modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren
5. Rang 6 / 6

Selektiver Projektwettbewerb | 05/2021

Neubau Sportzentrum in Zürich-Oerlikon (CH)

6. Rang / 6. Preis

Preisgeld: 20.000 CHF

Made in

Architektur

Caretta+Weidmann Baumanagement AG

Projektsteuerung

Vogt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf für das Sportzentrum setzt die Tradition von visionären Grossprojekten in Oerlikon fort. Mit einem klaren, reinen Volumen soll ein Sporttempel errichtet werden: Mit dieser Ambition steigen die Autoren*innen ins Rennen. Der Fussabdruck dieses Schlussbausteins an der Wallisellenstrasse ist gross.

Das Projekt zeichnet sich durch ein neues, nicht zonenkonformes, dennoch sehr stringentes orthogonales Ordnungsprinzip der Erschliessungsachsen aus. Interessant, wenn auch im Widerspruch mit den stadträumlichen Anforderungen punkto Flexibilität und Adressierung, ist die Sequenz urbaner Freizeitaktivitäten entlang der Wallisellenstrasse, die den urbanen, öffentlichen Charakter der Sportanlage sehr unmittelbar zeigt. Die Pappelallee als stadtraumprägendes Element entlang der Wallisellenstrasse wird erhalten, während zusätzliche Pappelreihen die arealinternen Verbindungswege säumen. Dadurch wird die neue Sportanlage klar in das bestehende Ortsbild integriert.

Die Grünzüge ordnen sich den orthogonalen Erschliessungsachsen als lineare Parkwelten mit lockerem Baumbestand unter. Dieser Baumbestand unterscheidet sich klar von den hochragenden, rasterförmig angeordneten Pappeln. Städtebaulich fungieren die linearen Landschaftsbänder sowohl als räumliche Vernetzungskorridore, als auch als visuelle Bezugsachsen im städtischen Gefüge. Ein ökologisches Konzept fehlt; der Grad versiegelter Fläche ist sehr hoch und die Anordnung der Erschliessungsachsen sowie der Sportfelder ist nicht zonenkonform.

Die Haupterschliessung von der Wallisellenstasse verläuft zentral ins Gebäude zwischen Aussenschwimmbecken und der Liegewiese. Die Lage des Bades, direkt an der Strasse, wird kritisch beurteilt. Materialisiert ist das Gebäude mit einer Stahl-Glasfassade. Diese trägt dazu bei, die gewünschte an Mies van der Rohe erinnernde Anmutung zu erreichen. Das Fussballfeld auf dem Dach mit seiner fein ausformulierten Beleuchtungsanlage auf einer Stahlkonstruktion signalisiert die Nutzung des Gebäudes deutlich, aber auf subtile Art.

Das Konzept des Tragwerks ist einfach, schlüssig und sofort erkennbar: parallele stählerne Zweifeldträger spannen von Fassade zu Fassade und ruhen auf einem mittleren Widerlager, das im Schnitt als Dreieck mit über einer Basis beidseitig aufsteigenden Tribünen besteht. Diese bestechende Grunddisposition leidet an verschiedenen unnötigen Manierismen: so sollen die Dachträger in den Fassaden nach unten gezogen statt aufgelagert werden, was den Materialverbrauch der Träger wenigstens vervierfacht. Die Aufnahme der Windkräfte in den Fassaden ist in diesem Zusammenhang nicht gelöst. Auch ist die Querschnittsausbildung der Träger mit den anstelle eines Flanschs eingeschweissten Rundstählen eigenartig. Die Eingriffe ins Terrain sind gering – auch darin zeigen sich die konzeptionell überzeugenden Grundgedanken des Tragwerkskonzepts, die aber in den Einzelheiten schon fast mutwillig karikiert werden.

Tritt man in die Sporthalle, wird sofort alles klar. Der Sportbetrieb findet unter einem grossen Dach statt. In der Mitte des Volumens, orthogonal zur Erschliessung, steht eine Tribünenanlage mit Nebenräumen, dem Restaurantbereich auf der Westseite und einzelnen kleineren Sportnutzungen. Darauf liegt das Dach. Eine mittlere Erschliessungsachse führt orthogonal in die Tribünenstruktur. Diese Idee besticht auf vielen Ebenen. Der Sport steht im Vordergrund, die Orientierung fällt leicht. Für die Besucher*innen ist die Halle ebenso attraktiv wie für die das Sportbecken und der Sprungbereich.

Im zweiten Geschoss, nördlich, sind die beiden Eisfelder platziert. Die Zuordnung der Garderoben zu den Eisfeldern ist direkt, im Badebereich sind die Wege etwas länger. Gewisse Anordnungen sind so nicht realisierbar: So ist es nicht zulässig, mehrere Rutschbahnen in dasselbe Becken zu leiten, und der Kinderbereich ist zu nahe am Sprungbecken positioniert. Im Eisbereich befinden sich weitere Betriebsräume auf mehreren Etagen, was den Betrieb negativ beeinflusst. Ein Maschinenlift fehlt. Auch beim Bad sind die betrieblichen Abläufe umständlich und kompliziert. Tribünen, Bad und Eisfelder sind stark überdimensioniert.

Das südliche Gebäude verlängert die Haupterschliessungsachse. Die beiden leicht versenkten Fussballfelder sind östlich und westlich des langgezogenen Baukörpers angeordnet. Dadurch entsteht eine schöne Situation mit dreiseitiger Tribüne und einer Längsseite mit dem Garderobengebäude zu den Feldern hin. Die Anordnung der Gastronomieflächen in den oberen Geschossen orientiert sich klar auf die Spielfelder. Um diese Anordnung zu erreichen war es notwendig, die grossen Sportfelder zu verschieben, was im Programm nicht vorgesehen war.

Mit gut 54 000 m² weist NAUTILUS die grösste Geschossfläche im Teilnehmerfeld auf und überschreitet damit die Vorgaben massiv um ca. 50 %. Die Flächen sind an vielen Stellen überdimensioniert, was eine generelle Optimierung schwierig macht. Insbesondere die Technikbereiche im Untergeschoss sind sehr gross dimensioniert.

Bezüglich CO2-Bilanz schneidet das Projekt unterdurchschnittlich ab. Sowohl die Materialwahl – viel Stahl und Glas – wie auch die schlechte Suffizienz wirken sich negativ auf die ökologische Nachhaltigkeit aus. Der sommerliche Wärmeschutz ist ungenügend.
Das Verfasserteam hat alles auf eine Karte gesetzt und ein in vielen Teilen starkes Projekt entwickelt. Die Grundidee einer Halle unter einem grossen Dach, abgestützt auf einer mittleren pyramidenförmigen Tribünenanlage, überzeugt. Die lineare Aussenraumgestaltung führt teilweise zu knappen, mitunter erzwungenen Wegführungen, die der Grosszügigkeit eines im Ausdruck an Mies van der Rohes Formensprache erinnernden Gebäudes widersprechen. Das Preisgericht bedauert, dass die starke Grundidee nicht mit etwas moderateren Abweichungen zum Raumprogramm umgesetzt wurde.
5. Rang 6 / 6