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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2021

Erweiterung Annette-von-Droste-Hülshoff-Schule in Münster-Nienberge

Anerkennung

Preisgeld: 4.720 EUR

abdelkader architekten bda

Architektur

frei[RAUM]planung Uwe Gernemann

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Entwurfskonzept
Drei Prämissen haben zu der Entscheidung geführt, die vorgegebenen Grenzen des Baufeldes zu überdenken und das weitere Schulareal für die Erweiterungsmaßnahme in Betracht zu ziehen:
1. Der Erhalt des hochwertigen dichten Baumbestandes auf dem Grundstück unter Berücksichtigung eines 4m breiten Abstandes jeglicher Neubaumaßnahme zur Baumkrone.
2. Die barrierefreie Erschließung aller Etagen unter Vermeidung größerer Eingriffe im Bestandsgebäude.
3. Die größtmögliche Nutzung des Bestandes und sparsame Beanspruchung neuer Baufläche
Durch Platzierung eines dreigeschossigen Neubauriegels in der Flucht der Aula wird eine zentrale Erweiterung des Schulensembles mit kurzen Wegen und eindeutiger Orientierung auf dem Gelände realisiert.
Die Außenräume gliedern sich rund um die Mensa im Erdgeschoss in Flächen für das „Ankommen“, für die „Schlechtwetterpause“ mit Überdachung und den naturnahen Schulgarten. Alle Bereiche sind großzügig miteinander verbunden, unterstützt wird dies durch die transparente Fassadengestaltung der Mensa, so dass der Schulhof in Gänze gut überschaubar bleibt.

Erschließung
Der aktuelle Hauptzugang zum Schulgelände im Ostflügel wird geschlossen und für OGS-Räume genutzt. Stattdessen definiert ein neuer Eingangshof im Südwesten das Betreten des Schulgeländes. Hier befindet sich auch die bestehende Hausmeisterwohnung, die erhalten und renoviert wird.
Pkw-, Fuß- und Radverkehr werden räumlich voneinander getrennt. Die Pkw-Stellplätze befinden sich wie bisher nördlich der Schule, der Hausmeister erhält zwei Stellplätze vor seinem Eingang. Die teilüberdachte Fahrradabstellanlage wird entlang der Kirmstraße erweitert. Losgelöst vom Schulhofbetrieb erfolgt der Anlieferverkehr zur Südfassade des Neubaus.

Der Neubauriegel leitet die Fußgänger direkt zum Eingang des Neubaus und den bestehenden Eingängen seitlich der Aula, die sich alle leicht auffindbar und in räumlicher Nähe zueinander befinden. Die Brücke im 1.OG zwischen Neu-und Altbau gewährleistet eine barrierefreie Erschließung der Schulräume im Bestand. Die Musikschule verbleibt im Untergeschoss an vorhandener Stelle und kann durch einen zusätzlichen Lift barrierefrei ausgebaut und durch Öffnen der ursprünglichen Fenster aufgewertet werden.

Raumkonzept
Die drei Etagen des Neubaus beinhalten im EG die Mensa mit Küche, im OG die neue Verwaltung und im 2. OG einen Klassencluster. Die Schulräume im Altbau wurden teilweise neu sortiert, so dass nun für jede Klassenstufe ein räumlicher Zusammenhang von 3 Klassenzimmern, 1-2 OGS-Räumen und einem Differenzierungsraum entsteht. Die breiten Flure werden durch Einbauten zum Lernen mitgenutzt. In räumlicher Nähe des Aufzuges befinden sich gebündelt die Mehrzweckräume.

Freiflächengestaltung
Die Neuordnung der Außenanlagen gewährleistet ein ausgewogenes Verhältnis an gebauten und natürlichen Freiräumen mit flexibel nutzbaren Spiel- und Sitzmöglichkeiten, die zu aktiver Beteiligung und interessierter Beobachtung animieren.
Die Schulhoffläche erhält richtungsweisend eine Pflasterbänderung zu den Haupteingängen. Zwei Spiel- und Ruhebereiche heben sich durch Material, Farbigkeit und Formgebung aus dieser Fläche heraus. In Reminiszenz an die Namensgeberin Annette von Droste-Hülshoff sind Gedichtstrophen in die befestigte Fläche unter dem überdachten Eingangsbereich des Neubaus eingelassen.
Die Lagerräume für Spielgeräte und für Gerätschaften des Hausmeisters sind als Holzkonstruktion mit Gründach geplant.

Bauweise
Der Neubau wird als Hybridkonstruktion aus BSH-Stützen und Unterzügen, Holz-Beton-Verbunddecken und Fassaden in Holz-Elementbauweise konzipiert. Neben der CO2-Einsparung spricht die modulare Holzbauweise für eine kurze Bauzeit im laufenden Betrieb und eine Minimierung der Baustelleneinrichtungsfläche. Die rote Holzlasur unterstützt den Ensemblecharakter der Schule und beruhigt die heterogene Fassadenvielfalt im Bestand.
Unterstützt durch TGA-Maßnahmen wie Photovoltaik und einem differenzierten Lüftungskonzept setzt der Entwurf ein ökologisches Statement und bietet den Kindern und Lehrenden eine hohe Raumqualität.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit 1006 besticht durch ein klares, städtebauliches Konzept, dass unter konsequenter Wahrung des Baumbestandes an der südlichen Straßenecke einen dreigeschossigen Gebäuderiegel in Verlängerung des bestehenden Forums positioniert und so in starker Beziehung zum Bestand stellt. Eine zwischen der erhaltenen Hausmeisterwohnung und dem östlichen Gebäuderiegel aufgespannte neue Eingangssituation führt auf den Schulhof. Das Erdgeschoß des Neubaus ist richtig mit dem Speiseraum der Mensa besetzt, der sich über großzügige Glasflächen mit dem Schulhof verbindet. Ergänzt wird diese Eingangssituation durch eine überdachte Pausenzone. Die Gliederung des Schulhofes in mehrere Einzelbereiche wird jedoch kritisch bewertet, ebenso die Frage, ob die bestehende Hausmeisterwohnung der exponierten städtebaulichen Lage gerecht werden kann.

Auch wenn die Anordnung der Küche schlüssig und in ausreichender Größe vorgesehen ist, so kann die städtebaulich markante, südliche Stirnseite des Baukörpers in ihrer Gestaltung der Erdgeschosszone mit den davorliegenden Müllaufstellflächen nicht überzeugen.

Ein an zentraler Stelle verorteter Aufzug schafft die barrierefreie Erschließung der Obergeschosse. Neubau und Bestand sind zentral mit einer Brücke verbunden. Der Verwaltungsbereich wird zusammenhängend im 1. OG des Neubaus organisiert, die
Klassencluster werden überwiegend im Bestand mit lediglich einem Cluster im 2. OG des Neubaus angeordnet. Kritisch wird im Hinblick auf die Verortung des Lehrerzimmers die Lage im Grundriss mit langen Wegen zu den Klassen diskutiert. Ebenso bleibt die Chance ungenutzt, zeitgemäße pädagogische Konzepte baulich umzusetzen. Hier bleibt es
leider in der Anordnung der Klassen bei einer klassischen „Flurschule“, die Sichtverbindungen vermissen lässt. Die Unterbringung der Musikschule im Untergeschoss des Bestandes überzeugt auf Grund der Belichtungssituation nicht.

Die ruhige Fassadengestaltung mit in Bezug zum Klinker tretender roter Holzschalung kann überzeugen. Die vorgeschlagene Nachtauskühlung in Form von Lüftungsschlitzen unterhalb der Fenster wird positiv bewertet.

Mit der Entscheidung, den Neubau auf dem heutigen Pausenhof zu platzieren, beschreiten die Verfasser einen Sonderweg. Unter Überschreitung des Baufensters gelingt ihnen der vollständige Erhalt der Bestandsbäume im Südosten, ein lobenswerter Ansatz. Jedoch wird die Großzügigkeit des Pausenhofes dadurch beeinträchtigt, er zerfällt
zudem in einzelne, schlecht kontrollierbare Teilräume.

Der Aktivbereich umfasst alle gewünschten Bewegungs- und Ruhebereiche, lediglich eine Ballspielfläche wird vermisst. Stellplätze und Fahrradständer sind funktional gut gelöst. Der Müllcontainerstandort an der Südfassade des Neubaus stört den architektonischen Auftritt massiv.

Die Feuerwehrzufahrt im Westen führt leider in die Sprunggrube.

Insgesamt zu bemängeln ist der geringe Durcharbeitungsgrad der Freianlagen.

Der Beitrag überzeugt mit seinem kompakten Baukörper und der hieraus folgernden geringen Kennzahlen für BGF und BRI, sowie einem respektvollen Umgang mit dem Grünbestand. Der Entwurf lässt eine wirtschaftliche Umsetzung der Baumaßnahme erwarten.