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Einladungswettbewerb | 07/2021

Klimaquartier Schweinfurt - Entwicklung ehemaliges Kessler Field

1. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

Baumschlager Eberle Architekten

Stadtplanung / Städtebau

SCHIRMER Architekten + Stadtplaner GmbH

Stadtplanung / Städtebau

Planstatt Senner

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die planerische Idee orientiert sich an den Zielen des Klimaschutzes (Klima- und CO2-Neutralität) und der Anpassung an den Klimawandel. Eine Minimierung von Flächenverbrauch und -versiegelung, eine autofreie Erschließung des Klimadorfes, die Freihaltung von Kaltluftleitbahnen zur Durchlüftung sowie die Entstehung eines Wohnumfeldes, dass auch in Zukunft vor dem Hintergrund klimatischer Veränderungen ein attraktives und angenehmes städtisches Wohnen ermöglicht, sind zentrale Ziele des Konzepts.

Städtebau
Auf dem Gelände der Kessler Fields entsteht ein zukunftsorientiertes Klimadorf mit eigener Identität, das sich durch eine hohe Nutzungsmischung und Urbanität auszeichnet (ca. 33.600 qm BGF, GFZ 2,56). Drei Hochpunkte (VII-geschossig) an zentraler Stelle zeigen exemplarisch auf, wie zukunftsweisender, klimagerechter Städtebau künftig flächenschonend mit der begrenzten Ressource Bauland umgeht. Die weitere Bebauung weist III bis V Geschosse auf. Da keine umgebende Bebauungsstruktur vorhanden ist, wird die Landschaft zur Referenz für die städtebauliche Grundkonzeption. So dienen die von Bebauung freigehaltenen Frischluftschneisen, sowie die Verbindung zum Gelände der Landesgartenschau und zur Schweinfurter Innenstadt als Fortführung des „Grünen Bandes“ als Ausgangslage für den Entwurf. Die versetzt in die Schneisen eingestellten Baukörper streuen die in den Wintermonaten entstehende Kaltluft und sorgen für eine Durchlüftung des Quartiers in den warmen Sommermonaten. Die städtebauliche Grundstruktur schlägt eine offene, verspielte Blockrandbebauung sowie die Ausbildung mehrerer Höfe vor, die wabenartig den zentralen Dorfplatz umschließen. Die Gebäudeausrichtung erfolgt zugunsten einer natürlichen Belichtung und Belüftung. Die Erschließung der Wohneinheiten erfolgt größtenteils als Hoferschließung, um Begegnung und Austausch innerhalb der Nachbarschaften zu fördern. Die öffentlich zugänglichen, gewerblichen Nutzungen sind zum Dorfplatz hin ausgerichtet und werden von dort erschlossen. Der multicodierte Dorfplatz versteht sich als „Herz im Park“ und bildet als identitätsstiftendes Element sowohl räumlich als auch sozial und funktional das Herz des Quartiers. Das Gebäude der DDC-Factory wird in das Konzept integriert, indem dem Bestandsbau ein zweigeschossiger Baukörper vorgestellt wird. Der Dorfplatz als Mittelpunkt und Zentrum des öffentlichen Lebens dient als Austauschplattform zwischen den einzelnen Hofgemeinschaften.
Die robuste und nutzungsoffene städtebauliche Grundstruktur ermöglicht eine Mischung verschiedener Wohnformen und -typologien. Es entsteht Raum für ein vielfältiges und sozial differenziertes Wohnraumangebot. Auch Baugenossenschaften und generationsübergreifende Hofgemeinschaften bereichern das Leben im Klimadorf. Die EG-Zone und Innenhöfe bieten Raum für Gemeinschaftsnutzungen. Ergänzt wird die Wohnnutzung durch gewerbliche Nutzungen. Diese differenzieren sich in kleinteiligen Einzelhandel (Tante-Emma-Laden für Besorgungen des täglichen Bedarfs), Cafés, Büroräume (Co-Working) und einer Bäckerei.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit dem Titel „Klimadorf“ stellt die Arbeit 1004 eine Verbindung zwischen Klimaschutz und Klimaanpassung im Quartier und der Bildung identitätsstiftender Nachbarschaften her. Die städtebauliche Struktur aus sechs eigenständigen Höfen, die sich um einen sogenannten zentralen „Dorfplatz“ gruppieren und in einen umlaufenden Landschaftspark eingebettet sind, bietet eine robuste Grundstruktur. Diese ermöglicht eine Flexibilität in der Ausbildung eines Wohnungsmixes und gleichzeitig die räumliche Ausbildung gemeinschaftsbildender Nachbarschaften. Das Freiraumkonzept entwickelt eine klare Ablesbarkeit zwischen privaten, halböffentlichen und öffentlichen Bereichen, mit jeweils eigenständigen räumlichen Qualitäten. Der zentrale Dorfplatz erhält durch die Setzung dreier prägnanter Hochpunkte in der Bebauung eine charakteristische städtebauliche Rahmung und Orientierung. Der Bestandsbau der DDC-Factory vermittelt über einen Anbau mit Café zum neuen Quartierzentrum und wird so selbstverständlich in die neue Struktur eingebunden. Sehr nachvollziehbar für die Bildung einer Nachbarschaft ist die Erschließung der Blöcke über die grünen Gemeinschaftshöfe. Hier finden sich auch wohnungsnahe Spielangebote. Die privaten Gartenbereiche schließen sich an die Außenseiten der Blöcke an und werden gefasst von einem öffentlichen Landschaftspark, der verschiedene Funktionen im Übergang zu den angrenzenden Nachbarschaften aufnimmt. Über diesen grünen Rand gelingt eine überzeugende Integration in den bestehenden Stadtund Landschaftraum. Im westlichen Bereich nimmt der Landschaftspark einen Lärmschutzwall zur bestehenden Anlage des Schützenvereins auf, im Nordosten vermittelt das Bild von gärtnerisch genutzten Flächen und Streuobstwiesen zur landwirtschaftlich genutzten Landschaft. Im Südosten bildet ein Platz einen überzeugenden Übergang zwischen dem angrenzenden Bürgerpark und dem sogenannten „Klimaboulevard“. Kritisch wird die Überprogrammierung und die intensive Ausstattung der südlichen Freiraumspange diskutiert. Hinterfragt wird die räumliche Auftaktbildung zum Quartier über die Parkgararge. Die Vermischung zwischen dem Quartiersparken und dem Parkangebot für das Stadion in einem Parkhaus wird als schwierig vereinbar angesehen. Der Freiraum nimmt vielfältige Funktionen auf, die zu einer größeren Klimaresilienz führen. Retentionsflächen sollen Regenwasser zurückhalten und für die Bewässerung eingesetzt werden. Der Dorfplatz wird durch Wasserspiele gekühlt, die aus anfallenden Dachwasser gespeist werden. Fassadenbegrünungen tragen ebenso zur natürlichen Wärmeregulierung bei und setzen gleichzeitig prägnante gestalterische Akzente in der Fassadenabwicklung. Die Struktur lässt einen einfachen Anschluss an das bestehende Fernwärmenetz erwarten, hierzu werden allerdings keine Aussagen getroffen. Zusätzliche Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität wie PV Anlagen oder Speicher- und Pufferlösungen lassen sich integrieren, werden angedeutet, aber nicht näher ausformuliert. Vorgeschlagene zusätzliche Sonderlösungen wie die Ausnutzung von Geothermie werden kritisch betrachtet, da auch ohne diese Zusatzmaßnahmen ein klimafreundliches Quartier umsetzbar sein sollte. Insgesamt zeichnet sich die Arbeit durch ein robustes städtebauliches Grundgerüst aus, welches sich sehr gut in den angrenzenden Stadtraum einfügt und durch überzeugend ausformulierte Bezüge zwischen Blockstruktur und Freiraum identitätsstiftende Nachbarschaften auszubilden vermag. Beurteilung aus Sicht der Umsetzungsmöglichkeit im Wohnungsbau (Phase2): Die gut dimensionierten Höfe haben das Potenzial, eine gelebte Nachbarschaft zu generieren. Der gemeinsame Erschließungshof ist hierfür eine wichtige Voraussetzung. Die Gebäude überzeugen durch ihren vielfältigen und lebendigen Zuschnitt. Sie ermöglichen die Umsetzung durch unterschiedlichste Bauherren - auch in kleineren Parzellierungen - und zeigen gut geschnittene Grundrisse. Inwieweit die schmalen Durchstiche in die Höfe eine optimale Durchlüftung gewährleisten, lässt sich nicht abschließend einschätzen.
Lageplan 1:500

Lageplan 1:500

Schwarz-Grünplan

Schwarz-Grünplan

Nutzungsverteilung

Nutzungsverteilung

Räumliche Darstellung

Räumliche Darstellung

Räumliche Darstellung

Räumliche Darstellung