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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2021

Neue Mitte Nordstadt in Lörrach

3. Preis

Schätzler Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Zeitgemäßer Wohnungsbau bedingt ein differenziertes Umfeld, Bezüge zum Außenraum, soziale Begegnungen und ein Gefühl von Miteinander, Gemeinschaft sowie Rückzugsorte und Geborgenheit.

Mit der aufgelockerten, von Grün umgebenen Zeilenbauten- wird die städtebauliche Struktur der umliegenden „50er-Jahre-Stadt“ neu interpretiert und eine angemessene, räumliche Kontinuität geschaffen.

Die Gebäudekonfiguration von mit vier- bis fünfgeschossigen freistehende Punkthäuser formuliert einen eigenständigen Ansatz innerhalb der Zeilenbauten. Durch die Versätze und Überschneidungen der einzelnen Baukörper auf den beiden Baufeldern wird eine ausgewogene Mischung aus öffentlichen, halböffentlichen sowie privaten Zonen gebildet, die das Gemeinschaftsgefühl und das Miteinander im neuen Quartier generiert. Durch die Formation der Einzelgebäude ist eine Durchwegung der beiden Baufelder und eine Verknüpfung mit der Umgebung gegeben. Es entstehen unterschiedlichste Sichtachsen und variierende Wegebeziehungen im Zusammenspiel mit einer quartiereigenen originären Außenraumgestaltung.

Das zentrale, sechsgeschossige Gebäude an der Ecke Wintersbuckstraße und Heithemstraße bildet den Auftakt für die beiden Baufelder. Am „Eingang“ der neuen Mitte Nordstadt an der Ecke Wintersbuck- und Heithemstraße. befindet sich der Einkaufsmarkt mit dem Cafè.

Der Quartiersplatz an der Heithemstraße ermöglicht vielfältige Aktivitäten und ist übergreifender Treffpunkt im Geviert. Anschließend am Platz befinden sich hier die beiden Pflegewohngruppen mit dem angrenzenden Außenbereich. Ebenso am Platz ist der Veranstaltungsraum und die Gästewohnung situiert.

Kompakte Grundrisse und kurze Verkehrswege steigern die Effizienz und erhöhen die Wohnqualität. Die bewusste Mischung der Wohnungstypen innerhalb der Wohnhäuser ermöglicht das Zusammenleben von Familien als auch von alleinlebenden Bewohnern. Ein großzügiger Eingangsbereich fördert die Begegnung der Bewohner. Die Dachgeschosswohnungen erhalten großzügige Dachterrassen

Jede Wohnung verfügt über einen privaten Außenraum in Form einer Loggia oder Terrasse. Alle Wohnungen sind barrierefrei erschlossen. Zusammen mit den Bändern und den regelmäßig angeordneten Fensterflächen erzeugen sie spannungsvolle Vor- und Rücksprünge auf den Hausfassaden, die aus mit Schlämme überzogenen Klinkerriemchen geplant werden. Mit ihrer unregelmäßigen, geschlämmten Oberfläche fügen sich die Gebäude natürlich in die Umgebung ein.

Die Gebäude werden aus Ziegeln mit integrierter Wärmedämmung gefertigt, was den Verzicht auf ein Wärmedämmverbundsystem ermöglicht. Extensive Dachbegrünung, Wärmepumpen, und Photovoltaik für eine ressourcenschonende Wärmeerzeugung sorgen für ein rundum nachhaltiges und zukunftsfähiges Quartier.

Alle Treppen und Aufzüge führen jeweils in die Tiefgaragen, die neben Wasch- und Technikräumen auch noch Abstellräume für die Bewohner bereitstellt. Die Tiefgarageneinfahrten befinden sich zentral am Stadtteilzentrum an der Wintersbuckstraße und an der Max-Läuger-Straße.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Figur aufgelöster Blockränder mit 4 überwiegend punktförmigen Solitärbauten je Baufeld, eingebettet in einen grünen Stadtraum, wird grundsätzlich als stadträumlicher Ansatz positiv bewertet. Insbesondere das räumliche Spiel von vor- und zurückgesetzten Baukörpern entlang der Heithemstrasse schafft nach Süden ein angemessenes Angebot an öffentlichen Freiflächen vor den Ladenzonen, die im Osten vom gut proportionierten Quartiersplatz mit an diesem angelagerten Gemeinschaftsraum gefasst wird. Die lockere Platzierung der in der Höhe variierenden, nach Süden und Südwesten etwas erhöhten Gebäudevolumen bildet selbstverständliche Quartiershöfe aus, wobei die Hauszugänge zur Ausformung einer guten Adressierung sinnvollerweise aus den Höfen erfolgen.
Allerdings führt die vorgeschlagene Baukörpertiefe, die im Städtebau durchaus ihre Qualitäten hat, in der Grundrissausbildung der Wohnungen zu merklichen Schwachpunkten in Orientierung, Belichtung und Möblierungsmöglichkeiten. Innenliegende, lange Erschließungszonen erhalten eine nur unzureichende Belichtung. Teilweise sehr schmale und tiefe einseitig belichtete Wohnküchen überzeugen auch innenräumlich wenig.

Die Pflegewohngruppen sind überzeugend organisiert, der Gartenbereich zum Innenhof im integrativen Sinne gut in den Quartiershof eingebettet. Allerdings sind Pflegezimmer direkt zum öffentlichen Raum angrenzend nicht denkbar.

Die Organisation des Marktes mit seinen funktionalen Anforderungen und der möglichen Angliederung der Bäckerei entspricht den Vorgaben.

Die vorgeschlagene Fassadengestaltung mit Sichtbetonbändern, Klinkerflächen und geschosshohen Verglasungen rhythmisiert die Wohnbauten in angemessener Varianz, wenn auch noch Unstimmigkeiten in Grundriss und Ansicht zu bemerken sind. Die Ausbildung der Sockelzone überzeugt allerdings nur in den öffentlichen Erdgeschosszonen, nicht aber dort, wo Pflegezimmer oder Gästebereiche angeordnet sind.

Die entlang der Wintersbuckstraße entstehenden Rückseitenflächen mit teilweise weit von der Ladenflächen entfernten Längsparkern, Anlieferungen und offener TG-Zufahrt bilden einen negativen Straßenraum aus und sind als Gegenüber zum Schul- und Sportareal nicht angemessen.
Auch wird eine Einbeziehung der Tiefgaragenabfahrten in das Gesamtkonzept durch eine angemessene Einhausung, z.B. in Verbindung mit sonstigen notwendigen Nebenanlagen, vermisst.
Die Idee für einen belebten Freiraum entlang der Heithemstraße hätte ohne störende Längsparker noch prägnanter ausfallen können.

Die grundsätzliche Ausgestaltung der Quartiershöfe mit befestigten Flächen, angedeuteten Nebenflächen, kleineren Spielzonen und den Wohnungen vorgelagerten Grünflächen ist denkbar, allerdings noch sehr schematisch dargestellt. Die erdgeschossigen Wohnungen sollten umlaufend und nicht nur mit partiellen Hecken eine Abgrenzung zum öffentlichen / halböffentlichen Raum erhalten. Die soweit dargestellten Nebenflächen und Fahrradparkflächen erscheinen in ihrer Dimension nicht ausreichend.

Die Arbeit liegt mit den angebotenen Wohnflächen im Durchschnitt, das Wohnungsangebot und der Mix entspricht weitgehend den Vorgaben.
Insgesamt stellt die Arbeit mit ihrem städtebaulichen Ansatz einen guten Beitrag zur gestellten Aufgabe dar, die jedoch in den Wohngrundrissen nicht abschließend überzeugen kann.