur fĂŒr den Aufenthalt.
Niedriges WeidengebĂŒsch und einzelne BĂ€ume der Aue (Erle: Alnus glutinosa, Salix alba, Salix caprea mas, Salix purpurea = Weiden) stĂ€rken den renaturierten Durbach. Eine geordnete Baumstruktur aus MaulbeerbĂ€umen (Morus nigra ) am Biergarten, wenige Auegehölze in den Bachwiesen (zum Hochwasserabfluss) und unterschiedliche Klimagehölze (z.B. Blumenesche: Fraxinus ornus, Erle: Alnus x spaethii, Zierapfel: Malus trilobata, Hainbuche: Carpinus betulus ‘Frans Fontaine’, Amberbaum: Liquidambar styraciflua, LederhĂŒlsenbaum: Gleditsia triacanthos 'Skyline’, Magnolia kobus, Schnurbaum: Sophora japonica ‘Regent’, Eiche: Quercus cerris, Ulmus ‘Lobel’,Tilia tomentosa ‘Brabant’) auf den Ebenen bilden das BaumgerĂŒst das Blickbeziehungen freilĂ€sst, aber auch viele Schattenbereiche im Freien bringt.
BlĂŒhwiesen bringen BiodiversitĂ€t in die GewĂ€sserrĂ€nder, in die Bereiche der Verwallungen, entlang der Durchgangswege und in die nördliche Retentionsmulde. Landschaftswiesen auf den Gartenebenen und in den Bachwiesen werden fĂŒr Ballspiele, Liegewiesen o.Ă€. gemĂ€ht.
Die Flutmulden sind Teil der weichen Wiesenlandschaften mit wechselnden Böschungsneigungen von 1:2 bis ca. 1:6. Die LĂ€ngsverwallung verlĂ€uft en passant entlang des leichten MĂ€anders. Die Querriegel werden von Trittsteinen und Sitzsteinen unterstĂŒtzt.
Die Wohnwege in den Wohnquartieren sind sehr individuell entsprechend der GebĂ€udetypologien mit GrĂŒn- und Wegeabfolgen geplant, um eine IdentitĂ€t der einzelnen kleinen Bereiche zu schaffen. Alle GebĂ€ude haben private GĂ€rten, die im lĂ€ndlichen Raum fĂŒr eine hohe WohnqualitĂ€t stehen. Die GĂ€rten werden zu den Anliegerhöfen hin unterschiedlich mit Hecken (z.B. Fagus sylvatica geschnitten) und GrĂ€sern / Stauden abgepflanzt. Zum Bach hin ist eine lockere freiwachsende Strauchstruktur geplant.

StÀdtebau Ideenteil
Zwischen den Weinbergen und am „Durbach“ sollen additiv zum kĂŒnftigen Park neue Wohn- und LebensrĂ€ume entstehen. Daraus entwickeln sich drei ĂŒber den Ortspark vernetzte individuelle Wohnbereiche mit unterschiedlichen GebĂ€udetypologien. GeprĂ€gt wird der neue Park im Wesentlichen durch vier GebĂ€udetypologien mit zugehörigen Frei- und GartenrĂ€umen:

Durbacher Punkt – angrenzend an den kleinen Rebenpark entstehen neue dreigeschossige Satteldach-Kuben. Die neuen Bausteine im SiedlungsgefĂŒge setzen einen markanten stĂ€dtebaulichen Akzent mit wertvollen BlickbezĂŒgen zum Bach und den Weinbergen.

Reihenhaus – im Spiel zwischen wertvollem Freiraum und den weiteren GebĂ€udestrukturen, spielt die klassische Typologie „Reihenhaus“ eine bedeutsame Übergangsrolle, nicht nur durch die Höhenabstaffelung, sondern auch durch die Abfolge von Haus, Garten und dem angrenzenden Freiraum.

DoppelhaushĂ€lfte – die bereits im Umfeld vorhandene Wohnform wird hier neu interpretiert, verteilt sich auf beiden Seiten des Planungsbereichs und fĂŒgt sich in die typische Siedlungsstruktur Durbachs ein. Die Typologie stellt eine pragmatische Lösung dar, um auf der einen Seite bestehende Typologien und Ortsbilder zu erhalten und andererseits neue WohnrĂ€ume zu etablieren.

Zwillingszeile – diese stellt bewusst eine neue Baustruktur fĂŒr den Ort dar. Sie soll eigenstĂ€ndig in Form einer altersgerechten Wohngemeinschaft realisiert werden. Die neue Nutzung schafft einen wichtigen Mehrwert fĂŒr Durchbach und kann mit der nebenan liegenden neuen Seniorenwohnanlage eine adĂ€quate Lösung sowohl stĂ€dtebaulich als auch in der Synergie ihrer Nutzung generieren.

Im Hinblick auf einen qualitativen und wertvollen Wohn- und Lebensraum im GrĂŒnen rund um den Durbach, lĂ€sst sich der notwendige Lebensmittelmarkt idealerweise nur im Bereich des Festplatzes platzieren, zumal sich die notwendigen FlĂ€chen sowohl fĂŒr den Markt als auch fĂŒr den benötigten Verkehrszonen dort gut einbinden lassen.

Festplatz - Der Bach bekommt etwas mehr Entwicklungsraum durch die Verlegung des Fußweges nördlich der UferbĂ€ume. Es entstehen SitzplĂ€tze im Schatten der bestehenden BĂ€ume und Sitzstufen am Wasser. Den Besuchern mit Wohnmobilen kommt dies ebenso direkt zu Gute, um mit Tisch und Stuhl atmosphĂ€risch schöner am Durbach sitzen und picknicken zu können.
Der Lebensmittelmarkt wird mit Gehölzen gut eingebunden. Die AlleebĂ€ume werden von ihren Baumeinfassungen befreit und fĂŒr den Festbetrieb ausgelichtet. Die 30 notwendigen und gepflasterten StellplĂ€tze (geschaffen sind 40) sind an der Almstraße zusammen mit der Bushaltestelle und FahrradplĂ€tzen verortet. Die Fahrgassen / Zufahrt LKW Mark sind mit Schwarzdecke geplant. Die weiteren 80 StellplĂ€tze, der Festplatz und die Wohnmobilstandorte sollten mit Schotterassen ausgebildet. Das SanitĂ€rgebĂ€ude wird in der Flucht erweitert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser konzipieren einen Ortspark, der durch drei Wohnquartiere rĂ€umlich strukturiert wird. Der Park entwickelt sich vor allem entlang des Durbachs, der in angenehmer Weise mĂ€andriert, eine naturnahe Gestaltung erfĂ€hrt und angemessen thematisiert wird. An die Aue des Durbachs grenzen nach Norden zwei Wohnquartiere. Insbesondere das westliche rĂŒckt der Aue jedoch sehr nah und schrĂ€nkt eine großzĂŒgige bachbegleitende Verbindung ein. Das östliche Quartier ist hingegen gut platziert. Der Ortspark entwickelt sich zwischen diesen Quartieren nach Norden und schafft damit einen guten Anschluss an die Tourist-Info und die Gastronomie, platziert hier richtigerweise intensiver nutzbare Parkbereiche. Ob das möglicherweise zu Störungen der Wohnnutzungen fĂŒhrt, wird allerdings diskutiert. Quasi ĂŒber dem gesamten GelĂ€nde gelegen, wird die Tourist-Info durchaus in Szene gesetzt. Nur das Eingangsniveau des GebĂ€udes befindet sich auf Höhe der Straße Grol, die Gastro-Terrasse und die Wohnquartiere liegen auf tieferem GelĂ€ndeniveau. Der Zugang zum GebĂ€ude auf dem unteren Parkniveau fĂŒhrt durch einen sogenannten „Rebenpark“ mit attraktiven touristischen Angeboten. Eine gute Idee. Das dritte Wohnquartier im SĂŒdosten fĂŒgt sich recht selbstverstĂ€ndlich in die Umgebung ein. Die Verfasser schlagen hier eine Aufweitung des Parks vor, die zwar in Verbindung mit der fußlĂ€ufigen Parkquerung zunĂ€chst richtig erscheint, deren Platzierung an dieser Stelle jedoch kritisch gesehen wird. Der westliche Bereich ist nicht genauer durchgearbeitet. GrundsĂ€tzlich wird die Anordnung des Supermarktes hier als richtig angesehen, die vorgeschlagene FlĂ€chengliederung kann so funktionieren.

Der Ortspark selbst ist angenehm gestaltet. Er integriert sehr selbstverstĂ€ndlich die Anforderungen des Hochwasserschutzes. Die Nutzungsangebote sind vielfĂ€ltig, gut platziert und an die Ortstraditionen angelehnt. Allerdings könnte die MassivitĂ€t der Spielangebote den Parkzugang von Norden auch einengen, ebenso wie die Blickbeziehungen in diesem Bereich. Nicht konsequent durchgearbeitet sind die Wegeverbindungen, die teils abrupt abknicken und keinen geschmeidigen Verlauf anbieten. Die BrĂŒcke ĂŒber den Durbach ist unnötig lang. Es wird bedauert, dass die westlichen bachbegleitenden FlĂ€chen von der Bebauung eingeschnĂŒrt werden und durch die Aufweitung Richtung Osten ein Parkschwerpunkt entsteht, der an dieser Stelle eigentlich nicht so gewollt ist.

Die stĂ€dtebauliche QualitĂ€t des Ideenteils wird kritisch gesehen. Die FlĂ€cheninanspruchnahme durch die Bebauung nimmt zu viel Raum ein. Der grundsĂ€tzlich gute Vorschlag, in den Quartieren am nördlichen Parkrand unterschiedliche GebĂ€udestellungen und Firstrichtungen anzuordnen, wird aber durch die GebĂ€udetypen – DoppelhĂ€user und ReihenhĂ€user – nicht gut weitergefĂŒhrt, die GebĂ€ude scheinen zu niedrig, Geschosswohnungsbau wird vermisst zu Gunsten einer grĂ¶ĂŸeren GrĂŒnflĂ€che. Die Erschließung des östlichen Quartiers funktioniert nicht wirklich, der Höhenunterschied zwischen Grol und den GebĂ€udezugĂ€ngen ist zu groß.

Der Erlebniswert des Ortsparks ist sicherlich hoch. Es werden vielfĂ€ltige Angebote geschaffen, sowohl fĂŒr Einheimische als auch fĂŒr Touristen.

Insgesamt zeigt die Arbeit sehr gute AnsÀtze auf. Der zu hohe Anteil an BauflÀchen, die bis weit in die Aue des Durbachs eingreifen, und die damit einen Parkschwerpunkt an falscher Stelle verursachen, sind aber die SchwÀchen des Konzepts, die nur durch einen Eingriff in die stÀdtebaulichen Strukturen gelöst werden könnten.
Lageplan

Lageplan

Perspektive

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