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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2021

Neuer Gebäudekomplex für das Deutsche Krebsforschungszentrum DKFZ in Heidelberg

3. Preis

Preisgeld: 18.000 EUR

Staab Architekten

Architektur

Winkels + Pudlik

TGA-Fachplanung

Gruner Deutschland GmbH

Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser*innen schlagen mit der kubischen und höhendifferenzierten Anordnung der drei ablesbaren Gebäudeteile die Brücke zwischen der städtebaulichen Zielsetzung der 60er Jahre, die auf einzelne, bauliche Hochpunkte entlang des Neuenheimer Feldes setzte, und der nun angestrebten, konsequenten Nachverdichtung als vorgelagerter Blockrandschließung mit starker Raumkante entlang der Berliner Straße, die sich dem Ziel verschreibt, den Hochschulcampus als Teil der Stadt Heidelberg erlebbar zu machen.

Mit dem vorgelagerten Innenhof wird eine eindeutige Adressbildung des Ensembles zur Berliner Straße ausformuliert. Die Erschließung der westlich angeordneten Universitätsgebäude und Institute gelangt mit dieser Geste jedoch eindeutig ins Hintertreffen. Die annähernd symmetrische, triptychonartige Anordnung der Baukörper wird im Preisgericht kontrovers diskutiert.

Die drei Bauteile werden im Footprint der verbindenden Sockelgeschosse konsequent und nachvollziehbar mit zahlreichen Aus- und Einblicken erschlossen. Insgesamt lässt die Grundrisskonzeption nutzungsflexible Arbeits- und Aufenthaltsqualitäten, sowie Außenraumbezüge über Dachterrassen und Dachgärten auf zwei Ebenen erwarten. Großzügige Lufträume in den oberen Geschossen sichern selbst bei üppigen Gebäudetiefen gute Belichtungsverhältnisse. Die großflächige Glasfassade im Herzen des Gebäudes, dem NCPC, gewährt den attraktiven Blick über die Stadt und das Heidelberger Schloss für alle seine Nutzer.

Aufenthalts-, Bewegungs- und Arbeitsflächen überlagern sich im Inneren und lassen eine angenehme Belebtheit des Gebäudekomplexes erwarten, die sich positiv auf den Mix seiner Nutzer auswirken wird und den konzeptuellen Ansatz des DKFZ unterstützt. Das vorgeschlagene Gebäude strahlt in der Wahl der Materialien und seiner angestrebten Designqualitäten eine wohltuende Zeitlosigkeit aus, die für eine rein wissenschaftliche Nutzerklientel besser geeignet scheint, ist es doch neben dem wissenschaftlichen Arbeiten das erklärte Ziel, Menschen für eine präventive Lebensweise im Kampf gegen den Krebs anzusprechen, damit die Schwelle zum Betreten des Gebäudes möglichst gering zu halten und möglichst viele Menschen mit einer offenen Geste zu empfangen.

Die Eingriffe in die Labormodule sind aus der ganzheitlichen Sicht der Entwurfsverfasser*innen mit Blick auf das über alle Geschosse durchlaufende Konstruktionsraster nachvollziehbar vorgetragen. Erkennbar und klar ablesbar ist die Haltung der Verfasser*innen, nicht öffentlich zugängliche Bereiche separat zu erschließen und als solche auszuweisen. Bisweilen geht dies zu Lasten der Transparenz und Belichtung in den nicht öffentlich zugänglichen Arbeitsbereichen. Insbesondere bieten die Zwischenzonen des DODT keine Aufenthaltsqualität oder gut strukturierte, multicodierbare Interaktionsflächen.

Der zweite Bauabschnitt der Grundlagenforschung ist im Süden gut platziert. Die nachvollziehbare Absicht, den Betrieb des Gebäudes schon im 1. BA reibungslos gewährleisten zu können, wird gutgeheißen. Die Gefahr der Torsobildung zur Berliner Straße lässt sich ohne den zweiten Bauabschnitt nicht wegdiskutieren, obgleich das Auflager des zweigeschossigen Vorbereiches schon im ersten BA erkennbar wird.

Die horizontale Gliederung der Fassaden folgt mit einem ausgeprägten Sockel klassischen Kompositionsmustern. Wohltuend wirkt die in den oberen Geschossen zugunsten der Belichtungsflächen zurückgenommene Bänderung. Die Fenster ihrerseits werden mit schlanken, Schatten werfenden und damit plastisch in Erscheinung tretenden Vertikalen gegliedert, die keine Konkurrenz zu der lagernden Gliederung bedeuten, sondern diese wohltuend kontrastierend unterstützen.

Insgesamt bewegt sich das Konzept mit seinen Kenndaten im mittleren Bereich. Da jedoch ein über alle Geschosse durchgängiges Konstruktionsraster gewählt wurde, das sich bis auf die Sohlplatte abträgt, und brandschutzrechtliche Belange ebenfalls in die Grundriss-Layouts eingeflossen sind, lässt das Konzept mit den vorgeschlagenen Materialien und Konstruktionsprinzipien eine äußerst wirtschaftliche Errichtung des Gebäudes erwarten. Daneben tragen beispielsweise Brüstungen und manuell zu öffnende Fenster im Großteil des Ensembles zu tragbaren Betriebskosten im laufenden Betrieb wesentlich bei.