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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2021

Erweiterung Grundschule und Umfeld in Freilassing

ein 2. Preis

Preisgeld: 16.500 EUR

Reinhard Bauer Architekten

Architektur

landschaftsentwicklung kroitzsch

Landschaftsarchitektur

Peter Corbishley Modellbau

Modellbau

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser schlägt eine überraschend zurückhaltende Setzung des Baukörpers innerhalb des städtischen Gefüges vor. Der Neubau nimmt sich durch seine respektvollen Abstände zum Bestand angenehm zurück. Trotzdem bilden beide Volumen ein Ensemble. Dem Baudenkmal entsteht keine Konkurrenz. Das neue Schulhaus ist durch eine sowohl nach Norden, als auch nach Süden wirksame plastische Gliederung der Baumasse (Doppelkamm) geprägt ohne dabei seinen einheitlichen Charakter zu verlieren. Somit wird dem Maßstab der direkten Umgebung Rechnung getragen. Die Pausenhofflächen sind zusammenhängend und übersichtlich. Die Durchlässigkeit in den neuen Schulhof vom Georg Wrede-Platz aus wird sehr positiv bewertet. Der Georg-Wrede-Platz bleibt in seiner funktionalen Struktur grundsätzlich erhalten. Durch den Versatz der Baumasse an der Bräuhausstraße entsteht ein neuer städtischer Raum, der den Kirchturm der evangelischen Kirche markant freistellt.

Die klare städtebauliche Figur spiegelt die hohe Funktionalität der inneren Organisation des Gebäudes wider. Durch die versetzt zueinander angeordneten Klassenkuben entstehen spannende innenräumliche Bezüge, Licht und Begegnungsräume, die die gute Orientierung innerhalb des Gebäudes in hohem Maße unterstützen. Das in das östliche Klassenhaus geplante offene Treppenelement, als vertikale Hauptverbindung, ist zwar räumlich gut nachvollziehbar, stört jedoch die klare innere Organisation der Clusterstruktur (Münchner Lernhaus). Sowohl die Lage dieser Treppe, als auch das Flächenangebot der vertikalen Erschließungselemente werden hinsichtlich der Bewegungsabläufe und des hohen Schüleraufkommens kritisiert, ebenso die Unterschreitung von einzelnen Flächen.

Um die im Stadtraum wirkende Baumasse so verträglich wie möglich zu halten, wird das 5. Klassenhaus im Bestand untergebracht. Dieses Klassencluster wirkt auch aufgrund der sehr reduziert baulichen Verbindung zwischen Alt- und Neubau abgekoppelt. Die Verwaltung ist in der Planung zu dezentral organisiert. Beide Obergeschosse werden über außenliegende Fluchtbalkone sowie über die in die Struktur integrierten Außentreppen entfluchtet. Dadurch entstehen im ersten Obergeschoss zusätzliche informelle Pausenflächen auf Außenterrassen, die mit den Stadträumen zum nördlichen Kirchenzentrum und zum südlich angrenzenden Birkenweg hin sehr gut kommunizieren.

Die Verteilung der Funktionen im Erdgeschoss, Aula und Mensa im Osten, der Kindergarten im Westen, ist sehr gut nachvollziehbar. Die den Funktionen klar zugeordneten inneren Lichthöfe verleihen den einzelnen Bereichen zusätzlich eine hohe räumliche Qualität. Allerdings wird der Bereich des Kindergartens hinsichtlich der internen Organisation kritisiert.

Die Außenräume und Zugänge sind sinnvoll und gut nachvollziehbar. Hinsichtlich der vorgeschlagenen Materialität und Gliederung besticht die Arbeit durch ihre Eigenständigkeit und gleichzeitig durch ihre Zurückhaltung. Der vorgeschlagenen Baukörper des Neubaus ist in seiner Kompaktheit wirtschaftlich zu realisieren und aufgrund seiner Bauweise und seiner räumlichen Konzeption nachhaltig.

Die städtebauliche Disposition mit dem sparsamen Fußabdruck des neuen Gebäudes führt zu einem gut mit dem Umfeld vernetzten Freiraumkontinuum und gut auffindbaren Eingangsbereichen sowie überschaubaren zusammenhängenden Pausen- und Spielflächen. Die befestigten Bereiche ermöglichen eine flexible Bespielung, es werden jedoch insgesamt konkretere Aussagen zu Oberflächen und Möblierung (z.B. auch Kita) vermisst. Die Stellplatzanlagen liegen gut positioniert an den Zugangsbereichen, Anlieferung und Kiss&Ride sind ebenfalls stimmig angeordnet. Der Entwurf nimmt große Rücksicht auf den erhaltenswerten Baumbestand. Der Georg-Wrede-Platz wird bestandsorientiert erhalten und bezüglich seines Gevierts nur wenig und bedachtsam überformt. Er behält so auch seine Multifunktionalität und sein Wesen als Eingangsparterre zum Schulgebäude. Der hinzugefügte Laubengang ist ein gut gewähltes Instrument, um die Beschattungssituation und Sitzmöglichkeiten für die Nutzer deutlich zu verbessern. Auslobungsgemäß wird die barrierefreie Anbindung Richtung Saalach nun ermöglicht, wobei auch ein kurzer Stich - eine Treppenanlage mit kleinem Sitzplatz - Richtung Platzmitte geführt wird, um den Georg-Wrede-Platz nicht nur zu tangieren sondern auch direkt anzuknüpfen. Allerdings wird die mangelhafte Einsehbarkeit für den Radverkehr, die der Knick verursacht, nicht wesentlich verbessert.

Auch der Schulwald wird angemessen zurückhaltend behandelt, um seinen aktuellen Charakter zu halten, hierbei bleibt unverständlich, warum ökologisch wertvolles Totholz ausgeräumt werden soll. Wegeführung und Belagarten sind adäquat gewählt, das grüne Klassenzimmer behutsam eingefügt. Der Weg am westlichen Saum erfüllt noch nicht seine verbindende Funktion nach Norden und erfährt zu wenig Beachtung. Die umliegenden Straßenbereiche folgen im wesentlichen den Vorschlägen der Auslobung und stellen eine bessere Übersichtlichkeit und Verkehrsabwicklung dar. Die nötigen Funktionen wie Haltestellen und Stellplätze sind dabei gut situiert. Der Birkenweg könnte zusätzliche Straßenbäume sicher vertragen, zumal der Baumerhalt hier im Unklaren bleibt, und eine Verschattung des Straßenraums insbesondere hier positiv zum Mikroklima an der neuen Schule beitragen kann. Die Aufpflasterung in der Schulstraße als deutlich markierter Bereich, in dem Fußgänger und Schulverkehr vorrangig behandelt werden, wird positiv bewertet, zumal sie auch eine Verbindung zum Schulwald herstellt.
von Osten

von Osten

Lageplan

Lageplan

vom Birkenweg

vom Birkenweg