modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 07/2021

Umbau und Sanierung Gebäudekomplex „An der Burg“ in Mühlhausen

Lageplan M. 1:500

Lageplan M. 1:500

Anerkennung

SCHWAN WEBER ARCHITEKTUR

Architektur

planbar.architektur Krämer Faber Architekten

Architektur

club L94

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Lage des Bearbeitungsgebietes spielt im Kontext der innerstädtischen Freiräume eine besondere Rolle. Zum einen ist das Plangebiet Teil einer Grünverbindung von der Altstadt nach Norden an den grünen Korridor der Unstrut, zum anderen fungiert der Freiraum als Erweiterung des grünen Rings um die historische Altstadt. Heute beeinträchtigt die Aufenthaltsqualität des Ortes eine Vielzahl von befestigten Flächen, Verkehr und eine heterogenes Ausstattungs- und Erscheinungsbild und wenig Nutzungsmöglichkeiten. Das Wohngebiet Feldstraße ist eines der größten Wohngebiete der Stadt. Es hat eine hohe Wohndichte. Auch die Margareten-Grundschule mit Schulgelände grenzt im Westen an das Bearbeitungsgebiet. Die Gebäude der Städtischen Wohnungsgesellschaft im Osten beinhalten Seniorenwohnen. Die Flächen vor dem Haus stellen das unmittelbare Wohnumfeld für die Bewohner dar. Den Südlichen Abschluss bildet die „Burggalerie“. Obwohl sie außerhalb der Stadtmauer liegt, gehört sie zum zentralen Versorgungsbereich Einkaufsinnenstadt.

Konzept
Das landschaftsarchitektonische Konzept basiert auf zwei grundsätzlichen Ansätzen. Zum einen soll die Nord-Süd Grünverbindung von der Altstadt in Richtung Unstrut mit einem breiten Fuß- und Radweg gestärkt werden, der sich im Bereich des Grünen Rings auch mit dem übergeordneten Ost- West Fahrradweg verbindet.
Zum anderen soll die bestehende Grünfläche als gestalter Quartierspark für die angrenzenden Nutzer neu hergerichtet. Die vorhandenen Bäume bleiben dabei zum Großteil erhalten und werden mit Neupflanzungen ergänzt um dein besseres Raumbild zu erzeugen. Auch die topographische Grundstruktur des Parks bleibt erhalten. In die Rasenböschung am Edeka werden Sitzstufen, die nach Süden ausgerichtet sind eingelegt. Sie sollen an der großen Spielwiese zum informellen Sitzen, Klettern und Beobachten einladen. Der Park erhält einen neuen Rundweg der die angrenzenden Wege anbindet und zum Spazierengehen einlädt. Entlang des Rundweg werden Sitzbänke aufgestellt. Kleine Spielplätze ergänzen das Angebot des Parks. Insgesamt soll der Freiraum jedoch eher nutzungsoffen gestaltet werden um möglichst vielen Menschen in den heißen Sommermonaten zur Verfügung zu stehen. Außerdem sind im Grünen Ring um die Altstadt schon diverse Spiel- und Sportangebote verortet.

Kleiner Quartierplatz
Die heutige Platzfläche am Kopfgebäude des Wohnungsbaus zwischen Edeka und Grundschule soll in Zukunft eine größere Rolle als Treffpunkt der Bewohner dienen und das Entree in das Gebiet ausbilden. Die vorhandene Brunnenanlage wird entfernt und durch ein Wasserspiel auf der Platzfläche ersetzt. Ein bodenbündiges Feld aus Wasserfontänen kann an heißen Tagen für Familien und Kinder ein begehrter Spielort und Treffpunkt werden. Das Treiben kann von der kleinen Außengastronomie des Bewohnertreffs im Süden oder von der langen Sonnenbank am Rand des Platzes beobachtet werden. Wenn der Platz für größere Nutzungen wie z. B. ein Trödelmarkt oder Kulturveranstaltungen wie Konzerte oder Ausstellungen genutzt wird, kann das Wasserspiel ausgestellt und die ganze Fläche belegt werden.
Westlich des umgestalteten Wohnriegels werden die Stellplätze reduziert und ein kleiner gestalteter Spiel – und Aufenthaltsbereich soll das nachbarschaftliche Miteinander stärken und zum Treffen und Verweilen einladen. Um die EG Zone des Gebäudes legt sich ein Distanzstreifen aus Pflanzflächen, die bei Bedarf auch von den Mietern mit genutzt werden können.

Seniorengärten am Park
Die Gebäude der Städtischen Wohnungsgesellschaft im Osten werden von Senioren bewohnt. Die Flächen vor dem Haus stellen das unmittelbare Wohnumfeld für die Bewohner dar. Diese Bereiche sollen als Seniorengärten gestaltet werden und den Übergang in den Quartierspark formulieren. Die Gärten verstehen sich als Treffpunkte und Aufenthaltsbereiche für Senioren und Angestellte aber auch für ihre Besucher. Sie sind barrierefrei ausgebaut und bieten ein Spektrum von mit Rollstuhl anfahrbaren Hochbeeten, Duft-, Kräuter-, und Schachgärten, Boule-Flächen und Tische und Bänke zum zusammen sitzen.

Platz an und ParkPalette und Fitness-Sky-Garden
Die neue ParkPalette ist ein wichtiger neuer städtebaulicher Baustein in der Gesamtkonzeption des Entwurfs. Die ParkPalette erzeugt eine klare Raumkante im Osten zum Park und sorgt in erster Linie dafür, dass die wohnungsbezogenen Stellplätze des Gebäudeumbaus als auch die vielen frei stehenden PKWs im Quartier an einem Ort gesammelt und sicher abgestellt werden können. Dadurch können an anderen Stellen Flächen entsiegelt werden und Platz für Menschen geschaffen werden. Die Nutzungen in der EG-Zone des Parkhauses werden mit einem Café ergänzt, dessen Besucher auf einer Parkterrasse in der Sonne sitzen können. Die Nähe zum Busbahnhof und der Burggalerie, die Lage am übergeordneten Radwegesystem und am Park versprechen eine hohe Besucherfrequenz.
Auf der ParkPalette soll ein einzigartiger Ort geschaffen werden, der in Mühlhausen so noch keine Vorbilder findet. In Kooperation und Verantwortung einer städtischen oder privaten Sporteinrichtung entsteht hier der Fitness-Sky-Garden. In einem inspirierenden Outdoor Umfeld mit Blick auf die Altstadt und in den Park lädt der Bereich zum Workout ein und kann für junge Menschen auch überregional ein attraktiver Anziehungs- und Treffpunkt in der Innenstadt von Mühlhausen werden, der auch mit seiner Lage am Busbahnhof vom ÖPNV gut angebunden ist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf zielt sowohl hochbaulich als auch freiräumlich auf die „Gelenkstelle“ zwischen Altstadt und nördlich angrenzendem Stadtgebiet ab. Dabei wird die städtebauliche Anlage der Plattenbauten als geknickte Zeile akzeptiert und nur durch Freistellung der Kopfbauten und mittige Durchwegungen sequenziert. Deutlich wird das Grün als wichtige Komponente des Freiraums herausgestellt. In dieser Konsequenz wird das Parken für die Bewohner konzentriert in einem 5-geschossigen Parkhaus „An der Burg“ organisiert. Wenngleich die Dimensionierung Bezug zur Höhe der nachbarlichen Bebauung aufnehmen soll, wird die Mächtigkeit der Baumasse kritisch betrachtet. Die Einordnung der Café-Unterlagerung sowie der Fitness-Sky- Garden auf dem Dach des Park-hauses werden von der Jury kontrovers diskutiert. Die Konzentration des ruhenden Verkehrs wird als Gewinn für die Wohnqualitäten des Miet- und Seniorenwohnens gewertet, da nun unmittelbar vor den Gebäuden neue Freiraumqualitäten mit „Mietertreff“ und „Seniorengärten am Park“ angelegt werden können. Die Freiraumangebote folgen den Lagebeziehungen, den angrenzenden funktionalen Bezügen bzw. topographischen Situationen. Die Haupttangente wird allerdings bezüglich ihrer Wegebreite, der Vernetzung zu den Freiraumangeboten als auch im diagonalen Queren der Straße „An der Burg“ kritisch betrachtet. Insbesondere die Schnittstelle „An der Burg“ lässt eine einladende Gestaltungsgeste vermissen. Die architektonische Absicht, eine große Klarheit durch die annähernde Gleichbehandlung der jeweiligen Fassadenseiten bei allen drei Gebäuden zu erzielen, wird nicht unkritisch gewürdigt. Denn zum einen ist zwar eine subtile Varianz durch die sorgsam gewählten Gestaltungselemente der Fassaden mit Deckenbändern, Verschalungs- und Verschattungselementen und großzügigen Fensterflächen zu erwarten, zum anderen wird jedoch die südöstliche Gebäudeecke stark überhöht. Positiv wird das Wohnungsangebot insbesondere im Zusammenhang der strukturell-konstruktiven Berücksichtigung des Baubestandes gewertet. Leider sind die Loggien nicht hinsichtlich ihrer Größe qualifiziert worden. Die neuen Erschließungselemente zwischen den Kopfbauten versprechen eine große Effizienz, ihr Doppelnutzen als Freisitz wird jedoch hinsichtlich einer geschützten, privaten Wohnatmosphäre angezweifelt. Unklar bleibt das Rettungswegekonzept der einseitig nach Westen ausgerichteten Wohnungen. Hinsichtlich des Wohnraumangebotes, der strukturell-konstruktiven Eingriffe, sich wiederholender Bau- und Gestaltungselemente für Hochbau und Freiraum lässt sich die Arbeit als wirtschaftlich einschätzen und stellt einen wertvollen Beitrag zu der gestellten Wettbewerbsaufgabe dar.
Lageplan M. 1:250

Lageplan M. 1:250

Grundrissausschnitt

Grundrissausschnitt

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt

Axonometrie Wettbewerbsgebiet

Axonometrie Wettbewerbsgebiet