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Einladungswettbewerb | 06/2021

Quartiersentwicklung und Neubau Gebäudekomplex in Hamburg-Eimsbüttel

Visualisierung: Ponnie Images

Visualisierung: Ponnie Images

1. Preis

Preisgeld: 90.000 EUR

David Chipperfield Architects Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

PONNIE Images

Visualisierung

Wirtz International Landscape Architects

Landschaftsarchitektur

wh-p Ingenieure

Tragwerksplanung, Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Zwischen Außenalster und Bahnhof Dammtor wird das neue Büroquartier mit wiederverwendeten Materialien der Vorgängerbebauung errichtet und bietet Büroflächen unter anderem für die Hauptverwaltung der Signal Iduna Gruppe sowie eine öffentliche Erdgeschosszone. In die städtebaulich heterogene Umgebung gliedert sich das Ensemble schlüssig und selbstbewusst ein: Südlich an einen geschlossenen Straßenblock anknüpfend, formen mehrere freistehende Gebäude unterschiedlicher Größe einen durchlässigen Blockabschluss.

Für die Gebäude mit ihren unterschiedlichen Tragweiten werden individuell passende Konstruktionsarten entwickelt und eingesetzt – von einer Vollholz-Konstruktion über Holz-Hybrid bis zu Stahlbeton. Dadurch ist es möglich, höchste Flexibilität für die geplanten sowie weitere zukünftige Nutzungen zu schaffen.


Nicholas Brinckmann, Sprecher der Geschäftsführung von Hansainvest Real Assets, begründet die Entscheidung: „Gemeinsames Ziel aller Stakeholder war von Anfang an die Realisierung eines ansprechenden Bürocampus mit erstklassiger Bausubstanz sowie flexiblen und damit langfristig nachgefragten Nutzungspotenzialen. David Chipperfield Architects hat dies ideal umgesetzt. Nicht zuletzt das elegante und zugleich hochfunktionale Architekturkonzept hat uns hierbei überzeugt. Das Projekt wird den gesamten Mikrostandort stark aufwerten und über Signal Iduna hinaus Top-Büromieter anziehen.“

Ulrich Leitermann, Vorsitzender der Vorstände der Signal Iduna Gruppe, kommentiert: „Das Thema Nachhaltigkeit haben wir bei der Auswahl des Siegerentwurfs in all seinen Facetten berücksichtigt. Daher freuen wir uns, dass die exzellente Lage mit ihrer direkten ÖPNV-Anbindung zum Fern- und Regionalbahnverkehr und der fußläufigen Distanz zur Innenstadt um ein zeitgemäßes und nachhaltiges Mobilitätskonzept ergänzt wird. Auch hinsichtlich des Stadtbildes wird sich der Campus harmonisch in die Umgebungsbebauung aus Büro-, Bildungs- und Wohnnutzung einfügen.“


Ein Hofhaus empfängt Nutzer*innen und Gäste aus Richtung des Bahnhofs. Auch zu den anderen Seiten öffnet sich das Ensemble der Stadtöffentlichkeit mit zur Straße hin ausgerichteten Stadtloggien und einladenden Durchgängen ins Blockinnere. Die Loggien markieren dabei die Eingänge und die Ausrichtung der einzelnen Baukörper. Unterschiedliche Gebäudehöhen, eine Terrassierung der Wege und Plätze im Inneren und eine großzügige Bepflanzung lassen den Campus landschaftlich wirken. Teil der öffentlichen, halböffentlichen und privaten Freiflächen ist auch eine denkmalgeschützte Brunnenanlage, die vom Hofhaus umschlossen ist.

Die Fassaden folgen durch ihre serielle Reihung der Baukörperstruktur, entwickeln jedoch durch geschossübergreifende Ordnungen und Eckkontraktionen eine eigene proportionale Gesetzmäßigkeit.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das vorgeschlagene Gebäudeensemble liegt auf angemessene und selbstbewusste Weise adressbildend an der Neuen Rabenstraße und bildet den Auftakt eines skulptural anmutenden Gebäudeensembles. Das Hofgebäude umschließt die unter Denkmalschutz stehende Brunnenanlage ohne sie in ihrer dem Haupteingang zugeordnete Position und Ausrichtung zu verändern. Das hierbei entstehende Volumen bildet die Hauptfigur für die städtebauliche Entwicklung des Areals, das aus fünf weiteren Baukörpern und einem kleinen ‚Campanile‘ besteht. Die zukunftsweisende und die Bedürfnisse zeitgemäßer Arbeitswelten berücksichtigende Architektur spiegelt das Selbstverständnis der Signal Iduna Gruppe gekonnt wider. Die kluge Setzung der Baukörper überzeugt durch ein Spiel aus Dichte und Weite, welche den Block fassen und das Ensemble doch auch durchlässig und begehbar machen. Der zentral entstehende Quartiersplatz wird von einem Laubengang gerahmt, der die vier anliegenden Gebäude erdgeschossig und wettergeschützt miteinander verbindet. Schöne Blicke öffnen sich aus der Mitte des Ensembles seitlich des Hauptgebäudes in Richtung Moorweide. Der Topographieunterschied wird geschickt durch die Höhenstaffelung der Gebäude und durchgängig sanft abfallende Verbindungen verarbeitet. Kritisch zu hinterfragen sind jedoch die in Folge teilweise entstehenden eingesenkten Erdgeschosszonen, die nicht durchgängig vollends überzeugen können. Diese Ortsspezifik würde man sich im besten Falle auch in Übertragung auf die Grünraumplanung des Areals wünschen. Der aufgezeigte Vorschlag scheint hier etwas zu generisch. Die organische, ornamentale Formensprache wird stereotyp in allen Funktionsbereichen von der Vorfahrt über die Gassen, die Vorzone der Warburgstraße bis zur Dachlandschaft eingesetzt. Der Quartiersplatz hebt sich wohltuend von dem Einerlei ab. Die vielgestaltigen Aufenthalts- und Arbeitsmöglichkeiten der Dachgärten sind als Nutzungsangebot und stadtklimatische Komponente gleichermaßen jedoch grundsätzlich sehr zu begrüßen. Die Erschließung der Gebäude und die Verteilung der Nutzungen sind sinnfällig gewählt und versprechen eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Insbesondere das Hauptfoyer besticht durch seine schlanke, transparente Figur und dem gewünscht repräsentativen und zugleich luftigen Empfangsbereich. Die große Stärke der städtebaulichen Setzung und des qualitätvollen Außenraumes birgt allerdings auch Schwächen in der Organisation der schlanken Volumen. Das Nachhaltigkeitskonzept der als Rezyklat entwickelten Fassade wird begrüßt. Auch wird die Eleganz der Fassadenschichtung gelobt. Das weiße Hamburg findet in dem Ensemble ein feines Echo. Die weitere Ausarbeitung birgt allerdings noch Potenzial und hat großen Bedarf an Vertiefung. Die dargestellten Fassaden überzeugen noch nicht in ihrer Materialisierung und Zusammensetzung. Insbesondere die rückliegende Aluminiumfassade wirft Fragen bezüglich Gliederung und Wirkung auf, welche noch beantwortet werden wollen. Das Ensemble besticht nicht nur mit dem skulpturalen Charakter seines Städtebaus als Familie, sondern auch mit der Verwandtschaft der einzelnen Gebäudefassaden zueinander. Und doch scheint der Genpool zu klein gewählt, um wirklich eigenständige Fassaden, die den unterschiedlichen Stadt- und Straßenräumen adäquate Gegenüber bieten zu generieren. Grundsätzlich sei noch erwähnt, dass der denkmalschutzrechtliche Genehmigungsvorbehalt gewährleistet sein muss. Hier war zum Zeitpunkt des Preisgerichts im Grundsatz positives Feedback seitens der Denkmalpflege signalisiert. Im Rahmen der Vorprüfung wurde die Höhe der einzelnen Baukörper an der Warburgstraße seitens des Denkmalschutzamtes in Frage gestellt.