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Offener Wettbewerb | 08/2021

Freiraumgestaltung Rathaus- und Marx-Engels-Forum in Berlin Mitte

4. Preis

SOWATORINI Landschaft GbR

Landschaftsarchitektur

RB+P Landschaftsarchitektur Bauermann Otto Ludwigs

Landschaftsarchitektur

Leon Giseke

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

KONZEPT
Das Konzept stellt eine sehr intelligente und prozessuale Strategie dar und ein langsamer und wachsender Prozess wird ermöglicht. Man kann sich intellektuell mit dem Entwurf auseinandersetzen - muss es aber nicht! Der Maßstab des Entwurfs ist für die städtebauliche Umgebung und auch für eine Metropole wie Berlin sehr angemessen. Auf den ersten Blick ist der Entwurf vermeintlich politisch nicht korrekt, auf den zweiten Blick jedoch sehr: Er ist sehr offen, frei, transformatorisch, partizipatorisch und nachhaltig im weiteren Sinne und unterschiedlichste temporäre Formate und Veranstaltungen werden möglich sein. Der Entwurf ist sehr verbindend, indem nördlicher und südlicher Bereich zusammengebracht werden. Auch das Rote Rathaus wird in diesem Entwurf stark verbunden mit dem Freiraum, es wird zu einem RathausFORUM. Der Entwurf hat einen sehr demokratischen Ansatz, weil er so viel zulässt.
Die Symmetrie wird nicht aufgegeben oder halbiert/“geteilt“, sondern um 90Grad gedreht: der Blick vom Rathaus auf eine große, freie, demokratische Fläche entsteht und dahinter der Saum/der Waldrand als Horizont zusammen mit den Scheiben-Häusern entlang der Karl-Liebknecht-Straße.

Das Konzept der eindeutigen Aufteilung wird in Preisgericht jedoch sehr kontrovers diskutiert. Auf der einen Seite wirkt die Vision für 2040 sehr überzeugend, weil der Gesamtraum konsequent durchgehend gestaltet ist. Auf der anderen Seite deutet der Entwurf die Bezüge der bestehenden Raumkomposition radikal um und schafft zwei gegensätzliche Freiraumtypen mit sehr unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten. Sowohl der Umgang mit den historischen Bezügen, die Nutzungsqualitäten der Freiflächen als auch die ökologischen Qualitäten der Platzfläche werden strittig diskutiert.

GESTALTUNG
Die Gestaltung ermöglicht dem Ort den nötigen Raum ohne Dekoration. Gestalterisch werden klassische Ingredienzen auf neue Weise interpretiert (eine gewisse Tuillerien-Stimmung ist gegeben). Die Gestaltung ist sehr adaptiv, bespielbar, nicht festgelegt und bleibt flexibel. Der Entwurf hat eine robuste Basis ist aber auch sehr flexibel. Die große Fläche hat das Potential, die dargestellten Grünflächen zu Pocketparks (inkl. entsprechender Nutzungen) zu entwickeln und zu stärken, d.h. das Verhältnis von Belag zu Grün kann optimiert und weiterentwickelt werden.
Das Spreeufer ist sehr selbstverständlich, „entspannt“ und grün gestaltet. Insbesondere als Pendant zum Humboldtforum aber auch hinsichtlich der Blickrichtung zum Dom und zur Museumsinsel ist der Uferbereich gut entworfen. Warum sowohl die steinerne als auch baumbestandene Seite des gesamten Freiraums im Bereich des Ufers grün gestaltet werden, erschließt sich dem Preisgericht nicht.
Die Möbel von Herrn Kühn werden sehr gut als starker Layer über die gesamte Fläche gedacht. Die vorgeschlagenen Pavillons (Boxen) sind zudem als gutes Angebot für die Bespielung und das Managen des Areals hervorzuheben.
Der Denkmal-Aspekt wird vollständig respektiert. Aus Sicht der Denkmalpflege wird der Entwurf dennoch sehr kritisch gesehen.
Die Entwurfshaltung wird kontrovers diskutiert, insbesondere weil grundsätzliche Inhalte der Aufgabenstellung nicht betrachtet wurden wie z.B. die Schaffung eines intimen eigenständigen Raum im Bereich des Marx-Engels-Forums.

REALISIERBARKEIT, WIRTSCHAFTLICHKEIT, NACHHALTIGKEIT
Es ist nur ein geringer Eingriff in Bodendenkmal zu erwarten, da der gesamte Bereich (ausgenommen dem Ufer) nicht abgesenkt wird. Dadurch entstehen auch geringe Kostenrisiken im Bodenmanagement.
Das Regenwasser wird im Bereich der befestigten Betonflächen konsequent in Zisternen gesammelt, um es zu speichern. Im Baumbereich dienen großflächig die sog. Baumrigolen den Starkregenereignissen und der Baumbewässerung
Ortbeton als Material wird insbesondere hinsichtlich Revisionierbarkeit und der Wartungsfugen kritisch betrachtet und auch die großen Flächen aus wassergebundener Wegedecke werden kritisch gesehen (Staubentwicklung).
Trotz der kontroversen Diskussion bietet der Entwurf eine Reihe von Anknüpfungspunkten für eine Weiterentwicklung: Die Proportion im befestigten Bereich müssten zugunsten Grün und Bäumen verbessert werden.
Aus Kümmerer-Boxen müssten präsentere multifunktionale Pavillons entwickelt werden.
Theoretisch lässt sich die offene Fläche auch als überwiegende Rasenfläche denken (dies wäre zu prüfen). Mehr Bestandsbäume sollten erhalten werden, was auch bei diesem Entwurf möglich ist.