Nichtoffener Wettbewerb | 07/2021
Städtebauliche Entwicklung Fliegerhorst Erding
©Albert Wimmer ZT-GmbH
Fußgängerperspektive
ein 5. Preis
Preisgeld: 18.000 EUR
Stadtplanung / Städtebau
-
Verfasser:
-
Mitarbeitende:
Ivan Zdenkovic, Michael Frischauf, Annika J. Michel, Natascha Nepp
SETUP Landschaftsarchitektur PartG mbB
Landschaftsarchitektur
Transsolar Energietechnik GmbH
TGA-Fachplanung
Modellwerkstatt GERHARD STOCKER
Modellbau
Beurteilung durch das Preisgericht
Die städtebauliche Grundidee des Vertiefungsbereichs besteht aus einem vom Neuen Bahnhof im Westen zu einem Sport- und Freizeitpark im Osten führenden angerartigen Raum, der sog. "Quartierspromenade", die sich in der Mitte des neuen Quartiers mit einer Nord-Süd gerichteten Landschaftsfuge kreuzt. Die einprägsame Grundanlage wird jedoch durch weitere, übergeordnete West- Ost-Verbindungen sowie zusätzliche Quartiersplätze geschwächt, und es entsteht ein Überangebot an öffentlichen Räumen. Eine klare Hierarchie geht verloren. Die vorgeschlagene Bebauungsstruktur mit bis zu fünfgeschossigen Blockrand- und Punktbebauungen löst sich zum Grünen Ring in sehr weitläufig angeordnete Einfamilienhausbebauungen auf. Dieses extreme Auflösen der Dichte und der damit verbundene Flächenverbrauch können nicht befürwortet werden. Die Vielzahl der angebotenen Kleinststrukturen wie Tiny-Häuser ist zudem nicht bedarfsgerecht. In dem neuen Stadtquartier sind als Folge nur untergeordnet urbane Qualitäten zu finden, wie gemäß Auslobung vorgesehen. Kleinteilige Gebäudestrukturen finden sich sogar im Gewerbeband wieder, die auch hier kritisiert werden. Im Bereich der Dichte fehlt dem Entwurf ein nachhaltiger Ansatz. Die direkte Anbindung an den Stadtteil Langengeisling widerspricht der städtebaulichen Freihaltung des ehem. Straßendorfs, wie es das frühere Wettbewerbsergebnis vorgibt. Die fuß- und fahrradläufige Anbindung der "Quartierspromenade" an das neue Bahnhofsquartier (Bebauungsplan Nr. 193 I) in höhengleicher Führung ist aufgrund des zu erwartenden Verkehrsaufkommens auf der Nordanbindung kritisch zu sehen. Die im Bebauungsplan festgesetzte, fußläufige Wegeverbindung von der Altstadt nach Norden wird ignoriert. Die im Entwurf vorgesehene direkte Anbindung des MIV vom ZOB an die Nordanbindung kann aufgrund des Höhensprungs nicht funktionieren. Die MIV-Anbindung des neuen, gemischten Quartiers ist grundsätzlich mit zwei untereinander nicht verbundenen Schleifen gut gelöst, bemängelt wird die zusätzliche Verkehrsbelastung der Rotkreuzstraße und die fehlende Anbindung des südwestlich gelegenen Bildungszentrums. Die Führung der ÖPNV-Schleife im Wohnquartier passt nur bedingt zur Idee der autofreien Grünfuge. Eine MIV-Anbindung der Gewerbeeinheiten im nördlichen Band fehlt zum Teil vollständig. Der Umgang mit den bestehenden Gebäuden kann positiv hervorgehoben werden. Es werden konkrete Nachnutzungsvorschläge für die einzelnen zu erhaltenden Gebäude gemacht, wie z.B. das Museum Erding in den Califonia-Flugzeugunterständen oder das Bildungszentrum im Offizierskasino, Unteroffizierskasino und Feldwebelwohnheim. Das genannte Motto „Landschaf(f)t Stadt“ findet sich in dem Entwurf auf verschiedenen Ebenen wieder. Eingerahmt durch den Grüngürtel im Norden und ein Vegetationsband entlang des Hanges im Süden wird der Vertiefungsbereich in Nord-Süd-Richtung intensiv durchgrünt. Als Pluspunkt ist daher hervorzuheben, dass voraussichtlich ein Großteil des vorhandenen, wertvollen Baumbestands erhalten werden könnte. Ein hohes Maß an Aufenthaltsqualität für Erholungs- und Freizeitaktivitäten ist deutlich ablesbar. Die Grünbrücke über die Nordanbindung hinweg wird als schöne Idee gesehen, lässt sich jedoch nicht mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand realisieren. Einer derartigen Lösung wäre im Bereich des Neuen Bahnhofs der Vorzug zu geben. Schlüssig in das Landschaftskonzept fügen sich die an vielen Stellen vorgesehenen Retentionsmulden sowie der Quartierssee ein, die zudem der Anpassung an den Klimawandel dienen. Besonders positiv hervorzuheben an der Arbeit sind die bereits recht tiefgehenden Überlegungen zu den Themen Energie und wassersensible Siedlungsentwicklung. Die Ideen beispielsweise im Bereich Grauwassernutzung und Photovoltaik sind überzeugend. Das dargestellte Energieversorgungskonzept bildet eine schlüssige Grundlage zur Einhaltung der Ziele hinsichtlich der CO2 Neutralität. Die Kleinteiligkeit der Bebauung an den Rändern des Gebietes minimiert die Effektivität solaraktiver Strom- oder Wärmeerzeugung, dies wird kritisch diskutiert. Im nördlichen Teil des Vertiefungsbereichs ist lockere Bebauung mit Einfamilienhäusern geplant. Diese ist den Immissionen aus der vielbefahrenen Nordanbindung ausgesetzt und bietet selbst nur eine geringe Abschirmwirkung. Daher wird eine weitergehende Schallschutzplanung erforderlich (die skizzierten Carports werden kaum als Abschirmung ausreichen). Westlich der Nordanbindung ist die lärmabgewandte Seite nach Nordwesten ausgerichtet. Der Landschaftspark ist durch die „Landschaftsbrücke“ geschützt. Insgesamt enthält die Arbeit einige sehr gute Ansätze speziell im Bereich Landschaft und Nachhaltigkeit, kann jedoch als neuer, gewichtiger Siedlungsbaustein im Erdinger Nordosten nicht vollständig überzeugen.
©Albert Wimmer ZT-GmbH
Vogelperspektive Fliegerhorst Erding
©Albert Wimmer ZT-GmbH
Lageplan Fliegerhorst Erding
Städtebaulicher und landschaftsplanerischer Entwurf
©Albert Wimmer ZT-GmbH
Präsentationsplan 01
©Albert Wimmer ZT-GmbH
Präsentationsplan 02
©Albert Wimmer ZT-GmbH
Präsentationsplan 03
©Albert Wimmer ZT-GmbH
Präsentationsplan 04