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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2021

StÀdtebauliche Entwicklung Fliegerhorst Erding

Perspektive Klima Allee

Perspektive Klima Allee

3. Preis

Preisgeld: 39.000 EUR

Pesch Partner Architektur Stadtplanung GmbH

Stadtplanung / StÀdtebau

Burger Landschaftsarchitekten Susanne Burger und Peter KĂŒhn Partnerschaft

Landschaftsarchitektur

PlanersocietÀt - Dr.-Ing. Frehn, Steinberg & Partner, Stadt- und Verkehrsplaner

Verkehrsplanung

ErlÀuterungstext

StadtlandschaftsrÀumliche Vision

Der fĂŒr den Fliegerhorst Erding anstehende Transformationsprozess ist angehalten, die sich u.a. mit dem neuen Bahnhalt induzierte Entwicklungsdynamik im MĂŒnchner Norden mit den ortsspezifischen rĂ€umlichen QualitĂ€ten und MaßstĂ€ben in Balance zu setzen. Unser Konzept setzt dabei auf eine enge freirĂ€umliche und typologische Vernetzung der neuen Stadtquartiere mit ihren Nachbarschaften und stellt dabei folgende Strategiebausteine in den Fokus:

 Freiraumnetz als IdentitĂ€tsanker: Die freiwerdende FlĂ€chenpotenziale werden genutzt, um die freirĂ€umlichen QualitĂ€ten zu einem vernetzenden Landschaftspark mit starker StandortidentitĂ€t und klarer Orientierung weiterzudenken. Unsere These ist die Strategie, fĂŒr die verschiedenen Planunglayer der unterschiedlichen FreirĂ€ume einmal historische Spuren, Bestandsfunde, aktuelle Positionen und nicht zuletzt richtungweisende nachhaltige kĂŒnftige Entwicklungen zu ĂŒberlagern. In dieser Kombination ergeben sich fĂŒr den Ort prĂ€gende, unverwechselbare, eigenstĂ€ndig lesbare Freiraumabfolgen.

 Klimagerechte MobilitĂ€t: Das neue Stadtquartier steht fĂŒr eine rĂ€umlich und funktionale Angebotsoffensive fĂŒr klimagerechte MobilitĂ€t. Die ausschließlich aktiven MobilitĂ€tsangeboten vorbehalte „Klimaallee“ wird als zentraler Bewegungs- und Kommunikationsraum inszeniert und als attraktive neue Wegealternative mit den Bestandsquartiere vernetzt. Die in AnsĂ€tzen bestehenden Wegebeziehungen zwischen historischer Altstadt, Friedhof mit St. Paul und neuem Bahnhof werden dabei aufgegriffen und zu einer attraktiven Stadtteilverbindenden Fuß- und Radwegeroute weiterentwickelt.

 Bestand als Chance: Die stĂ€dtebaulich-freirĂ€umliche Figur greift ausdrĂŒcklich die historischen Spuren des Fliegerhorst-Areals auf. Auf Basis weitmöglichster Nutzung vorhandener Erschließungssysteme sowie des Erhalts korrespondierender Gehölzstrukturen ergeben sich – bei gleichzeitiger Aktivierung vorhandener Baustrukturen – prĂ€gnante und zugleich robuste stĂ€dtebauliche Strukturen. Dieses GrundgerĂŒst erlaubt es, Nutzungsschwerpunkte nachfrageorientiert zu setzen, wandelnde Entwicklungsgeschwindigkeiten zu moderieren oder sich im Prozess verĂ€ndernden AnsprĂŒchen gerecht zu werden. In der Balance aus Bestandserhalt und Neubau entstehen flexibel aktivierbare StadtrĂ€ume, die gleichermaßen Raum fĂŒr Etabliertes wie fĂŒr Experiment und TemporĂ€res bereitstellten.

MobilitÀtskonzept

Aktive MobilitĂ€t: MobilitĂ€tskonzept setzt konsequent auf eine attraktive und leistungsfĂ€hige Anbindung an das ĂŒbergeordnete Fuß- und Radwegenetz. Das RĂŒckgrat der Quartiersentwicklung bildet die zentrale, bewegt durchs Quartier gefĂŒhrte „Klimaallee“, die allein FußgĂ€ngern und Radfahrern sowie weiteren aktiven MobilitĂ€tsangeboten vorbehalten ist. Die Klimaallee bietet eine attraktiv dimensionierte Radverbindung und breite FußgĂ€ngerbereiche und setzt sich mit einer Breite mindestens 9,20 m in die Offenlandschaften fort. Im bebauten Bereich werden Breiten bis 30 m erreicht. Hier bieten zahlreiche BĂ€ume und Wildstaudenfluren – grĂŒne Inseln – AufenthaltsqualitĂ€ten. An geeigneten Positionen können sich FreischankflĂ€chen und Spielbereiche etablieren.
Fahrradverleih- und Car-Sharing-Stationen an gĂŒnstig gelegenen, ausgestattet mit E-Fahrzeugen, ergĂ€nzen das MobilitĂ€tsangebot und fördern den MobilitĂ€tsverbund. Zur StĂ€rkung der E-MobilitĂ€t werden an zentralen Parkierungsanlagen Ladestationen eingerichtet.

ÖPNV: Ausgehend vom neuen Bahnhof mit ZOB und P+R-Parkhaus wird das neue Quartier ĂŒber eine leistungsfĂ€hige Buslinie mit zentralen Haltepunkten angebunden. Nur der Busverkehr durchquert im Bereich der Quartiersmitte den zentralen Freiraum und bindet im Norden die Gewerbequartiere mit Stadion, Museumdepot und Messeplatz an. Eine gute Erreichbarkeit dieser Nutzungen sowie der Gewerbestandorte insgesamt wird dadurch sichergestellt.

MIV und ruhender Verkehr: Der Kfz-Verkehr wird ĂŒber drei Anbindungen an die neue Nordanbindung angeschlossen und ĂŒber ein Ringstraßensystem gebĂŒndelt. Im SĂŒden wird die bereits geplante Anbindung der GreisslbrĂ€ustraße als sĂŒdlicher Anschlussknoten genutzt. Im Norden wird der bestehende Knotenpunkt im Bereich StabsgebĂ€ude an die Alte Römerstraße fĂŒr den Ringschluss ertĂŒchtigt. Die Erreichbarkeit aller Wohneinheiten – auch bereits in frĂŒhen Entwicklungsphasen – kann so sichergestellt werden.

Der ruhende Verkehr wird in zwei Quartiersgaragen gebĂŒndelt, die zugleich leistungsfĂ€hige MobilitĂ€tspunkte zur Vernetzung der VerkehrstrĂ€ger darstellen. Zentrale EG-FlĂ€chen sowie die DachflĂ€chen stehen gemeinschaftlichen Nutzungsangeboten offen. Eine bauabschnittsweise Gliederung der Garagen ist möglich. Weitere Parkierungsangebote werden in den Quartieren am Park, die nach SĂŒden ansteigende Topografie nutzend, als halboffene Tiefgaragengeschosse angeboten. Oberirdische Parkierungsangebote im Straßenraum bleiben Carsharing-Angeboten und mobilitĂ€tseingeschrĂ€nkten Personen vorbehalten.
Innerhalb der gewerblich genutzten Quartiere wird perspektivisch eine weitere leistungsfĂ€hige Quartiersgaragen vorgesehenen. Sie dient hier zudem als Mikro-Hub fĂŒr die Stadtteillogistik. SĂ€mtliche Paketzustellung werden hier gebĂŒndelt und auf LastenfahrrĂ€dern bzw. e-Kleinstfahrzeugen im Quartier weiterverteilt.

Freiraumkonzept

Abgehend von diesem starken RĂŒckgrat die Klimaallee organisieren sich die durchgrĂŒnten Wohnstraßen. Die weitestgehende Reduktion von MIV Nutzung ermöglicht die großzĂŒgige Etablierung aneigen- und nutzbarer StadtrĂ€ume als shared space. Entsprechend finden sich informelle Nischen, Möglichkeiten zur Kommunikation und Aneignung, die sich im Laufe der Zeit entwickeln und verĂ€ndern können. Die Erreichbarkeit der Wohnungen einschließlich Rettungswege sowie Ver- und Entsorgung ist in allen Wohngassen gewĂ€hrleistet. Die AtmosphĂ€re dieser RĂ€ume ist grĂŒn und belebt – urban.

Die Wohnhöfe und gemeinschaftlichen FreirĂ€ume sind demgegenĂŒber eher ruhig und kontemplativ verstanden. Privatheit schaffen kleine GĂ€rten und gemeinschaftliche GrĂŒne Treffpunkte. Diese Bereiche sind weitestgehend unbefestigt, es wird grĂ¶ĂŸten Wert auf die Verwendung einheimischer standortgerechter Vegetationen gelegt, wobei das Primat die Entwicklung von nachhaltigen baumĂŒberstandenen Wildblumenwiesen/ Wildstaudenfluren vor hochgepflegten RasenflĂ€chen ist. Platzartige Weitungen sind an logischen Stellen im Quartier verteilt, dort werden Treffpunkte und Spielmöglichkeiten angeboten.

Insgesamt entsteht auf den zur VerfĂŒgung stehenden sehr großzĂŒgigen FreiraumflĂ€chen ein diverses Bild unterschiedlichster FreiraumqualitĂ€ten und Nutzungen. Intensiv genutzte Zonen wechseln sich ab mit eher ruhigen kontemplativen Situationen. Sensible und zurĂŒckhaltende Eingriffe auf einer lĂ€ngeren oder sogar langen Zeitachse erscheinen uns als zielfĂŒhrende Strategie zur Erreichung der Ziele – nicht zuletzt vor dem Hintergrund von Finanzierbarkeiten.

Neuer Landschaftspark – das „GrĂŒne Band“
Der von West nach Ost die neuen Quartiere begleitende GrĂŒnzug basiert in seiner Grundstruktur auf historischen Feldfluren, Überformungen der militĂ€rischen Nutzungen und neuen rĂ€umlichen Kommunikationen. Diese verschiedenen Ordnungsprinzipien ĂŒberlagert, ergeben ein geometrisches Gesamtbild vieler differenzierter TeilrĂ€ume und Wegeverbindungen sowie GehölzbestĂ€nden.

Im ersten Schritt werden durch Elemente wie neue Wegeverbindungen, Baumreihen, Alleen, GehölzbestĂ€nden, diversen Lebensraumentwicklungen, kleineren grĂŒnen Stopps zum Aufenthalt, die Strukturvielfalt der Landschaft deutlich erhöht. Schollenartig wird der Freiraum besetzt und ermöglicht diverse Nutzungen, die im Laufe der fortschreitenden Siedlungsentwicklungen Ă€ndern.

Vor dem Hintergrund der riesigen FlĂ€chendimensionen mit primĂ€r landwirtschaftlichen Nutzungen, wie Weide und Grasland, aber auch Feldwirtschaft im Biolandbau startend, werden je nach Bedarf und finanziellen Budgets mehr und mehr Schollen einer NutzungsĂ€nderung als fĂŒr FreizeitaktivitĂ€ten nutzbarer öffentlicher Freiraum zugefĂŒhrt. Das System ist hoch flexibel und kann je nach Bedarf auch wieder in eine Produktionslandschaft umgewandelt werden (Stichworte Essbare Landschaft).

Die in der Regel unversiegelten Wegesysteme verlinken einerseits in die umgebende Landschaft, verknĂŒpfen aber zugleich auch die neuen Gewerbecluster mit den Wohnquartieren.
Der Landschaftspark erfÀhrt zu den RÀnder der neuen Quartiere und den GewerbeflÀchen eine deutliche Rahmung mittels eines Gehölzsaums. Gleichwohl bilden Fugen in den Baumhainen und WÀldchen immer wieder Aus- und Einblicke.

Im westlichen Bereich werden an topographisch geeigneten Stellen WasserflĂ€chen zur Freizeitnutzung, vor allem aber fĂŒr die Retention der in den Wohn- und Gewerbegebieten anfallenden NiederschlagswĂ€sser angelegt (soweit die dort nicht direkt örtlich möglich ist).

Das Gestehungsprinzip folgt dem der Kiesgrube. Der entstehende Kiesaushub bildet dabei ein dezentrales Reservoir fĂŒr die Baustoffversorgung. Kann Baustoff weitmöglichst vor Ort gewonnen werden, ist mit höchsten Bewertungen im Hinblick auf die Ökobilanz zu rechnen.

Richtung Norden weisend wird die Landschaftsfuge östlich Langengeisling, auf Basis der oben formulierten Grundprinzipien einen etwas anderen Charakter erhalten: Dort bleiben die großen vorhandenen BelagsflĂ€chen, in den ersten Entwicklungsphasen teilweise auch die Hallenstrukturen, erhalten. FĂŒr auf barrierefreie befestigte FlĂ€chen angewiesene Nutzungen (u.a. VerkehrsĂŒbungsplatz) und individuelle Sportarten (Skating, Blading, Kiting etc.) mĂŒssen so nicht erneut FlĂ€chen versiegelt bzw. budgetlastig hergestellt werden.

Kunst und Kultur sowie Vereinswesen sind angedachte Funktionen der Nachnutzungen der bestehenden Hangar- und Bunkerstrukturen. Die vorgefundenen FreiflÀchenelemente wie BelagsflÀchen, Wiesenfluren und kleinere Baumhaine werden im Hinblick auf die Strukturvielfalt angereichert. Sie bleiben dem Grunde nach in ihrer QualitÀt und Erscheinung jedoch bestehen, da sie bereits heute einen Wert an sich haben, der auch mit der angedachten Nutzung sehr gut korrespondiert. Die langfristige TragfÀhigkeit ist gegeben.

Nutzungskonzept

In Verbindung mit einem stabilen FreiraumgerĂŒst und einer flexiblen Entwicklung der Baufelder eröffnet das stĂ€dtebauliche Konzept eine Bandbreite unterschiedlicher Wohntypologien (Geschosswohnungsbau, PunkthĂ€user, StadthĂ€user, TerrassenhĂ€user) und berĂŒcksichtig dabei auch individueller Wohnangebote (StarterhĂ€user, Reihen- und DoppelhĂ€user). Die konsequente Parzellierung der einzelnen Baufelder ermöglicht es, Wohnangebote in vielfĂ€ltiger Weise anzubieten – zur Miete oder Kauf, vorĂŒbergehend oder als neue Heimat, als BautrĂ€germaßnahmen in Genossenschaftsmodellen oder in Baugruppen. Dabei wird die konsequente Durchmischung von Nachbarschaften auf Baufeldebene als wichtiger Teil der Aufwertungsstrategie verstanden.

Nahversorgung, Gastronomie und einzelne LadengeschĂ€fte orientieren sich in der Quartiersmitte rund um das zentrale BĂŒrgerhaus. ZusĂ€tzlich werden entlang der Klimaallee in einzelnen aktiven Erdgeschosszonen kleinteilige Raumangebote fĂŒr öffentliche, geschĂ€ftliche und nachbarschaftliche Nutzungen vorgehalten, um eine Mischung von Arbeiten und Wohnen zu ermöglichen.


Stufenkonzept

Der Transformationsprozess ist als lernender Prozess zu verstehen, der RĂŒckkopplung und stetige Anpassung einfordert. Die konsequent am Bestand orientierte stĂ€dtebauliche Struktur ermöglicht eine stufenweise Entwicklung und schafft Raum fĂŒr Ideen und Experimente. So können temporĂ€re wie dauerhafte Raumangebote fĂŒr eine nachhaltige, aus dem Quartier getragenen Entwicklungsperspektive entstehen.
Auch wenn sich nicht fĂŒr alle GebĂ€ude eine wirtschaftliche Weiterverwendung wird nachweisen lassen, so gewĂ€hrleistet die Konzeption flexible Handlungsoptionen fĂŒr eine schrittweisen Umbau, ohne bereits heute final festlegen zu mĂŒssen, was erhalten und als Bestand entwickelt werden soll.
Die dargestellten Entwicklungsphasen stellen Szenarien dar, die den Möglichkeitsraum der Konversion ausloten und das große stĂ€dtebauliche Potential erkunden sollen. Vor allem in den ersten Phasen dieses Prozesses werden zeitgleich unterschiedliche ZustĂ€nde und TeilmĂ€rkte nebeneinander existieren:

Werk.Stadt.Quartier: Zentral am neuen Bahnhof gelegen bieten die ehemaligen VerwaltungsgebĂ€ude und KFZ-Hallen mit ihren versiegelten FreiflĂ€chen temporĂ€r Raum fĂŒr Experimente, GrĂŒnderinitiativen und Kultur: Kreativhallen und Ateliers fĂŒr kulturelle Initiativen, Zwischennutzungen aus dem Bereich Handwerk und urbaner Produktion, Start-Ups und in umgenutzten Altbauten. Die HofflĂ€che kann gleichermaßen als EventflĂ€che wie fĂŒr temporĂ€re Fliegende Bauten und Container-Start-Ups genutzt werden. FĂŒr das StabsgebĂ€ude (Nr.1) wird der Aufbau eines GrĂŒnderzentrums vorgeschlagen. Langfristig ist hier alternativ zur Perspektive einer WohnflĂ€chenentwicklung auch die Ansiedlung von Kreativwirtschaft und Hochschulnutzungen vorstellbar.

Bildungshaus Fliegerhorst: Als Standort fĂŒr die Grundschule wird das zentral an der autofreien Klimaallee positionierte markante GemeinschaftsunterkunftsgebĂ€ude (Nr. 121 A-c) vorgeschlagen. Als Bildungshaus bietet der Standort neben Schule und Hort Raum fĂŒr weitere, generationsĂŒbergreifende Angebote (u.a. Musikschule, Erwachsenenbildung, Kultur, Nachbarschaftswerkstatt) und wird so wichtiger Nukleus einer starken Quartiersnachbarschaft. Ein Anbau zum Schulhof mit seinen prĂ€genden BestandsbĂ€umen ergĂ€nzt das Raumangebot der Grundschule. Der modulare Aufbau des stĂ€dtebaulichen GerĂŒsts erlaub es, unter Beibehaltung der freirĂ€umlichen PrĂ€gung die Bildungsnutzungen am Standort alternativ im Neubau zu realisieren.

Wohnen in der Quartiersmitte: Die UnterkunftsgebĂ€ude (Nr. 130-135) bieten Raum fĂŒr ein vielfĂ€ltiges Wohnangebot in der neuen Quartiersmitte. Die sechs ZeilengebĂ€ude werden in zwei individuellen Hofgemeinschaften gegliedert und mit maßstĂ€blichen Neubauten gerahmt. Es wird eine differenzierte Ausbau- und Modernisierungsstrategie vorgeschlagen: die nördlichen Zeilen erhalten ihre besondere Charakteristik durch einen prĂ€gnanten Ausbau der Dachgeschosse. FĂŒr die Zeilen im SĂŒden wird ein einfacher Sanierungsstandard vorgeschlagen, um das Angebot fĂŒr bezahlbaren Wohnraum zu diversifizieren. Als Anbauten arrondieren sog. „GrĂŒnen Zimmer“ die Wohnhöfe und schaffen zusĂ€tzliche Raumangebote fĂŒr Wohnen und Gemeinschaft.

Landschaftspark FliegerhorstgelĂ€nde: Im Gegensatz dazu, wird das sehr große GelĂ€nde um die Start- und Landebahn entsprechend der naturschutzfachlichen Anforderungen in seinem Charakter bestehen bleiben, eine ErgĂ€nzung weiterer Elemente ist hier auszuschließen. Die weitere Entwicklung der wunderbaren WiesenflĂ€chen ist als natĂŒrlicher Prozess zu sehen. Es ist zu hinterfragen, ob Eingriffe zum Erhalt des Wiesencharakters, der an diesem Standort nicht einer natĂŒrlichen Vegetation entspricht (es wĂ€re in der Endentwicklung (ohne Eingriffe) ein Wald zu erwarten), angezeigt sind. Wir empfehlen eine differenzierte Betrachtung in TeilrĂ€umen.

Gewerbequartiere und Baumschulen: Die GewerbeflĂ€chen werden weitmöglichst durchgrĂŒnt und versieglungsarm hergestellt. Die anfallenden Niederschl
agswĂ€sser werden ĂŒber offene sichtbare WasserlĂ€ufe und GrĂ€ben in die RetentionsflĂ€chen bzw. VerdunstungsflĂ€chen gefĂŒhrt. Dies stellt bei der dort erwartbaren Nutzung kein Sicherheitsrisiko dar, erhöht jedoch den ökologischen Benefit bei deutlich geringeren Herstellkosten extrem.
Um die dringend nötige hohe Anzahl heimischer autochthoner Großgehölze fĂŒr das gesamte Entwicklungsgebiet zu erlangen (wie dies einschlĂ€gige aktuellen Verordnungen nahelegen) schlagen wir vor, bereits in einem ersten Entwicklungsschritt auf den, fĂŒr die kĂŒnftigen gewerblichen Nutzungen vorgesehen FlĂ€chen, Baumschulen anzulegen.
Sukzessive können die BĂ€ume dann z.B. in den Landschaftspark verpflanzt werden - immer dann, wenn die FlĂ€che fĂŒr bauliche Entwicklungen freigemacht werden muss. An den weiterhin nicht belegten FlĂ€chen können die GroßbĂ€ume weiterwachsen.
Notwendigerweise bedingt ein derartiges Vorgehen eine eher rational gerichtete Baumstellung. Im westlichen Gewerbecluster sollen der Freiraum eher einer Waldsiedlung gleichen, unabdingbar nötige ErschließungsflĂ€chen sind baumĂŒberstanden, MIV Verkehre entfallen weitmöglichst.
Dieser Konzeptbaustein stellt einen wesentlichen Aspekt der Nachhaltigkeit und ZukunftsfÀhigkeit bei gleichzeitig hoher FlexibilitÀt dar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit geht fĂŒr die schrittweise Entwicklung des Gebietes von den vorgefundenen baulichen und freirĂ€umlichen Strukturen aus. Indem diese – wo möglich und sinnvoll – genutzt und in Wert gesetzt werden, kann ein neuer Stadtteil entstehen, der von der wechselvollen Geschichte des Areals erzĂ€hlt und dadurch seine unverwechselbare besondere IdentitĂ€t erhĂ€lt. Der Erhalt, die Umnutzung und die Integration bestehender Bauten (insbesondere des Kasinobereichs sowie der MannschaftsunterkĂŒnfte) fĂŒhrt zu zwei attraktiven Gemeinschaftsbereichen. Der Schulhof und der Generationenhof sind ein interessantes Angebot an rĂ€umlichen Mittelpunkten. Die weitere Anordnung einer Quartiersmitte auf beiden Seiten der grĂŒnen Fuge bedeutet jedoch eine weitere Aufteilung von Mittelpunkt bildenden AktivitĂ€ten, die nicht ĂŒberzeugt. Überzeugend ist die rĂ€umliche Anbindung und Integration des Williamsville-Quartiers; die Lokalisierung eines Nahversorgers erscheint plausibel. Gleichzeitig liegt dieser Ort in einer grĂŒnen Fuge und attraktiven Nord-SĂŒd-Freiraumverbindung, die das Museum als attraktiven Fluchtpunkt hat. Die (Um)NutzungsvorschlĂ€ge fĂŒr bestehende Bauten und deren bauliche Arrondierung zeugen von einer bewussten Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Bedeutungen dieser Bauten. Die bauliche Einbindung der kleinen Kapelle ist jedoch nicht angemessen. Die zentrale, dem Fuß- und Radverkehr vorbehaltene Achse, die vom Bahnhof bis zum östlichen Ende des Quartiers und darĂŒber hinaus bis zum östlichen Gewerbegebiet reicht, bildet ein starkes rĂ€umliches RĂŒckgrat, dessen Benennung als "Klimaallee" jedoch nicht nachvollzogen werden kann. Der Vorschlag einer Ringstraße fĂŒr den MIV ist interessant, gleichwohl funktioniert deren sĂŒdlicher Anschluss Richtung Bahnhof nicht. Hier ist die Auseinandersetzung mit der VerkehrsfĂŒhrung im vorhandenen Bebauungsplan zielfĂŒhrender. Die Strukturierung des GrĂŒnen Rings durch sinnvolle Wege, die das neue Wohnquartier und das sich entwickelnde Gewerbegebiet verbinden, macht beide zu sich ergĂ€nzenden Teilen des neuen Stadtteiles. Die VorschlĂ€ge fĂŒr RetentionsflĂ€chen bei Starkregen erscheinen von der Lage her sinnvoll, bedĂŒrfen aber einer weiteren fundierenden BegrĂŒndung durch ein Regenwassermanagement. Die LandschaftsbrĂŒcke ĂŒber die Nordanbindung ist interessant aber in ihrer Dimension zu ĂŒberprĂŒfen. Die damit verbundene niveaufreie Querung der Nordanbindung ist jedenfalls ein attraktives Angebot. Auch die VorschlĂ€ge fĂŒr die Gestaltung des nördlichen Randes des Gewerbegebietes zeigen die Möglichkeit eines attraktiven Übergangs in den anschließenden Landschaftsraum auf. Die Gewerbegebiete verdeutlichen die Absicht, hier attraktive Arbeitsplatzstandorte zu entwickeln. Leider wurde die Stellplatzfrage nicht nachvollziehbar gelöst. Die stĂ€dtebauliche Konfiguration der aufgelockerten BlockrĂ€nder bietet ein hohes Potential zur natĂŒrlichen Belichtung und BelĂŒftung der GebĂ€ude. Positiv im Zusammenhang der grauen Energie ist die Bewahrung des Bestandes zu bewerten. Das Ziel der CO2 neutralen Versorgung des Quartiers wird nicht thematisiert, in diesem Kontext fĂ€llt die teilweise Kleinteiligkeit der DachflĂ€chen auf, die eine effektive solaraktiv Nutzung in Frage gestellt. Minimale HöhenversprĂŒnge in den DachflĂ€chen bieten v.a. von Ost und West ein Verschattungspotential der benachbarten DachflĂ€chen. Entlang der Nordanbindung ist beidseitig eine geschlossene Bebauung mit Wohnnutzung vorgesehen. Eine Grundrissorientierung ist hier obligatorisch. Westlich der Nordanbindung ist die lĂ€rmabgewandte Seite nach Nordwesten ausgerichtet. Der Landschaftspark ist durch eine „LandschaftsbrĂŒcke" geschĂŒtzt. Insgesamt macht die Arbeit sehr plausible VorschlĂ€ge, wie man mit dem Vorgefundenen suchend und sorgfĂ€ltig zu einem robusten GerĂŒst des öffentlichen Raumes und damit verbunden zu sinnvoll zugeschnittenen Baufeldern kommt.
Rahmenplan

Rahmenplan

Entwicklungsphasen

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Lageplan

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Vogelperspektive

Vogelperspektive