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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2021

Gestaltung neuer U-Bahnhof Martinsried in Planegg

2. Preis

SCHMIDTPLOECKER - Schmidt Plöcker Architekten PartG mbB

Architektur

Erläuterungstext

Die wissenschaftliche Betrachtungsebene des Lebens und seiner Prozesse, neuronale Netzwerke und Verknüpfungen, sind messbar und nachvollziehbar. Ihre Grundstrukturen und Prinzipien sind allgegenwärtig, sie finden nicht nur in der Naturwissenschaft Anwendung, sondern dienen ebenso der Technik als Vorbild.
Dem gegenüber steht die Natur, die auch auf emotionaler Ebene tief wahrgenommen und empfunden wird. Sie stellt so in gewisser Weise einen Kontrast zur Welt der Berechnungsmodelle, Strukturen und Analysen dar. Entsprechend ist sie unmittelbar erlebbar, wie beispielsweise bei einem Spaziergang durch den Wald.
Grundgedanke des Entwurfes ist es, diese beiden Betrachtungsebenen zusammenzubringen und zu überlagern.


Transformation und Umsetzung:
Einerseits wird der rationale, technische Aspekt aufgegriffen und mittels einer an neuronale Netzwerke erinnernde Struktur übertragen, andererseits werden unsere Sinne angesprochen über eine prägende Gestaltung, die dem Nutzer des Bahnhofes das Gefühl vermittelt, in die Natur einzutauchen (Immersion); unter einem Blätterdach zu wandeln. Der scheinbare Wiederspruch von Natur und Wissenschaft scheint durch die Gestaltung aufgehoben.
Durch die Gestaltung wird ein erlebbarer Bezug zum Campus und seiner Umgebung hergestellt. Die Station Martinsried wird zu einem besonderen, Identität stiftenden Erlebnisort.


Neuronale Struktur - Lichtfilter:
Wesentliches Gestaltungselement bei der Neugestaltung der U-Bahnstation ist die Decke mit ihrem Schatten- und Lichtspiel, welches auch auf dem Bodenbelag subtil erlebbar wird. Das Deckensystem besteht aus ähnlichen Bauteilen, welche sich immer wieder neu aneinanderreihen und durch Wiederholungen und Verknüpfungen zu einem Gesamtbild fügen. Alle übrigen Flächen und Einrichtungen ordnen sich dem „Leitmotiv“ unter. Sie sind robust und einfach gestaltet. Die vorgegebenen Ausstattungselemente lassen sich unkompliziert integrieren. Die Wände werden als sichtbarer Beton ausgeführt, wobei die Treppenbegleitenden - und Eingangswände als gefärbter Beton mit einem warmen hellen Farbton und einer feinen Oberflächenstruktur ausgeführt werden. Der Beton der Hintergleiswände erhält eine grobe, raue Struktur, sodass sich der Schriftzug mit seiner glatten, metallischen Oberfläche deutlich abhebt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit ist vollumfänglich vollständig.
Das Entwurfskonzept hat die Überlagerung des campusprägenden Themas Wissenschaft / Biotech und des ortsprägenden Themas Natur zum Leitbild.
Diese Idee wirkt in hohem Maße identitätsstiftend für die neue Haltestelle an diesem Ort,da sie von eben diesem Spannungsfeld geprägt ist. Die äußere und innere Gestalt des Entwurfs harmoniert miteinander und vermittelt ober- sowie unterirdisch mit unverwechselbarem und zeitlosem Design den Leitgedanken. Für die Bushaltestelle wurde eine adäquat gestaltete Überdachung vorgeschlagen, was im Sinne einer weiteren Entwicklung des Geländes als ausdrücklich positiv bewertet wird.
Tagsüber sowie nachts vermittelt der Entwurf eine jeweils spezifische, aber stets angenehme und positive Stimmung. Das Spiel von Licht und Schatten ähnlich wie unter dem Blätterdach eines Waldes, berührt den Betrachter emotional. Die Bauwerksplanung wurde nicht verändert. Installationen sind (über dem hinter der abgehängten Decke geführten Kanal) gut möglich, die Einbauteile / Elektrik gut revisionierbar.
Ausstattungselemente können gut integriert werden. Die Oberflächen sind hell und einladend gestaltet, die Materialwahl ist authentisch. Somit können „Störungen“ durch z. B. Beschilderung / Werbung etc. gut toleriert werden. Auch farbliche Veränderungen / Verschmutzungen werden von dem starken Entwurfskonzept gut aufgenommen. Das Lichtkonzept ist durchdacht und ausgesprochen vielseitig, dynamischer Tageslichteintrag harmonisiert mit vielseitigen Lösungen zu künstlichen Beleuchtungen. Die Verbindung von Innen und Außen wird durch die Variabilität der Beleuchtungskomponenten und Lichtfarben je nach Sonnenstand in sinnhafter Weise gestärkt.
Überdachte Aufgänge mit offener Struktur schaffen erste Orientierung und laden den Fahrgast zum Eintreten ein. Die dezent helle Gestaltung mit entsprechendem Leitsystem trägt zu sehr guter Orientierung am Bahnhof bei.
Knappe Entrauchungsöffnungen könnten in einer Überarbeitung der weiteren Planung unkompliziert überplant werden.
Der Entwurf besticht durch seine Stärke und gleichsam dezenten und strukturierten Gestaltung. Die Leitidee wurde konsequent bis hin zu den maßgeblichen Details umgesetzt. Ehrliche Oberflächen, Reduktion auf Licht und Schatten bewirken eine zeitlose und robuste Gestaltung.