Ortsentwicklung „Ehemaliger Gasthof Hirsch mit Umfeld“ in Haldenwang

Die Arbeit besticht durch die klare Setzung eines wohlproportionierten, kompakten Baukörpers. Die Einfachheit in der Grundform lässt auf dem beengten Grundstück ausreichend Freiraum für eine attraktive Platzgestaltung. Ein ruhiger und homogener Pflasterbelag über die Straßen hinweg besetzt sehr schlüssig den inneren Dorfkern von der „Naturecke“ bis zum neuen Dorfplatz. Die Bushaltestellen sind platzsparend in dieses System eingebunden, unnötige Versiegelungen werden zurückgebaut und begrünt. Kann der Bereich unterhalb des Kirchplateaus überzeugen, so sind die Vorschläge für das Kirchen- und Rathausumfeld zu stark bestandsorientiert und wenig zukunftsweisend. Durch die unnötige Einfügung von Treppenpodesten im Kirchensteig wird die gewünschte Stärkung der Verbindungsfunktion zwischen Dorf- und Rathausplatz konterkariert.

Die Gebäudeform überrascht zunächst durch die eigenwillige Ausbildung eines Mansarddachs. Dieses erweist sich jedoch bei genauerer Betrachtung als durchaus sehr gut geeignet für die Ausformulierung einer unverwechselbaren Ortsmitte. Die Frage, inwieweit die formale Ausgestaltung besonders ortstypisch ist, bleibt unbeantwortet. Das ungenutzte Kaltdach überzeugt nicht. Der als Markthalle bezeichnete Dorfladen präsentiert sich offen und einladend und wird richtigerweise zentral vom südlich angrenzenden Dorfplatz erschlossen. Auch der Zugang zu den darüber liegenden zwei Wohngeschossen im Osten liegt richtig und hat eine wohltuende Großzügigkeit. Der vorgelagerte zweigeschossige Luftraum unterstützt die attraktive Erschließung der Wohnungen. Ungeklärt und infolge der östlichen Mauerführung und des deplazierten Baumstandortes äußerst unpraktikabel bleibt die Anlieferung des Dorfladens, wohingegen die pragmatische Anordnung der oberirdischen Stellplätze durchaus überzeugen können. Ein Freisitz des Cafés zur Belebung der Ortsmitte wird vermisst. Auch kann der nördliche als Rasenfugenpflaster ausgebildete Platzbereich nicht überzeugen. Im Süden vor dem Gebäude wird mit Brunnen und Bank ein sehr angemessenes Aufenthaltsangebot unterbreitet.

Die Wohnungsgrundrisse und -aufteilung sind sehr gut organisiert. Besonders begrüßt wird die gut belichtete Flurzone mit zweiseitig schönem Außenbezug. Die angebotenen Loggien sind jedoch in ihrer Tiefe wesentlich zu gering dimensioniert. Die formalistische Anordnung der Fenster der Gebäudestirnseiten führt zu einer schlechteren Belichtungssituation der angrenzenden Wohnungen. Die Grundrisse im Dachgeschoß sind analog organisiert, auch hier überzeugt die Möglichkeit der Grundrissanpassung mittels Schalträumen. Die Ausbildung der Gauben wird kontrovers diskutiert.

Die notwendigen Wohnungsstellplätze werden allesamt in einer Tiefgarage organisiert, die jedoch durch die Aufnahme weiterer öffentlicher Stellplätze weit unter den südlichen Platz verortet werden muss und infolgedessen in wirtschaftlicher Hinsicht kritisch gesehen wird.
Äußerst positiv wird die Bauweise als Massivholzbau bewertet. Auch das im Allgäu durchaus bekannte Fassadenthema mit farbig lasierter Deckenleistenschalung kann überzeugen. Im Erdgeschoß unterstützt der variable, textile Sonnenschutz die schöne Platzatmosphäre.

Insgesamt stellt die Arbeit einen wertvollen Beitrag zur gestellten Aufgabe dar und entwickelt durch ihre Ausgewogenheit und der feinfühligen Kohärenz zwischen Gebäude und Außenraum eine unaufgeregte, aber dennoch sehr eigenständige Ortsmitte für Haldenwang.