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Mehrfachbeauftragung | 04/2021

Areal Entwicklung „Neue Mitte Südstadt“ in Kassel

Platz an der Frankfurter Straße

Platz an der Frankfurter Straße

3. Preis

Preisgeld: 25.000 EUR

florian krieger architektur und städtebau gmbh

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

GDLA I GORNIK DENKEL landschaftsarchitektur partg mbb

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Das Gründerzeitviertel in der Kasseler Südstadt zeichnet sich durch seine Blockrandbebauung und große, z.T. begrünte Wohnhöfe aus. Diese städtebauliche Prägung wird aufgegriffen und in eine zeitgemäße Struktur mit Blockrandbebauung, die zwei Wohnhöfe umschließt, übersetzt. Diese tritt zur Frankfurter Straße hin mit einer weitgehend geschlossenen Randbebauung auf, die vor Lärmimmissionen, nicht zuletzt durch ihre Höhe, schützt. Sie knüpft dabei an die Bestandsbauten, deren Baufluchten und Höhen an. Nach Norden hin wird die Randbebauung durch Fugen zu einem eher lockeren Blockrand aufgegliedert. So werden Bezüge zum dort angrenzenden Wohnquartier mit Zeilenbauten aufgebaut.

Integration des Baumbestandes und Raumbildung
Der wertvolle, monumentale Baumbestand wird zum Anlass genommen, zwei in ihrer Funktion und Qualität sehr unterschiedliche Stadträume herauszuarbeiten: Zum einen ein Platz an der Ecke Frankfurter Straße / Heinrich-Heine-Straße, der niveaugleich mit den Gehwegen der Frankfurter Straße verschmilzt. Als Stadtplatz und öffentlicher Raum par excellence fungiert er auch als großzügiger und stark frequentierter Vorbereich für die dortigen Läden, Cafés und Restaurants.

Zum anderen wird im Bereich der großen Platanen weiter östlich an der Frankfurter Straße, auf dem bestehenden Plateau ein halböffentlicher Raum geschaffen, der als „Stadtterrasse“ dem Bürgertreff zugeordnet ist und diesem einen vorzüglichen halböffentlichen Freibereich im Schatten der Platanen anbietet. Dieser ist auch als „Podest“ der großen Treppenanlage zu verstehen, die in der Fuge zwischen den beiden neuen Stadtblöcken den erheblichen Niveausprung zwischen Frankfurter Straße und Rembrandtstraße im Norden überwindet. Diese mit Pflanztrögen und Sitzstufen gestaltete Treppenanlage definiert die Mitte des neuen Quartiers und schafft eine prominente Durchwegung. Sie liegt in der Achse der Akademiestraße und ist damit auch in dieser wichtigen Stadtflucht gut lesbar. Kassel, als Stadt der Treppen, die die belebte Topographie urbanisieren, wird an dieser Stelle weitergebaut. Ein von der Wohnungserschließung separierter Aufzug schafft eine direkte und gut auffindbare, behindertengerechte Verbindung im halböffentlichen Raum.

Urbanes Relief und Hochpunkt am Platz
Die ausdifferenzierte Höhenprofilierung der Gebäude trägt zur Charakteristik und Identität des neuen Quartiers bei: Gebäude, die mit ihrer Längsseite zur Frankfurter Straße orientiert sind, werden in ihrer Höhenentwicklung (Sockel +5 Wohngeschosse) eher moderat gehalten. Quer zur Straße stehende Gebäude bilden Hochpunkte heraus. Sie bauen über das gesamte Quartier eine Beziehung zueinander auf und erzeugen eine räumliche Spannung. Der Hochpunkt am Platz nimmt dabei mit seiner markanten Gebäudefigur und seiner Höhe eine Sonderstellung als Merkzeichen ein. Eingerückt von der Frankfurter Straße gewährt ihm der Quartiersplatz einen angemessenen Vorplatz.

Vertikale Gartenstadt, Fassadenbegrünung und Mikroklima
Die verschiedenen Freiflächen im Quartier sind auf unterschiedlichen Höhenniveaus angeordnet, die so ein dreidimensionales Netzwerk bilden – vom Quartiersplatz auf Straßenniveau bis zum Dachgarten des Hochpunktes. Dieses Netzwerk wird noch ergänzt durch die Begrünung der Fassaden, die insbesondere in den beiden Wohnhöfen und der Fuge zwischen den beiden Blocks eine wichtige Rolle spielt.

Alle Wohnungen an der vielbefahrenen Frankfurter Straße sind mit Lärmschutzgrundrissen unterschiedlicher Ausprägung – je nach Belastung und Situation – gestaltet, eine frontale Ausrichtung zur Straße wird vermieden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf setzt sich aus der Anordnung zweier offener Wohnhöfe, die jeweils mit 5 bis 7+ Staffelgeschoss geschossigen Baukörpern umgeben sind, zusammen. Dabei springt der nördliche Baukörper an der Frankfurter Straße etwas zurück, um die bestehenden Bäume zu erhalten. Der Quartiersplatz ist an der Ecke Frankfurter/Heinrich-Heine Straße vorgesehen. Durch diese städtebauliche Anordnung entsteht eine Abfolge von öffentlichen und halböffentlichen Räumen, die eine hohe Aufenthaltsqualität erwarten lässt. Zwischen den beiden Wohnhöfen ist ein begrünter Wohnplatz geplant, der eine Durchwegung und damit eine Verbindung zur benachbarten Wohnbebauung im Bestand ermöglicht. Der von der Frankfurter Straße zurück gesetzte trapezförmige Baukörper wird aufgrund seiner Positionierung und Geschossigkeit vom Preisgericht kritisch hinterfragt. In Verbindung zum angrenzenden Quartiersplatz wirkt der Baukörper unmaßstäblich. Ansonsten fügt sich der Entwurf hinsichtlich seiner Höhenabfolge und Gebäudeanordnung sehr schlüssig in die vorhandene Bebauung des Gebietes ein.
Die Erschließung der Gebäude erfolgt überwiegend als Vierspänner über innen liegende Treppenhäuser. Die Wohnungen sind gut organisiert und zoniert. Überarbeitungsbedarf besteht jedoch hinsichtlich der Anordnung des Laubengangs im diagonal angeordneten, den Quartiersplatz begrenzenden Gebäudes. Dieser ist zum ruhigen Wohnhof hin orientiert, was eine Ausrichtung der Aufenthaltsräume zur lärmbelasteten Seite zur Folge hat. In den Baukörpern an der Frankfurter Straße ist ebenfalls die straßenseitige Lage der Aufenthaltsräume zu überprüfen.
Im Erdgeschoss sind verschiedene Gewerbeflächen und der Bürgertreff vorgesehen. Diese werden vom Quartiersplatz und dem Freibereich, der durch das Zurückspringen der Bebauung an der Frankfurter Straße entsteht, erschlossen. Diese Anordnung bietet die Möglichkeit der Einbeziehung der öffentlichen Flächen in die Nutzung. Dennoch wird die Überprüfung der Verlagerung des Bürgertreffs an einen ruhigeren Ort empfohlen. Darüber hinaus werden die Arkaden vor dem Gewerbe am Quartiersplatz kritisch gesehen, da diese typologisch kein Motiv in der Frankfurter Straße darstellen.
Die Fassade ist straßenseitig als verklinkerte Lochfassade ausgebildet und wirkt dadurch sehr robust. Eine stärkere Differenzierung wäre wünschenswert. Im Erdgeschoss wird im Bereich des Gewerbes mit historisierenden Betonelementen gearbeitet. Diese Gestik wird vom Preisgericht kritisch hinterfragt.
Schwarzplan

Schwarzplan

Quartiersplatz

Quartiersplatz

EG Plan

EG Plan

Lageplan

Lageplan

Visualisierung

Visualisierung

Freiflächenschema

Freiflächenschema