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Einladungswettbewerb | 07/2021

Neubau Kinderbetreuung Marianum in Bregenz (AT)

Gewinner

Preisgeld: 10.000 EUR

Bernardo Bader Architekten

Architektur

merz kley partner

Tragwerksplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt vermag aus mehreren Gründen zu überzeugen: zum einen verstehen die Verfasser das fein austarierte Ensemble aus Längsriegeln und polygonaler Kapelle aus der Hand von Architekt Werner Pfeifer, realisiert anfangs der 1960er Jahre, zu lesen, es mit einfachen Körpern zu ergänzen und weiterzubauen. So findet der südliche, dreiseitig umschlossene Freiraum des Bestandes in einem zweigeschossigen Riegelbaukörper ein schlüssiges Pendant
auf Distanz – der Raum wird zum Campushof, die gewählte städtebauliche Setzung erzeugt eine großzügig gefasste Mitte mit attraktiven Blickbezügen Richtung Krankenhaus und angrenzendem Wald. Ein kurzer, eingeschossiger Querriegel dazu reagiert auf den Erschließungs- und Küchentrakt, markiert eine geschützte Eingangssituation in die neue Kinderbetreuungseinheit und vermittelt darüber hinaus in Dimension und Höhe zum Bestand. Ebenso stimmig fügt sich die innere Organisation zu einem orchestrierten Verband. Die darin angelegte konsequente Rhythmik manifestiert sich an den beiden Gebäudelängsseiten in großen Öffnungen, ein paar raffinierte Kniffe erzeugen entsprechende Spannung in der Abwicklung von Offen und Geschlossen. Die südseitig auf beiden Ebenen vorgelagerte Loggia wirkt ähnlich dem Bregenzerwälder „Schopf“ als Übergangszone zum Spielgarten – im Erdgeschoss real, im Obergeschoss ideell – die durchgesteckt angeordneten Nasszellen inklusive Nebenräume bieten direkte Anbindung zu den Gruppenräumen, akzentuieren Gesamtfigur und Loggia und machen die Zugehörigkeiten der Freiräume zu den Funktionseinheiten ablesbar. Foyer, Hauptstiege, Bewegungs- und Speiseraum sowie der Verwaltungsbereich wurden idealerweise um den Eingangsbereich situiert. Zum Campushof hin belebend wirken sich die rund vier Meter breiten, multifunktional bespielbaren Raumschichten vor den Gruppenräumen aus. Hier stellt sich die Frage, ob sich in einer weiteren Bearbeitung der Hof- und Gartenseite ein differenziertes Spiel von Fensteröffnungen entwickeln lässt, das da und dort auf die Größenordnung der Kleinkinder reagieren möchte. Stringent zeigt sich der Entwurf auch in Typologie und Materialisierung. Diese nimmt Anklang am Bestand in Körnung und Form, setzt ähnlich diesem auf Massivbau mit horizontaler Ausrichtung im Fassadenbild; angedacht ist eine Ausführung in gestocktem Sichtbeton oder alternativ in hochwertig texturierter Putzoberfläche. Selbstredend sind
ökologische, energieeffiziente Standards und kontrollierte Komfortlüftung. Bei den Flachdächern wird seitens der Jury von einer extensiven Bepflanzung ausgegangen, zumal die beiden höheren Bestandsbauten den Blick auf die Dachflächen eröffnen. Insgesamt kann die auf den Bestand referenzierende Planung sowohl städtebaulich, räumlichgestalterisch sowie funktionell durch ihr stringentes und zugleich in flexiblen Raumschichten gedachtes Konzept punkten.
Der versierte Vorentwurf lässt auf eine ebenso sorgfältige Weiterbearbeitung in Abstimmung mit Bauherrschaft und Nutzerinnen schließen und birgt zudem das Versprechen eines langfristig nutzbaren Gebäudes. Darüber hinaus lässt das vorliegende Komplettieren der Pfeifer’schen Figur viele Optionen für eine Erweiterung im angrenzenden Gartenbereich zu einem späteren Zeitpunkt offen. Im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung der Freiräume und Dachflächen wird empfohlen eine/n Landschafts- und Freiraumplaner/in zu beauftragen. Diese Expertise trägt auch zur Feinjustierung der Niveauunterschiede vor Ort bei, die derzeit beim Vorentwurf nicht ablesbar sind. Vier der acht Beiträge setzen auf quadratische Solitärbauten, im Inneren basierend auf einem Windmühlenprinzip. Sie unterscheiden sich in ihren leicht divergierenden städtebaulichen Setzungen in Bezug auf den Bestand, in Ausdruck und Materialisierung der Fassaden und der Ausformulierung der inneren Konzeption. Grundsätzlich repräsentiert dieser Typus für die Jury eine gangbare Alternative, der vor allem durch dessen Kompaktheit besticht.