modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Studienauftrag | 05/2021

Büroquartier „Friedrich und Karl“ auf dem Druckzentrum-Areal in Köln-Niehl

ein 1. Preis / 1. Rang / Zur Ausführung ausgewählt

Wiel Arets Architects

Architektur

bwp Burggraf + Weber Beratende Ingenieure GmbH

Bauingenieurwesen

merz kley partner

Tragwerksplanung

Lena Wimmer Architects

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

The ensemble of buildings Friedrich and Karl consists of seven rectangular towers. The towers are positioned with different orientation and structure on the property so that different courtyards and roof terraces are created. Six towers are assigned to office use and one tower is used for the mobility hub. All towers are connected by the ground floor ribbon in which all public, general functions are located. The suspended perforated façade, clad with wooden building elements, blends harmoniously into the environment. The triple insulating glazing with aluminium profiles made of recycled aluminium and an external windproof Venetian blind sun protection with wooden slats make an important contribution to energy efficiency. The roof landscapes of the base floors and the pergola can be read as the 5th facade. A high-quality design with intensive greening not only rounds off the external appearance of the building complex, it also results in added value in terms of quality of stay for the users.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit bietet einen auf den ersten Blick überraschenden Lösungsansatz. Die aus dem konstruktiven Holzbau entwickelten Baukörper werden fast spielerisch miteinander verbunden und über einem Sockel zu einer Großform zusammengefasst. Die daraus resultierende Fassung des Stadtraums ist reizvoll. Anstelle einer Blockstruktur gelingt eine eigenständige städtebauliche Gestalt, die auf die besondere Lage reagiert. Die Baukörpergliederung schafft zudem eine gute Durchlüftung des Areals.

Die räumliche Qualität der Freiflächen, die durch die Positionierung der einzelnen Baukörper entsteht, wird kontrovers diskutiert. Die Hofbereiche erscheinen in Teilen als zu eng. Die vorgeschlagenen Dachgärten sind in Teilen ungünstig zu den lauten Flanken der Boltensternstraße und Friedrich-Karl-Straße orientiert, in ihrer Größe jedoch adäquat dimensioniert und gut nutzbar. Die spitzen Winkel der Baukörperstellung werfen zudem genehmigungsrechtliche Fragen auf, die mit der Bauaufsicht zu klären sind, auch wenn daraus sympathische Hofsituationen entstehen. Die großen Gebäudetiefen wirken sich eher ungünstig auf die innenräumliche Qualität und die Flexibilität für unterschiedliche Arbeitsformen aus. Gleichzeitig bietet das Projekt jedoch eine Vielzahl von Arbeitsplätzen von großer Qualität.

Die Nutzungsaufteilung ebenso wie die interne Orientierung im Erdgeschoss kann noch nicht durchweg überzeugen. Insbesondere der Co-Working-Bereich erscheint deutlich überdimensioniert. Der Versuch, die Holzbauweise mit einem Ausdruck urbaner Eleganz zu verknüpfen, wird gewürdigt und sollte weiterentwickelt werden. In der vorgeschlagenen Form bestehen Zweifel an der Umsetzbarkeit der Holzfassade. Der Verglasungsanteil in der Fassade ist sehr hoch und steht im Widerspruch zu den energetischen Zielsetzungen und dem Suffizienzanspruch der Bauherrschaft. Im Innern bietet der Neubau eine unaufgeregte, neutrale, fast konventionelle Atmosphäre, ohne das Holz ganz zu verstecken.

Insgesamt werden die konstruktiven Potentiale des Holzbaus durch die in hohem Maße serielle Struktur des Entwurfs gut genutzt, wenngleich die Kollision der Gebäudegeometrien zu einer erheblichen Zahl von konstruktiven Sondersituationen führt. In wirtschaftlicher Hinsicht liegt die Arbeit im durchschnittlichen Bereich. Die brandschutztechnischen Lösungsansätze für die besonderen Fragestellungen des Bürogebäudes bieten eine gute Grundlage für die Weiterentwicklung, erfordern jedoch punktuelle Nachbesserungen. Der zusammenhängende Gebäudekomplex ist der Gebäudeklasse 5 nach BauO NRW zuzuordnen. Die vorgesehene Bauweise aus Holz mit Hybriddecken macht den Einbau eines Sprinklerschutzes erforderlich. Die Treppen liegen in den jeweiligen Kernbereichen und weisen im Erdgeschoss keine gesicherten Ausgänge ins Freie auf, hier ist eine Überarbeitung erforderlich. Die Brandabschnittsbildung ist aus den vorliegenden Planunterlagen noch nicht erkennbar, wegen der Verschachtelung der (einzelnen) Teilbaukörper ist eine Klärung im weiteren Planungsgeschehen vorzusehen. Die Zugänglichkeit zum Innenbereich für die Feuerwehr ist mittels Gebäudedurchgängen zu verbessern. Rettungswege im Mobilitäts-Hub sind grundlegend zu überarbeiten.

Das Projekt überzeugt durch seinen aus der besonderen Lage und Atmosphäre des Ortes abgeleiteten offenen Entwurfsansatz. Dies gilt nicht nur für die überraschende städtebauliche Lösung. Die vorgeschlagene Struktur erscheint besonders anpassungsfähig für eine passgenaue Weiterentwicklung, ohne dass dabei die Grundgedanken des Projekts in Frage gestellt werden müssen.