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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2021

„Stadtbaupuzzle“ Nachhaltige und zukunftsorientierte Stadterweiterung in städtischen Randlagen

3. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

yellow z urbanism architecture

Stadtplanung / Städtebau

HOLZWARTH Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Entwurf liefert einen wertvollen Beitrag zu einer konzeptionellen Programmierung neuer urbaner Stadtquartiere in peripheren Lagen. Auch wenn er als städtebaulicher Entwurf nicht überzeugt, so erlaubt doch seine kluge Methodik sowohl eine sensible Antwort auf das jeweilige Umfeld des Quartiers als auch eine schlüssige Programmierung urbaner Funktionen im Inneren. Die Arbeit bietet eine Programmier-Anleitung, die auf unterschiedlich Kontexte anwendbar ist. Dabei hat die Arbeit eine leichte Programmiersprache entwickelt, anhand derer sich die elementaren Bestandteile guten urbanen Lebens auf eine Art und Weise in die Quartiersentwicklung einbringen lassen, dass sie selbst für Laien verständlich wird. Didaktisch ist diese einer der besten Wettbewerbsbeiträge. Die Verfasser*innen sprechen von „neuen urbanen Netzwerken“ im Sinne der inhaltlichen und letztendlich räumlichen Vernetzung verschiedener Themencluster, z.B. „Nachhaltigkeit und Klimaschutz, Mobilität und Bewegung, ... Nachbarschaft und soziale Interaktion, ...“. Zitat: „Unser Vorschlag versteht sich weniger als eine entworfene Gesamtform, als vielmehr eine mögliche Umsetzung eines Stadtbausteins im ‚Dazwischen’, die damit immer auf eine konkrete Situation angepasst werden kann.“ Die Flexibilität der Stadtbausteine erlaubt eine Reaktion auf das jeweilige Umfeld bzw. auf das jeweils angrenzende Gebiet, was durch die Jury positiv beurteilt wird. In der konsequenten Anwendung der Programmierung reagiert die Arbeit auf die Nachbarschaften des Quartiers, während sie im Inneren des Quartiers alle erforderlichen Elemente des urbanen Lebens abdeckt. Der Puzzle-Gedanke bezieht sich auf den Ansatz des Ganzen, mit Betonung der Netzwerke und der flexibel kombinierbaren Stadtbausteine. Der Entwurf sieht eine abnehmende Dichte, mit perforierten Blöcken im Westen bis hin zu Punktebauten im Osten vor, die selbstverständlich wirkt. Das Zentrum ist folgerichtig im Vorfeld des S-Bahnhofs angeordnet. Zwei Erschließungsstraßen werden vom westlichen Rande durch das Gebiet geführt und binden an das benachbarte Gebiet im Süden an. Eine innere Ringerschließung dient lediglich dem Fuß- und Radverkehr. Der ruhende Kfz-Verkehr wird in drei Quartiersgaragen im westlichen Teilbereich untergebracht, ansonsten stehen Hubs für quartiersinterne Mobilitätsangebote innerhalb des Quartiers zur Verfügung. Insgesamt weist der Entwurf einen relativ hohen Erschließungsaufwand auf. Das Gebiet wird vom Norden nach Süden von einem Grünraum durchzogen und somit gegliedert. Die differenzierte funktionale Belegung und Gestaltung der Grünflächen, z.B. Flächen für Gemeinschaftsgärten bzw. Urban Gardening auf der öffentlichen Grünfläche im Norden, im Übergang zur Landschaft wird positiv bewertet. Die Wohnhöfe und den sonstigen, dem Wohnen zugeordneten Freiflächen werden ebenfalls differenziert dargestellt. Bezüglich der Kennwerte wird die geringe GRZ positiv beurteilt, jedoch bleibt die Anzahl der Wohneinheiten mit rd. 1.600 WE unter dem Durchschnitt aller Entwürfe. Die Arbeit kombiniert die gesamte Bandbriete der diversen Themen des Lebens der Gegenwart und der Zukunft: ökologische und urbane Elemente mit Fragen von Ressourcenverbrauch, Gemeinwohlorientierung, Wissensbildung usw. Auch ist es der einzige Wettbewerbsbeitrag, der bereits den digitalen Layer zukünftiger Stadtentwicklung antizipiert. Dies kann im Kontext eines peripheren Standortes als ein Überangebot möglicher Nutzungen verstanden werden, das sich aber laut den Verfasser*innen ohnehin eher als Kompendium begreift, dessen Einsatz immer situativ zu entscheiden ist. Der Entwurf impliziert eine Neutralität der Formen, die für unterschiedliche Programmierungen zur Verfügung stehen. Zugleich stellt dies eine gewisse Schwäche in der baulich-räumlichen Ausformulierung dar. Die Jury wünscht sich einen differenzierteren Umgang mit Gebäudetypologien und mit Verbindung von öffentlichen und privaten Räumen. Die Arbeit leistet einen sehr wertvollen Beitrag zur Aufgabenstellung, bleibt aber gestalterisch hinter ihren Möglichkeiten zurück. Ihr Wert ergibt sich insbesondere aus ihrer besonderen Eignung für partizipative Stadtentwicklung.