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4. Rang 5 / 5

Selektiver, einstufiger Projektwettbewerb | 03/2021

Neubau Bibliothek St.Gallen

5. Rang / 5. Preis

Preisgeld: 30.000 CHF

Max Dudler GmbH

Architektur

vetschpartner Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

FREIRAUM Baumanagement

Projektsteuerung

Bänziger Partner AG, Chur

Bauingenieurwesen

Vadea AG

TGA-Fachplanung

IBG B. Graf AG Engineering

TGA-Fachplanung

Kopitsis Bauphysik AG

Akustikplanung, Bauphysik

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Projektvorschlag organisiert das umfangreiche Raumprogramm in mehreren Einheiten – dem Union-Gebäude und seinem Flügelbau, zwei den gesamten Perimeter ausnützenden Untergeschossen und einem neuen, pavillonartigen Gebäudeteil am Marktplatz. Das vorgeschlagene Ensemble fügt sich gut in den Massstab des städtebaulichen Kontextes ein. In Anlehnung an das Mineral Pyrit, dessen Kristalle die Form von ineinandergreifenden Würfeln aufweisen, wird das Thema der Verschränkung aufgenommen und weitergeführt. Haupt- und Flügelbau des Union-Gebäudes werden zu einer gekonnt gestalteten, stimmig wirkenden Dreiergruppe ergänzt, die sich von dem sechsgeschossigen Hauptbaukörper am Oberen Graben über den, nach einer geplanten Aufstockung zukünftig fünfgeschossigen Flügelbau bis zu dem viergeschossigen Neubau in der Höhe staffelt. Mit einer Ausdrehung, die auf die nördlich anschliessende Engelgasse reagiert, und einer den Bestand zeitgemäss übersetzenden Architektur gelingt dem neuen Baukörper ein sowohl zurückhaltender als auch selbstbewusster Auftritt am Marktplatz.


Der Öffentlichkeitscharakter der Bibliothek wird durch den Eingang vom Platz und die umlaufende Arkade städtebaulich angemessen betont. Die drei ineinander verschränkten Körper umschliessen einen öffentlich zu-gänglichen "Hof der Literatur“, der angenehme Proportionen und einen beinahe intimen Charakter aufweist. Mit dem Projektvorschlag Pyrit bleibt – eine beachtliche Leistung – das denkmalgeschützte Union-Gebäude am
Marktplatz präsent.

Der Hauptbau "Union" wird mit seiner Treppe bewahrt, allerdings mit einem weiteren Untergeschoss unterkellert. Der Flügelbau dagegen wird – im Zusammenhang des Projekts verständlich – entkernt und aufgestockt. Bei der Fassadengestaltung der beiden zusätzlichen Geschosse wäre aus Gründen der Ablesbarkeit der Epochenfolge eine zurückhaltende Differenzierung angebracht.

Die Anordnung einer horizontalen Verteilerebene in einem "Tiefparterre" – so wird es im Erläuterungstext bezeichnet – erscheint prinzipiell naheliegend und sinnvoll. Der zentral angeordnete "gedeckte Marktplatz“ erfüllt diese Aufgabe allerdings nur bedingt. Die Wegverbindungen wirken insgesamt kompliziert und wenig übersichtlich. Dazu trägt bei, dass der Haupteingang nicht auf der Ebene des "Tiefparterres", sondern – stadträumlich nachvollziehbar – ein Geschoss darüber auf Erdgeschossniveau angeordnet ist. Der "gedeckte Marktplatz" wird von dort über eine repräsentative, runde Treppenanlage, die auf die bestehende Treppe im Union-Gebäude anspielt, erreicht. Die Treppe zur Erwachsenenbibliothek ist auf allen Geschossen schlecht auffindbar. Die Anlieferung funktioniert nur bedingt. Während der "gedeckte Marktplatz" über eine Laterne von oben attraktiv mit Tageslicht versorgt wird, sind die ihn einfassenden Veranstaltungs-, Ausstellungs- und Medienräume zwingend auf Kunstlicht angewiesen.

Die Übergänge zwischen den verschiedenen Gebäudeteilen sind innenräumlich attraktiv gestaltet. Die Erwachsenenbibliothek findet ihren Platz in den drei Obergeschossen des Neubaus, sie ist um eine von oben belichtete Halle herum organisiert. Zwischen Kinder- und Erwachsenenbibliothek müsste es, um Belästigungen durch Geräuschemissionen zu vermeiden, eine klarere Abtrennung geben. Die Anordnung der Verwaltung in der südlichen Hälfte des Union-Gebäudes ist plausibel, bedeutet allerdings für die Mitarbeitenden auf jedem Geschoss lange Wege. Im Bereich der Erwachsenenbibliothek fehlen separate Räume für die Verwaltung und abgetrennte Arbeits- und Lernplätze für die Besucher. Die Organisation des Raumes der Literatur samt Foyer und Nebenflächen im Attikageschoss des Uniongebäudes verspricht eine besondere Atmosphäre, die dieser wichtigen Funktionseinheit angemessen ist. Die beiden aus der Höhenstaffelung des Projektes resultierenden Dachterrassen stellen eine wertvolle Bereicherung des innenräumlichen Flächenangebots dar.

Das Projekt lässt bei Ausarbeitung und Darstellung grosse Sorgfalt erkennen. Es entspricht zeitgemässen denkmalpflegerischen Ansprüchen. Die erarbeiteten Konzepte betreffend Tragwerk, Gebäudetechnik, Brandschutz und Nachhaltigkeit werden im Wesentlichen als eine solide Grundlage erachtet. Nur zum Teil eingelöst werden die Zielsetzungen des barrierefreien Bauens. Das Projekt bleibt unter den Flächenvorgaben des Raumprogrammes. Die zu erwartenden Anlagekosten liegen unter dem Mittel der eingereichten Projektvorschläge.
4. Rang 5 / 5